Teil I
Wir, das heißt der digitale Didi, unser Gridgirl Y. und ich brachen am Donnerstagabend gegen 20.00 Uhr mit unserm frisch getüvten Ducato gen
Osten auf um uns dort 2-3 Tage das leben der Boheme und dem fröhlichen Ringisiern hinzugeben. Ein Vorhaben welches wie wir es in dieser Saison schon gewohnt
waren, bereits im Ansatz scheitern sollte.
Ich lenkte den Duc auf die nahe Autobahn die uns dem Ostreich näher bringen sollte. Die Fahrt verlief bis wenige Kilometer
vor Most nahezu ereignislos, nur der gelegentliche SMS Kontakt zu unserm Aufzündbruder Kai mit dem wir uns in Most treffen wollten brachte mir etwas Abwechslung.
Ich beschloss meinen beiden Mitfahrern die öde Fahrt durch die böhmischen Dörfer etwas unterhaltsamer zu gestalten und stimmte ein paar fröhlich Liedchen an. Da mein Repatoier
leider begrenzt ist, biss ich mich an der mega Proll Hymne „Der alte Holzmichel“ fest. Nach dem ich dieses Machwerk aus dem Ostblock in sämtlichen mir einfallenden Variationen wiedergegeben hatte war die Stimmung nahezu auf dem Siedepunkt, man konnte förmlich die Bewunderung meiner beiden Begleiter ob meines immensen Verbalmusikalischen Genies
in der engen Fahrerkabine riechen. Wir einigten uns darauf, um den offensichtlichen Neid der Beiden nicht noch weiter Nahrung zukommen zu lassen, dass ich bis zum Erlangen des nahen Ziels keinen weiteren Kostproben meines Könnens zu geben. Ich bemitleidete die beiden ob ihrer Unfähigkeit selbst herrliche Gesangsstücke von sich zu geben und ließ es mit dem Singen bewenden.
Fast in Most angekommen bemerkte ich kurz vor dem neuen Kreisverkehr einen akuten Leistungsmangels unseres Transporters, um Didi und Y. nicht zu beunruhigen schwieg ich aber und harrte der Dinge die da sicher noch kommen würden. Und sie kamen. Am Kreisverkehr angelangt verweigerte der Fiat jegliche Gasannahme und ich buchsierte ihn mittels gekonntem Zusammenspiels meines Kupplungs und Gasfußes in Schrittgeschwindigkeit bis zur Strecke, der Berg nach der Schranke und dem Tunnel verlangte mir noch mal das Ganze Koordinationsvermögen meiner beiden unteren Gliedmaßenenden ab. Geschafft.
Kai und seine Freundin Urs erwarteten uns bereits, so konnten wir uns gleich an die suche eines geeigneten Stellplatzes machen, welchen wir auch sogleich bezogen und mit dem
Ausladen und Aufbau unserer Zelte und Pavillons begannen. Allerlei Gerätschaften wurden in die Überdachungen geräumt und schlussendlich die Motorräder aus den Bullys geholt.
Vier Kräder der Marke Honda, eine CBR 1000, zwei CBR954 und Didis Kindermotorrad eine CBR 600, mit welcher er wie gewohnt in der Mädchen- und Schwuchtelklasse 2 starten wollte.
Beim Anblick dieser vier Kunstwerke japanischer Zweiradbaukunst musste ich ein kleines Ehrfurchtstränchen wegdrücken, zu gerührt war ich ob des Gedankens das wir morgen die Freude hatten mit diesen Geräten, welche jeweils unbestritten den Zenit an Design, Kraft und Qualität ihrer Klasse markierten, hier den westrussischen Asphalt zu zerwemsen. Ich verfiel wie ein wenig des Mittleids, wie schon vorher beim Gesang, diesmal galt es aber den Fahrer und Fahrerinnen welche leider mit hässlichen Mopeds andere Hersteller, die zudem nichts taugen über die Runden kommen mussten…..mein Mitleid gipfelte in einer kurzen Ohnmacht in welcher ich gleich einer Fatamorgana vier Buchstaben sah: TTSL.
Ich sinnierte was diese Letter wohl zu bedeuten haben, ob es ein Zeichen einer höheren Macht war oder ob ich einfach mal das Klo aufsuchen sollte, denn immer wenn ich an diese dachte stellte sich bei mir ein immenser Harn- und Stuhldrang ein, der Schriftzug hatte bei mir also ein abführende Wirkung. Ich Beschloss dem Drang Abbitte zu leisten und suchte die nahen Räume für Körberhygiene mittels unseres Boxenrollers auf. Nach Abschluss der dortigen Tätigkeiten beschloss ich einen kurzen Streifzug durch die Boxenanlage zu machen, kam aber nur bis Box 2,5 wo sich eine ganze Ansammlung enormer Hackfressen breit gemacht hatte. Die ekelhafteste dieser Hackfressen begrüßte mich auch so gleich mit dem Ausspruch „Na,habt Ihr immer noch euer Hondaglump“ . Ich startete den Roller sogleich wieder und wies die Insassen der Box darauf hin das ich zu unserm Bus zurückkehren müsse, um unser dort verwahrtes AK47 zu laden und zu entsichern und mit diesem in ca. 10 Minuten zurückkehren würde.
Ich steuerte unseren Liegeplatz an und berichtete sogleich über die kurze aber enorm farceiöse Unterhaltung welche mir gerade zu Teil wurde, Didi kramte die AK aus dem Bus hervor, bemerkte aber das er die Munition zu hause hatte liegen lassen. Wir sicherten unsere Zeltstatt und Bus gegen langfingrige Ostblöcker ab und machten uns leider unbewaffnet auf den Weg zur Box in welcher ich gerade auf das freundlichste Begrüßt wurde. Dort angekommen durften wir Platz nehmen und so gleich wurden uns unredlich Getränke wie alkoholfreier Havana und Bier gereicht.
Da ich mir nach der langen Fahrt einen bisschen Alkohol verdient hatte Griff ich zum Bier und hoffte das es meine empfindlichen Magenwände, welche sonnst von milden, lieblichen Korea umspült wurden nicht zerfressen würde. Anfangs nippte ich zögerlich, als aber nichts schlimmes passierte trank ich die Flasche dann doch leer.
Es entwickelte sich eine rege Unterhaltung, ich wurde bei einem gewissen Flo vorstellig der mich hier im Forum schon mit Budweiser bedroht hat und überhaupt freute es mich wieder am Ring zu sein, unter Aufzündern , im Fahrerlager, dem schönste Ort der Welt. Nach dem einige den Verzehr des nicht alkoholischen Rum’s wohl nicht mehr ertragen konnten ließen wir das Beisammensein ausklingen und schlossen es mit dem allgemeinen Tenor ab, das Honda ohne Zweifel die besten Mopeds überhaupt seien. Klingt komisch, war aber so!
Ich erfreute mich an der nun doch eindeutigen Stimmungslage, wir machten uns auf den Weg zum Ducato und fingen Kai der gerade aus der Dusch kam ab und überzeugten ihn sogleich noch ein Gute-Nacht-Korea mit uns einzunehmen.
Er willigte ein und wir taten das was wir am aller besten konnten: Korea trinken.

