





Ich glaube es war so vier Wochen vor dem Event, als mir Flisi berichtete, was er noch so alles an seiner K5 verpflanzen wollte. Die Liste war wirklich very verdammt lang. Ich versprach ihm jedoch, ihn zu unterstützen, da die Zeit für solch einen Umbau doch etwas knapp bemessen war – insbesondere, wenn man allein arbeiten muss. Einer der etwas aufwendigeren Angelegenheiten sollte die Integration eines MyChron 3 sein – aufwendig weil in der NOT-plug-and-play-Version, sondern mit Standard-Kabelbaum…
Glücklicherweise hatte sich Flisi vorgängig dafür entschieden, dass die K5 keine Strasse mehr sehen sollte. Dies machte es kabelbaummässig doch um einiges einfacher, zügig vorwärts zu kommen, da man sich somit von einigen Sachen trennen kann, die ansonsten nur im Weg rumstehen. Dazu kam aber, dass leider einige Teile noch mit etwas Verspätung eintrafen, was bei solchen Aktionen ohnehin Bestandteil eines ungeschriebenen Gesetzes ist. Der Zeitdruck sollte also seinem Namen durchaus gerecht werden. Es lief somit alles in gewohnten Bahnen.

Ungewohnt war allerdings, dass nach Abschluss der Elektroarbeiten die K5 keinerlei Lust verspürte, irgendwie anzuspringen. Dieses elendigliche Fehlen des Benzinpumpensummens nach Zündungsaktivierung gehört bei mir scheinbar zu einem Standardprozedere, durch das ich immer wieder durch muss. Dazu kam noch, dass auch die elektronisch angesteuerten Drosselklappen keinerlei Geltungsdrang zeigten. Aus Erfahrung weiss ich, dass sich solche Angelegenheiten dann durchaus in die Länge ziehen können… Das muntere Suchen des Drahtes im Heuhaufen durfte also ein weiteres Mal losgehen.
Eine Woche vor dem Event machte ich mir so langsam Sorgen, dass wir es evtl. doch nicht hinkriegen würden, da ich bereits alles mehrfach gecheckt hatte, was ich gekürzt oder irgendwie abgeändert hatte. Sogar AlexR6’ K5 musste Organspender spielen, um auch wirklich alle möglichen Fehlerquellen ausschliessen zu können. Aber immerhin hatten wir die Gewissheit, dass ich die ECU nicht auf den Mond gekurzschlusst hatte. Zu diesem Zeitpunkt musste ich auch gar nicht mehr auf das Elektroschema schauen, da ich sämtliche Drahtfarben und –funktionen in und auswendig kannte

Aber irgendwann entfloh ein leises ‚Eventual-Heureka!!’ aus Flisis Mund. Ein Posting von Hajo oder PT, geschrieben in einem Forum für mental auffällige Personen, zeigte auf, dass die K5 im Heckbereich einen Diagnosestecker besass, in dessen Deckel eine Brücke eingearbeitet war, welche man nicht unbedingt entfernen sollte. Wie sich herausstellte fehlte diese Verbindung from Hell, da Flisi mit dem Kabelbaum im Heckbereich kurzen Prozess gemacht hatte und ihn maximalst kürzte

Nach diesem kurzweiligen Techtelmechtel erinnerte sich die K5 ihrer Manieren und wedelte beim Kommando ‚Ignition’ wieder fröhlich mit ihren Drosselklappen und auch die Benzinpumpe liess sich nicht lumpen und presste unser aller Lieblingssaft durch ihre Aorta. Die anschliessend aufgetischten Getränke schmeckten ganz hervorzüglich! Leider war es uns aber aufgrund eines defekten Übertragungskabels nicht möglich, das MC 3 zu konfigurieren und Flisi musste auf seine heissbegehrte Ganganzeige, welche er normalerweise zum Fahren wirklich benötigt, leider verzichten

Natürlich sollte die Zeit bis zur Abfahrt auch für Ivo, meinen treuen Aufzündkumpan und mich noch spannend werden. Zwei Tage vor der Abfahrt verabschiedete sich die Dieselpumpe des Fiat Scudo in die ewigen Dieselpumpengründe… Warum solche Geschichten nicht einfach im Dezember beim Brötchen holen passieren können, weiss nur der Geier! In allerletzter Sekunde konnten wir einen Ersatzbus auftreiben ohne gleich auf die brutalen Mietpreise von Avis und Co. angewiesen zu sein. Der Laderaum des gelben Fiat Ducato, ausgemustert von der Schweizer Post, erlaubte es uns noch, Semys 125er einzuverleiben. Und da es gewissen Leuten nie langweilig wird, dies zu hören: Es handelte sich dabei um einen Production Racer, also ein ECHTES RENNMOTORRAD!! Poahhhhhhh!


