Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee
Infos zu und mit Veranstaltern, aber auch zu anderen Themen,
über die es sich lohnt zu sprechen!
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- campari Online
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Der gelbe Aufkleber war mittlerweile ab. Ich durfte , obwohl mit P103 eigentlich nicht offiziell qualifiziert, in der Gruppe mit weniger Kurvenparkern bleiben. Das war das Netteste, was mir jemals ein Organisator geschenkt hat. Und irgendwie wird es wahrscheinlich auch dabei bleiben. Diese Art von Verständnis war exzeptionell. Nochmals vielen Dank dafür.
Circuit Catalunya, 18°C, die Frisur steckt in einen X-Lite 803, geplättet von einem miefendem Helmpolster. Kontaktlinsen habe ich schon seit gestern nicht mehr in Benutzung. Ich fahre ohne. Und ohne Brille. Zum Glück steht nirgends die Polizei. Es gibt wohl ein gewisses Risiko bei Verklag-mich-doch, aber bin kein Maulwurf, und wenn ich nicht richtig sähe, dann hätte ich vermutlich auch kein Interesse an hohen Geschwindigkeiten auf einem Zweirad. Oder fuhr ich genau deswegen neuerdings etwas schneller, weil ich eben nicht alles sah? Ich erinnerte mich an die Geschichten von Langstrecke im Dunkeln, wo alles irgendwie schattenhaft vorbeiflog, und man Linie eher intuitiv fand als durch Adleraugenanalyse. Ölfleck - weg. Asphaltübergänge - unsichtbar. Das Einzige, was zählte, hörte ich, sei die Erfahrung aus einer Vielzahl von Runden.
Also das konnte es hier ganz bestimmt nicht sein. Meine Vielzahl von Runden war hier doch sehr dürftig ausgefallen. Dennoch hatte es, während unser Henning auf einem gewissen Level feststeckte, zumindest Fortschritte gegeben.
Jetzt war es an der Zeit noch forter zu schreiten. Ich drehe mich mit der ganzen Körperhälfte nach links. Von hinten kommt niemand. Also dann. Steigung in Gang 2, dann oben am Bunten in 3 und dann 4, 3, aaaaaah, Scheiße, was denn nun? Mit mehr Speed wäre 4 wohl eine gute Option, ich belasse es dabei und schalte erst bei der orangen Feuerlöscherstelle in 4. Dann vielleicht ein bisschen später bremsen, nur ein bisschen, also nicht vor dem Strich, sondern an dem Strich? Und hier, da kann man doch schneller durch, mach doch einfach, ist doch nur ne Rechtskurve. Und dann zackig auf die Links zu und - oooooooooh, warum ist das hier so eng? - um die Ecke biegen. Jetzt aber schnell wieder raus und - nein, so nicht - ich hoppele beim Anbremsen über den Rüttelstreifen, der rot-weiß angemalt ist. Das machen wir so aber nicht noch einmal. Schnell rum und ordentlich rechts drehen, und zwar früh. Oben angekommen, muss ich vorm Einlenken in 4, sonst kann ich die weit öffnende Kurve nicht nutzen. Auf dem Weg auf den Eckenturm zu schalte ich in 5, um dann 50 Meter danach zu bremsen. Man kann nicht alles haben. Die passende Übersetzund gehört wohl dazu. Schon wieder den Berg hoch, aber in einem weiten Bogen mit Schwung, aber nicht zu weit, sonst kostet es zu viel Zeit. Also gerade in Gang 3 den Berg hoch, 2 passt irgendwie nicht. Oder doch? Shit, man bräuchte eine Datenanalyse. Und dann, dann sind sie endlich da, die Kurven des Grauens. Es geht zwei Mal rechts herum, breit, gut einsehbar, aber bergab. Hier ist so viel Platz, wieso nur hatten sich etliche ins Kiesbett links verabschiedet?!? Ich versuche, die Fragezeichen im Helm zu sortieren.
Ich fahre durch die zweite der beiden. "Schau auf die Werbung", flüstert mir eine Stimme zu, die zu einem Wuschel-Blondschopf gehörte. Die Werbung. Die Werbung! Was in Oschersleben funktionierte, muss doch hier auch klappen. Wieso hatte ich denn bisher immer auf die Tribüne gestarrt? Rechts am Boxengebäude blinkte eine gut sichtbare gelbe Werbetafel. Ich wollte zwar in Spanien kein Geld anlegen, aber diese Werbung war definitiv wichtig. Und wirksam. Ich schaue jetzt in jeder Runde nicht mehr auf das Kiesbett links, sondern nach rechts auf die Tribüne. Und wenn ich kurz vor der Tribüne bin, suchen die Augen das Werbeschild.
Trotz des Windes, der bereits jetzt die Linie interessant machte, und das Bremsen spannend, waren auf einmal zwei Sekunden weg.
