Spass und Schmerz im Regen von OSL
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über die es sich lohnt zu sprechen!
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- SP-12 Harry Offline
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Spass und Schmerz im Regen von OSL
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Hallo!
Gerade eben wieder nach Hause gekommen von meinem ersten Training in OSL. Wie einige schon per SMS erfahren haben hatte ich einen 1A Highsider. Das wovor ich immer Angst hatte.
Aber der Reihe nach.
Zuerst mal war ich von der Anlage OSL begeistert. Alles tiptop sauber. Sehr schöne Boxen mit eigener Toilette, Waschbecken mit Warmwasser und sogar eigener Duschkabine in der Box. Diese Boxen sind ihr Geld allemale wert! Hier komme ich gerne wieder hin!
Mittwoch Abend angekommen. Eine Stunde vor Hannover im Stau gestanden! Sonst war´s aber ne angenehme Anfahrt. Mein Freund Jochen (JR6) und sein Bruder Jens waren schon da. Mein Bike hatte er ja auch mitgebracht und bereits in der Box aufgestellt. Habe dann alles ausgeladen (war wieder mal voll ausgestattet und hätte dem Renndienst sogar noch aushelfen können) und beschlossen erstmal eine Begehung der Strecke abzuhalten. Ist mittlerweile schon Tradition und wie ich finde auch recht sinnvoll. Jochens Bruder bereitete in der Zeit schonmal den Grill vor. Schon bei der Begehung bestätigte sich, was man schon auf den Videos sehen konnte. Eine sehr schöne Strecke. Was die Strecke selbst angeht genauso wie die Art wie sie in die Landschaft gebettet wurde. OSL liegt quasi etwas in den Boden hinein versenkt, so dass man von einigen Tribünen aus beinahe die ganze Strecke überblicken kann. Ist, soweit ich weiss, ja auch die einzige Strecke wo die Zuschauer ins Infield gehen können um zuzusehen. Sehr nett gemacht. Ausserdem liegt die Strecke so relativ windgeschützt!
Als wir wieder an der Box ankamen, nach einer Zeit unter 1.40!! (Stunden!) haben wir es uns erstmal schön gemütlich gemacht und am offenen Boxentor mit Blick auf die Strecke gegrillt. Sowas ist was für Harry. Hatte wieder genug dabei um die ganze Boxengasse zu versorgen...
Nach dem Essen ging es ans Schrauben. Wollte noch die Power Race runter schmeissen und die Slicks aufziehen. Könnte hier nicht schaden wo die Slicks doch die Gixxe handlicher machen (180er!). Jochen hatte seine nagelneue Reifenmontiermaschine GP 503 dabei. Geniales Teil und mit ein bissl Übung hast du in weniger als 5 min die Reifen gewechselt!
Ausserdem wollte ich noch umritzeln. Ursprünglich vorne und hinten. Habe mich dann aber darauf beschränkt erstmal nur am Kettenrad einen Zahn mehr zu geben und Donnerstag morgen zu schauen wie es sich so fährt. Gesagt, getan!
Nochmal mit Rookie telefotzoniert wann er denn kommt. Der Arme hatte den Abend noch viel im Geschäft zu tun und beschloss erst nachts um halb zwei mit dem neuen Opel Vivaro samt Wohnwagen, Freundin Alex und dem kleinen Baby loszufahren. Naja, wir haben noch ne Weile geredet und die beiden Brüder sind dann in ihrem Wohnmobil entschwunden und ich in meinem Voyager.
Ach, eins hab ich fast noch vergessen. Um Kosten zu sparen, nahmen wir noch drei Jungs in unserer Box auf. Zwei Freunde aus Hamburg (einer mit einer Kilo K5 und sein jüngerer Kumpel mit einer alten SRAD) und einen älteren Schweizer mit einem ganz exklusiven Gefährt. Offiziell hiess die Veranstaltung ja "Festival Italia", so dass viele Pizzabikes am Start waren. Der Schweizer hatte eine Moto Guzzi. Aber ganz was Exklusives. Weiss nicht ob ihr euch erinnern könnt aber vor 2 Jahren hat Guzzi mal eine limited Edition von nur 50 Stück eines reinen Rennstreckenbikes rausgebracht. Mit allem Zipp und Zapp. Bremboanlage, Öhlinsgabel, digitales Display, einer unglaublich geilen Schwinge die ein regelrechtes Kunstwerk war, eine Mörderauspuffanlage und, und, und...
Tolles Teil und mutig sowas Teures auf der Renne zu fahren. Aber der Kerl war wohl frisch! Nett war er übrigens auch...
Hab nachts in meinem Van ziemlich gefroren und nicht so besonders gut geschlafen. Tue ich aber eigentlich eh nie vor dem Zünden!
7 Uhr aufgestanden. Bissl waschen, bissl frühstücken. 7.45 Fahrerbesprechung. Blablabla...immer der selbe Käu!
Dann kam Familie Rookie. Der arme sah ziemlich groggy aus. Wetter sah übrigens ganz früh noch gut aus aber von Westen näherten sich bereits äusserst bedrohlich Wolkenformationen. Im Radio faselten sie was davon, dass sogar eine Tornadowarnung für den Bereich Oschersleben und Magdeburg im Raum stünde. Kein Scheiss!
Von da an beteten alle, dass sie wenigstens einen trockenen ersten Turn haben dürften. Die Schnellen sollten diesmal beginnen. Jochen also raus und als er wieder rein kam war er sehr begeistert vom Kurs den auch er das erstemal befuhr. Dann wir von der mittleren Gruppe raus. Ich sah schon anhand der Motorräder und Fahrerbekleidungen, dass hier viele Novizen am Start waren. Unglücklicherweise oder auch dummerweise fuhren wir aber mit als letzte aus der Boxengasse.
Die erste Runde fuhr ich nur dem Feld hinterher um mir den Kurs mal als Fahrer einzuprägen. Ich überholte nur wenige. Daran, dass meine Reifen wieder kalt wurden dachte ich gar nicht. Zu Beginn der zweiten Runde begann ich mir die ersten zu holen um freier fahren zu können. Ausgangs des Shell-S rutscht mir dann auf einmal der Hinterreifen kurz weg um sich Gott sei Dank gleich wieder zu fangen. Man, ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet da ich noch gar keine Fahrt aufgenommen hatte. Bin sofort raus in die Box weil ich gucken wollte was da los war. Wie sich herausstellte war das ein Testreifen von Michelin, der für extrem heisse Temperaturen gedacht war und für aggressive Fahrweise. Ein sehr harter Reifen, der hier fehl am Platz war. Na toll...
Also wechseln. Hatte vergessen dass Rookie noch einen zweiten, weicheren Satz Michelins für mich im Transporter hatte. Neue Bridgestones vom Reifendienst für 300 Ocken wollte ich mir jetzt aber auch nicht geben. Da sah ich quer durchs Fahrerlager die Transporter von Kabro Renndienst. Mein Freund Kalla den ich durch Kitschi und gemeinsame Trainings in Cartagena, Ledenon und am NBR kennengelernt hatte. Kalla war allerdings hier nur für Reparaturen zuständig. Darin ist er ein Meister. Wenn ein Mopped in der Mitte durchbricht, schweisst er es notfalls wieder zusammen. Wenn er bei anderen Events Reifendienst stellt, dann kannst du bei ihm Dunlops kaufen. Denn dafür ist er autorisierter Händler. Hier aber, so war die Absprache, überlässt er Reifensachen dem Bridgestone Dienst. Ich aber trotzdem hin zu ihm und erstmal grosses Hallo. Sie haben ihre Firma in Köln, von daher steht man sich was näher...
Hab ihn gefragt ob er nicht inoffiziell einen Slick für mich hat (denn sein Reifen LKW war auch am Platz). Er meinte, er könne mir einen angefahrenen Dunlopslick geben. Wenn ich den einmal fahren würde, würde ich aber nichts mehr anderes wollen, meinte er! Passen auf Grund der Grösse nur nicht überall rein. Bei der K2 könnte das aber funzen. Bin eh neugierig also stimmte ich zu. Konnte mir einen Satz in Medium Mischung aussuchen. Sahen wirklich noch prima aus!
Als beide Reifen grad aufgezogen und ausgewuchtet waren, begann es zu regnen. Erst ganz leise...dann wurde es nachtschwarz und der Sachsen-Anhaltinische Himmel öffnete seine Schleusen...
