Vorwort
Nachdem Anfang August ein Besuch in Brünn, im wahrsten Sinne des Wortes, abgesoffen ist, war ich natürlich in keinster Weise „befriedigt“ und wollte so schnell wie möglich wieder auf die Piste. Meinem Arbeitskollegen, der mich auch wieder in Brünn begleitete, erging es genauso und wir einigten uns darauf, bei ActionBike unser Glück erneut zu versuchen. ActionBike war mir auch ein Begriff, denn mein Reifendealer macht dort den Rennservice und Reifendienst. Allerdings wussten wir beide schon vorher, das wir dort keinen Blumentopf gewinnen können. Aber das Angebot an der Vielzahl an Rennen machte Hoffnung auf jede Menge Spaß und ein Training unter Rennbedingungen ist immer noch das Beste. Also hab ich schnell mein Event im Oktober storniert und buchte gleich im voraus 3 Rennen bei AB, 650ccm ohne Beschränkung, 650ccm Serie mit Profilreifen und den Pirelli Cup bis 650ccm. Auf die Offene Klasse (alles was 2 Räder und ein Motor hat) mit 12 Runden und die GP Distanz habe ich allein aus Konditionsgründen verzichtet.
7.9.2006 – Tag der Anreise
Endlich war es soweit! Am Abend zuvor hatte ich die kleine Zicke in meinem Bus verladen, jedoch musste ich noch bis 13 Uhr schuften. Also gleich mit dem Bus auf Arbeit. Dort habe ich natürlich den ganzen Vormittag, vor lauter Vorfreude, nichts mehr auf die Reihe bekommen. Um 13 Uhr scharrte ich schon mit den Hufen und um 13:30 ging es dann endlich los. Schnell noch ein paar Sachen von meinem Kollegen umladen und los ging es. Allerdings ging es erst einmal nach Cham um die Maschine meines Kollegen einzusammeln. Die stand eigentlich schon eingemottet bei seiner Oma. Nach 2,5h Bundesstraßenbummelei, hinter tausenden von Lkws, erreichten wir endlich dieses kleine Kaff im Bayrischen Wald bei Cham. Wie Omas nun mal so sind mussten wir uns natürlich erstmal mit Kaffee und Kuchen stärken, denn an die jungen Kerle muss ja was ran

Nachdem wir die tschechische Autobahn bei Pilsen erreichten, kamen wir wunderbar voran. Während der Fahrt beobachteten wir die ganze Zeit den Vollmond vor uns und hofften darauf die angekündigte totale Mondfinsternis sehen zu können. Naja irgendwie kam die in CZ nicht. Kurz vor 22Uhr, also insgesamt 7,5h Fahrt standen wir im Fahrerlager von Brünn. Nachdem ich unsere Box raus gefunden hatte, meldeten wir und noch schnell an. Dann erst luden wir den ganzen Krempel in Rekordzeit aus und schlürften noch ein kühlen Blondes, bevor es kurz nach Mitternacht in das eisig kalte (8°C) Schlafgemach ging.
8.9.2006 – Tag 1
Um 7:30 klingelte mich mein Handy aus der Nachtruhe. Mir ist kalt. Beim ersten Blick nach draußen, verging mir auch gleich wieder die Lust. Es war alles Nass und stark bewölkt. Es hat in der Nacht scheinbar einige Kubikmeter Wasser vom Himmel gelassen. Also erstmal Kaffee suchen um wenigstens die Augen weiter auf zu bekommen. In der Box saßen die anderen Racer schon rum und hatte zum Glück einen Kaffee für mich übrig, denn ich jedoch gleich wieder verschüttete als ich in die Visagen von Jörg und Hembi erblickte. Danach war ich auch ohne Kaffee wach, aber blind

Um 8:30 bekam ich dann langsam das 2. Auge auf, also ab zur Fahrerbesprechung. Der her Tommy Wagner erklärte sehr locker wie das hier abläuft. Er mach keine Vorschriften, sondern nur Vorschläge und wenn jeder sich dran hält, sollten auch keine größeren Wartezeiten an der Boxen ausfahrt entstehen, denn es gibt ja keine Gruppeneinteilung. Ich hatte bei 219 Teilnehmern so meine Zweifel, aber der Herr Wagner sollte recht behalten. Schnell noch den Aufkleber abgeholt und ab in die Box, denn das wird ein anstrengender Tag für mich.

