Nebenan frühstückte man Müsli und so Sachen, was ich für Zuhause zwar völlig OK fand, mir aber an der Strecke vom Hof bleiben konnte. Blubber im Bauch und noch mehr ungeplanten Vorschub konnte ich nicht gebrauchen. Wenig Bulk und dafür hohe Kaloriendichte bis zum frühen Nachmittag waren da für mich besser geeignet. Am Abend wurde dann gegessen, um dann am nächsten Tag vor zehn nicht zu frühstücken. Das bedeutete, dass ich den ersten Turn meistens nur mit Kaffee bewaffnet anging. Das klappte gut. Am Vormittag fuhr ich meine besten Zeiten. Da brauchte es keinen unnötigen Ballast.
Der Henning wechselte von Schniefen nach Räuspern und zurück und es kamen Huster dazu. Das war deutlich mehr als gestern. Oh, je, es geht bergab...trotzdem wollte er keine Pause machen, sondern weiter Bestzeiten jagen. Wie immer kippte er sich Monster rein. Was das nun bringen sollte außer gestiegener Nervosität und Körperbelastung, konnte ich noch nie verstehen, aber Eure-Beratungsresistenz-Pestillenz wusste ja am besten, was für einen über 50-jährigen Körper das Beste war.
Und so fuhren wir auch an diesem Vormittag alle weitestgehend wie geplant zusammen in einer Gruppe. Bis auf die Momente, wo ich mal wieder das Timing verpasste und noch lange nicht den Helm aufgesetzt hatte, wo der Vusi schon fordernd vor meinen Standplatz gerollert war und mich ansah. Stress kam mir nicht in die Tüte und so verzichtete ich auf die Fortsetzung von Du-ziehst-mich-auf-die-1:50-und-ich-dich-dann-darunter. Erstaunlicherweise ging Vusis plan auf, denn schon gestern hatte ich mich verglichen zum Vortermin um die eine Sekunde verbessert. Wir profitierten beide von der unterschiedlichen Motorcharakteristik und den Bremsambitionen. Wo er wegzog, versuchte ich, dranzubleiben und wo er rumschneckte, wusste ich, wie man schneller vorwärts kam. Das konfliktstangenfreie Fahren machte richtig Spaß.
In den Pausen dazwischen machte mir der Zustand unseres Hennings Sorgen. Seine Laune wurde immer schlechter, seine Fahrkünste nicht nennenswert schneller.
Die Kindschaft war derweil unterwegs mit der Freundin von Münzi-Junior zu Fuß zur Burg zu wandern. Kurz hatte ich überlegt, auch Proviant einzupacken, aber ich gab ihnen nur Wasser mit. Böser Fehler, ich hatte den kindlichen Stoffwechsel mal wieder völlig unterschätzt, der bei der Kombination von Wachsenmüssen und körperlicher Aktivität einen exponentiell angestiegenen Kalorienbedarf hatte. Und während ich mich mit den Jungs auf der Strecke tummelte, grummelte es im Bauch der Kleinen schon so sehr, dass es wehtat. Wer konnte damit rechnen, dass auf der Burg an einem Wochentag am Vormittag niemand die kleine Bude öffnen wollte.

Rabenmutter.
Als ich die großen leidenden Augen sah, zog ich alles aus dem Vorratsschrank, was da war, um es anzupreisen. Hoffentlich waren sie nicht dauerhaft stinkig...schnell bot ich an, wir könnten doch heute Nachmittag mal zu Matylda in den See. Ja, genau, dieser See, über den sich vor über zehn Jahren manche Tschechen noch so unterhielten: "kannst du baden gehen, aber kommst du vielleicht zurück grün oder blau oder..." Es war mir nicht aus dem Kopf gegangen. Aber heute verkaufte sich Matylda als valides Naherholungsgebiet, mit ausgewiesenen Badestellen. So verwegen konnten die Tschechen doch nicht sein.
Eines war klar, für Kinderbespaßung war ich heute zuständig. Unser Henning war durch die Rüsselseuche noch mehr mit sich selbst beschäftigt als sonst.