Und es schüttete und schüttete. Sturzbäche rannen durchs Fahrerlager und über die Strecke. Es blitzte und donnerte dazu. Aufgrund des Gewitters war die Strecke gesperrt. Das Gewitter ging vorüber aber der starke Regen und der schwarze Himmel blieben. Und von Westen her schickte Petrus eine immer bedrohlicher wirkende Armee von dunklen Reitern über den Himmel. Auch laut Vorhersage im Radio sollte das heute nichts mehr werden.
Die Ampel ging wieder auf Grün aber nur eine Hand voll Wahnsinniger begab sich hier und da auf die Strecke. Meist ein Instruktor mit zwei oder drei Anfängern, denen alles wurscht war.
Rookie resignierte vor dem dunklen Himmel und legte sich in seinen Wohnwagen um den Schlaf der Nacht nachzuholen. Weise Entscheidung. Aber so sollte er die Abenteuer seines Kumpels Harry komplett verschlafen...
Ich ging rüber zu Kalla um die fertigen Slickräder schonmal zu holen. Morgen wäre ja auch noch ein Tag. Damit hatte ich mich bereits abgefunden.
Dann hat mir Kalla, während wir unter der Markise seines Transporters sassen und zusahen wie nicht festgemachte Zelte, Wohnmobile und herrenlose Tiere an uns vorbei trieben, erzählt wie seine Racerkarriere 2005 durch einen schrecklichen Unfall beendet wurde. Sein Bein, mit dem er nur gehen kann wenn er ein riesen Geschirr in Form einer Stützschiene trägt, wurde dabei schwerst verletzt und zweimal schon war man kurz davor es zu amputieren da er sich durch die ganzen Metallimplantate auch noch Infektionen an den Knoche zugezogen hatte. Ich fragte ihn ob ihm das Zünden nicht fehlen würde. Und ob es nicht eine zusätzliche Qual wäre auch noch jedes Wochenende als Renndienst an den Strecken dieser Welt zu sein. Er meinte, das sei für ihn die Hölle und mehr als einmal wären dann schon Tränen der Niedergeschlagenheit geflossen. Kalla war vor dem Unfall ein Vollblutracer.Dann sah er mich ernst an und sagte:" Wenn ich nur irgendwie könnte würde ich, egal wie die Umstände wären, sofort raus und eine Stunde am Kabel ziehen! Und so ein Kerl wie du könnte fahren und sitzt hier rum nur weil es schüttet wie aus Eimern!"
Dann erhob er seine Stimme und sagte mit festem Blick:" Im Regen kannst du mehr übers Fahren lernen als im Trockenen. Wenn du im Regen fahren kannst lachst du über jede trockene Piste! Harry, fahr! Geh da raus, scheiss auf den Wolkenbruch und lern dein Motorrad über die Strecke zu führen. Harry geh raus und fahr! Tu´s für mich! Fahr an meiner Stelle!"
Wow! Das meinte er so und er sah mir dabei so fest in die Augen, dass ich spürte, dass es wirklich sein Wunsch war.
Ach scheiss drauf! Memme oder Mann. Den Wunsch kannst du dem Kerl nicht ausschlagen. Aber jetzt waren doch grad die Dunlop-Slicks aufgezogen worden?
"Scheiss drauf Harry!" sagte er lachend! "Die wechsel ich dir umsonst auf Regenpellen wenn du dann für mich da raus gehst, auf den Regen scheisst und dein Mopped mal richtig kennen lernst!"
Na dann! Lumpen lass ich mich auch nicht. Die Regenreifen drauf gezogen die ich mal gebraucht gekauft hatte, die Daytonas mit Fett eingeschmiert und einen normalen Regenkombi über die Lederkombi gezogen. Um unnötige Luftkissen zu vermeiden, dann noch mit Panzertape an Armen, Beinen und um die Hüfte den Regenüberzieher fixiert. Ich sah geil aus. Muss ein Foto davon geben. Ich stell´s mal ein wenn ich´s habe!
Mopped angeworfen und zum Vorstart gerollt. Höchstens drei Mann auf der Strecke. Der Typ an der Einfahrt sah mich an wie einen Weissen mitten in Harlem!
Jetzt also meine erste Fahrt mit Regenreifen. Kalla kam noch in unsere Box gehumpelt und hat mein Fahrwerk angepasst. Klasse sowas!
Als ich dann aus der Boxengasse rollte war ich fest entschlossen ein Abenteuer zu erleben und die Flinte nicht so schnell ins Korn zu werfen. Ok, Hockenheim war scheisse, ich war dort scheisse aber hier und jetzt, das war ein ganz anderes Spielfeld. Regelrechte Sturzbäche liefen über die Piste. Eigentlich hätte man Licht gebraucht so düster war es. Irgendwie unheimlich aber aufregend. Kalla gab mir noch einige Fahrtipps für Regen. "Du musst alles was du tun musst, noch vor der Kurve zu Ende gebracht haben. Bremsen, runter schalten, alles muss beendet sein wenn du einlenkst. Dann früh leicht ans Gas und gleichmässig durch die Kurve zeihen. Aufziehen auf jeden Fall erst wenn das Mopped grade steht. Dann wird das schon!"
Man war das wackelig. Regenpellen fühlen sich an wie ein Rennreifen mit zu wenig Luft. Aber egal. Man würde sich dran gewöhnen. Konnte 3 Runden um den Kurs eiern, mutterseelenallein. Dann hat sich kurz vor mir einer auf der Start/Ziel gelegt. Ist nix passiert aber die Ampeln gingen auf Rot. Also Ende nach 3 Runden. Schade! Fing grad an lustig zu werden.
In der Box hab ich direkt zu Jochen gesagt, dass er sich fertig machen soll. Wenn es grün wird, würden wir zusammen raus fahren. Alle haben mich angeschaut wie ein Wunder. Harry der Wenigfahrer geht als einziger bei dem Wetter auf die Strecke. Von meinem Versprechen an Kalla wussten sie ja nix! Hab mir dann aber den Regenkombi ausgezogen. Damit konnte ich mich auf der Gixxe nicht bewegen. Der Regen liess da auch grad ein bissl nach. Das würde schon gehen.
Ampel wieder grün. Ich vor Jochen raus. Nur eine Handvoll Fahrer mit uns draussen. Immer besser ging das und ich verstand was Kalla meinte. Wenn du bei solchen Bedingungen klar kommst würde sich dein Vertrauen und damit dein Mut auf einer trockenen Piste um ein vielfaches steigern müssen. Da wirst du von alleine besser. Auch wenn diese Aktion dumm enden würde (was ich da ja noch nicht wissen konnte), ich würde auch in Zukunft die Chance bei starkem Regen immer wieder nutzen. Ist nur eine Frage der Einstellung...
Runde für Runde lief es besser. Jochen war hinter mir. Ein anderer Fahrer kam in Sichtweite. Auf der Geraden gab er genauso viel Gas wie ich. Bis in den vierten Gang und auf 180 km/h trieb ich die Gixxe hoch. Wohlgemerkt, die Strecke war nicht nur nass, das Wasser stand förmlich drauf! Der Typ war da aber genauso mutig oder bekloppt. Aber in den Kurven, da hatte er Manschetten. So kamen wir näher. Immer voll konzentriert. Immer auf Rinnsäle geachtet. Klar, die ganze Strecke war patschnass aber an einigen Stellen lief durch die Überhöhung der Strecke ein richtiger Bach von links nach rechts. Vorm Shell S, in der Triple Links und vor der Schikane. Dort musste man wirklich vom Gas gehen sonst war man weg. Dort spürte man das Aquaplaning. Jedesmal versetzte das Bike dort kurz aber es war kontrollierbar mit viel Gefühl in der Hand.
Auf der Start/Ziel kam ich an ihn ran. Setzte mich sogar innen neben ihn. Ich bemerkte, dass wir mittlerweile richtig Zuschauer hatten. Das motivierte Harry, den Angeber natürlich. Ich liess ihn aber zuerst in die Links nach der Geraden. Wollte nicht riskieren, dass er zumachte. Der wollte sich nicht überholen lassen. Das war zu spüren. Dann in der lang gezogenen Rechts hab ich´s ihm 1A besorgt. Im Regen, auf sicknasser Fahrbahn hab ich ihn mit anständiger Schräglage aussenrum kassiert. Auf dem anschliessenden Geradeausstück hinter zur Hasseröder hab ich dann laut unter meinem Helm gejohlt "Jaaaa! Harry der Regengott!" Das war das geilste Überholmanöver in meiner jungen Zünderkarriere. Aber der Übermut sollte bestraft werden...
In der Hasseröder hat dann auch Jochen den Kerl noch aussenrum überholt. Ich glaub, der fährt nie mehr im Regen. Die Schikane hab ich dann über die Curbs genommen. Ja genau, im Regen! Aber nicht weil ich so cool war sondern weil ich zu schnell war und mir die Lenkbewegung aussenrum nicht mehr zutraute...