Um 9:00 begann ich wie gewohnt erstmal am Mopped zu schrauben


Kurz nach 12:30 begann dann die Fahrerbesprechung für die Rennen, die genau wie die vorherige Besprechung extrem lustig ausfiel. Der Tommy ist halt ein lustiger Typ. Da kamen dann Sprüche wie: „Die Ampel geht nicht auf Grün. Das einzigste Grün was ihr sehen werdet ist eine Kawa die euch dann überrundet ...“. Ja ja extrem lustig halt

Um 13:00 war nochmal 1h freies Fahren. Das Wetter war jetzt bombastisch, die Sonne kam raus und die Temperatur stieg laut Anzeige auf 19°C im Schatten. Ich versuchte ein letztes mal meine Gabel in den Griff zu bekommen aber vergeblich. Die Vorspannung war mittlerweile ganz hart und die Druckstufe bis auf 1 Klick zu. Half aber alles nichts, das Drecksding ging auf Block. Das einzigste was ich bekam war massives Lenkerschlagen. Die Vermutung machte sich breit, das in der Gabel massiv Öl fehlt, denn sie wurde ja vor kurzem vom Fachhändler repariert (Garantiefall) und vorher hatte ich keine Probleme. Da ich aus Garantiegründen die Gabel nicht aufmachen wollte, entschied ich mich für ein Kompromiss. Ich stellte die Gabel so ein, das ich kein Lenkerschlagen habe, aber so hart wie möglich und musste wohl damit leben, das sie auf Block geht. Naja damit kam ich dann noch auf eine gute 2,28.4.
Um 14:30 begann das Qualifying für mich, ich fuhr raus und gab alles. Es kamen zum Glück ein paar Leute vorbei an die ich mich dran heftete. Naja zumindest versuchte ich das, aber die Leute bei AB sind verflucht schnell. Nach 12min hatte ich dann genug und der Laptimer zeigte eine erstaunliche 2,26.4 an. Das reichte mir vorerst.
Nach dem Qualifying marschierte ich gleich in die Infobox und wollte meine Platzierung wissen, für mein erstes Rennen an diesem Tage. Zu meinem erstaunen stellte ich fest, das ich sogar eine 2,26.2 gefahren bin, also etwas weniger wie mein Laptimer angezeigt hatte. Das reichte für den 650er Lauf für Startplatz 35 von 52, also Reihe 9 Mitte rechts. Insgesamt stand ich auf 97 von 219. Man muss dazu sagen, das 1/3 der Leute unter 2:20 unterwegs sind. Danach noch ein Check vom Mopped, etwas Öl (~250ml) aufkippen und warten.
16:30 – Rennen der Klasse 1, 650ccm ohne Beschränkungen. Ich war ziemlich aufgeregt und verunsichert, denn so ein großes Starterfeld stellte ich mir in der ersten Kurve heikel vor. Naja was soll's ich raus ich die Startaufstellung und die Nervosität ließ war schlagartig weg. Bis alle Deppen ihren Startplatz gefunden hatten vergingen Minuten. So ein Chaos hatte ich noch nie erlebt. Dabei hatte der Tommy extra gesagt, das die Leute auf die Tafel schauen sollten und die Reihen waren ja nummeriert.

Beim Vorstart bekam ich zu spüren was ich mir eingebrockt hatte. Ich kam irgendwie nicht vom Fleck und an mir knallten 10 Leute vorbei als würde ich im Standgas losrollen. Das Tempo war nach der ersten Kurve aber eher human. Zurück aus der Warmup fand zum Glück gleich jeder seinen Platz wieder ...

Das ganze Feld starte gespannt auf den Mann mit der roten Fahne. Als er endlich weg ging heulten rings um mich die Motoren auf. Ich legte in aller Ruhe erstmal den 1. Gang ein und drehen den Motor auf etwa 7000 und halte die Kupplung am Schleifpunkt. Die Ampel geht an und ca. 1sek später machen 3 Leute vor mir einen Frühstart, bleiben aber gleich wieder stehen. Ampel geht aus und ab geht die Post. Ich komme nicht so gut weg wie sonst aber es reicht. Ich ziehe rechts raus und knalle direkt auf neben der Boxenmauer entlang um an der ersten Kurve innen zu sein. Der Plan geht auf, ich kann vor der ersten Kurve etwa 5- 6 Leute überholen und drücke mich eiskalt in die Innenlinie rein und mache dadurch nochmal etwa 2 Plätze gut. Bei dem großen Gewühl ist es allerdings schwierig noch mitzuzählen.

In der ersten Kurve wird es dann eng. Zu 4. und 5. nebeneinander knallt das ganze Feld dicht an dicht durch, wenn da einer vorne absteigt rumpeln 50 einfach drüber. Egal, ich beschleunige gut raus und hänge dann allerdings Links fest.