Circuit Catalunya, 18°C, die Frisur steckt in einen X-Lite 803, geplättet von einem miefendem Helmpolster. Kontaktlinsen habe ich schon seit gestern nicht mehr in Benutzung. Ich fahre ohne. Und ohne Brille. Zum Glück steht nirgends die Polizei. Es gibt wohl ein gewisses Risiko bei Verklag-mich-doch, aber bin kein Maulwurf, und wenn ich nicht richtig sähe, dann hätte ich vermutlich auch kein Interesse an hohen Geschwindigkeiten auf einem Zweirad. Oder fuhr ich genau deswegen neuerdings etwas schneller, weil ich eben nicht alles sah? Ich erinnerte mich an die Geschichten von Langstrecke im Dunkeln, wo alles irgendwie schattenhaft vorbeiflog, und man Linie eher intuitiv fand als durch Adleraugenanalyse. Ölfleck - weg. Asphaltübergänge - unsichtbar. Das Einzige, was zählte, hörte ich, sei die Erfahrung aus einer Vielzahl von Runden.
Also das konnte es hier ganz bestimmt nicht sein. Meine Vielzahl von Runden war hier doch sehr dürftig ausgefallen. Dennoch hatte es, während unser Henning auf einem gewissen Level feststeckte, zumindest Fortschritte gegeben.
Jetzt war es an der Zeit noch forter zu schreiten. Ich drehe mich mit der ganzen Körperhälfte nach links. Von hinten kommt niemand. Also dann. Steigung in Gang 2, dann oben am Bunten in 3 und dann 4, 3, aaaaaah, Scheiße, was denn nun? Mit mehr Speed wäre 4 wohl eine gute Option, ich belasse es dabei und schalte erst bei der orangen Feuerlöscherstelle in 4. Dann vielleicht ein bisschen später bremsen, nur ein bisschen, also nicht vor dem Strich, sondern an dem Strich? Und hier, da kann man doch schneller durch, mach doch einfach, ist doch nur ne Rechtskurve. Und dann zackig auf die Links zu und - oooooooooh, warum ist das hier so eng? - um die Ecke biegen. Jetzt aber schnell wieder raus und - nein, so nicht - ich hoppele beim Anbremsen über den Rüttelstreifen, der rot-weiß angemalt ist. Das machen wir so aber nicht noch einmal. Schnell rum und ordentlich rechts drehen, und zwar früh. Oben angekommen, muss ich vorm Einlenken in 4, sonst kann ich die weit öffnende Kurve nicht nutzen. Auf dem Weg auf den Eckenturm zu schalte ich in 5, um dann 50 Meter danach zu bremsen. Man kann nicht alles haben. Die passende Übersetzund gehört wohl dazu. Schon wieder den Berg hoch, aber in einem weiten Bogen mit Schwung, aber nicht zu weit, sonst kostet es zu viel Zeit. Also gerade in Gang 3 den Berg hoch, 2 passt irgendwie nicht. Oder doch? Shit, man bräuchte eine Datenanalyse. Und dann, dann sind sie endlich da, die Kurven des Grauens. Es geht zwei Mal rechts herum, breit, gut einsehbar, aber bergab. Hier ist so viel Platz, wieso nur hatten sich etliche ins Kiesbett links verabschiedet?!? Ich versuche, die Fragezeichen im Helm zu sortieren.
Ich fahre durch die zweite der beiden. "Schau auf die Werbung", flüstert mir eine Stimme zu, die zu einem Wuschel-Blondschopf gehörte. Die Werbung. Die Werbung! Was in Oschersleben funktionierte, muss doch hier auch klappen. Wieso hatte ich denn bisher immer auf die Tribüne gestarrt? Rechts am Boxengebäude blinkte eine gut sichtbare gelbe Werbetafel. Ich wollte zwar in Spanien kein Geld anlegen, aber diese Werbung war definitiv wichtig. Und wirksam. Ich schaue jetzt in jeder Runde nicht mehr auf das Kiesbett links, sondern nach rechts auf die Tribüne. Und wenn ich kurz vor der Tribüne bin, suchen die Augen das Werbeschild.
Trotz des Windes, der bereits jetzt die Linie interessant machte, und das Bremsen spannend, waren auf einmal zwei Sekunden weg.

Öfter mal die Hände waschen!!!
- campari Online
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Bei unserem Henning war es genau so. Ich hatte mir Mühe gegeben, dass wir uns auf der Strecke nicht trafen. Wenn er sich nicht irgendwo versteckt hatte, um sich an mich ranzuhängen, hatte er wohl ganz allein herausgefunden, wie man hier noch schneller werden konnte. Vielleicht waren es auch die motivierenden Worte von Herrn Schuster. Egal, was es war. Wir hatten immer noch einen Zwei-Sekunden-Abstand. Und jetzt waren ja die Rennen dran. Oh, nein, was würden Adrenalin und Gruppenzwang da noch anrichten.
Nie hatte ich den Plan geäußert, den Henning auf diesem Kurs spalten zu wollen. Angesichts einer gewissen Gewohnheit hatte sich aber so langsam eine Idee davon eingeschlichen. Er kam einfach nicht voran, unser Henning. Er wurde nicht besser. Er steckte fest.
Durch das Fahrerlager wehten immer stärkere Böen. Wie gut, dass die Markise kein Problem mehr darstellte. Zwischendurch rappelte immer wieder etwas metallenes. Die roten Absperrelemente gaben auf. Reihenweise legten sie sich folgsam auf die Seite, wie der Wind befohlen hatte.