Am Sonntag trafen Ivo und ich uns in Zürich mit so herrlichen Gestalten namens Flisi, Burgi und Jan, welche es uns gleich gemacht hatten und sich ebenfalls in einem gelben Fiat Ducato herumkutschierten. Im Gegensatz zu uns war aber ihre Packtechnik erheblich ausgefeilter. Ich glaube sie beluden den armen Italiener wie die Feuerwehrleute früher Wasserkübel weiterreichten. Die Reihenfolge, welcher Kübel als nächstes folgen sollte, schien dabei offensichtlich keine entscheidende Rolle zu spielen. Und irgendwo unter dem Gemüse sollten sich wohl noch zwei Motorräder befinden... Aber auch nach genauerem Hinsehen war ich noch nicht sicher… Zu dem Zeitpunkt meinten auch alle, dass die fünf Mal 24-Halbliter-Hülsen aus Feldschlösschen für die paar Tage Pann ausreichen sollten. Diese Sichtweise sollte sich in naher Zukunft jedoch als etwas gar kurzsichtig erweisen, hähä. Aber wer sollte schon ahnen, was noch alles passieren sollte?!
Nach rund 100 km fragte ich dann Ivo, ob sich bei Flisi und Co nicht doch die Packordnung leicht geändert hätte. Vorher war die Kühlbox doch noch im rechten Fenster gesichtet worden, noch dazu in einem anderen Winkel. Und so ging es auch munter weiter.
Unsere zwei Postkutschen stellten sich bald als überaus unbequem dar und es wurde leider auch nicht besser, je länger die Fahrt dauerte. Bereits bei unserem ersten Stop nahe der Grenze zeigte sich, dass es Flisi und Jan doch etwas langweilig geworden war. Burgi schien nicht sonderlich erfreut zu sein, dass seine Beifahrer ihm sämtliche Nasenhaare herauszupfen wollten und auch sonst nicht mit Spässchen geizten, die ihn leicht misslaunig werden liessen…
Der Rest der Fahrt verlief eigentlich recht unauffällig, wenn man bedenkt, dass wir einen Fiat erwischt hatten, dessen Kupplung bei Vollgas leicht rutschte. Lustig war jedoch, als Ivo auf einer Raststätte fragte, wann den endlich die österreichische Grenze folgen sollte, die doch bereits vor ewiger Zeit angekündigt wurde. Nach einem etwas längeren Gelächter kam dann die Antwort, dass wir die schon vor einiger Zeit hinter uns gebracht hätten. Ivo glaubte uns kein Wort und fragte einen herumstreunenden Passanten, ob wir schon in Österreich seien. Seine Reaktion und sein Akzent sprachen eine eindeutige Sprache…


Irgendwann folgten wir einem Schild, auf dem Pannonia-Ring stand und im Fahrerlager angekommen freuten wir uns erstmal, wieder im Paradies angekommen zu sein. Da die Boxen noch nicht bezugbereit waren, statteten wir Mario einen Besuch ab und liessen uns ein erstes Bier auftischen. Dabei trafen wir noch Pesche und Stefu, unsere Boxennachbarn die die Veranstaltung bereits vom Vorjahr kannten. Erwartungsgemäss waren Widi, Meli und Semy bereits vor uns angekommen und frönten dem einen oder anderen Mineralwasser. Es fehlte somit eigentlich nur noch Sophia, die erst am nächsten Tag mit dem Zug eintreffen sollte (die Kommentare könnt ihr euch sparen – ich habe diesbezüglich kein Insiderwissen…).
Theo Heller, der Head von Ducati Friends Neschwil, war über die Massen cool drauf und überliess uns seine Veranstalter-Box, damit unsere Gruppe nicht über einen zu grossen Raum aufgesplittet wurde. Die Box Nr. 1 war uns sofort ans Herz gewachsen, da sich darin ein Kühlschrank befand, in dem man locker eine ganze Kuh hätte runterkühlen können. Wir waren uns sicher, dass wir damit schon zurechtkommen würden

Etwas später am Abend gesellte sich schliesslich noch Hackfressen-Pole-position-Inhaber (T)Homas aka Ypse11 dazu. Damit war das Horrorkabinett komplett… Wie schön, dass er wenigstens einen Lichtblick mitgebracht hatte, nämlich sein Anhängsel Dagmar. Denn der ruinöse Sohn nahm mittlerweile auch schon die arttypischen, fiesen Äusserlichkeiten an…

Natürlich durften wir den Laguna Secanischen Lauf der grossen Buben nicht verpassen und Mario war so nett und stellte uns den kleinsten Fernseher der Welt zur Verfügung, dessen Maximallautstärke von jeder Kirchenmaus getoppt wurde. Aber egal, hauptsache bewegte Bilder…
Flisi liess es sich ab der ersten Sekunde nicht nehmen, ein paar Sticheleien bezüglich der Haltbarkeit von Motoren südländischer Herkunft preiszugeben. In Anbetracht der Menge an roter T-Shirts mit Ducati-Schriftzügen hatte das durchaus etwas lustiges an sich. Es war dann der Schweizer Ducati-Oberguru Edgar Schnyder, der sich auf ein kleines Wortgefecht einliess. Ich kann mich leider nur noch an wenige Einzelheiten erinnern, ich weiss jedoch noch, dass am nächsten Morgen mein Bauch barbarische Schmerzen verursachte – und das hatte garantiert nichts mit dem Essen zu tun. Vielleicht kann aber Flisi selber noch etwas dazu beitragen. Ich glaube, es ging um Ersatzteile… Jedenfalls waren die T-Shirts heidenfroh, dass ein rotes Motorrad als erstes über die Ziellinie rollte.
Naja, und irgendwann gaben wir der Müdigkeit nach und machten unsere Betten startklar. Schliesslich stand Tag 1 auf dem Plan...