Ging schneller als erwartet
Part 4b – der langsamste Porsche weltweit…
Zeit fürs Rennen! Überall liefen die Vorbereitungen. Ich denke, es war keine schlechte Idee, wegen der Sicherheit den Start mit laufendem Motor durchzuziehen. Als mir Ivo auf der Start/Ziel das Motorrad übergab, klopften wir uns noch einmal ab und wünschten uns ein cooles Rennen.
Start!
Zugegebenermassen sah der Fuss-Sprint der meisten aus, als wären sie behäbige Landschildkröten statt Antilopen. Ganz im Gegensatz zu Ivo, der bereits zu Fuss Boden gutmachte und sehr früh auf dem Motorrad sass. Warum er aber zuerst den zweiten Gang statt den ersten einlegte, werden wir wohl nie erfahren.

Als der erste Gang sich schlussendlich doch noch eingefunden hatte, heulte die CBR drehzahlmässig auf und machte sich mit Gebrüll von dannen. Nach der ersten Runde war Ivo von 35 auf 15 vorgefahren. Noch Fragen? Ich sage es ja, der Typ frisst noch vor dem Frühstück, wenn keiner hinsieht, kiloweise rohes Fleisch…
Semy blieb an der Boxenmauer, um mir das Zeichen geben zu können, wenn Ivo sein Beinchen heben und reindüsen würde. Ich hatte gar nicht auf die Uhr geschaut, als Semy plötzlich winkte. Semy entfernte die Heizdecken, währenddem ich Helm und Handschuhe montierte. Wir standen bereit als Ivo angefahren kam und Semy wechselte den Transponder. Box Nr. 1 war in diesem Fall ein nicht zu verachtender Vorteil, da es für uns schwierig war, die Box zu verfehlen

Jedenfalls fuhr ich raus und zog meine Bahnen. Plötzlich überall gelb auf der gesamten Piste. In Turn 15 lag ein Motorrad und der Fahrer kniete am Boden, als hätte er Probleme mit dem Atmen. Kurz darauf kam der Rettungswagen auf die Piste. Ein Porsche als Safety Car sammelte alle Aufzünder ein, bis sich eine schöne Perlenschnur gebildet hatte. Allerdings verstehe ich nicht, warum man ein fixes Auto als Safety Car hernimmt, um dann mit maximal 60 oder 70 km/h um den gesamten Kurs zu prügeln. Insbesondere wenn der Rettungswagen nicht mehr unterwegs, sondern bereits beim Verunfallten angelangt ist? Jedenfalls ging das mindestens sechs oder sieben Runden lang so und mit meinen Reifen hätte ich mittlerweile bestimmt auch ein Tässchen Korea runtertemperieren können… Auf Start/Ziel konnte man gemütlich jedem zuwinken oder sich an anderen Stellen auf Dinge achten, die einem normalerweise nicht so auffallen. So zum Beispiel in Turn 4, dort hatte eine Weinbergschnecke eine nicht gerade dezente Schleimspur hinterlassen. Ich wollte dies eine Runde später noch einmal genauer inspizieren, aber der Porsche zog es gerade in dem Moment vor, die Piste zu verlassen. Na dann eben nicht

Granate fuhr sich bereits um Welten besser, aber Grip hatte ich dennoch kaum, obwohl die hintere Pelle so gut wie neu war. War es doch kein Zufall gewesen, dass rechts ein Angststreifen vorhanden war? War der Reifen von Beginn weg nicht zu gebrauchen gewesen? Was hatte der Vorbesitzer damit wohl getrieben? Dafür war jetzt aber keine Zeit und ich versuchte, das Beste daraus zu machen. Aber ich denke, dass auch die Piste nicht gerade in ihrem Topzustand war. Speziell in Turn 7 rührte es ziemlich an der Vorderhand – und das obwohl ich die ganze Zeit mit sehr wenig Schräglage unterwegs war, weil das Vertrauen noch nicht wirklich zurückgekehrt war. Aber es ging zumindest besser, als bis anhin. Mit Ivos CBR war das jedoch immer noch nicht zu vergleichen.