Nach dem Shell S hat mich dann Jochen kassiert mit seiner R6. Aber Harry wollte dran bleiben. Püh! Ich war doch jetzt der Regengott und bester Laune!
Auf der Start/Ziel konnte ich in seiner Gischt dran bleiben. Ihn selbst hab ich gar nicht gesehen. Nur die weisse Wasserwand die er stehen liess. Dann ging es wieder in die "Aussenrum-Überhol-Kurve"...
Jochen hatte mittlerweile gut 70m Vorsprung. Ich war noch in der langen Rechtskurve als er schon auf dem Weg zur Hasseröder war. Ich wollte ihn nicht so einfach wegfahren lassen. Eigentlich war ich schon aus der Kurve raus. Eigentlich aber auch nur...
Was hatte Kalla gesagt? Immer erst ans Gas gehen wenn das Mopped wirklich aufgerichtet ist. Ich aber hatte wohl noch so 15,24% Schräglage als ich vorsichtig den Hahn spannte. Die Physik tat wozu die Physik erfunden wurde und liess mein Hinterrad nach links in Richtung Fahrbahnrad driften. Nicht viel aber ich spürte, dass mir der Allerwerteste weg ging. Was macht man dann aber auf keinen Fall und trotzdem tut es jeder der nicht völlig unnormal gepolt ist? Genau, Gas zu weil Schreck inner Butz! Und wieder nahm die Physik ihre ihr eigens zugeteilte Aufgabe wahr und stellte mangels Radantrieb unvermittelt auf Vollgrib! Der Allerwerteste kam also mit Warp 8 wieder in die Spur...und da macht er leider nicht halt! Plötzlich stand ich mit der Gixxe im rechten Winkel zur Fahr-bzw Rutschrichtung. Ihr könnt´s glauben oder nicht aber in dem Moment war mir klar, dass alles was nun folgen würde weh tun müsste! Tat es auch!
Dieses Quer zur Rutschrichtung stehen nahm ein abruptes Ende als die beiden Regenpellen beschlossen, sich in den Asphalt zu verbeissen. Wie ein volltrunkener Esel schmiss mich mein Maisfladen nun im hohen Bogen über sich weg. Ich schwöre ich habe weit unter mir gesehen wie ich das Cockpit überflogen habe. Dann schlug ich heftigst und unelegant auf und begann eine 30m lange Schlitter und Rollpartie in Richtung Hasseröder. Der Maisfladen aber beschloss nun seinerseits, von der 110 Kilo Gewichtsbelastung befreit, dem Idioten zu folgen der ihm zu saufen gab! Ich rutschte, rotierte, kullerte und registrierte wage wie die Gixxe mich spielend und knapp überholte. Sie war halt heut in Überhollaune...
Während des ganzen Schlittervorgangs bemühte ich mich nur den Kopf hochzuhalten. Nach ca 20m bildete ich mir ein die Rutschpartie unter Kontrolle zu haben. Ja nee, is klar Harry! Und ich drehte mich tatsächlich während des Rutschvorgangs nach der K2 um. Das hätte ich nicht tun sollen denn die Kontrolle war doch noch nicht ganz auf mich übergegangen. Sogleich begann ich mich erneut zu überschlagen und schlug auch mehrmals mit dem schönen Helm auf den Aspahlt. Dann war Ruhe.
Das ganze liesst sich jetzt hier natürlich lang, kam es mir auch vor aber dauerte logischerweise nur 3 oder 4 Sekunden. Also war es Zeit durchzuatmen!
Jo, atmen wär` jetzt nett. Aber nix war´s. Ich konnte zwar Luft einsaugen aber die gelangte irgendwie nicht in meine Lunge. Also auf allen vieren auf dem Grünstreifen den Herzschlag rasen hörend, nochmal versucht Luft zu holen. Nö! Nix is! Und das ist jetzt der Moment wo latent die Panik vorm Erstickungstod einsetzt. Ich mach das jetzt hier mal lustig aber ich dachte in dem Moment wirklich ich kratz jetzt ab. Ich bekam keine Luft, meine linken Rippen fühlten sich an wie durchgebrochen und mein rechtes Bein musste doch irgendwie noch vom Maisfladen gebützt worden sein.
Ich bekam echt Manschetten. Da musste ich an meine ehemalige Vermieterin denken. Einen alten Drachen der an Asthma litt. Ich mochte sie nicht. Aber ich hab mal gesehen dass sie überall in der Wohnung Zettel hängen hatte, die sie ermahnten im Falle eines Asthmaanfalles unbedingt ruhig und nicht hektisch zu atmen. Kein Scheiss, daran dacht ich jetzt, immernoch auf allen Vieren neben den Curbs um Luft ringend! Und das klappt!! Ganz ruhig und mit kleinen Atemzügen gelang es mir, unter Schmerzen in der Brust, wenigstens wieder ein bissl Sauerstoff in die Lungen zu bekommen!
Nach wenigen Augenblicken waren bereits zwei Streckenposten bei mir, legten mir ruhig die Hand auf die Schulter (das beruhigt in so einem Moment wirklich) und fragten mich völlig ohne Hektik was mir weh tun würde. Als ich antwortete, dass ich kaum Luft bekäme rief der eine sofort den Rettungswagen. Wieder 20 Sekunden später kam dieser aus dem Medical Center an der Strecke bereits angefahren und man brachte mich in selbiges. Ich schwöre euch, eine solche medizinische Versorgung mit eigenem kleinen Krankenhaus an der Strecke ist locker jeden Aufpreis gegenüber Renntrainings in Exotistan wert!!!
Der Arzt im Medical Center war dann kein Geringerer als Doc Scholl himself! Er liess mich auf den Rücken legen und drückte mir mit beiden Händen volle Lotte auf die schmerzenden Rippen. Ich schwöre, dass alle Fantasien eines perversen Serienmörders nicht dem gerecht würden was ich in diesem Moment mit Doc Scholl tun wollte! Es wäre wohl nichts gebrochen, er würde mir zwei Tabletten für die Nacht verschreiben und er würde nichts berechnen! Er wünschte mir noch einen guten Tag und gab sich wieder an sein Mittagessen von dem wir ihn abgehalten hatten. Ein netter Kerl war er trotzdem. Nur mit dem Feingefühl, da hatte er es gestern nicht...
Man sagte mir dann noch, dass in jeder Box ein Telefon hinge von welchem aus man direkt ins Medical Center anrufen könne, welches rund um die Uhr bestzt sei. Ich solle mich also melden wenn mir heut Nacht plümerant werden sollte. Genialst sowas, oder?
Jochen war mittlerweile auch eingetroffen um mich mit dem Sachsmofa abzuholen. Die Fahrt zurück zur Box war wohl das Gefährlichste was ich in diesen beiden Tagen absolviert habe...
Danach, als ich allen berichtet hatte was passiert ist und dass ich zwar Schmerzen hatte aber eben ok sei, brachte man meine Gixxe in die Box. Genialst, da war nix dran..auf den ersten Blick! Stummel bisschen abgeschliffen, Sturzpad samt Motorhalterung abgerissen und Limadeckel angeschliffen. Der Carbonschutz weggeschliffen aber er hatte seinen Dienst verrichtet. Nichtmal die Verkleidungsscheibe gebrochen oder so. Schwein gehabt...
Bin dann rüber zu Kalla gehumpelt wo man natürlich schon von meinem Flugabenteuer gehört hatte. Man war wohl froh mich zu sehen. "Wat is?" fragte Kalla. Ich sagte ihm dass es glimpflich ausgegangen sei aber dass ich nun schon heftige Schmerzen hätte. "Rauf auf das Bike Harry!" rief Kalla! "Gleich nochmal ne Stunde fahren sonst tut´s in zwei Stunden noch viel mehr weh!" Ich glaube, der Wahnsinnige wollte mich auf die Intensiv bringen...
Nun, nochmal wollte ich ihm seinen Wunsch heut nicht erfüllen.
Fortsetzung folgt...
Gerade eben wieder nach Hause gekommen von meinem ersten Training in OSL. Wie einige schon per SMS erfahren haben hatte ich einen 1A Highsider. Das wovor ich immer Angst hatte.
Aber der Reihe nach.
Zuerst mal war ich von der Anlage OSL begeistert. Alles tiptop sauber. Sehr schöne Boxen mit eigener Toilette, Waschbecken mit Warmwasser und sogar eigener Duschkabine in der Box. Diese Boxen sind ihr Geld allemale wert! Hier komme ich gerne wieder hin!