Es war mittlerweile Mittag. Und ich verkroch mich mit meinem Moped in den Windschatten, der immer kleiner wurde. Das Auto war schon strategisch geparkt als Windbrecher, aber es pustete immer mehr. Und nicht konstant. In Böen. Bremspunkt am Ende der Zielgeraden: flexibel. Einlenkpunkt: mitunter ganz weit links. Ich hoffte nur, dass es sich im Rennen ebenso verhielt wie auf einer Autobahn, dass alle Spuren gleichermaßen versetzt wurden. Aber was war, wenn jemand gerade nicht seine Linie weiterfahren wollte, sondern versuchte, links oder rechts an jemandem vorbeizugehen? Wind hatte auch Crashpotential. Unsere minderbehubraumten Gefährte, so hoffte ich, hatten bestimmt nicht die Power, einen Linienwechsel wie beabsichtigt durchzuziehen. Gewiss gabe es einen Parallelversatz.
Ich wartete auf den windbedingten Abbruch des 1000er-Rennens. Gab es keinen, sollte es doch fahrbar sein. Direkt danach sollte meine Klasse starten. Platz 20 war mir zugewiesen, mit einer Qualizeit, die ich längst hinter mir gelassen hatte. Ich musste hier und heute abliefern. Plätze zu verlieren, kam nicht in Frage.
Zum Mittagessen gab es Proteinjoghurt, und ich hoffte, dass ich weder Hunger bekam, noch zuviel Durst direkt vor meinem Einsatz. Der Wind war noch härter geworden. Ich hatte keine Zeit, in der Startaufstellung zu warten, kalte Reifen machten mir Sorgen. Die zwei Bremsungen hier würden mein Vorderrad nicht warm halten. Gäbe es einen Abbruch in den ersten Runden, würde ich ein DNS wählen müssen.
Das 1000er-Rennen war vorbei.
Nie hatte ich den Plan geäußert, den Henning auf diesem Kurs spalten zu wollen. Angesichts einer gewissen Gewohnheit hatte sich aber so langsam eine Idee davon eingeschlichen. Er kam einfach nicht voran, unser Henning. Er wurde nicht besser. Er steckte fest.
Durch das Fahrerlager wehten immer stärkere Böen. Wie gut, dass die Markise kein Problem mehr darstellte. Zwischendurch rappelte immer wieder etwas metallenes. Die roten Absperrelemente gaben auf. Reihenweise legten sie sich folgsam auf die Seite, wie der Wind befohlen hatte.
Es war mittlerweile Mittag. Und ich verkroch mich mit meinem Moped in den Windschatten, der immer kleiner wurde. Das Auto war schon strategisch geparkt als Windbrecher, aber es pustete immer mehr. Und nicht konstant. In Böen. Bremspunkt am Ende der Zielgeraden: flexibel. Einlenkpunkt: mitunter ganz weit links. Ich hoffte nur, dass es sich im Rennen ebenso verhielt wie auf einer Autobahn, dass alle Spuren gleichermaßen versetzt wurden. Aber was war, wenn jemand gerade nicht seine Linie weiterfahren wollte, sondern versuchte, links oder rechts an jemandem vorbeizugehen? Wind hatte auch Crashpotential. Unsere minderbehubraumten Gefährte, so hoffte ich, hatten bestimmt nicht die Power, einen Linienwechsel wie beabsichtigt durchzuziehen. Gewiss gabe es einen Parallelversatz.
Ich wartete auf den windbedingten Abbruch des 1000er-Rennens. Gab es keinen, sollte es doch fahrbar sein. Direkt danach sollte meine Klasse starten. Platz 20 war mir zugewiesen, mit einer Qualizeit, die ich längst hinter mir gelassen hatte. Ich musste hier und heute abliefern. Plätze zu verlieren, kam nicht in Frage.
Zum Mittagessen gab es Proteinjoghurt, und ich hoffte, dass ich weder Hunger bekam, noch zuviel Durst direkt vor meinem Einsatz. Der Wind war noch härter geworden. Ich hatte keine Zeit, in der Startaufstellung zu warten, kalte Reifen machten mir Sorgen. Die zwei Bremsungen hier würden mein Vorderrad nicht warm halten. Gäbe es einen Abbruch in den ersten Runden, würde ich ein DNS wählen müssen.
Das 1000er-Rennen war vorbei.

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- Vusi Offline
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Schön das die Werbetafel scheinbar auch wo anders funktioniert.
Aber mit Gewissheit passt das nicht immer und überall, also Obacht 
- campari Online
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Da! Da war die Durchsage. Ich war die letzten Minuten auf- und abgestiefelt und noch einmal alles durchgegangen. P20, wenn zu viel Warterei ein DNS, bei zu viel Wind eventuell ein DNF. Das Herz klopfte, und meine Augen suchten eine Lücke in der lange Schlange. 24, 22, da muss 20 sein. Wie es aussah, war gelb hier die Farbe des Tages. Während ich mir noch Mühe gab, vor der gelben RJ27 mit Aufkleberdesign einzuparken, setzte sich die Schlange am vorderen Ende schon in Bewegung. So war das also, wenn man mit möglichst warmen Reifen in die Aufstellung ging. Alle anderen mussten ein wenig warten. Ich gab mir Mühe, die Lücke wieder zuzufahren, aber es waren mindestens 10 Meter Abstand, die ich in der Einführungsrunde nicht aufschließen konnte. Das Pacebike war schon lange abgebogen. Ooouuuh, ich dachte an die R6 hinter mir, der Kollege war bestimmt fern von amused. "Neeeein, ich mach das nicht mit Absicht", rechtfertigte ich mich vor mich hin, als ob er mich hören könne. Und selbstverständlich kam ich so abgelenkt durch meine zwei Kotzkurven nicht schnell genug durch. Ich war froh, dass ich mich ansatzweise über die Gerade retten konnte, aber er hatte die Faxen dicke, und vollstreckte direkt in Kurve 1 den Bremsklotz. "Aua, peinlich, Recht so", beschimpfte ich mich leise vor mich hin.
