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Eine kleine Zusammenfassung meiner Saison 2012 im PT-Cup

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Eine kleine Zusammenfassung meiner Saison 2012 im PT-Cup

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Beitrag von Bennih8 »

Ich bremse hart an, trete den 3. Gang in das geschundene Getriebe, lege schnell um. Mein Knie kratzt über den Curb. Aufrichten und durchladen auf die S/Z des Pannoniarings. Gott sei Dank, die letzte Runde. Als ich beim hektisch, chaotischen Wechsel zum letzten Stint von 40 Minuten aus der Box rase bekomme ich den ersten Krampf im rechten Oberschenkel. Kurve 3 meldet sich beim Umlenken der linke Bizeps während ich gleichzeitig auf meine Rektalfunktionen achten muss wenn ich, aufgrund kompletten Konzentrationsverlust, ständig zu spät auf der Bremse bin.
„Nur noch eine Runde, dann hast du das 4 Stunden-Langstreckenrennen geschafft. Bau keine Scheisse, brems früh und hau diesen gigantischen 5. Platz von knapp 40 gestörten Startern nicht ins ungarische Kiesbett aus dem die Alpträume sind. Ok, gleich ist es soweit, brems ruhig ein bisschen früher..sicher ist sicher. Was ist denn das für eine Suzi neben mir? Fuck, der überholt dich gerade. Ok ok ok…..cool bleiben, werde ich überrundet oder verliere ich gerade einen Platz? Scheisse, das ist ein direkter Konkurrent. Und es ist verdammt nochmal die letzte Runde also kämpfe, du Mädchen…Kämpf jetzt!“
Ich bleibe dran und merke, wie ich sofort wieder schneller und konzentrierter werde. Die Schmerzen wandern in die hintersten Stränge meines Gehirns und ich warte auf meine Chance. Sein Hinterrad rutscht bedrohlich beim Rausbeschleunigen und seine Körpersprache deutet auf die gleichen Qualen hin. Hart anbremsen und umlegen auf die schnelle Links-Senke wo das Federbein jedesmal ein freundliches Hallo an dein Steißbein sendet. Ich setzte außen an und gehe volles Risiko. Schon bin ich neben ihm und wir knallen synchron nach der ultraschnellen Rechts auf die hinterste Spitzkehre zu. Er bremst spät, ich bremse später. Rechts umlegen, links umlegen….Sprunghügel, Vorderrad hoch, rechts und so spitz wie möglich auf die enge Links zu. Jetzt kann er mich nicht mehr kriegen. Unmöglich. Ich fahre eine 600er und das Brüllen seiner 1000er verunsichert mich. Nochmal spitz auf die Rechts und dann nur noch eine Kurve. Ich spüre seine Nähe, seine Wut und seine Verzweiflung. Die letzte Kurve, ich halte rein wie ein besessener, lade das letzte Mal durch, krieche hinter meine Verkleidungsscheibe und warte auf die Ziellinie. Im Augenwinkel sehe ich jubelnde Menschen an der Boxenmauer, ich sehe meine 2 Teammitglieder wie sie fast auf die Strecke fallen und dann sehe ich den untersetzten Mensch mit der Zielflagge.
Mein Körper entspannt sich schlagartig, meine Honda verwandelt sich augenblicklich von einer wütenden Bestie in eine sanft, surrende Libelle, die Anspannung fällt ab und ein unglaubliches Triumphgefühl stellt sich ein. Ein sehr, sehr altes Gefühl, das in unserer modernen Welt nur noch selten zu spüren ist. Die Schlacht ist gewonnen und ich drehe mich zu meinem Kontrahenten um. Auch durch das schwarze Visir spüre ich seine Anerkennung und der Handshake beendet den Kampf endgültig.
Die anerkennenden Schläge auf den Helm nehme ich in der Box kaum wahr. Man muss meinen verkrampften, übersäuerten, schmerz durchwundenen Körper vom Motorrad ziehen und ich humple wie ein geschlagener Hund auf meinen instabilen Campingstuhl.
Das letzte Langstrecken Rennen unserer 1. Saison wurde mit einem grandiosen 5ten Platz in der Valentinos- und mit einem gigantischen 2. Platz in der PT-Endurance-Wertung beendet. Ein hässlicher Mann mit dem Namen Hechi überreicht uns unsere PT-Cup-Lauf-Siegprämie. Die 3 Hinterreifen für uns 3 Fahrer kullern durch die Box. Noch während er sich umdreht kann man ein anerkennendes Grinsen und seine Freude über unseren Erfolg in seiner Hackfresse erkennen. Der Mann ist hässlich wie die Nacht finster aber er freut sich genau so sehr wie wir. Nicht mal sein ständiges Zusammen stauchen und Geschimpfe über unsere totale Unfähigkeit in allen Belangen kann das in dem Moment verbergen.

