Soo, nun bin ich wohl an der Reihe mal zu berichten wie es denn war, als Gaststarter im Hyosung GT 650 Cup 2006 in Oschersleben. Soviel mal vorweg:
Es hat riesig Spaß gemacht mit den Jungs von Hyosung und all den Anderen vor Ort
Aber nun der Reihe nach. Da ich als Gaststarter nicht vom Trainingsverbot eine Woche vor dem Event betroffen war, nutzte ich die Gelegenheit am Vatertag für eine Trainingsveranstaltung von Shell Racing Academy, wie immer prima organisiert von Ralf Bohnhorst. Das erste mal mit meiner Honda in OSL; und das gleich bei Sauwetter. Also fix die Ostern am Pann angefahrenen Regenreifen drauf und einige Runden gedreht. Da lief aber irgendwie nix so richtig zusammen, Brems-, Schalt- und Einlenkpunkte stimmten mit denen meiner 750’er Kawa nun mal gar nicht überein. Diese bei Regen neu zu definieren viel mir etwas schwer, hinzu kam, ich hatte ja einen (oder vielmehr 2) Aufträge für das Wochenende. Nachmittags klärte es dann auf, so dass ich die Trockenreifen drauftun konnte. Dann lief es zumindest etwas runder, allerdings stand kein IR-Sender auf der Boxenmauer, so dass ich keine Zeiten habe, Mist. Zum Ende der Veranstaltung flux die Klamotten zusammen gesucht und die Box 10 für die anrückende IDM-Meute geräumt und auf zur Box 5, wo der Snoopy gerade aufschlug.
Kirsten, meine bessere Hälfte, und ich hatten die Vertretung von Jochen und Maria als „Catering-Beauftragte“ für das „Shell Advance Racing Team Rein“ übernommen. Und ganz nebenbei wollte ich ja als Gaststarter im Hyosung GT 650 Cup an den Start.
So dackelte ich Abends zu Andreas Woditsch und Axel Kuhn von Hyosung, um ich a) vorzustellen, b) um das Motorrad in den Empfang zu nehmen und um c) letzte Details zu klären.
Ich wurde sogleich herzlich aufgenommen und den Mannen (und Frauen) der Orga-Truppe vorgestellt. Klasse, hier fühl ich mich wohl, das wird ein Spaß !
Nach diesem Part ging es dann zum Einsatzgerät für das Wochenende und den zuständigen Mechanikern, die ich hoffte, möglichst wenig in Anspruch nehmen zu müssen….). Wir kamen überein, dass wir es angehen wollen und den Freitag zum freien Training nutzen zu wollen und verabredeten uns für den nächsten Tag bei der Rennleitung zur Einschreibung/Nennung und den organisatorischen Kram. Dieser wurde dann zügig gemeinsam angegangen und abgearbeitet. Da es für mich der erste Start bei einer derartigen Veranstaltung war und ich zudem noch eine Tageslizenz benötigt habe, war ich froh, so direkt betreut zu werden. Auch von dieser Stelle nochmals vielen Dank an Andreas !
Dann raus zum ersten Training auf der Hyosung. Ich war vielleicht gespannt, was mich erwartet…… Beim Rangieren mit der Hyosung schwante mir nix Gutes, über 200 KG Trockengewicht machen sich da schon bemerkbar. Aber, als der Motor das erste beherzte Brummen von sich gab und aus dem Auspuff das grollen der 2 Zylinder erklang und sich die Fuhre in Gang setzte, viel das Gewicht kaum mehr auf. Also, ab auf die Strecke und mal reinschnuppern und gucken was geht. Vorsichtshalber hatte ich mal keinen Transponder montiert und wollte einfach nur mal einrollen und kennen lernen. Nach zwei bis drei Runden gewann ich erstes Vertrauen in das für mich noch völlig neue Motorrad. Es lenkte erstaunlich willig in die Kurven ein und lag vom Fahrwerk einigermaßen stabil (nur gut, das Andreas, der das Motorrad in HH selber gefahren hatte, auch in der Klasse 95 kg (+) kämpft, so wie ich

. Lediglich der Stahlrahmen gab hier und da spürbar nach und verwund sich merklich und brachte Unruhe in das Motorrad. Ungewohnt war auch, dass man das Gas am Scheitel der Kurve aufziehen konnte. Das kannte ich so nicht und hab hier viele viele Sekunden verschenkt. Aber bitte, gerne geschehen, es war mir ein vergnügen.