Mittwoch Abend angekommen. Eine Stunde vor Hannover im Stau gestanden! Sonst war´s aber ne angenehme Anfahrt. Mein Freund Jochen (JR6) und sein Bruder Jens waren schon da. Mein Bike hatte er ja auch mitgebracht und bereits in der Box aufgestellt. Habe dann alles ausgeladen (war wieder mal voll ausgestattet und hätte dem Renndienst sogar noch aushelfen können) und beschlossen erstmal eine Begehung der Strecke abzuhalten. Ist mittlerweile schon Tradition und wie ich finde auch recht sinnvoll. Jochens Bruder bereitete in der Zeit schonmal den Grill vor. Schon bei der Begehung bestätigte sich, was man schon auf den Videos sehen konnte. Eine sehr schöne Strecke. Was die Strecke selbst angeht genauso wie die Art wie sie in die Landschaft gebettet wurde. OSL liegt quasi etwas in den Boden hinein versenkt, so dass man von einigen Tribünen aus beinahe die ganze Strecke überblicken kann. Ist, soweit ich weiss, ja auch die einzige Strecke wo die Zuschauer ins Infield gehen können um zuzusehen. Sehr nett gemacht. Ausserdem liegt die Strecke so relativ windgeschützt!
Als wir wieder an der Box ankamen, nach einer Zeit unter 1.40!! (Stunden!) haben wir es uns erstmal schön gemütlich gemacht und am offenen Boxentor mit Blick auf die Strecke gegrillt. Sowas ist was für Harry. Hatte wieder genug dabei um die ganze Boxengasse zu versorgen...
Nach dem Essen ging es ans Schrauben. Wollte noch die Power Race runter schmeissen und die Slicks aufziehen. Könnte hier nicht schaden wo die Slicks doch die Gixxe handlicher machen (180er!). Jochen hatte seine nagelneue Reifenmontiermaschine GP 503 dabei. Geniales Teil und mit ein bissl Übung hast du in weniger als 5 min die Reifen gewechselt!
Ausserdem wollte ich noch umritzeln. Ursprünglich vorne und hinten. Habe mich dann aber darauf beschränkt erstmal nur am Kettenrad einen Zahn mehr zu geben und Donnerstag morgen zu schauen wie es sich so fährt. Gesagt, getan!
Nochmal mit Rookie telefotzoniert wann er denn kommt. Der Arme hatte den Abend noch viel im Geschäft zu tun und beschloss erst nachts um halb zwei mit dem neuen Opel Vivaro samt Wohnwagen, Freundin Alex und dem kleinen Baby loszufahren. Naja, wir haben noch ne Weile geredet und die beiden Brüder sind dann in ihrem Wohnmobil entschwunden und ich in meinem Voyager.
Ach, eins hab ich fast noch vergessen. Um Kosten zu sparen, nahmen wir noch drei Jungs in unserer Box auf. Zwei Freunde aus Hamburg (einer mit einer Kilo K5 und sein jüngerer Kumpel mit einer alten SRAD) und einen älteren Schweizer mit einem ganz exklusiven Gefährt. Offiziell hiess die Veranstaltung ja "Festival Italia", so dass viele Pizzabikes am Start waren. Der Schweizer hatte eine Moto Guzzi. Aber ganz was Exklusives. Weiss nicht ob ihr euch erinnern könnt aber vor 2 Jahren hat Guzzi mal eine limited Edition von nur 50 Stück eines reinen Rennstreckenbikes rausgebracht. Mit allem Zipp und Zapp. Bremboanlage, Öhlinsgabel, digitales Display, einer unglaublich geilen Schwinge die ein regelrechtes Kunstwerk war, eine Mörderauspuffanlage und, und, und...
Tolles Teil und mutig sowas Teures auf der Renne zu fahren. Aber der Kerl war wohl frisch! Nett war er übrigens auch...
Hab nachts in meinem Van ziemlich gefroren und nicht so besonders gut geschlafen. Tue ich aber eigentlich eh nie vor dem Zünden!
7 Uhr aufgestanden. Bissl waschen, bissl frühstücken. 7.45 Fahrerbesprechung. Blablabla...immer der selbe Käu!
Dann kam Familie Rookie. Der arme sah ziemlich groggy aus. Wetter sah übrigens ganz früh noch gut aus aber von Westen näherten sich bereits äusserst bedrohlich Wolkenformationen. Im Radio faselten sie was davon, dass sogar eine Tornadowarnung für den Bereich Oschersleben und Magdeburg im Raum stünde. Kein Scheiss!
Von da an beteten alle, dass sie wenigstens einen trockenen ersten Turn haben dürften. Die Schnellen sollten diesmal beginnen. Jochen also raus und als er wieder rein kam war er sehr begeistert vom Kurs den auch er das erstemal befuhr. Dann wir von der mittleren Gruppe raus. Ich sah schon anhand der Motorräder und Fahrerbekleidungen, dass hier viele Novizen am Start waren. Unglücklicherweise oder auch dummerweise fuhren wir aber mit als letzte aus der Boxengasse.
Die erste Runde fuhr ich nur dem Feld hinterher um mir den Kurs mal als Fahrer einzuprägen. Ich überholte nur wenige. Daran, dass meine Reifen wieder kalt wurden dachte ich gar nicht. Zu Beginn der zweiten Runde begann ich mir die ersten zu holen um freier fahren zu können. Ausgangs des Shell-S rutscht mir dann auf einmal der Hinterreifen kurz weg um sich Gott sei Dank gleich wieder zu fangen. Man, ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet da ich noch gar keine Fahrt aufgenommen hatte. Bin sofort raus in die Box weil ich gucken wollte was da los war. Wie sich herausstellte war das ein Testreifen von Michelin, der für extrem heisse Temperaturen gedacht war und für aggressive Fahrweise. Ein sehr harter Reifen, der hier fehl am Platz war. Na toll...
Also wechseln. Hatte vergessen dass Rookie noch einen zweiten, weicheren Satz Michelins für mich im Transporter hatte. Neue Bridgestones vom Reifendienst für 300 Ocken wollte ich mir jetzt aber auch nicht geben. Da sah ich quer durchs Fahrerlager die Transporter von Kabro Renndienst. Mein Freund Kalla den ich durch Kitschi und gemeinsame Trainings in Cartagena, Ledenon und am NBR kennengelernt hatte. Kalla war allerdings hier nur für Reparaturen zuständig. Darin ist er ein Meister. Wenn ein Mopped in der Mitte durchbricht, schweisst er es notfalls wieder zusammen. Wenn er bei anderen Events Reifendienst stellt, dann kannst du bei ihm Dunlops kaufen. Denn dafür ist er autorisierter Händler. Hier aber, so war die Absprache, überlässt er Reifensachen dem Bridgestone Dienst. Ich aber trotzdem hin zu ihm und erstmal grosses Hallo. Sie haben ihre Firma in Köln, von daher steht man sich was näher...
Hab ihn gefragt ob er nicht inoffiziell einen Slick für mich hat (denn sein Reifen LKW war auch am Platz). Er meinte, er könne mir einen angefahrenen Dunlopslick geben. Wenn ich den einmal fahren würde, würde ich aber nichts mehr anderes wollen, meinte er! Passen auf Grund der Grösse nur nicht überall rein. Bei der K2 könnte das aber funzen. Bin eh neugierig also stimmte ich zu. Konnte mir einen Satz in Medium Mischung aussuchen. Sahen wirklich noch prima aus!
Als beide Reifen grad aufgezogen und ausgewuchtet waren, begann es zu regnen. Erst ganz leise...dann wurde es nachtschwarz und der Sachsen-Anhaltinische Himmel öffnete seine Schleusen...
Und es schüttete und schüttete. Sturzbäche rannen durchs Fahrerlager und über die Strecke. Es blitzte und donnerte dazu. Aufgrund des Gewitters war die Strecke gesperrt. Das Gewitter ging vorüber aber der starke Regen und der schwarze Himmel blieben. Und von Westen her schickte Petrus eine immer bedrohlicher wirkende Armee von dunklen Reitern über den Himmel. Auch laut Vorhersage im Radio sollte das heute nichts mehr werden.
Die Ampel ging wieder auf Grün aber nur eine Hand voll Wahnsinniger begab sich hier und da auf die Strecke. Meist ein Instruktor mit zwei oder drei Anfängern, denen alles wurscht war.
Rookie resignierte vor dem dunklen Himmel und legte sich in seinen Wohnwagen um den Schlaf der Nacht nachzuholen. Weise Entscheidung. Aber so sollte er die Abenteuer seines Kumpels Harry komplett verschlafen...