Ich gab meiner Crew das Zeichen und gab mir beim Reinfahren in die Boxeneinfahrt Mühe, nicht zuviel Zeit bis zur wirklichen Boxengasse zu verlieren. Die Jungs standen bereit und Ivo wechselte den Transponder. Das ging ziemlich flott und ich fand es cool, mit diesen Jungs gemeinsam ein Rennen zu bestreiten. Aber wo war mein Freund Kühlschrank? Auch jetzt am Abend drückte die Sonne immer noch gehörig auf die Tube und ich wollte mir ein Schlückchen Wasser abholen. Ich hatte die Flasche noch in der Hand, als ich Flisi ein Zeichen machen sah. Pesche, der zusammen mit Stefu das Rennen fuhr, stand in kurzen Hosen vor der Box und entgegnete mit eindeutiger Miene:“I fahrä nümmä!“ Ohhhhh…
Flisi lachte und sagte, dass das dem Stefu aber nicht so gefallen werde und blickte zu mir. Ich ahnte schon, was kommen würde. „Chumm Mäddie, fahr doch du für ihn, goht jo um nüd…“ Ich war zwar noch leicht ausser Atem, aber ich wollte ja kein Spielverderber sein und war dabei. Ich gab Flisi einen heissen Tip, wie man den Transponder bei mir am besten verstauen würde, da er mit den Unpässlichkeiten meines Transponder-Halters nicht so vertraut war, als Stefu bereits angerauscht kam. Flisi wechselte mit flinker Hand den Transponder und gab mir das Zeichen zur Losfahrt.
In der Boxengasse sortierte ich kurz meine Gräten und positionierte meine Handschuhe, damit sie nicht so zwicken würden. Dass ich die Ohrenstöpsel vergessen hatte, merkte ich beim erstmaligen Überschreiten von 8000 U/min, juhui... Der folgende Turn ging dennoch erstaunlich gut, aber man merkte schön den Unterschied zu vorhin zwischen fast leerem und vollem Tank. Dass ich hinten kein Gefühl für den Grip entwickeln konnte, blieb aber natürlich auch jetzt noch. In Rechtskurven hatte ich immer das Gefühl, dass mir das Motorrad ab einer bestimmten Schräglage reinkippt. Ich blieb solange draussen, wie es für mich ging und gab anschliessend das Zeichen. Ich sah zwar die gesamte Crew an der Boxenmauer stehen, aber niemand hatte mein Zeichen quittiert. Naja, wird schon schiefgehen. Ich kam reingesegelt und natürlich war keine Sau bereit