So in der Art brachte ich dann auch das 2. freie Training hinter mich.
Samstag begann dann sogleich um 8:00 Uhr mit dem ersten Quali. Mein Gott, ist das früh !!! Es waren so gefühlte – 4 Grad Luft- und Asphalttemperatur, die in real nur deshalb bei + 6 Grad lagen weil der Regen Luft und Asphalt entsprechend aufheizte, brrrrrrrr
Egal, es galt sich nicht zu blamieren und vor allem, nicht zu stürzen. Leider hatte das Motorrad einige Probleme, genau wie der Fahrer (jaja, wir passten schon gut zueinander). So hatte ich einige Zündaussetzer, eine nachlassende Bremse und zum Ende kaum noch Kupplung, hier hatte sich aber nur die Rändelschraube gelöst….. Auch bei der Zündung war es nur ein losvibriertes Kabel….. Dann wurde das Training wegen Stürzen unterbrochen und ich musste in die Box bzw. ins Fahrerlager. Der Blick auf die Uhr zeigte, dass nur noch 9 Min Übrig waren und so beschloss ich, mein Zeitraining zu beenden. Ein Fehler wie sich herausstellte. So lag ich bei Abbruch noch in den Top 10 und wurde dann zum Schluss noch auf Platz 23 durchgereicht. Shit ! Aber, meine Stunde kam dann im 2. Quali at high noon !
Hier gelang es mir auf abtrocknender Strecke, einen 17. Startplatz heraus zu fahren, 4 Plätze vor Mari, die genau eine Reihe hinter mir stand. Wunderbar, ziemlich genau in der Mitte des Starterfeldes und noch vor Mari,

was wollte ich mehr. Das Grinsen aus dem Gesicht hatte man mir ab diesem Zeitpunkt schon aus dem Gesicht meißeln müssen. Irgendwer meinte, ich hätte glück, das ich Ohren hätte, sonst würde ich wohl im Kreis grinsen.
Dann der große showdown zum Start um 17.00 Uhr irgendwas, Gott war ich aufgeregt ! Nur nicht stürzen in der Aufwärmrunde und gar auf dem Weg in die Startaufstellung. Dann in der Startaufstellung…… mein Gott, war das geil ! So fühlt sich das also auf einer richtigen Veranstaltung an, aha, schluck !
Dann wedelte der Mann mit der roten Fahnen durch das Feld und wir fuhren los auf die 2 Einführungsrunden. Der erste Startversuch ging schon mal voll in die Hose, fuck, das muss aber besser werden gleich ! Aber das ist ja man gar nicht soo leicht bei regennasser Fahrbahn.
Dann der Start ! Der gefühlte Puls lag irgendwo auf Drehzahlniveau, ich musste aufpassen, das Atmen nicht zu vergessen. Dann sprang die Ampel auf grün und….
….nix tat sich, jedenfalls bei mir. Anders bei den Anderen, die zogen nämlich an mir vorbei, FU**. Nächstes mal leg ich den ersten Gang ein, versprochen.
