Ich brech hier echt ab ... habs mir lange verkniffen was dazu zu schreiben, weil es ja eigentlich mehr als traurig ist was euch passiert ist, aber ich bewunder euch, das ihr dem Antizynd so offen ins Gesicht lacht und euch nicht unterkriegen lasst. RESPEKT!
90km/h fuer 700km macht in unserem Falle ohne Pause 8 Stunden Fahrt bis nach Hause. So hatte ich lange genug Zeit über unsere Saison 2009 nachzudenken.
War es das Ganze überhaupt wert so viel Zeit und Geld zu investieren ? Nach ungefähr 5 Sek nachdenken wusste ich : Ja ! Denn jetzt aufgeben kam nicht in Frage ! Ausserdem soll man keine Entscheidungen in Momenten tiefst aufgewühlter Emotionalität fällen.
Also mussten wir den Kampf aufnehmen. Nur gegen wen ? Gegen den Antyzünd ?? War es überhaupt der Antyzünd der gegen uns spielte ? In mir kroch das unbehagliche Gefühl auf dass vielleicht doch die Wiesel an allem Schuld seien. Sollten die 2 Trunkenbolde in meinem Kofferraum tatsächlich so bösartig sein ?
Und so begann ich meinen Feind zu analysieren. Vielleicht wird sich doch noch eine Schwachstelle offenbaren !
Nach einigen Recherchen wusste ich folgendes :
Wiesel leben in der Regel einzelgängerisch und sind vorwiegend dämmerungs- oder nachtaktiv ( also wusste ich schonmal wann genau sie operierten ) Sie sind geschickte, agressive Jäger, die oft Beutetiere reissen die so gross oder sogar noch groesser sind…..Hmm waren die wirklich mit meinen 2 geselligen party- und motorsportbegeisterten Alkoholikern verwandt ?? Ich grübelte weiter und plötzlich fiel mir wieder eine alte Kriegslist ein : Wenn du einen Feind nicht besiegen kannst, dann verbünde dich mit ihm !
Das wäre auch noch eine Alternative die mir noch ganz andere Möglichkeiten eröffnete….
Doch wieder zurück zur Autobahn wo wir immer noch mit 90km/h weiterschlichen. Da wir sonst kein Defekt feststellen konnten tippte ich mal auf defekten Turbo. Kostet ja auch bloss 1000eur… Irgendwann kamen wir dann auch zu Hause an. Ja ! Wir kamen zu Hause an ! Dies war schon fast ein Sieg, ein fast vergessengeglaubtes Erfolgserlebnis.
Am nächsten Tag fuhr ich mit meinem kranken Ross zu meinem Mechaniker. Eine grössere Aenderung im Management der Konzerthalle stand auf dem Programm. Die letzten angeheuerten Bands spielten einfach nur Scheisse. Was ja auch ziemlich normal war denn der Motor kam von Thomas Anders.
So stand erstmal ein Casting auf dem Programm um die faulen Bands auszusortieren. Doch bevor es losging wurde die komplette Konzerthalle inspiziert. Angefangen bei den Deckenlampen. Diese waren jedoch ok, so ging die Suche weiter. Jetzt war die Nebelmaschine dran. Hatten ihre Ventile das korrekte Spiel um im Takt den Nebel über der Tanzfläche zu versprühen ? Doch auch hier schien alles in Ordnung.
Jetzt waren die Tanzflächen der Kolben dran. Da wir nicht das ganze Dach der Halle abmontieren wollten wurde halt eine Kamera durch die Oeffnungen der Deckenlampen heruntergelassen. Doch auch hier ein astreines Bild, keine leeren Ventilkappen, keine betrunkenen Wiesel lagen in irgendeiner Ecke.
So blieb nur noch zu testen ob die Konzerthalle auch die nötige Kompression hatte um die Menge zum Toben zu bringen. Doch auch hier zeichnete sich ein astreines Bild ab. So langsam begann ich schon an mir selbst zu zweifeln.
In der Ecke kicherte es wieder und ich sah wie sich die beiden Wiesel aus Altöl, Kühlflüssigkeit und alter Bremsflüssigkeit einen Long-Island-Ice-Tea mixten. Hierzu hatten sie einen alten Oelfilter als Shaker umfunktioniert. An den Glasrändern bestehend aus Deckeln von Kettenspraydosen hingen Slidepads als Zitronenersatz und Bremsleitungen fungierten als Strohhalme. Sie waren gerade auf der Suche nach einem Ersatz fuer die Eiswürfel als es mir reichte. Ich schnappte mir den ersten den ich erwischen konnte und nahm ihn in den Schwitzkasten. « Was zum Teufel habt ihr Säcke wieder kaputtgemacht » er japste nach Luft und zeigte auf die Batterie.
Plötzlich stutzte mein Mechaniker. Die gerade neu eingebaute Batterie schien ihren Geist auch aufzugeben. Wie war das denn möglich ? In kürzester Zeit 3 Batterien kaputt ? Da war irgendetwas faul…
Mein Mechaniker befahl mir den Starterknopf zu drücken sssssssssssssrrrsrsrsrsrsrsrsrsrsrssr…… nach 6-7 Pirouetten der Kurbelwelle kam das Ganze ins Stocken und drehte sich immer schwerer, und das ohne Deckenbeleuchtung !!! Nachdem wir auch noch einen Orthopäden zu Hilfe genommen hatten stand fest. Lagerspiel der Kurbelwelle passt nicht bedingt dadurch dass sich das Gehäuse beim Rumschweissen an der Motornummer verzogen hatte ! Der Anlasser schaffte es nichtmal den Motor ohne Zündkerzen zu drehen !
Ich freute mich immer mehr auf ein Wiedersehen mit Thomas Anders !! Mein Mechaniker beschloss dem netten Herrn gleich mal anzurufen. Meine Laune hatte ihren bisherigen Tiefpunkt erreicht..
Doch Thomas Anders ging sogar gleich ans Telefon und erklärte sich ohne grosse Umschweife bereit meinen defekten Motor einzutauschen. Er könne am Mittwoch einen Ersatzmotor besorgen. So langsam keimte wieder Hoffnung in mir auf.
Mittwochabends kommt der Motor, Donnerstags einbauen und dann gleich ab nach Oschersleben. Klang eigentlich ganz vertraut denn normalerweise werden unsere Motorräder immer erst in letzter Sekunde fertig.
So machte ich mich mit dem Gefühl nach Hause dass alles in Ordnung kommen würde und dem Fight in Oschersleben nichts mehr im Wege steht. An ein Gespräch mit den beiden Wieseln war nicht zu denken da diese nach ihren Supersport-Cocktails wieder im Koma lagen.
Ach ja der 90km/h Begrenzer meines Autos erwies sich Gott sei Dank als defekter Luftmengenmesser. Es schien wieder bergauf zu gehen… Doch ich sollte mich wieder irren…
ich habe gerade die letzten drei Berichte verschlungen und muss sagen ganz grosses Kino! Sehr, sehr unterhaltsam geschrieben!
Um so mehr leide ich mit Dir und bewundere die Geduld sowie das Durchhaltevermögen das Du hast.
Ich hoffe es nimmt dann doch noch eine gute Wendung, meine Daumen sind gedrückt.
Wir wurden nackt, hungrig und frierend geboren und dann wurde alles nur noch schlimmer