Ich ging rüber zu Kalla um die fertigen Slickräder schonmal zu holen. Morgen wäre ja auch noch ein Tag. Damit hatte ich mich bereits abgefunden.
Dann hat mir Kalla, während wir unter der Markise seines Transporters sassen und zusahen wie nicht festgemachte Zelte, Wohnmobile und herrenlose Tiere an uns vorbei trieben, erzählt wie seine Racerkarriere 2005 durch einen schrecklichen Unfall beendet wurde. Sein Bein, mit dem er nur gehen kann wenn er ein riesen Geschirr in Form einer Stützschiene trägt, wurde dabei schwerst verletzt und zweimal schon war man kurz davor es zu amputieren da er sich durch die ganzen Metallimplantate auch noch Infektionen an den Knoche zugezogen hatte. Ich fragte ihn ob ihm das Zünden nicht fehlen würde. Und ob es nicht eine zusätzliche Qual wäre auch noch jedes Wochenende als Renndienst an den Strecken dieser Welt zu sein. Er meinte, das sei für ihn die Hölle und mehr als einmal wären dann schon Tränen der Niedergeschlagenheit geflossen. Kalla war vor dem Unfall ein Vollblutracer.Dann sah er mich ernst an und sagte:" Wenn ich nur irgendwie könnte würde ich, egal wie die Umstände wären, sofort raus und eine Stunde am Kabel ziehen! Und so ein Kerl wie du könnte fahren und sitzt hier rum nur weil es schüttet wie aus Eimern!"
Dann erhob er seine Stimme und sagte mit festem Blick:" Im Regen kannst du mehr übers Fahren lernen als im Trockenen. Wenn du im Regen fahren kannst lachst du über jede trockene Piste! Harry, fahr! Geh da raus, scheiss auf den Wolkenbruch und lern dein Motorrad über die Strecke zu führen. Harry geh raus und fahr! Tu´s für mich! Fahr an meiner Stelle!"
Wow! Das meinte er so und er sah mir dabei so fest in die Augen, dass ich spürte, dass es wirklich sein Wunsch war.
Ach scheiss drauf! Memme oder Mann. Den Wunsch kannst du dem Kerl nicht ausschlagen. Aber jetzt waren doch grad die Dunlop-Slicks aufgezogen worden?
"Scheiss drauf Harry!" sagte er lachend! "Die wechsel ich dir umsonst auf Regenpellen wenn du dann für mich da raus gehst, auf den Regen scheisst und dein Mopped mal richtig kennen lernst!"
Na dann! Lumpen lass ich mich auch nicht. Die Regenreifen drauf gezogen die ich mal gebraucht gekauft hatte, die Daytonas mit Fett eingeschmiert und einen normalen Regenkombi über die Lederkombi gezogen. Um unnötige Luftkissen zu vermeiden, dann noch mit Panzertape an Armen, Beinen und um die Hüfte den Regenüberzieher fixiert. Ich sah geil aus. Muss ein Foto davon geben. Ich stell´s mal ein wenn ich´s habe!
Mopped angeworfen und zum Vorstart gerollt. Höchstens drei Mann auf der Strecke. Der Typ an der Einfahrt sah mich an wie einen Weissen mitten in Harlem!
Jetzt also meine erste Fahrt mit Regenreifen. Kalla kam noch in unsere Box gehumpelt und hat mein Fahrwerk angepasst. Klasse sowas!
Als ich dann aus der Boxengasse rollte war ich fest entschlossen ein Abenteuer zu erleben und die Flinte nicht so schnell ins Korn zu werfen. Ok, Hockenheim war scheisse, ich war dort scheisse aber hier und jetzt, das war ein ganz anderes Spielfeld. Regelrechte Sturzbäche liefen über die Piste. Eigentlich hätte man Licht gebraucht so düster war es. Irgendwie unheimlich aber aufregend. Kalla gab mir noch einige Fahrtipps für Regen. "Du musst alles was du tun musst, noch vor der Kurve zu Ende gebracht haben. Bremsen, runter schalten, alles muss beendet sein wenn du einlenkst. Dann früh leicht ans Gas und gleichmässig durch die Kurve zeihen. Aufziehen auf jeden Fall erst wenn das Mopped grade steht. Dann wird das schon!"
Man war das wackelig. Regenpellen fühlen sich an wie ein Rennreifen mit zu wenig Luft. Aber egal. Man würde sich dran gewöhnen. Konnte 3 Runden um den Kurs eiern, mutterseelenallein. Dann hat sich kurz vor mir einer auf der Start/Ziel gelegt. Ist nix passiert aber die Ampeln gingen auf Rot. Also Ende nach 3 Runden. Schade! Fing grad an lustig zu werden.
In der Box hab ich direkt zu Jochen gesagt, dass er sich fertig machen soll. Wenn es grün wird, würden wir zusammen raus fahren. Alle haben mich angeschaut wie ein Wunder. Harry der Wenigfahrer geht als einziger bei dem Wetter auf die Strecke. Von meinem Versprechen an Kalla wussten sie ja nix! Hab mir dann aber den Regenkombi ausgezogen. Damit konnte ich mich auf der Gixxe nicht bewegen. Der Regen liess da auch grad ein bissl nach. Das würde schon gehen.
Ampel wieder grün. Ich vor Jochen raus. Nur eine Handvoll Fahrer mit uns draussen. Immer besser ging das und ich verstand was Kalla meinte. Wenn du bei solchen Bedingungen klar kommst würde sich dein Vertrauen und damit dein Mut auf einer trockenen Piste um ein vielfaches steigern müssen. Da wirst du von alleine besser. Auch wenn diese Aktion dumm enden würde (was ich da ja noch nicht wissen konnte), ich würde auch in Zukunft die Chance bei starkem Regen immer wieder nutzen. Ist nur eine Frage der Einstellung...
Runde für Runde lief es besser. Jochen war hinter mir. Ein anderer Fahrer kam in Sichtweite. Auf der Geraden gab er genauso viel Gas wie ich. Bis in den vierten Gang und auf 180 km/h trieb ich die Gixxe hoch. Wohlgemerkt, die Strecke war nicht nur nass, das Wasser stand förmlich drauf! Der Typ war da aber genauso mutig oder bekloppt. Aber in den Kurven, da hatte er Manschetten. So kamen wir näher. Immer voll konzentriert. Immer auf Rinnsäle geachtet. Klar, die ganze Strecke war patschnass aber an einigen Stellen lief durch die Überhöhung der Strecke ein richtiger Bach von links nach rechts. Vorm Shell S, in der Triple Links und vor der Schikane. Dort musste man wirklich vom Gas gehen sonst war man weg. Dort spürte man das Aquaplaning. Jedesmal versetzte das Bike dort kurz aber es war kontrollierbar mit viel Gefühl in der Hand.
Auf der Start/Ziel kam ich an ihn ran. Setzte mich sogar innen neben ihn. Ich bemerkte, dass wir mittlerweile richtig Zuschauer hatten. Das motivierte Harry, den Angeber natürlich. Ich liess ihn aber zuerst in die Links nach der Geraden. Wollte nicht riskieren, dass er zumachte. Der wollte sich nicht überholen lassen. Das war zu spüren. Dann in der lang gezogenen Rechts hab ich´s ihm 1A besorgt. Im Regen, auf sicknasser Fahrbahn hab ich ihn mit anständiger Schräglage aussenrum kassiert. Auf dem anschliessenden Geradeausstück hinter zur Hasseröder hab ich dann laut unter meinem Helm gejohlt "Jaaaa! Harry der Regengott!" Das war das geilste Überholmanöver in meiner jungen Zünderkarriere. Aber der Übermut sollte bestraft werden...
In der Hasseröder hat dann auch Jochen den Kerl noch aussenrum überholt. Ich glaub, der fährt nie mehr im Regen. Die Schikane hab ich dann über die Curbs genommen. Ja genau, im Regen! Aber nicht weil ich so cool war sondern weil ich zu schnell war und mir die Lenkbewegung aussenrum nicht mehr zutraute...
Nach dem Shell S hat mich dann Jochen kassiert mit seiner R6. Aber Harry wollte dran bleiben. Püh! Ich war doch jetzt der Regengott und bester Laune!
Auf der Start/Ziel konnte ich in seiner Gischt dran bleiben. Ihn selbst hab ich gar nicht gesehen. Nur die weisse Wasserwand die er stehen liess. Dann ging es wieder in die "Aussenrum-Überhol-Kurve"...
Jochen hatte mittlerweile gut 70m Vorsprung. Ich war noch in der langen Rechtskurve als er schon auf dem Weg zur Hasseröder war. Ich wollte ihn nicht so einfach wegfahren lassen. Eigentlich war ich schon aus der Kurve raus. Eigentlich aber auch nur...