Es war Zeit, jemanden einzuholen. Schließlich war der Kollege hinter mir in der Aufstellung, das heißt, dass er definitiv langsamer war. War er? Wer wusste das schon, aber Männer hielten mitunter nur für die ersten drei Runden in Rennen. Ich gab mir den Auftrag, so elegant wie möglich durch die Windböen zu manövrieren. Es war ein einsames Rennen, denn obwohl ich immer mal wieder etwas hörte, fuhr nichts mehr vorbei.
Nach drei Runden hatte ich die gelbe Konkurrenz eingeholt. Er schlenkerte irgendwie lustlos herum, und ich fragte mich, ob der Racemodus jetzt schon verpufft war. Überholen konnte ich mangels Konfidenz nicht. Nicht, dass er nochmal den Racemodus erwischte. Und der war ja schon so garstig mit mir. "Naja, also vielleicht, wirklich hier?!?" Vor uns lagen die zwei Kurven, die meine größte Herausforderung darstellten. Aber er war irgendwie langsam. "Vielleicht passt es ja, wenn ich innen..." Während ich so vor mich hingrübelte und weiter versuchte, Schwung aufzunehmen, wurde er noch langsamer, hob die Hand und schickte sich an, die Strecke zu verlassen.
Nichts innen, nichts Schwung, Bremse, drumrumfahren und weiter im Text. Karma hatte einmal mehr zugeschlagen. Auch, wenn ich es nicht mochte, war es OK. Eingangs der Geraden, just, als ich meine windverwehte Linie wieder zurechtgerückt hatte, suchte ich immer noch die Rundenanzeige. Nichts. In der Mitte der Strecke leuchtete immer noch eine Uhr. Ich konnte mich an Werbung erfreuen, aber eine Rundenanzeige, die hatte ich bisher nicht gefunden. Wo war die bloß?!? Oh, Mann, was für ein übles Rennen. Es gab nicht einmal mehr Punkte am Horizont zu sehen, die ich verfolgen konnte. War der Kollege deswegen abgebogen? Weil es niemanden mehr zu verfolgen gab?!? Hier war weit und breit nichts, außer dem Circuit Catalunya, mir und dem Wind. Wie viele Runden war ich jetzt schon unterwegs? Wie viele waren es noch? Ich merkte, wie viel mehr anstrengend es war, den Kurs bei diesen Böen beizubehalten, und wie meine Linien kreativer und Bremspunkte immer unpassender wurden.
Ich war kaputt. Aber deswegen die Hand zu heben und aufzugeben, das war nicht drin. Morgen hatte ich Pause, heute wurde gefahren. Basta.
Aber wo war denn diese Rundenanzeige?!? Ich kämpfte mich wieder den Berg hoch, um die Ecke und weiter, nochmal bergauf, um dann mit so viel freudigem Schwung die Werbung so gut wie möglich anzusehen und danach nicht in Gang sieben schalten zu wollen.
Ich hatte keine Ahnung, ob ich schon lange abgewunken war, oder ob ich einfach so unter einer rot leuchtenden Tafel hindurchfuhr. Das Rennen war zuende. Was peinlich begonnen hatte, war peinlich zuende gegangen. Und auf das freundliche Beklatschen, erwiderte ich nur ein Schulternzucken, als ich durch die Boxengasse in Richtung Anhänger rollte.
Ich hatte es tatsächlich geschafft, die von Hand am Turm hingehaltenen Tafeln nicht zu sehen. Spitzenleistung.
Es war Zeit, jemanden einzuholen. Schließlich war der Kollege hinter mir in der Aufstellung, das heißt, dass er definitiv langsamer war. War er? Wer wusste das schon, aber Männer hielten mitunter nur für die ersten drei Runden in Rennen. Ich gab mir den Auftrag, so elegant wie möglich durch die Windböen zu manövrieren. Es war ein einsames Rennen, denn obwohl ich immer mal wieder etwas hörte, fuhr nichts mehr vorbei.
Nach drei Runden hatte ich die gelbe Konkurrenz eingeholt. Er schlenkerte irgendwie lustlos herum, und ich fragte mich, ob der Racemodus jetzt schon verpufft war. Überholen konnte ich mangels Konfidenz nicht. Nicht, dass er nochmal den Racemodus erwischte. Und der war ja schon so garstig mit mir. "Naja, also vielleicht, wirklich hier?!?" Vor uns lagen die zwei Kurven, die meine größte Herausforderung darstellten. Aber er war irgendwie langsam. "Vielleicht passt es ja, wenn ich innen..." Während ich so vor mich hingrübelte und weiter versuchte, Schwung aufzunehmen, wurde er noch langsamer, hob die Hand und schickte sich an, die Strecke zu verlassen.