Etwas rabiat drücke ich mich auf die linke Seite auf der bergauf um die nächste Kurve wieder innen reinzubremsen. Der Plan ging jedoch nicht auf. Ich bin scheinbar am erfahreneren Teil des Feldes angekommen und die hauen mir eiskalt die Tür zu. Also wieder eingereit und erstmal Gegner studieren. Das Tempo war enorm hoch und die Bremspunkte spät. Eingangs Omega bekam ich meine weiche Gabel zu spüren. Wild schlingernd auf der Bremse bog ich ein, aber alles noch im grünen Bereich. Ein Hintermann wollte sich in der 2. rechts reinbremsen, aber ich machte auch die Tür zu, verlor allerdings aufgrund dieses Manövers meinen Platz an einen weiteren Verfolger, der mich dann Außenrum überholte. Diesen nahm ich dann ins Visier und macht ihn und weitere Leute am Ende der bergab Geraden auf die Bremse nieder. Meinen Serienrasten setzen beim einlenken in die rechts zur Senke vollständig auf. Aber ich war vorn.

Das Feld hat sich mittlerweile etwas auseinander gezogen und ich versuchte irgendwie aufzuschließen, was mir allerdings in den weiteren Runden nicht gelang, da ich immer wieder Angriffe von hinten kamen und ich meine Platz zurück erobern musste. Nach 6 gefahren Runden war von unserem Feld noch 3 Leute übrig und ich immer noch vorne! Ich musste zwischenzeitlich mit nachlassender Bremse kämpfen und der Gabel sowieso. Es ging in die letzte Runde und ich gab nochmal alles und fuhr absolute Kampflinien. Die tief stehende Sonne kam mir etwas zur Hilfe und ich konnte an einigen stellen der Strecke die Angriffe der Hintermänner am Schatten erkennen und erfolgreich abwehren. Auf der langen bergab geraden fuhr ich bis ca. 200m auf der normalen Linie und zog eiskalt rechts rüber um die Kurve von innen anzufahren. Damit hatte der Hintermann scheinbar gar nicht gerechnet und ich sah nur noch sein Vorderrad auf dem verbleibenden 50cm der Strecke neben mir. Ich strecke mein Knie raus und lenkte ein. Dabei setzte irgendwas ganz hart auf. In der Senke ließ ich mich weit raustragen und fuhr die Bergauf links wieder von innen an. Dabei kam mir eine gelbe Fahne zur Hilfe, damit mussten die anderen hinter mir bleiben.

Auf der bergauf Geraden gab ich alles. Dummerweise bekam ich irgendwie nicht den nächsten Gang rein und verlor etwas Schwung. Es reichte aber um vor der vorletzten Kurve gleich auf zu sein, ich auf der Außenlinie, also dumme Ausgangssituation. Ich mit viel Speed zu 2. nebeneinander in die links. Mich trägt es dabei fast bis in die Boxenausfahrt raus. Der Schwung reicht um vorbei zu gehen und in der letzten rechts vorne zu sein. Ich hänge mich soweit wie ich konnte neben das Mopped und reiße voll den Hahn auf. Das Mopped wackelt etwas und mich trägt es bis auf die linken Curbs raus. Ich mache mich so klein wie geht und schaffe es noch vor den anderen beiden über die Ziellinie.
Damit war das Rennen vorbei und ich um etliche Erfahrungen reicher. Beide Hintermänner kamen erhoben Daumens in der Auslaufrunde vorbei. Nur um eines vorweg zu nehmen, die grüne Kawa war laut Zeitplan 0,068sek hinter mir und die R6 0,2xx Sekunden.
Ich kam völlig erschöpft in der Box an und hatte genug für diesen Tag. Mein Kollege meinte ich sei irgendwas um Platz 26 angekommen. Ein Blick auf den Laptimer brachte ein dickes grinsen ins Gesicht. Der zeigte Zeiten zwischen 2,24.6 und 2,25.8. Ich musste mich aber noch etwas gedulden, denn die Resultate gab es, sozusagen als Überraschung, erst am Samstag Abend. Allerdings musste ich feststellen, das nicht nur meine Raste, sondern vorallem der Fußbremshebel (auf höchster Stellung!) etwas angeschliffen waren, ganz zu schweigen von meinen Stiefeln. Das war also dieses harte Aufsetzen.
Nach einer Flasche Wasser und einer Zigarette musste ich noch die Reifen wechseln, für die technische Abnahme zum Seriensport Rennen am nächsten Morgen. Danach gab es noch ein paar Bier und Pasta von Mama Wagner und ich unterhielt mich mit meinen beiden Gegner vom Rennen noch etwas. War echt erstaunlich, das der Kollege auf der grünen ZX6R genau die umgekehrten Probleme mit seiner Gabel hatte, also zu hart, aber die gleichen Bremsprobleme.
Dann ging es gegen 1:00 in die Falle ...
(Fortsetzung folgt)