Was hatte Kalla gesagt? Immer erst ans Gas gehen wenn das Mopped wirklich aufgerichtet ist. Ich aber hatte wohl noch so 15,24% Schräglage als ich vorsichtig den Hahn spannte. Die Physik tat wozu die Physik erfunden wurde und liess mein Hinterrad nach links in Richtung Fahrbahnrad driften. Nicht viel aber ich spürte, dass mir der Allerwerteste weg ging. Was macht man dann aber auf keinen Fall und trotzdem tut es jeder der nicht völlig unnormal gepolt ist? Genau, Gas zu weil Schreck inner Butz! Und wieder nahm die Physik ihre ihr eigens zugeteilte Aufgabe wahr und stellte mangels Radantrieb unvermittelt auf Vollgrib! Der Allerwerteste kam also mit Warp 8 wieder in die Spur...und da macht er leider nicht halt! Plötzlich stand ich mit der Gixxe im rechten Winkel zur Fahr-bzw Rutschrichtung. Ihr könnt´s glauben oder nicht aber in dem Moment war mir klar, dass alles was nun folgen würde weh tun müsste! Tat es auch!
Dieses Quer zur Rutschrichtung stehen nahm ein abruptes Ende als die beiden Regenpellen beschlossen, sich in den Asphalt zu verbeissen. Wie ein volltrunkener Esel schmiss mich mein Maisfladen nun im hohen Bogen über sich weg. Ich schwöre ich habe weit unter mir gesehen wie ich das Cockpit überflogen habe. Dann schlug ich heftigst und unelegant auf und begann eine 30m lange Schlitter und Rollpartie in Richtung Hasseröder. Der Maisfladen aber beschloss nun seinerseits, von der 110 Kilo Gewichtsbelastung befreit, dem Idioten zu folgen der ihm zu saufen gab! Ich rutschte, rotierte, kullerte und registrierte wage wie die Gixxe mich spielend und knapp überholte. Sie war halt heut in Überhollaune...
Während des ganzen Schlittervorgangs bemühte ich mich nur den Kopf hochzuhalten. Nach ca 20m bildete ich mir ein die Rutschpartie unter Kontrolle zu haben. Ja nee, is klar Harry! Und ich drehte mich tatsächlich während des Rutschvorgangs nach der K2 um. Das hätte ich nicht tun sollen denn die Kontrolle war doch noch nicht ganz auf mich übergegangen. Sogleich begann ich mich erneut zu überschlagen und schlug auch mehrmals mit dem schönen Helm auf den Aspahlt. Dann war Ruhe.
Das ganze liesst sich jetzt hier natürlich lang, kam es mir auch vor aber dauerte logischerweise nur 3 oder 4 Sekunden. Also war es Zeit durchzuatmen!
Jo, atmen wär` jetzt nett. Aber nix war´s. Ich konnte zwar Luft einsaugen aber die gelangte irgendwie nicht in meine Lunge. Also auf allen vieren auf dem Grünstreifen den Herzschlag rasen hörend, nochmal versucht Luft zu holen. Nö! Nix is! Und das ist jetzt der Moment wo latent die Panik vorm Erstickungstod einsetzt. Ich mach das jetzt hier mal lustig aber ich dachte in dem Moment wirklich ich kratz jetzt ab. Ich bekam keine Luft, meine linken Rippen fühlten sich an wie durchgebrochen und mein rechtes Bein musste doch irgendwie noch vom Maisfladen gebützt worden sein.
Ich bekam echt Manschetten. Da musste ich an meine ehemalige Vermieterin denken. Einen alten Drachen der an Asthma litt. Ich mochte sie nicht. Aber ich hab mal gesehen dass sie überall in der Wohnung Zettel hängen hatte, die sie ermahnten im Falle eines Asthmaanfalles unbedingt ruhig und nicht hektisch zu atmen. Kein Scheiss, daran dacht ich jetzt, immernoch auf allen Vieren neben den Curbs um Luft ringend! Und das klappt!! Ganz ruhig und mit kleinen Atemzügen gelang es mir, unter Schmerzen in der Brust, wenigstens wieder ein bissl Sauerstoff in die Lungen zu bekommen!
Nach wenigen Augenblicken waren bereits zwei Streckenposten bei mir, legten mir ruhig die Hand auf die Schulter (das beruhigt in so einem Moment wirklich) und fragten mich völlig ohne Hektik was mir weh tun würde. Als ich antwortete, dass ich kaum Luft bekäme rief der eine sofort den Rettungswagen. Wieder 20 Sekunden später kam dieser aus dem Medical Center an der Strecke bereits angefahren und man brachte mich in selbiges. Ich schwöre euch, eine solche medizinische Versorgung mit eigenem kleinen Krankenhaus an der Strecke ist locker jeden Aufpreis gegenüber Renntrainings in Exotistan wert!!!
Der Arzt im Medical Center war dann kein Geringerer als Doc Scholl himself! Er liess mich auf den Rücken legen und drückte mir mit beiden Händen volle Lotte auf die schmerzenden Rippen. Ich schwöre, dass alle Fantasien eines perversen Serienmörders nicht dem gerecht würden was ich in diesem Moment mit Doc Scholl tun wollte! Es wäre wohl nichts gebrochen, er würde mir zwei Tabletten für die Nacht verschreiben und er würde nichts berechnen! Er wünschte mir noch einen guten Tag und gab sich wieder an sein Mittagessen von dem wir ihn abgehalten hatten. Ein netter Kerl war er trotzdem. Nur mit dem Feingefühl, da hatte er es gestern nicht...
Man sagte mir dann noch, dass in jeder Box ein Telefon hinge von welchem aus man direkt ins Medical Center anrufen könne, welches rund um die Uhr bestzt sei. Ich solle mich also melden wenn mir heut Nacht plümerant werden sollte. Genialst sowas, oder?
Jochen war mittlerweile auch eingetroffen um mich mit dem Sachsmofa abzuholen. Die Fahrt zurück zur Box war wohl das Gefährlichste was ich in diesen beiden Tagen absolviert habe...
Danach, als ich allen berichtet hatte was passiert ist und dass ich zwar Schmerzen hatte aber eben ok sei, brachte man meine Gixxe in die Box. Genialst, da war nix dran..auf den ersten Blick! Stummel bisschen abgeschliffen, Sturzpad samt Motorhalterung abgerissen und Limadeckel angeschliffen. Der Carbonschutz weggeschliffen aber er hatte seinen Dienst verrichtet. Nichtmal die Verkleidungsscheibe gebrochen oder so. Schwein gehabt...
Bin dann rüber zu Kalla gehumpelt wo man natürlich schon von meinem Flugabenteuer gehört hatte. Man war wohl froh mich zu sehen. "Wat is?" fragte Kalla. Ich sagte ihm dass es glimpflich ausgegangen sei aber dass ich nun schon heftige Schmerzen hätte. "Rauf auf das Bike Harry!" rief Kalla! "Gleich nochmal ne Stunde fahren sonst tut´s in zwei Stunden noch viel mehr weh!" Ich glaube, der Wahnsinnige wollte mich auf die Intensiv bringen...
Nun, nochmal wollte ich ihm seinen Wunsch heut nicht erfüllen.
Fortsetzung folgt...
Gruss Harry , die Comeback-Schlampe
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"Vier Räder transportieren deinen Körper - Zwei Räder deine Seele!" (geklaut!)
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- elleduc Offline
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Jaja der Kalla...
Harry willkommen im Club. Kurier Deine Schmerzen etwas. Aber Kalla hatte Recht, hättest Dichdrauf setzen sollen, wenn se fahrbereit ist
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- Ray S. Offline
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- Steph #22 Offline
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- SP-12 Harry Offline
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Als ich irgendwann wieder auf dem Weg von Kabro rüber zu unserer Box war, war auch mein Kumpel Rookie endlich aus seinem Schlaf der Gerechten erwacht und aus seinem Wohnwagen gekrochen.
"Toller Freund bist du" sagte ich lachend, "da fahre ich im Regen, hab nen Highsider, liege im Medical Center und all das verschläfst du einfach am hellichten Tag!" Er hat geguckt wie ein U-Boot und erstmal wohl gar nicht geglaubt was er da grad gehört hat. Da ich ja aber scheinbar ganz gut beieinander war schien er gleich ein bisschen beruhigt zu sein. Er sah fast so aus als hätte er ein schlechtes Gewissen gehabt weil er nicht auf das Kleinkind Harry aufgepasst hatte...