Stefu machte sich dann schliesslich doch noch startklar. Eine gefühlte halbe Stunde später griff er wieder mit seiner 750er ins Geschehen ein. Währenddessen drehte Ivo seine Runden und ich fragte Semy, wieviele Runden er mit seinem Gefährt drehen konnte. Idealerweise würde er den letzten Turn für uns zünden, da er bestimmt noch frischer war als ich. Ich dagegen würde den letzten für Team 2 fahren, da ich befürchtete, dass Stefu nicht bis zur Zielflagge draussen bleiben konnte. Semy drückte soviel Sprit wie möglich in seinen winzigen Tank und ich hoffte, dass Ivo möglichst lange draussen bleiben würde.
Ivo gab das Zeichen und kam rein. Ich schmiss Semy den Transponder ans Möpp und half ihm, möglichst kupplungsschonend losfahren zu können. Das war jedoch nicht sehr einfach, da sein ursprüngliches Gfk-Heck nun nur noch aus Racetape und etwas Moosgummi bestand. Ich war mir dafür ziemlich sicher, dass Semy durchfahren konnte. Ivo berichtete inzwischen, dass er beim Beinchen zeigen scheinbar einen kleinen Krampf hatte und Mühe bekundete, den Fuss wieder auf die Raste zu kriegen. Die darauf folgenden Kurven waren scheinbar von der etwas unterhaltsameren Sorte gewesen.
Eine Viertelstunde vor Schluss wurde mir Bescheid gesagt, dass ich doch nochmal rausfahren dürfte und ich fuhr somit den Schlussturn für Team Nr. 2. In der letzten Runde hatte es dann tatsächlich noch einen Sturz gegeben, gute Besserung dem Verunfallten – sah fies aus!
In der Auslaufrunde sah ich mich gezwungen, das erste richtige Wheelie mit Granate in Ungarn zu zelebrieren und wollte die Wheeliekuppe schön mitnehmen. Naja, der Versuch ging mal richtig in die Hose, püüüüh war das peinlich. Diesen Lapsus konnte ich aber eine Kurve später dank kräftiger Hilfe der Kupplung wieder ausmerzen. Wäre ja noch schöner, wenn ich das so belassen hätte…
Wieder zurück in der Boxengasse sah ich nur noch qualmende Reifen und hörte Gelächter und Freudenschreie. Ich erntete haufenweise Schulterklopfer und war froh, Bestandteil dieser verrückten Truppe zu sein. Jedenfalls war ich ziemlich platt, aber froh, es probiert zu haben. Hat definitiv Spass gemacht und wir waren auf 14 gelandet.
Obwohl ich noch nicht einmal den Helm abgezogen hatte, drückte mir bereits jemand eine Hülse in die Finger. Das ging ja gut los. Überall sprudelte es Wörter aus den Mündern der Piloten, die von ihren scheinbar unglaublichen Erlebnissen berichteten und irgendwie hingen sich alle in den Armen. Ich wollte eigentlich noch die Sache mit der Schleimspur in Turn 4 zum Besten geben, liess es aber doch bleiben. Da gab es wichtigeres!
Ich erinnerte mich noch an Langmähne, der mir zusammen mit Buffi heute mein Aufzündleben gerettet hatte, schnappte mir zwei Dosen und lief die letzten 200 m der heutigen Wanderung ab. Der Stickstoff-Mann war gerade dabei abzuhauen als ich ihm die beiden Dosen hinstreckte. „Das kann ich jetzt gut gebrauchen.“ waren seine weise gewählten Worte und fast der gesamte Inhalt von Nummer eins verschwand auf dem üblichem Wege… Er wünschte mir noch viel Glück und Spass für die restliche Veranstaltung und meinte zum Schluss, dass ich lieber auf Öhlins umsteigen solle. Die Dinger seien diesbezüglich unkaputtbar.
Die Stimmung bei uns in den hinteren Gefilden blieb bis in die späten Stunden, währenddem ich den hinteren Slick wieder von Felge schmiss. Links sah er einwandfrei aus, rechts irgendwie *#Totenkopf*-%*~? Somit konnte ich dem 002er, der sich nun lange genug unnötig geschämt hatte, wieder eine Chance geben und das Ding wieder montieren.
Im Verlauf des Abends kam es dann zu Vorkommnissen, die sich mit Worten kaum beschreiben lassen und die dann zu dem Photo führten, welches von kneegrinder bereits gepostet wurde. Von der Sorte gibt’s übrigens noch ein paar auf meinem Computer… Jedenfalls ging es um eine Abmachung, dass Sophia am Rennen des letzten Tages nur dann teilnehmen würde, wenn sich Flisi als Grid Girl/Boy zur Verfügung stellen würde. Was er dann bekanntermassen auch tat. Natürlich musste die Verkleidung bereits in der Nacht angetestet werden, was Flisi überall unglaubliche Sympathiebekundungen einbrachte. In der Freddie Spencer-Box war dann der Teufel los, als wir auftauchten. Dort drin waren neben Tomi noch so komische Sex-Therapeuten eingenistet, die sich für ihre Praxisdienste stark machen wollten und es ausserdem furchtbar witzig fanden, innerhalb kürzester Zeit die Sicherung fürs Licht raus- und unmittelbar danach wieder reinzuschrauben. Eine Stroboskop-WM für Arme sozusagen...
Flisi erklärte sich bereit, sämtliche angefangenen Flaschen zu leeren, inkl. diverser diffuser Schnapsflaschen. Als Dank wurde ihm dafür kräftig an die Wäsche gefasst und die Frauen wollten sich unbedingt seine Boxershorts krallen. Es misslang ihnen nur um Haaresbreite. Auch davon gibt’s Bilder
Was mit Semy passierte verschweige ich jetzt mal lieber vollständig, hehe. Und wie man sich denken kann, wurde es wieder spät und ich war froh, dass sich meine Luftmatratze nicht versteckt hatte…
Der Thomas hat auch bestimmt von dem Zeitpunkt ein paar Bilder geschossen. Ich halte mich da mal schön raus

"Wir wissen zwar nicht, wo es langgeht, aber dafür bewegen wir uns mit Höchstgeschwindigkeit." Dussel Duck, Entenhausen 1983