1 Jahr zuvor:
3 arme Menschlinge stehen im hintersten Teil dieses Landes, irgendwo zwischen Mordor und dem Auenland bei gefühlten Minus 40 Grad an einer Scheune(die H.J.Powertech-Einsatzzentrale) und reden mit Hechi über die kommende Saison. Er zeigt uns seine Werkstatt und mit großen Augen führt er uns Anfänger ein wenig in die Welt des Motorradrennsports ein. Die angebissene Semmel auf dem Werkzeugwagen, welche seine Frau Edith für ihn geschmiert hat, mindert die Aura nicht. Unsere Bedenken über eine ganze Langstreckensaison im Rahmen des PT-Endurance-Cup 2012 werden schnell zerstreut. Wir sagen zu und unsere 1. Richtige Rennsaison beginnt in diesem Augenblick. Auch die schon erwähnte angebissene Wurstsemmel kann diesen Moment nicht weniger magisch machen.

Wir, das Painful Arts Racing Team, sind ich, Benni, ein wahrhaft wunderschöner Mann, großgewachsen und mit einem riesen Gemächt gesegnet, mein Bruder Dani, furchtbar hässlich und mit wenig Bart dafür ständig am Schimpfen über die Unordnung in der Box und Alex, ein garstiger Mann/Ladyboy (man weiß es bis heute nicht genau) der mit seiner zickigen Art jeder 3.klassigen Hollywood-Schönheit die Show stiehlt.

In unserer 1. Saison lernen wir sehr, sehr viel und schnell. Hechi, als selbsternannter Rennsport-Mesias scheisst uns gern mal zusammen. Trotz seiner grauenvollen Menschlichkeit, ist er jederzeit bei Fragen zur Stelle und hilft uns enorm bei technischen Problemen, Menstruationsschwierigkeiten und hat immer und alles in seinem Bus dabei. Wir reisen mit dem ganzen Cup von Strecke zu Strecke und erleben eine großartige Zeit. Wir lachen viel und lernen einen sympathischen, internationalen, verrückten Haufen kennen der fast vollständig auch nächstes Jahr wieder mit von der Partie sein wird. Unsere Zeiten purzeln sekundenweise und das ganze Geschehen um ein Rennsportwochenende wird entspannter und spaßiger.

Jetzt: ich schaue aus dem Fenster und sehe wie der Winter meine Vorfreude fest im Zaum hält. Die Erinnerungen an diese tolle Saison mit Höhen und Tiefen ist trotzdem stärker und schmilzt den Schnee in meiner Vorstellung in Bruchteilen von Sekunden. Noch 4 Monate und mein Leben bekommt wieder einen neuen Sinn. Ich denke jetzt schon an das Öffnen des Rolltors, an das abendliche, gemeinsame Lachen, an die Kämpfe auf der Strecke und an unsere 2. Langstrecken-Saison im PT--Cup. Würde mich freuen den ein oder anderen aus dem Forum dort zu sehen! Spass und gute Laune ist garantiert….
Benni #22
«Ein Fahrer der nicht stürzt ist entweder nicht schnell oder er versucht es erst gar nicht.»
Wilko Kleine
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Re: Eine kleine Zusammenfassung meiner Saison 2012 im PT-Cup

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Beitrag von La(r6)s »

:D :D 8)
(PT- Cup 2014)
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Re: Eine kleine Zusammenfassung meiner Saison 2012 im PT-Cup

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Beitrag von kontrast »

sehr schön geschrieben 8)
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Beitrag von moik »

Sehr geil :-).
Lieber stehend sterben, als kniend leben

#6 - Bäng Bäng Racing Team - Deutscher Langstrecken Cup
http://www.dlc-endurance.de/

#44 - Super Duke Battle
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Beitrag von FrontPlayer »

Wunderbar! Das einzig gute am Winter!
Suzuki GSX-R 750 Cup 2013 (1 Sieg)
Deutscher Langstrecken Cup 2014 (Vize Kl. 2; 1 Sieg)
Reinoldus Langstrecken Cup 2014 (2 Siege)
Van Zon Sprint Cup 2018+2019 (Meister; 8 Siege)
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Re: Eine kleine Zusammenfassung meiner Saison 2012 im PT-Cup

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Beitrag von (sic)4life »

:lol: :lol: sehr geil geschrieben 8)
MfG Frank
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Beitrag von roku »

Sehr geil zu lesen
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Re: Eine kleine Zusammenfassung meiner Saison 2012 im PT-Cup

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Beitrag von GrillChiller »

Toll geschrieben!

ABER:

Warum kein einziges Bild eingefügt?? Wiso wird hier so mit den schönen Pics gespart?

Gruß
Manu
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1#Mugello mit Speer Racing
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Re: Eine kleine Zusammenfassung meiner Saison 2012 im PT-Cup

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Beitrag von Moorvieh »

Gratulation zu deinem Gemächt und zu der gelungenen Saison.
Gruß Philip

Geplante Termine 2015:
30. April Nürburgring
16.-17. Mai Lausitzring
06.-07. Juni Hockenheimring
27.-28. Juni Brünn
18.-19. Juli Oschersleben
12.-13. September Most

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Beitrag von Axel »

Benni, sehr cooler Bericht.......nach langer Zeit mal wieder eine tolle Geschichte.....

Erhöht die Vorfreude auf die kommende Saison 8)
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