Nach dem ich dann meine Wunden geleckt hatte und feststellte, dass zwar alles Mögliche weht tat und das Atmen schwer fiel aber scheinbar nichts kaputt gegangen ist, hab ich mich dran gegeben, meine Gixxe genauer zu untersuchen!
Unglaublich aber auf den ersten Blick hatte sie gar nichts abbekommen. Scheibe, Verkleidung, alles in Ordnung. Nicht mal zerkratzt obwohl die Gute gut und gerne 50m weit geschliddert ist. Am linken Stummel war das Kunststoffende abgeschliffen. Der Stummel von MR war nicht mal verbogen! Der Carbonschutz über dem Limadeckel war weggeraspelt und der Deckel selbst angeschliffen aber noch dicht! Der Crashpad war weg. Die Schraube die ihn hält und die gleichzeitig auch noch Motorhalterung ist war ebenfalls weg, einfach aus dem Gewinde gerissen. Ansonsten wirklich keine sichtbaren Sturzschäden. Sowas geht wohl nur im Regen...
Kalla hat dann erstmal ob der angebrachten Crashpads mit mir geschimpft. Solche Teile seien Blödsinn und wie die heraus gerissene Motorhalterung zeigt auch Kontraproduktiv. Das selbe hat damals auch schon der Kitsch zu mir gesagt. Die Dinger seinen höchstens gut um Umfaller vor der Eisdiele abzufangen. Auf der Rennstrecke seien sie eher gefährlicher und durch den Kunststoff ein Beschleuniger wenn das Bike erstmal ins rutschen käme. Gott sei Dank war die Motorhalterungsschraube einfach nur sauber aus dem Gewinde gerissen. Hätte auch dümmer laufen können. Den Rest des Tages hat mich Kabro dann mit vielen Ratschlägen, Werkzeug und Material versorgt um den Motor wieder zu fixieren und alles fahrfertig zu bekommen. 1000 Dank dafür! Ich fühlte mich wirklich prima umsorgt obwohl Kalla aufgrund des Regens noch einiges anderes zu tun hatte.
Die Schmerzen waren mir aber zu gross um wirklich gleich wieder auf den Bock zu steigen. Freitag war auch noch ein Tag und die Wetterprognosen waren auch besser.
Gegend Abend, beim Grillen dann, bekam ich wirklich nochmal richtig Aua. Stündlich meldete sich ein Körperteil mehr im Oberkörper das beschloss sich jetzt der Schmerzdemo anzuschliessen. Das Atmen selbst tat mächtig weh und so richtig mal die Lungen zu füllen ging gar nicht...
Inzwischen hatte mir Kalla die Regenpellen wieder runter geschmissen und die Dunlops erneut aufgezogen. Man, sieht der Reifen riesig aus in der Dimension 195/70! War gespannt ob er in die K2 rein passt und wie er sich denn fahren würde. Nach dem Essen half mir Rookie und Jens, der Bruder von JR6, die Räder wieder einzubauen und das Bike nochmal durchzusehen.
Mit der Übersetzung, die ich gefahren bin (16/45 statt Original 17/42) passte der Reifen nicht. Das heisst, er passte schon rein aber der Abstand zur Schwinge war zu knapp. Über einen cm sollte der schon betragen meinte Kalla. Also alles wieder raus und nochmal umritzeln um mehr Kettenlänge zu bekommen. Jetzt hatten wir 15/44 drin und die Länge kam hin. Dann fiel mir aber auf, dass das Rad immer an einer bestimmten Stelle schwerer zu drehen war und auch die Kette an dieser Stelle dann kaum noch Durchhang hatte. Im Zuge der Fehlersuche dann bauten wir das Hinterrad sicher noch mehr als 10x aus und ein. Wir wechselten nacheinander die Achse, das Kettenrad, den Kettenradträger, die Bremsscheibe und, und, und...
Gegen halb drei in der Nacht hatten wir das Problem dann so weit im Griff, dass es nur noch minimalst erkennbar war. Den Rest würde eine Probefahrt von mir am nächsten morgen zeigen. Vielen Dank nochmal an meine unermütlichen Helfer Rookie und Jens, dass sie so lang dabei geblieben sind!! Das viele Schrauben und Räder hin und her tragen hat meinem Brustkorb aber irgendwie den Rest gegeben...
Hab dann noch in der Box geduscht und bin gegen halb vier in der Früh müde aber nicht unglücklich nach einem aufregenden Tag in meinen Van zum Schlafen gekrochen. Die Nacht war unruhig denn meine Rippen wollten nicht schlafen...
Um 7 Uhr wieder raus aus den Federn. Freund Rookie fand es lustig mich durch erst sanftes, später heftiges Schaukeln meines Voyagers zu wecken. Ich hätt ihn erschlagen können!
Frühstück, nochmal Fahrerblabla und dann die Lederklamotten anziehen. Dies erwies sich als spassig. Jeder der schonmal mit einer Brustkorbprellung versucht hat in einen eher eng sitzenden Einteiler zu schlüpfen, weiss was ich meine. Ging aber dann doch alles. Den Büse Rückenprotektor musste ich aber leider weglassen. Das wäre zu eng geworden. Richtig Luft bekam ich immernoch nicht!
Bin dann den ersten Turn gefahren. Mopped funktionierte. Die Dunlop Pneus hinterliessen einen sehr guten Eindruck auf mich. Mal schauen wie die gehen wenn ich wieder beweglicher auf dem Bike bin. Bissl steif bin ich schon um den Kurs geturnt. Am Ende war ich froh, dass bei mir scheinbar alles in Ordnung war, dass das Mopped so wenig gelitten hat und ich beschloss, es damit gut sein zu lassen. Obwohl das Wetter Freitag dann sehr schön war, war mir körperlich nicht danach den ganzen Tag zu zünden. Ich hatte schlichtweg keine Lust und wusste dass ich soweit ok war, dass ich schon Montags wieder auf dem NBR würde fahren können. Das reichte mir. Mittlerweile war auch der Harald Kitsch eingetroffen, der ja Samstag/Sonntag dann die Open Läufe bestreiten wollte. Leider war sein Gegner Bundy ja ausgefallen. Kalla war natürlich ziemlich niedergeschlagen deswegen denn Bundy hatte ja in Schleiz bewiesen dass er ein gleichwertiger Gegner mit Siegchancen war.
Habe meinen Aufkleber der zum Fahren berechtigt dann an den jungen Kerl mit der SRAD aus unserer Box weiter gegeben. Der hatte ursprünglich nur noch einen Plat für Donnerstag bekommen und Freitag war ausgebucht. Er strahlte jetzt wie ein König und ich hatte ein gutes Gefühl dabei. Leider schmiss er im ersten Turn, in der dritten Runde sein Moped weg und demolierte es heftigst. Ob der Aufkleber wohl der Unglücksbringer war? Tat mir leid für ihn. Den ganzen Tag probierte er seine Kiste wieder hinzubekommen aber am Ende war doch zuviel kaputt. Aber Gott sei Dank hat er sich dabei nicht weh getan. Am Freitag stürzten recht viele da der Regen des Vortages wohl viel Schmutz auf die Strecke gespült hatte.
Ich hab mich dran gemacht den anderen, soweit ich konnte, zur Hand zu gehen und hatte noch einen richtig schönen Tag. Alles in allem eine schöne und auch sehr lehrreiche Erfahrung für mich die am Ende doch glücklich ausging. Danke nochmal an alle die mir geholfen haben und vor allem an Kabro!
Leider haben JR6, Kitsch und alle anderen die heute und morgen dort die Rennen fahren wettertechnisch ins Klo gegriffen. Aber es ist nunmal ein Freiluftsport!
Morgen werde ich zum NBR fahren und gucken wie die IDM Cracks mit dem Wetter klar kommen...
"Toller Freund bist du" sagte ich lachend, "da fahre ich im Regen, hab nen Highsider, liege im Medical Center und all das verschläfst du einfach am hellichten Tag!" Er hat geguckt wie ein U-Boot und erstmal wohl gar nicht geglaubt was er da grad gehört hat. Da ich ja aber scheinbar ganz gut beieinander war schien er gleich ein bisschen beruhigt zu sein. Er sah fast so aus als hätte er ein schlechtes Gewissen gehabt weil er nicht auf das Kleinkind Harry aufgepasst hatte...
Nach dem ich dann meine Wunden geleckt hatte und feststellte, dass zwar alles Mögliche weht tat und das Atmen schwer fiel aber scheinbar nichts kaputt gegangen ist, hab ich mich dran gegeben, meine Gixxe genauer zu untersuchen!
