Der Ricola-Kauer muss auch mal:
… doch bevor sein immer noch leicht mit Blut besudelter Schädel ihm eine Lösung für dieses Rätsel präsentieren konnte, ging abermals das Licht aus. Es war blitzartig mucksmäuschenstill und nur ein leichter Windstoss wob durch das Haus. Ein unheimliches Flüstern drang aus dem Kuhschädel, kaum wahrnehmbar:
„Dance with the dead in my dreams
Listen to their hollowed screams
The dead have taken my soul
Temptation’s lost all control”
Dem Dude ging die Muffe, Nico erging es keinen Deut besser. Der Wind änderte seine Klangfarbe Richtung unangenehm.
“Hör auf, Bundy!” bettelte Nico den Kuhschädelträger an. Er gab sich grosse Mühe, die Augen an die Dunkelheit anzupassen und versuchte dabei vorsichtig, auf Bundy zuzugehen. Er hoffte insgeheim, dass, wenn er Bundy zu fassen kriegen würde, er diesen zum Schweigen bringen könnte. Erneut fegte ein feiner Windstoss durch die Räume und liess Dude und Nico frösteln, obwohl Nicos Wohnung hervorragend geheizt war.
Dude stürzte mittlerweile seine beiden Hände in die Gesässtaschen seiner Köhler-501-Levis und machte sich auf die Suche nach seinem Feuerzeug.
„Inert flesh
A bloody tomb
A decorated splatter brightens the room
An execution a sadist ritual
Mad intervals of mind residuals”
Die tote Kuh erhob wieder kaum hörbar ihre Stimme...
Dude hatte endlich sein Feuerzeug gefunden und probierte sofort, dem Gasspeicher eine Flamme zu entlocken. Das war ja nicht zum Aushalten! Doch das Feuerzeug versagte seinen Dienst. Zitternd versuchte Dude in der Dunkelheit Nicos Hand zu erfassen. Nach ein paar fehlgeschlagenen Versuchen fand er sein Ziel und Nico war die Berührung keineswegs unangenehm.
Da ging die Haustür auf, Licht durchflutete den Raum und Hajo, der alte Schwede betrat Nicos hauseigene Muckibude. Sein Willkommensgruss blieb ihm im Hals stecken, als er Dude und Nico händchenhaltend erblickte. Er musterte sie einige Sekunden misstrauisch und zog daraufhin eine Augenbraue (es war die rechte) nach oben. Als er glaubte, die Situation erkannt zu haben, kamen ihm die einzigen Worte in den Sinn, die ihm eine Rettung aus dieser peinlichen Situation ermöglichen würden:
„Sheit, ich muss noch meinen Anzug aus der Reinigung holen!“ Schnurstracks wendete er seine 1960 mm und befahl seinen Beinen Kraftschluss. Weil noch Pirellireste aus 2004er Produktion an seinen Sohlen klebte, rutschte er beinahe auf Nicos immer noch leicht rosa schimmerndem Blutfleck aus.
Nico erkannte die heikle Situation als erster (der beiden…) und brach das unangenehme Schweigen: „Du bist nicht Jacqueline!!“ – „Und du bist auch nicht Dörte!!“ warf ihm Dude entgegen. „Wer ist Dörte?“ wollte Nico, der schon immer ein kleiner Naseweis war, wissen. Dude befreite sich erst aus dem Nicolaischen Kraftgriff und meinte dann beiläufig: „Das ist meine Alte, du Pfeife!“
Auf diesen Schreck beschlossen die beiden, ein Bier zu trinken. Nico öffnete seinen riesigen Kühlschrank und erkannte mit Schrecken, dass sich nur Mineralwasser und Eiweisspräparate darin befanden. Er spürte ein leichtes Ziehen in seiner Blase. Er wusste genau, dass Dude Mineralwasser verabscheute. Es blieb ihm aber dennoch nichts anderes übrig, als zwei Kriminalwasser zu mixen.
Dude hatte mittlerweile auf dem gigantösen Stubensofa Platz genommen (es war weiss…) und schnappte sich ein rosafarbenes Kissen. Darunter glaubte er, eine 25 kg-Hantel zu erkennen. „Fehlt nur noch der Penisring…“ dachte er bei sich und lächelte wie vor 20 Jahren, als er noch knuffig aussah.
Plötzlich schoss es ihm durch den Kopf: Wo zur Hölle war eigentlich Bundy?!
Bevor er überhaupt diese nicht ganz nebensächliche Frage an Nico richten konnte, ging schon wieder die Tür auf. Es war wiederum Hajo aus Malmö mit dunkel getönter Sonnenbrille.
„Sorry Leute, aber eure Hackbrett-faces kann ich nur durch diese Mac-Hajo-Gläser ertragen! Dafür hab’ ich mir neue Schuhe geholt.“ und er zeigte dabei gutgelaunt mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf seine neuste Errungenschaft.
„Hach, ich ejakuliere!“ meinte daraufhin la Nico, ääh, Nicola begeistert.
„Wie?“ unterbrach in Dude in seiner Hysterie. „Ohne Klimmzüge?“ Er erntete fürchterliche Blicke…
„Nein, Mann, das sind meine Traumpumps!“
[Eine klitzekleine bildliche Unterbrechung:]
„Die habe ich gestern vom Teilemichel ersteigert, der Junge ist echt cool!“
Bevor die lustige Runde fortgesetzt werden konnte, klingelte es freudig an der Tür. La Nico ergriff die Gelegenheit beim Schopf und öffnete die Tür naturgemäss schwungvoll. Als er geradeaus schaute erkannte er niemanden. Erst als er seinen Blick um 45 Grad nach unten neigte, erkannte er einen netten Menschling.
„Hi Volker [Blumenthal

]! Alles klar da unten?“ – Volker schien leicht erstaunt über Nicos wahre Körpergrösse zu sein.
„Ich möchte nur ungern stören, lieber Nico, aber dürfte ich mich wohl erdreisten, dich und deine werte Sippschaft um einen Gefallen zu bitten?“ – „Schiess los!“ – „Hm, es tut mir sehr leid, lieber Nico, aber ich bin zurzeit nicht im Besitz eines geeigneten Schiesseisens, um deiner Aufforderung nachkommen zu können! Stattdessen wollte ich ein Spiel vorschlagen...“ Dabei sah Volker leicht betreten zur Seite. „Um welches Spiel handelt es sich denn?“ fragte ein sichtlich erregter Nico. Er war eben schon immer verspielt gewesen… Volker entgegnete daraufhin ohne la Nico anzuschauen: „Völkerball!“
Nico konnte es kaum noch halten, wiederum spürte er dieses Ziehen in der Blase...
„Du meinst wohl Volkerball!!“ schrie er schallend aus seiner Wohnung, dass es noch bis ins Allgäu zu hören war. Seine Blase verabschiedete sich geräuschlos und endgültig.
Hinter ihnen auf der Strasse war auf einmal ein unangenehmes Schleifgeräusch zu hören und Blumenthal, la Nico, Dude und Hajo spähten zum Ort des Geschehens. Ohne Zweifel erkannten sie dabei…
"Wir wissen zwar nicht, wo es langgeht, aber dafür bewegen wir uns mit Höchstgeschwindigkeit." Dussel Duck, Entenhausen 1983