Nichts innen, nichts Schwung, Bremse, drumrumfahren und weiter im Text. Karma hatte einmal mehr zugeschlagen. Auch, wenn ich es nicht mochte, war es OK. Eingangs der Geraden, just, als ich meine windverwehte Linie wieder zurechtgerückt hatte, suchte ich immer noch die Rundenanzeige. Nichts. In der Mitte der Strecke leuchtete immer noch eine Uhr. Ich konnte mich an Werbung erfreuen, aber eine Rundenanzeige, die hatte ich bisher nicht gefunden. Wo war die bloß?!? Oh, Mann, was für ein übles Rennen. Es gab nicht einmal mehr Punkte am Horizont zu sehen, die ich verfolgen konnte. War der Kollege deswegen abgebogen? Weil es niemanden mehr zu verfolgen gab?!? Hier war weit und breit nichts, außer dem Circuit Catalunya, mir und dem Wind. Wie viele Runden war ich jetzt schon unterwegs? Wie viele waren es noch? Ich merkte, wie viel mehr anstrengend es war, den Kurs bei diesen Böen beizubehalten, und wie meine Linien kreativer und Bremspunkte immer unpassender wurden.
Ich war kaputt. Aber deswegen die Hand zu heben und aufzugeben, das war nicht drin. Morgen hatte ich Pause, heute wurde gefahren. Basta.
Aber wo war denn diese Rundenanzeige?!? Ich kämpfte mich wieder den Berg hoch, um die Ecke und weiter, nochmal bergauf, um dann mit so viel freudigem Schwung die Werbung so gut wie möglich anzusehen und danach nicht in Gang sieben schalten zu wollen.
Ich hatte keine Ahnung, ob ich schon lange abgewunken war, oder ob ich einfach so unter einer rot leuchtenden Tafel hindurchfuhr. Das Rennen war zuende. Was peinlich begonnen hatte, war peinlich zuende gegangen. Und auf das freundliche Beklatschen, erwiderte ich nur ein Schulternzucken, als ich durch die Boxengasse in Richtung Anhänger rollte.
Ich hatte es tatsächlich geschafft, die von Hand am Turm hingehaltenen Tafeln nicht zu sehen. Spitzenleistung.

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- campari Online
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Mit einer Mischung aus aufgestiegener Beschämung und Erleichterung, dass ich nicht vom Winde verweht war und vielleicht sogar ein Paar Plätze gutgemacht hatte, stellte ich das kleine Gelbe ab, und wickelte noch einmal die Reifenwärmer um die Reifen. Nach der ganzen Rennerei war freies Fahren angesagt, und da konnte ich doch noch endlich diese 2:00 kratzen. Vielleicht.
Aber jetzt war ich fertig. In vielerlei Hinsicht. Wie konnte es bloß passieren, dass ich nicht gesehen hatte, wo mir wer die Runden angezeigt hatte? Ich sah doch sonst immer alles. Und sogar die Blümchen.
Jetzt sah ich beim 1000er Rennen 2 zu. Das Resterennen. Seit alles und jeder mit 1000 Kubik unterwegs sein musste, waren manchmal sogar drei solche Rennen im Plan. Hier waren es zwei, und unser Henning startete von P8. Wo war ich gelandet? Als ich von 20 startete, hatte ich 12 600er davor gezählt. Vielleicht reichte es für eine weitere Buchstütze. Aber jetzt sah ich dem Henning zu. Die Klamotte hatte ich noch an, denn es war frostig. Mit der Sonnenbrille bewaffnet, schaute ich, wie die 200PS-Raketen über die Gerade schossen. Kaum zu glauben, dass mancher im Feld. Besser gesagt, sogar ziemlich viele, gar nicht schneller waren - auf eine ganze Runde gesehen. Die waren einfach woanders schnell. Die meisten beim Geradeausfahren. Ich sah, wie sie aus der letzten Kurve auf die Gerade geschossen kamen, das ging immer so weiter, bis auf einmal etwas sehr flach aus der Kurve schoss, woraufhin es ordentlich staubte, und der dazugehörige Fahrer sich kaum bewegte. Nicht gut. Das Rennen wurde abgebrochen, und die Wertung aus der der letzten Runde davor genommen wurde.
Unser Henning hatte überlebt. Und war auf Platz 8 gelandet. Und ich? Ich ließ mich überraschen. Vielleicht hatte ich mich verzählt. Oder der Henning hatte sich verlesen, als er mir was von "Platz neun oder so" zugerufen hatte.
Aber jetzt war ich fertig. In vielerlei Hinsicht. Wie konnte es bloß passieren, dass ich nicht gesehen hatte, wo mir wer die Runden angezeigt hatte? Ich sah doch sonst immer alles. Und sogar die Blümchen.
