Für Sonntagabend 18.00 Uhr war das GEC-Zeittraining angesetzt. Zuvor hatten Olli „Rakete“ Schmidt und ich noch 3 Turns Zeit, uns mit der von Thomas Hoemke kurzfristig zur Verfügung gestellten Superduke anzufreunden.
Kutte, der eingangs kurz erwähnte Eigenknochenzerstürzer und KTM-Leibeigener, hatte uns beauftragt, mit einem möglichst unvorbereiteten Motorrad und geringstmöglichem Aufwand die Klasse 2 zu gewinnen. Ich hatte mich sicherheitshalber vor der Entscheidung, das 8h-Rennen mitzufahren, nochmals mit meinem Vater unterhalten, welcher mir bescheinigte, dass es ja wohl kein Problem wäre, mit einer Enduro ein bißchen im Kreis zu fahren.
Wir hatten also die Superduke, die weder eine Schnelltankanlage noch Schnellwechselvorrichtungen für die Räder hatte, dafür aber noch die vorderen Blinker spazierenfuhr, welche aber mit schwarzem Tapeband abgeklebt waren. Die bei Conti georderten Comp-Enduranz-Reifen waren leider schon an die falsche Adresse unterwegs, und so mussten wir uns mit den auch in der Superduke-Battle verwendeten Straßenversionen behelfen.
Die Aussichten waren recht bescheiden, aber wir schworen uns in einer geheimen Sitzung, während der wir Kürbissuppe und jeder zwei Teller Eintopf aßen, alles zu geben, um wenigstens das ebenfalls in Klasse 2 startende BMW-Team mit Lenzer, Rucky und JJ Scheffel zu beugen.


Die ersten beiden freien Trainings fuhr Olli mit der KTM. Ich hatte ja schon ein paar Kilometer mit dieser Gattung hinter mir, und er fand das Gefährt sehr ansprechend.
Nachdem das erste Rennen zur Superduke-Battle wegen Regens verschoben worden war, konnte ich auch noch ein paar Runden mit der Duke fahren. Die Reifen waren zwar alt, das Schaltschema normal, und der Motor fühlte sich nicht sehr potent an, aber das Fahrwerk schien sehr gut zu funktionieren, obwohl es für mein Gewicht sehr weich abgestimmt war.
Es stimmte mich ein wenig nachdenklich, dass die Duke nur mit Mühe auf`s Hinterrad zu bekommen war, aber wir beschlossen, alles so zu lassen wie es war...
Gegen 15 Uhr war der verschobene 2 Lauf der Superduke-Battle angesetzt. Um 15 Uhr war es noch trocken, aber um 15.10 Uhr ging dann in der regenärmsten Gegend Europas mal kurz die Welt unter. Es schüttete, als wollte der liebe Gott das Fahrerlager dafür bestrafen, dass mehr Bier als Korea getrunken wurde. Das Rennen wurde nach 2 Runden und 5 Stürzen abgebrochen. Nur 3 Fahrer vom Team Schittko hatten Regenreifen aufgezogen. Ein 45 cm hoher, reißender Strom floss durch`s KTM-Zelt, in dem ich vor dem Unbill Unterschlupf gesucht hatte. Ich sah eine KTM-Mütze vorbeischwimmen, der 2 Regenreifen folgten, und wies Klaus Rütter, den Battle-Verantwortlichen von KTM, darauf hin. Er entgegnete: „Ach was, das ist nur der Konrad, der bringt grad seine Regenreifen zurück.“
Daraufhin drehte die Mütze sich um, Konrad lachte mich schelmisch an, und obwohl ihm das Wasser stetig in den geöffneten Mund floss, schrie er Klaus an: „Es war ein WET RACE, das hätte nicht abgebrochen werden dürfen!! NIEMALS!!!“ Armer Konrad.
Ich machte mir derweil Sorgen um das GEC-Zeittraining, weil sich in der ersten Rechts bereits ein See von der Größe eines kleinen zentralafrikanischen Landes gebildet hatte.

Anscheinend war der Planer der Drainagen des Lausitzrings von Beruf Austernfischer oder Kommunikationselektroniker Fachrichtung Telekommunikation gewesen, aber mit Sicherheit nicht Bauingenieur.
Bestimmt würden die Hässlichen von Fahrrad Werbung die Startaufstellung per Flaschendrehen ermitteln, oder sie gar auslosen und dabei nicht die Startpositionen auf die Zettel schreiben, sondern die Startnummern, und dabei würden sie dann wahrscheinlich das wichtigste Team vergessen, nämlich die Nummer 8 von Klinge und Uwe, und die müssten dann von ganz hinten von Startplatz 33 starten...

Genau SO kam es dann auch...


Wir wurden auf Startplatz 7 gelost und waren damit nicht unglücklich. Als Startfahrer wurde natürlich der auserkoren, der am schnellsten rennen konnte und der am wenigsten Probleme mit den Gliedmaßen hatte - ich.

Wir ließen den Abend in einer Pizzeria ausklingen und nach einem Absackerkorea in der PS-Box, wo Schrotti das Flirt-Monopol innehatte und ich somit mit Wolle vorlieb nehmen musste, warf ich mich in mein Luxusbett und freute mich auf die Enduranz, die um 9 beginnen sollte, falls es denn trocken wäre.
Beim Frühstück um 8 fing es an zu regnen, und die Hässlichen setzten um 9 ein zusätzliches Nasstraining an, welches aber schon wieder zum größten Teil trocken war. Wir fuhren nicht raus, um die Duke vor einem albernen Sturz zu bewahren, und um 10 ging es dann richtig los.
Die KTM stand mit einem neuen Satz Race Attacken am Start und freute sich augenscheinlich auf die Herbrennung der grün-weißen Kuh mit der Nummer 9.


Ich nahm mir vor, die Kuhtreiber in den ersten Runden vorbeizulassen, um sie in Sicherheit zu wiegen, und dann zu vollstrecken, wenn Lenzer am Euter war....

Der Fürst der Hässlichkeit sprach „Ich starte dieses 8h-Rennen am Läusering auf 3-2-1, und schwang die Fahne. Ich humpelte los....