
Habe Ende Dezember schon mal ein paar Bilder davon im Renneisenfred gepostet.
Davon bietet sich eins gleich mal als "Titelbild" an:

Da ich den ganzen Monat damit beschäftig sein werde und die SRAD aktuell auch schon ziemlich zerlegt ist kam ich auf die Idee das ganze hier niederzuschreiben.
Ich hoffe natürlich auch auf nützliche Tipps zu dem Aufbau.
Für die meisten hat das zwar eh nur Bilderbuchcharakter, aber zu einigen Sachen werde ich auch detaillierter was dazu erzählen, auch wenns für manche nur alter Käse ist. Für ein paar andere aber vielleicht doch ganz interessant

Könnt ja auch gerne ein Feedback dazu abgeben.
Hier noch ein Bild wie alles anfing, vll kennt ja der ein oder andere hier das gute Stück sogar.

RIP Reifen

So genug zur Einführung.
Der Anfang des Berichts beginnt auch gleich mit dem wichtigsten Bestandteil des MOTORrads:
Dem Motor
Den aktuell verbauten Motor habe ich genau vor einem Jahr daheim überarbeitet.
Basis ist ein 1997 "Vergaser" Motor. Laufleistung kann man nur schätzen, da schon ne Weile in Rennstreckengebrauch war. Aber wurde noch nicht geöffnet, sprich alles noch originale Innereien.
Nicht verwirren lassen von dem Einspritzer Rotor.
Um die ganze Sache ein bisschen einfacher zu gestalten, habe ich mir erstmals mangels Schweißgerät aus ALU-Item Profile einen Motorständer gebaut. Die ganzen Profile sind alle nur verschraubt.



Zuerst habe ich mir dann mittels Schlagzahlen neben jede Schraube die entsprechende Zahl für die Schraube aus der Explosionszeichnung gemacht. Das beschleunigt den Auseinanderbau und die Montage um einiges. Natürlich sollte man dann die Schrauben ebenfalls beschrifteten Fächern sortieren.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich nur ein paar original Nockenwellen und eine Yoshimura Einlassnockenwelle:


Macht natürlich erstmal Sinn die Steuerzeiten der original Nockenwellen zu ermitteln - also Holex Messuhr ausgepackt und ne Gradscheibe ausgedruck und auf eine CD geklebt (funktioniert super und kostet nichts).

Das ist dann dabei rausgekommen:

Einlass original hat 8,5mm Hub, ~240° Öffnungsdauer (bei 1mm Hub) und einen recht späten Lobe Center. Das erklärt warum die SRAD original untenraus noch nicht so zieht.
Für eigentlich alle Zubehörnockenwellen wird für die SRAD ein früherer LC empfohlen. Meistens so 15-10 Grad KW früher!!
Für die, die es genauer wissen wollen, weil ich oben schon so viele Nockenwellen liegen habe. Ein paar davon stammen aus einer 96er SRAD. Erkennt man z.B. an dem anderen Nockenwellenrad mit nur einem Loch. Da sind aber die Steuerzeiten identisch zu der von 97.
Weiter mit dem eigentlichen Motorbearbeiten:
Erstmal den Kopf runter.
Kolbenböden alle recht "golden". Kann man daraus auf irgendwas schließen?
Hatte den Motor davor selbst abgestimmt. Ich überarbeite aktuell noch einen anderen Motor den ich erst gekauft habe und da waren recht viele Kohlenablagerungen drauf.

Man sieht auch noch sehr gut den Hohnschliff:

Brennraum ebenfalls goldig


Dann mal für alle die noch nie einen genaueren Blick auf die original Kanäle geworfen haben.
Man sieht gut die sehr rauhe Gussoberfläche und auch die seitliche Gussnaht auf dem zweiten Bild:


Und hier noch der unbearbeitete Auslasskanal - ohne Kohleablagerungen:

Das ganze gilt es dann zu bearbeiten. Dafür verwendet habe ich diverse Hartmetallschleifer, Fächerschleifer, Schleifbänder, Schleibpapier usw.
Angetrieben wurden die ganzen Utensilien mit einem Druckluftschleifer. Sind sehr zu empfehlen die Teile, da hochdrehend und vor allem dünn. Also damit kommt man auch gut in die letzte Ecke rein.
Wie man die Kanäle bearbeitet ist schon eher eine Glaubensfrage!
Ich persönlich wollte es so machen:
Einlasskanal erstmal schöne glatte Oberfläche schaffen (also weg mit der Gussoberfläche), stellenweiße den Querschnitt vergrößern, an Ansaugstutzen anpassen und danach wieder leicht anrauhen.
Wozu dann wieder anrauhen? Die leicht angerauhte Oberfläche führt zu einer turbulenten Strömung. Das bewirkt eine bessere Vermischung von Kraftstoff und Luft.
Eine spiegelglatte Oberfläche könnte sogar zu Pfützenbildung führen.
Irgendwo habe ich auch einmal von einem Versuch gelesen, bei dem die Einlasskanäle so lange mit einem mit Schleifmittel versetzten Schaum durchspült wurden, bis sie spiegelglatt waren. Danach hatte der Motor weniger Leistung als original!!
Zwischenstand:


Um die Oberfläche dann wieder möglichst gleichmäßig ganz leicht anzurauhen, habe ich die Einlasskanäle mit Glasperlen gestrahlt:



Außerdem wurden beim Kopf noch der Brennraum und die Ventilteller poliert und natürlich noch die Ventile eingeschliffen.
Die Auslasskanäle habe ich ebenfalls geglättet und danach so gut wie möglich versucht zu polieren.
Hier ist die Strömungsart nicht so wichtig, hauptsache das Zeug kommt raus und gibt möglichst wenig Wärme an den Zylinderkopf ab. Denn der soll ja wieder die Wärme der Auslassventile abführen.
Deshalb das polieren.
Ein weiterer Grund ist, dass es auf einer anständig polierten Oberfläche nicht so leicht zu Kohleablagerungen kommen. Und die können nach einer gewissen Laufleistung schon ganz schön den Kanalquerschnitt reduzieren.
Davon habe ich jetzt keine Bilder mehr bzw finde keine mehr. Werde aber später noch ein paar Bilder zu dem Motor den ich jetzt aktuell gerade bearbeite posten.
Die Kolben bzw die Kolbenböden habe ich auch erstmal mit Glasperlen gestrahlt um die Ablagerungen schön wegzubekommen, anschließend noch poliert.
Hier das Gewicht incl Bolzen, Sicherrungsringe und Kolbenringe nach der Bearbeitung:

Am meisten Gewicht lässt sich durch das konische ausdrehen der Kolbenbolzen einsparen. Am Kolben selbst ist sehr wenig zu holen.
Alle Kolben natürlich auf das selbe Gewicht gebracht (haben die Lager lieber).
Unterschiede waren vor der Bearbeitung bis zu 0,8gramm.
So sahen die Pleuel aus:

Man sieht wieder die recht ungleichmäßige Oberfläche.
Außerdem hatten die Vergaser-SRAD Motoren noch keine Gleitbuchse im kleinen Pleuelauge.
Ab 98 dann schon.
Gewicht original mit Lager und Schrauben:

Die Pleuel hatten untereinander eine Gewichtsdifferenz von bis zu einem Gramm.
Das wurde dann überall angeglichen außerdem habe ich mir aus 2 Waagen sowas wie eine Pleuelwaage gebaut um zu schauen wo ich bei jedem Pleuel am besten Material wegnehme.
Da gibt es ein Verhältnis was man anstreben soll:
1/3 oszillierend und 2/3 rotierend.
Habe dann bei allen eher im Berech des großen Pleuelauges Material abgekommen und exakt auf das gleiche Gewicht gebracht. (Zumindest sagt das die Waage)
Pleuel werden oft aus festigkeitsgründen (Kerbwirkung) poliert.
Ich habe es nicht gemacht, sondern nur geglättet(Immer schön in Längsrichtung schleifen - wegen Kerbwirkung!!) und anschließend glasperlgestrahlt.
Das erhöht ebenfalls die Oberflächenfestigkeit im Gegensatz zu original.
Außerdem verbessert es die Wärmeabgabe. Beim polieren erreicht man hingegen genau das Gegenteil!
Zum Schluss sahen die Pleuel so aus (noch mit den alten Lagerschalen)

Wurden dann natürlich noch die üblichen Sachen gemacht:
Haupt und Pleuellager ersetzt, dann alles gründlich gereinigt und wieder zusammengebaut. Davon habe ich jetzt weiter keine Bilder.
Soweit zu dem Motor den ich aktuell noch verbaut habe. Nach so viel schreiben brauch ich jetzt erstmal n Bier

Dann gehts weiter.