Jetzt sah ich beim 1000er Rennen 2 zu. Das Resterennen. Seit alles und jeder mit 1000 Kubik unterwegs sein musste, waren manchmal sogar drei solche Rennen im Plan. Hier waren es zwei, und unser Henning startete von P8. Wo war ich gelandet? Als ich von 20 startete, hatte ich 12 600er davor gezählt. Vielleicht reichte es für eine weitere Buchstütze. Aber jetzt sah ich dem Henning zu. Die Klamotte hatte ich noch an, denn es war frostig. Mit der Sonnenbrille bewaffnet, schaute ich, wie die 200PS-Raketen über die Gerade schossen. Kaum zu glauben, dass mancher im Feld. Besser gesagt, sogar ziemlich viele, gar nicht schneller waren - auf eine ganze Runde gesehen. Die waren einfach woanders schnell. Die meisten beim Geradeausfahren. Ich sah, wie sie aus der letzten Kurve auf die Gerade geschossen kamen, das ging immer so weiter, bis auf einmal etwas sehr flach aus der Kurve schoss, woraufhin es ordentlich staubte, und der dazugehörige Fahrer sich kaum bewegte. Nicht gut. Das Rennen wurde abgebrochen, und die Wertung aus der der letzten Runde davor genommen wurde.
Unser Henning hatte überlebt. Und war auf Platz 8 gelandet. Und ich? Ich ließ mich überraschen. Vielleicht hatte ich mich verzählt. Oder der Henning hatte sich verlesen, als er mir was von "Platz neun oder so" zugerufen hatte.

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- campari Online
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Herr Puschmann, der mir zuletzt in Aragon, vor Jaaahren eine Buchstütze mit einer 6 drauf in die Hand drückte, bestand darauf, dass wir französisch Küsschen-Küsschen machen. Und wie immer gab ich mir Mühe seitlich neben die Wange zu schmatzen. Ich war, sicher auch, weil der Kollege abgebogen war, auf Platz acht gelandet. Aber ganz sicher war ich auf Platz acht gelandet, weil ich die letzten zwei Tage genutzt hatte, endlich mal eine Runde zügig hinzubekommen.
In der Familienwertung sah ich, was den Platzgewinn anging, deutlich besser aus.
Und irgendwie sah es auch sehr gut aus, was die absolute Leistung in diesem ungleichen Wettstreit anging. Von 2:01,460 bis 2:02,385 war doch gar nicht so ganz viel Abstand. Die 2:00 von Vormittag zählte doch bei diesem Wind gar nicht mehr.
In der Familienwertung sah ich, was den Platzgewinn anging, deutlich besser aus.
Und irgendwie sah es auch sehr gut aus, was die absolute Leistung in diesem ungleichen Wettstreit anging. Von 2:01,460 bis 2:02,385 war doch gar nicht so ganz viel Abstand. Die 2:00 von Vormittag zählte doch bei diesem Wind gar nicht mehr.

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Eine kleine Verschnaufpause wollte ich mir gönnen. Und jetzt, jetzt durfte endlich auch Taufik fahren. Unser neuer Nachbar, der einfach Bock gehabt hatte, einen Tag eher anzureisen, um dann einen halben Tag aufs Fahren warten zu müssen. Ich hatte geschluckt, als er überall gut gelaunt aufgezählt hatte, wo er überall mindestens 10 Sekunden schneller war, aber dennoch ein Linienwahlvorwegfahrangebot gemacht. Ich war zwar immer noch nicht so wirklich schnell, aber eine Basislinie, die hatte ich glücklicherweise schon gut geübt. Warum nicht jemanden davon profitieren lassen.
Gut gelaunt und ein wenig schlapp vom Kampf gegen den Wind zog ich mir den Helm über die Ohren. Und war gespannt darauf, wie lange er es denn hinter mir aushalten würde. Der Wind hatte etwas nachgelassen, und die Sonne verzog sich schon wieder langsam hinter die Bäume. Es war bereits Nachmittag, und der Herbsttag neigte sich langsam und sicher dem Ende. No Pressure. Ich wettete, dass spätestens am Zielstrich eine sackschnelle R1 an mir vorbeiziehen würde, mit einer schwarzen, carbonbekleideten deutlich langsameren R1 im Schlepptau. Aber in den Kurven bis es passierte, wollte ich mir Mühe geben. No Pressure. Gang 2 war nach sorgfältiger Beachtung des rückwärtigen Verkehrs noch eingelegt und schob mich den Berg hinauf. Noch schien man Abstand zu halten, denn das übliche "Ich bin schneller, ich habe einen dicken-Motor"-Gebrubbel blieb aus. "Dann fahr ich jetzt mal so schnell wie möglich langsam Punkte ab", wies ich mich an und mein Blick wanderte auf Striche, Angemaltes und - "Andrea, Andrea, Andrea", etwas lenkte mich ab. "Andrea, Andrea, Andrea...Die Motorkontrollleuchte ist an!" Hä? Ich hatte gerade erst gestern Nachmittag den Ölstand kontrolliert. Alles war in Ordnung, und niemand musste einen Schlauch im Motor versenken. Aber jetzt? Da leuchtete mich etwas Rotes an. Wie konnte das denn? War etwas kaputt? Schnüff, Schnüff, Öl war nicht zu riechen. Und sicher hätte doch einer der Jungs Bescheid gegeben. Freiwillig fährt man doch nicht hinter einem Ölmoped. Während ich auf die nächste Linkskurve zufuhr, natürlich viel zu langsam, hob ich endlich die Hand. Mit abwechselnd gehobener Hand und Griff am Lenker, um irgendwie durch Kurve 7 und 8 zu kommen, suchte ich verzweifelt einen Notausgang. Hier war keiner. Wo war ein Rettungsweg, wenn man einen brauchte?!? Langsam rollte ich innen in Kurve 9 hinein. Da! Endlich. Rechts war ein Asphaltstreifen, die Rettung! Ich zog an der Bremse und...war zu schnell. Viel zu schnell um einen so spitzen Winkel überhaupt ansatzweise einlenken zu können. E = 1/2 mv^2, und die R6 hatte noch genug davon. Ich hatte keine Kraft für diese Energie, und merkte, wie langsam etwas unter mir entglitt. Der rechte Fuß suchte vergebens festen Boden, aber da war nur eine Kuhle im Gras. Das kleine gelbe Moped legte sich langsam aber sicher auf die rechte Seite. Und ich mit ihm.