Unglaublich aber auf den ersten Blick hatte sie gar nichts abbekommen. Scheibe, Verkleidung, alles in Ordnung. Nicht mal zerkratzt obwohl die Gute gut und gerne 50m weit geschliddert ist. Am linken Stummel war das Kunststoffende abgeschliffen. Der Stummel von MR war nicht mal verbogen! Der Carbonschutz über dem Limadeckel war weggeraspelt und der Deckel selbst angeschliffen aber noch dicht! Der Crashpad war weg. Die Schraube die ihn hält und die gleichzeitig auch noch Motorhalterung ist war ebenfalls weg, einfach aus dem Gewinde gerissen. Ansonsten wirklich keine sichtbaren Sturzschäden. Sowas geht wohl nur im Regen...
Kalla hat dann erstmal ob der angebrachten Crashpads mit mir geschimpft. Solche Teile seien Blödsinn und wie die heraus gerissene Motorhalterung zeigt auch Kontraproduktiv. Das selbe hat damals auch schon der Kitsch zu mir gesagt. Die Dinger seinen höchstens gut um Umfaller vor der Eisdiele abzufangen. Auf der Rennstrecke seien sie eher gefährlicher und durch den Kunststoff ein Beschleuniger wenn das Bike erstmal ins rutschen käme. Gott sei Dank war die Motorhalterungsschraube einfach nur sauber aus dem Gewinde gerissen. Hätte auch dümmer laufen können. Den Rest des Tages hat mich Kabro dann mit vielen Ratschlägen, Werkzeug und Material versorgt um den Motor wieder zu fixieren und alles fahrfertig zu bekommen. 1000 Dank dafür! Ich fühlte mich wirklich prima umsorgt obwohl Kalla aufgrund des Regens noch einiges anderes zu tun hatte.
Die Schmerzen waren mir aber zu gross um wirklich gleich wieder auf den Bock zu steigen. Freitag war auch noch ein Tag und die Wetterprognosen waren auch besser.
Gegend Abend, beim Grillen dann, bekam ich wirklich nochmal richtig Aua. Stündlich meldete sich ein Körperteil mehr im Oberkörper das beschloss sich jetzt der Schmerzdemo anzuschliessen. Das Atmen selbst tat mächtig weh und so richtig mal die Lungen zu füllen ging gar nicht...
Inzwischen hatte mir Kalla die Regenpellen wieder runter geschmissen und die Dunlops erneut aufgezogen. Man, sieht der Reifen riesig aus in der Dimension 195/70! War gespannt ob er in die K2 rein passt und wie er sich denn fahren würde. Nach dem Essen half mir Rookie und Jens, der Bruder von JR6, die Räder wieder einzubauen und das Bike nochmal durchzusehen.
Mit der Übersetzung, die ich gefahren bin (16/45 statt Original 17/42) passte der Reifen nicht. Das heisst, er passte schon rein aber der Abstand zur Schwinge war zu knapp. Über einen cm sollte der schon betragen meinte Kalla. Also alles wieder raus und nochmal umritzeln um mehr Kettenlänge zu bekommen. Jetzt hatten wir 15/44 drin und die Länge kam hin. Dann fiel mir aber auf, dass das Rad immer an einer bestimmten Stelle schwerer zu drehen war und auch die Kette an dieser Stelle dann kaum noch Durchhang hatte. Im Zuge der Fehlersuche dann bauten wir das Hinterrad sicher noch mehr als 10x aus und ein. Wir wechselten nacheinander die Achse, das Kettenrad, den Kettenradträger, die Bremsscheibe und, und, und...
Gegen halb drei in der Nacht hatten wir das Problem dann so weit im Griff, dass es nur noch minimalst erkennbar war. Den Rest würde eine Probefahrt von mir am nächsten morgen zeigen. Vielen Dank nochmal an meine unermütlichen Helfer Rookie und Jens, dass sie so lang dabei geblieben sind!! Das viele Schrauben und Räder hin und her tragen hat meinem Brustkorb aber irgendwie den Rest gegeben...
Hab dann noch in der Box geduscht und bin gegen halb vier in der Früh müde aber nicht unglücklich nach einem aufregenden Tag in meinen Van zum Schlafen gekrochen. Die Nacht war unruhig denn meine Rippen wollten nicht schlafen...
Um 7 Uhr wieder raus aus den Federn. Freund Rookie fand es lustig mich durch erst sanftes, später heftiges Schaukeln meines Voyagers zu wecken. Ich hätt ihn erschlagen können!
Frühstück, nochmal Fahrerblabla und dann die Lederklamotten anziehen. Dies erwies sich als spassig. Jeder der schonmal mit einer Brustkorbprellung versucht hat in einen eher eng sitzenden Einteiler zu schlüpfen, weiss was ich meine. Ging aber dann doch alles. Den Büse Rückenprotektor musste ich aber leider weglassen. Das wäre zu eng geworden. Richtig Luft bekam ich immernoch nicht!
Bin dann den ersten Turn gefahren. Mopped funktionierte. Die Dunlop Pneus hinterliessen einen sehr guten Eindruck auf mich. Mal schauen wie die gehen wenn ich wieder beweglicher auf dem Bike bin. Bissl steif bin ich schon um den Kurs geturnt. Am Ende war ich froh, dass bei mir scheinbar alles in Ordnung war, dass das Mopped so wenig gelitten hat und ich beschloss, es damit gut sein zu lassen. Obwohl das Wetter Freitag dann sehr schön war, war mir körperlich nicht danach den ganzen Tag zu zünden. Ich hatte schlichtweg keine Lust und wusste dass ich soweit ok war, dass ich schon Montags wieder auf dem NBR würde fahren können. Das reichte mir. Mittlerweile war auch der Harald Kitsch eingetroffen, der ja Samstag/Sonntag dann die Open Läufe bestreiten wollte. Leider war sein Gegner Bundy ja ausgefallen. Kalla war natürlich ziemlich niedergeschlagen deswegen denn Bundy hatte ja in Schleiz bewiesen dass er ein gleichwertiger Gegner mit Siegchancen war.
Habe meinen Aufkleber der zum Fahren berechtigt dann an den jungen Kerl mit der SRAD aus unserer Box weiter gegeben. Der hatte ursprünglich nur noch einen Plat für Donnerstag bekommen und Freitag war ausgebucht. Er strahlte jetzt wie ein König und ich hatte ein gutes Gefühl dabei. Leider schmiss er im ersten Turn, in der dritten Runde sein Moped weg und demolierte es heftigst. Ob der Aufkleber wohl der Unglücksbringer war? Tat mir leid für ihn. Den ganzen Tag probierte er seine Kiste wieder hinzubekommen aber am Ende war doch zuviel kaputt. Aber Gott sei Dank hat er sich dabei nicht weh getan. Am Freitag stürzten recht viele da der Regen des Vortages wohl viel Schmutz auf die Strecke gespült hatte.
Ich hab mich dran gemacht den anderen, soweit ich konnte, zur Hand zu gehen und hatte noch einen richtig schönen Tag. Alles in allem eine schöne und auch sehr lehrreiche Erfahrung für mich die am Ende doch glücklich ausging. Danke nochmal an alle die mir geholfen haben und vor allem an Kabro!
Leider haben JR6, Kitsch und alle anderen die heute und morgen dort die Rennen fahren wettertechnisch ins Klo gegriffen. Aber es ist nunmal ein Freiluftsport!
Morgen werde ich zum NBR fahren und gucken wie die IDM Cracks mit dem Wetter klar kommen...
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Hahaha, DER is gut!Nur mit dem Feingefühl, da hatte er es gestern nicht...
So isser IMMER, der liebe Christoph

Nimmt halt kein Blatt vor den Mund und tut, was nötig ist, deshalb mag ich ihn.
Und du, Harry, hast ja einiges gelernt am Wochenende! Gute Besserung und vergiß nicht das Regenkombifoto.
Schöner Bericht!
Sabine
Zuletzt geändert von ßabine am Samstag 23. Juni 2007, 20:42, insgesamt 1-mal geändert.
American beer is like making love in a canoe:
Fucking close to water. (Woody Allen)
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super bericht, hast dir ja die finger wund geschrieben!
und rippenprellung dauert ja leider lange.. wenn du den ersten tag denkst, dass alles wieder gut ist, jogge mal ein kleines stück
gute besserung!
und rippenprellung dauert ja leider lange.. wenn du den ersten tag denkst, dass alles wieder gut ist, jogge mal ein kleines stück

gute besserung!
Zuletzt geändert von Pulsar am Samstag 23. Juni 2007, 22:24, insgesamt 1-mal geändert.
Das ist zu wahr um schön zu sein.