Dann der Meute hinterher, auf die erste Kurve und gleich mal 3 Frühbremser wieder geschnappt. Dann hing ich aber in der Hotelkurve innen und kam nicht vorbei, mist, hätte wohl schneller gekonnt, dann eben auf die Hasselröder zu, wieder 2 (oder waren es abermals 3??) egal. Weiter, und bloß daran denken, dass die Straße nass ist – nicht hinfallen, auch nicht in der ersten Rennrunde bitte, schließlich galt es, alle 14 Runden zu überstehen. Zur Einfahrt ins tripple dann wieder einen und den nächsten vor der Schikane. Langsam kam ich voran. Dann, ende der Gegengeraden erkannte ich Mari und hoffte, sie hätte einige Plätze gutgemacht beim Start und diesen nicht ebenfalls versemmelt. Ende Shell-S, bzw. zum Eingang der ersten Rechts zeigte ich ihr dann erstmals mein Vorderrad… aber Mari hielt gegen. Eingangs Zielgerade kam Mari wie tags zuvor auch, deutlich besser raus als ich (Ich streite hiermit entschieden ab, dass das an den 50 KG Gewichtsunterschied liegen könnte, die uns trennen). Ende Start/Ziel bremste ich mich erneut heran und fuhr neben sie – aber sie blieb trotzig und hielt abermals gegen. Man Man Man, immer diese Gegenwehr. Dann fasste ich mir in der folgenden Rechts ein Herz und fuhr auf die pitschenasse Außenbahn, denn die vor Mari liegenden fuhren arg langsam ganz innen auf den Curbs. Und siehe da, die Fuhre rutschte zwar sanft über beide Räder, was mir den Schweiß auf die Stirn trieb, blieb aber artig und fuhr außen an 3 Jungs und einem Mädel vorbei, was ein Spaß ! Mari blieb auf den Innenbahn im Verkehr stecken und konnte weder kontern noch folgen. So baute ich einen schönen Vorsprung auf und fuhr auf weitere Fahrer in den nächsten Runden auf, von denen ich mir dann nochmals 4 schnappen konnte. Leider verschätze ich mich Ende Start/Ziel bei einem Überholversuch derart heftig, dass ich beschloss, etwas Schwung und Geschwindigkeit heraus zu nehmen. So kamen dann 2 schnellere von hinten wieder vorbei. Ich leistete kaum Gegenwehr und der Blick nach hinten zeigte mir, dass ich ausreichend Vorsprung vor meinen Verfolgern hatte, auch Mari war nicht in Sicht.
Dann die finale Runde, abermals ging mein Grinsen fast im Kreis. Dann kam sie, die erlösende karierte Flagge. Überglücklich (und auch stolz) wurde ich als 15. und damit in den Punkten abgewunken ! Herrlich, was ein Spaß ! Mari kam zwei Plätze hinter mir in Ziel und erbte (wegen 2 Gaststartern vor ihr) den einen Punkt von mir, den ich ihr herzlich gönne.
Abends auf der Polesetter-Party haben wir diesen Erfolg dann gebührend gefeiert. In Ermangelung von Korea, Havanna und vergleichbaren Köstlichkeiten, griffen wir auf Jägermeister zurück, was sich als Fatal herausstellen sollte, gell Mari, Horst, Marco, ……. ???

Gut das ich Kirsten dabei hatte, die mich dann irgendwie zu unserem Nachtlager geführt hat, allein hätt ich das nieeee im Leben gefunden.
Am Sonntag folgten dann die Hauptrennen, die ich als Zuschauer verfolgte.
Alles in allem ein wahnsinnig gelungenes Wochenende und das Wissen, dass man mit einer relativ schweren und schwach motorisierten Hyosung auf Straßenreifen selbst bei Regen enormes Rennfeeling erleben bzw. erfahren kann. Das ist Racing pur, dafür braucht es weder 1.000 ccm noch > 100 PS noch eine Millionen EUR, das geht auch so.
Ein toll organisierter Cup mit netten Leuten bei der Orga und bei den Fahrern; mit schnellen Jungs und Mädels, die mit relativ geringem finanziellen Einsatz und umso mehr Herzblut bei der Sache sind. Toll !“ Einfach Toll, dass ich das miterleben durfte. DANKE !
Ich kann nur jedem empfehlen, so etwas auch einmal anzugehen. Das Feeling in diesem Rahmen ist ein völlig anderes als ich es bei allen bisher besuchten Hobby-Rennveranstaltungen zuvor erlebt habe. Eine völlig neue Erfahrung, die mich schwer (und ich fürchte auch nachhaltig) beeindruckt hat.
Beste Grüße
Manfred