Da lagen wir nun. Wie macht der das noch? Herr Marquez war doch auch nicht wahnsinnig groß gewachsen. Zwei Arme, hochdrücken, Moped steht. Ich brachte mich in Pose und versuchte, an Heckrahmen und Tank etwas nach oben zu stemmen. Es gab undefinierte Geräusche, aber keine Auwärtsbewegung. Wo waren denn diese Posten, wenn man sie brauchte? Hier war niemand außer mir und den Teilnehmern, denen ich von meiner sehr sicheren Position aus freundlich zuwinkte. Ich machte Hampelmann in der Hoffnung, dass endllich jemand käme, um mir das Gerät aufzuheben. Und ja, die Rettung. Hampelmann hatte geholfen. "Wait!", sagte ich und schaltete den Zündknopf ein. Nichts, keine Ölleuchte, die rot vor sich hinstrahlte. Wo war die geblieben? Hatte das Moped mich verarscht?!? "No, I can go, no problem". Und dann erklärte er mir den Weg. Etwas weiter bergab kam gerade ein weiterer Teilnehmer angerollt. Ich konnte die Fragezeichen unter dem Helm sehen. Er/Sie/Es hatte gar keine Ahnung, wo es langging. Ich war auch nicht sicher, aber ich wollte doch jemandem die Linie zeigen. Na, also!
Wir rollten den Berg hinunter, um dann wieder eng links hoch zu fahren und dann hier rum, und dann da und dann "Aaaaah". Hier waren wir. Während der Kollege durch rote Absperrelemente seinen Weg suchte, nahm ich den Kreisverkehr, was wirklich der kürzeste Weg war. Und vor allem einer mit weiten Radien. Der Stummel samt Bremse hatte sich so nah an die Verkleidung geschoben, dass ich in Rechtsbögen kaum noch fahren konnte. Die meiste Last, zeigte sich später, hatte der Bremshebelschutz getragen. Die Schraube war deutlich verbogen.
Auf der rechten Seite gab es zwei kleine Schrammen. Sonst nichts. Außer der Erkenntnis, dass der Motor mehr Öl zu konsumieren schien als der letzte. Ich füllte fröhlich nach. Aber nicht zu viel. Obwohl mittlerweile alle Schläuche an Spritzen gegen Abrutschen gesichert waren, wollte ich das nicht ausprobieren.Unser Henning bog die Schraube zurecht, um sie zu entfernen, und wir hatten glücklicherweise noch eine, die zwar nicht die richtige, aber eine ausreichende Länge hatte. Nach nicht einmal einer halben Stunde war alles wie neu.
Nur ich nicht. Ich war durch. Keine 2:00 mehr heute. Vielleicht beim nächsten Mal. Selbstverständlich fuhr ich auch noch meine Linienrunde vor den Herrschaften R1, die auch brav hinter mir blieben. Bis am Zielstrich eine sackschnelle R1 an mir vorbeizog und eine carbonbekleidete deutlich langsamere.
Gut gelaunt und ein wenig schlapp vom Kampf gegen den Wind zog ich mir den Helm über die Ohren. Und war gespannt darauf, wie lange er es denn hinter mir aushalten würde. Der Wind hatte etwas nachgelassen, und die Sonne verzog sich schon wieder langsam hinter die Bäume. Es war bereits Nachmittag, und der Herbsttag neigte sich langsam und sicher dem Ende. No Pressure. Ich wettete, dass spätestens am Zielstrich eine sackschnelle R1 an mir vorbeiziehen würde, mit einer schwarzen, carbonbekleideten deutlich langsameren R1 im Schlepptau. Aber in den Kurven bis es passierte, wollte ich mir Mühe geben. No Pressure. Gang 2 war nach sorgfältiger Beachtung des rückwärtigen Verkehrs noch eingelegt und schob mich den Berg hinauf. Noch schien man Abstand zu halten, denn das übliche "Ich bin schneller, ich habe einen dicken-Motor"-Gebrubbel blieb aus. "Dann fahr ich jetzt mal so schnell wie möglich langsam Punkte ab", wies ich mich an und mein Blick wanderte auf Striche, Angemaltes und - "Andrea, Andrea, Andrea", etwas lenkte mich ab. "Andrea, Andrea, Andrea...Die Motorkontrollleuchte ist an!" Hä? Ich hatte gerade erst gestern Nachmittag den Ölstand kontrolliert. Alles war in Ordnung, und niemand musste einen Schlauch im Motor versenken. Aber jetzt? Da leuchtete mich etwas Rotes an. Wie konnte das denn? War etwas kaputt? Schnüff, Schnüff, Öl war nicht zu riechen. Und sicher hätte doch einer der Jungs Bescheid gegeben. Freiwillig fährt man doch nicht hinter einem Ölmoped. Während ich auf die nächste Linkskurve zufuhr, natürlich viel zu langsam, hob ich endlich die Hand. Mit abwechselnd gehobener Hand und Griff am Lenker, um irgendwie durch Kurve 7 und 8 zu kommen, suchte ich verzweifelt einen Notausgang. Hier war keiner. Wo war ein Rettungsweg, wenn man einen brauchte?!? Langsam rollte ich innen in Kurve 9 hinein. Da! Endlich. Rechts war ein Asphaltstreifen, die Rettung! Ich zog an der Bremse und...war zu schnell. Viel zu schnell um einen so spitzen Winkel überhaupt ansatzweise einlenken zu können. E = 1/2 mv^2, und die R6 hatte noch genug davon. Ich hatte keine Kraft für diese Energie, und merkte, wie langsam etwas unter mir entglitt. Der rechte Fuß suchte vergebens festen Boden, aber da war nur eine Kuhle im Gras. Das kleine gelbe Moped legte sich langsam aber sicher auf die rechte Seite. Und ich mit ihm.
Da lagen wir nun. Wie macht der das noch? Herr Marquez war doch auch nicht wahnsinnig groß gewachsen. Zwei Arme, hochdrücken, Moped steht. Ich brachte mich in Pose und versuchte, an Heckrahmen und Tank etwas nach oben zu stemmen. Es gab undefinierte Geräusche, aber keine Auwärtsbewegung. Wo waren denn diese Posten, wenn man sie brauchte? Hier war niemand außer mir und den Teilnehmern, denen ich von meiner sehr sicheren Position aus freundlich zuwinkte. Ich machte Hampelmann in der Hoffnung, dass endllich jemand käme, um mir das Gerät aufzuheben. Und ja, die Rettung. Hampelmann hatte geholfen. "Wait!", sagte ich und schaltete den Zündknopf ein. Nichts, keine Ölleuchte, die rot vor sich hinstrahlte. Wo war die geblieben? Hatte das Moped mich verarscht?!? "No, I can go, no problem". Und dann erklärte er mir den Weg. Etwas weiter bergab kam gerade ein weiterer Teilnehmer angerollt. Ich konnte die Fragezeichen unter dem Helm sehen. Er/Sie/Es hatte gar keine Ahnung, wo es langging. Ich war auch nicht sicher, aber ich wollte doch jemandem die Linie zeigen. Na, also!
Wir rollten den Berg hinunter, um dann wieder eng links hoch zu fahren und dann hier rum, und dann da und dann "Aaaaah". Hier waren wir. Während der Kollege durch rote Absperrelemente seinen Weg suchte, nahm ich den Kreisverkehr, was wirklich der kürzeste Weg war. Und vor allem einer mit weiten Radien. Der Stummel samt Bremse hatte sich so nah an die Verkleidung geschoben, dass ich in Rechtsbögen kaum noch fahren konnte. Die meiste Last, zeigte sich später, hatte der Bremshebelschutz getragen. Die Schraube war deutlich verbogen.
Auf der rechten Seite gab es zwei kleine Schrammen. Sonst nichts. Außer der Erkenntnis, dass der Motor mehr Öl zu konsumieren schien als der letzte. Ich füllte fröhlich nach. Aber nicht zu viel. Obwohl mittlerweile alle Schläuche an Spritzen gegen Abrutschen gesichert waren, wollte ich das nicht ausprobieren.Unser Henning bog die Schraube zurecht, um sie zu entfernen, und wir hatten glücklicherweise noch eine, die zwar nicht die richtige, aber eine ausreichende Länge hatte. Nach nicht einmal einer halben Stunde war alles wie neu.
Nur ich nicht. Ich war durch. Keine 2:00 mehr heute. Vielleicht beim nächsten Mal. Selbstverständlich fuhr ich auch noch meine Linienrunde vor den Herrschaften R1, die auch brav hinter mir blieben. Bis am Zielstrich eine sackschnelle R1 an mir vorbeizog und eine carbonbekleidete deutlich langsamere.

Öfter mal die Hände waschen!!!
- campari Online
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Auch, wenn ich es bisher nicht wirklich geschafft hatte, ich habe mich wirklich sehr bemüht, schnell zu fahren. Und ja, ja, es ist wirklich ein Rüttelstreifen gewesen, und vermutlich höppelt das Vorderrad nur von einer Erhöhung zur anderen. Aber es ist ein bisschen oben, also ein klein bisschen, wenn man genau hinsieht, dann sieht man das.
Ich habe mich wirklich sehr bemüht.
Ich habe mich wirklich sehr bemüht.
Zuletzt geändert von campari am Mittwoch 26. November 2025, 21:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Nein, das zählt nicht. Das sind nur äußere Umstände.