

Ich hoffe der komplette Text passt in dieses Textfeld. Ansonsten mach ich halt mehrere Teile draus...
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La dolce zynda - Brünn mit BiPro 2005
Part I: Anreise mit einem Wahnsinnigen
Nachdem ich in einer Hauruck-Aktion am Donnerstagmorgen das Schaltgestänge meines T4 hatte reparieren lassen, fuhr ich freudig nach Hause, räumte die restlichen Aufzündutensilien ein, hung den Hänger samt Blade an den Bus, und wartete auf einen Schweizer.
Dieser wollte wie verabredet um 14 Uhr bei mir sein, damit wir nicht erst irgendwann Nachts um halb 3 in Brünn aufschlagen würden.
Nico hatte seinen Mitfahrplatz im Schuhmobil am Vorabend wieder gecancelt, nachdem Reidi doch noch einen Hänger aufgetrieben hatte und sich erbarmte, den ebenso langen wie hässlichen Nico mitzunehmen.
Um halb 15 Uhr erhielt ich eine eidgenössische sms, in der mir mitgeteilt wurde, dass dem Nasenbohrer beim Nasenbohren der Finger abgerutscht sei und er sich fast das Auge ausgestochen hatte. Deshalb würde es etwas später werden.
Dieser Nasenbohrer schien mir ein etwas schusseliger Menschling zu sein.
Ich vertrieb mir die Zeit mit lustigen Spielen wie Kreuzspinnen-Verarschen (ich kitzelte mit einem Grashalm in ihrem Netz, und wenn die Spinne ganz aufgeregt rauskam und sich auf die fette Fliege stürzen wollte, dann lachte ich sie aus und machte Grimassen, hehe) und
singsangelte ständig das Wort „Riiiiicolaaaaa“ vor mich hin, in der Hoffnung, der Schweizer würde dadurch angelockt. Aber das schien nicht zu funktionieren...
Es war 16.04 Uhr, sogar die Kreuzspinne hatte mittlerweile beschlossen, nicht mehr mit mir zu spielen, als ich ein Motorengeräusch hörte, das von der Hauptstraße kam. Hier wurde gerade ein Zweizylinder gequält. Mit gefühlten 18000 Umdrehungen sah ich einen blauen Blitz in meinen Heimatort einfahren. Der Fahrer gab beim Zurückschalten wild Zwischengas.
Das konnte nur der Schweizer sein.
Ich stellte mich an die Straße und winkte ihn in meine Garage. Zwischen den ca. 70 Packtaschen, der Matratze, dem Schlafsack und dem Montageständer, die ringsum an der nicht mehr als Motorrad zu erkennenden SV befestigt waren, konnte ich den Fahrer nur schwerlich ausmachen, doch als er, vor Nässe tropfend, von seinem Vehikel abstieg und seinen Helm abnahm, da stockte mir der Atem. Ich war perplex. Vor mir stand eine winzige 1b-Version von Lance Cumson aus Falcon Crest!!!!!!!
Lance murmelte eine fadenscheinige Entschuldigung für sein Zuspätkommen vor sich hin und ich machte mich daran, seine nassen Taschen und die wild vor sich hintropfende Matratze in den Bus zu werfen.
Um 16.34 waren wir dann endlich unterwegs. Ich legte Sentenced auf den CD-Teller und freute mich auf eine entspannte Fahrt. Doch Lance schien einen Plauderfetisch zu haben, der sich nach Genuss einiger Flaschen Beam-Cola und Smirnoff noch logarithmisch steigerte. So amüsierte ich mich eben über die unglaublichen Stories, die mir der leipzische, im Schneidersitz auf dem Beifahrersitz thronende Ricolabruder erzählte.
Nachdem wir im McD gespeist hatten, fuhren wir wieder auf die Autostrada.
Ich sinnierte gerade über die brünnsche Ideallinie, als ich plötzlich neben mir einen lauten Knall vernahm. Lance kniete auf dem Beifahrersitz und hatte den Haltegriff in der Hand, an dem sich der gemeine Beifahrer normalerweise festhalten konnte, um der Fliehkraft in Kurven etwas entgegenzusetzen.
Der lustige Schweizer hatte ihn wohl ein wenig zweckentfremdet und ihn quasi als einen einfachen Seilzug benutzt, um sich vom Schneidersitz in die mitteleuropäische Normsitzhaltung zu befördern. Doch gerade als er sich auf seinen (wahrscheinlich löchrigen) schweizer Arsch plumpsen lassen wollte, war dem Griff wohl eingefallen, dass er für solche Belastungen nicht gebaut war, und er brach.
Nachdem ich mich von dem Schreck erholt hatte, brach ich in lautes Gelächter aus. Lance, der wohl mit einem Anschiss gerechnet hatte, war sichtlich erleichtert, und meinte dann frech, jetzt hätten wir wenigstens einen Flaschenöffner...
Nein, diesem Wesen konnte ich nicht böse sein. Ich schob alle Schuld auf seinen Schöpfer - er selbst oder seine Erziehungsberechtigten konnten keine Schuld tragen an dieser Laune der Natur, die sich Nasenbohrer nannte.
Kurz nach der tschechischen Grenze beschlossen wir, eine Tasse Korea auf den neuen Tag zu trinken. Ich öffnete einen Tetrapak mit Weinverschnitt aus mehreren Ländern der europäischen Gemeinschaft und eine Flasche LIDL-Cola, und kredenzte uns 2 leckere Koreen, die wir aus meinen ideell besonders wertvollen Schittko-Speedweek-Tassen tranken.
Es war lecker, und so konnte ich dem kleinen Schweizer auch nicht böse sein, als er beim Abstellen der Tasse eine Ecke abbrach.
Um halb 3 Uhr erreichten wir dann das Lager der Hackfressen und parkten erstmal vor Box 8.
Als ich die Korearohstoffe für ein paar Begrüßungskoreen rauskramen wollte, bemerkte ich, dass die Kühlbox und andere Gegenstände im Fond nass waren. Ich roch an meinen Fingern - es war eindeutig Wein. Der Schweizer hatte den Tetrapak aufgeräumt. Konnte es sein, dass er den offenen Tetra wieder in den Karton zurückgestellt hatte, der im 45-Grad-Winkel hinten drin hing, statt ihn sicher und senkrecht (z.B. in der Türablage) zu platzieren?
Er bestätigte dies, doch die Freude, endlich hier in diesem Gomorrha der Hackfressen eingetroffen zu sein, liess mich über diesen neuerlichen faux-pas hinwegsehen.
Ich putzte die Sauerei auf und wir begaben uns in die Box, wo noch mindestens 15 Hässliche rumstanden und koreanisierten.
Ich hatte alle Mühe, den brutalen Brechreiz zu unterdrücken, aber ich schaffte es tatsächlich, mit diesen Horrorgestalten noch einige Koreen zu vertilgen.
Nico wollte ab 3 Uhr ständig gehen und sagte dies auch immer seinem Freund Alex, woraufhin dieser immer antwortete: „Ha komm, oiner gooht noo!“
Nico liess sich ca. 8 Mal überreden, bevor er sich dann gegen 5.34 Uhr tatsächlich verabschiedete.
Lance rüstete seinen blauen Boliden noch für die Rennstrecke um, und als wir uns dann endlich in den T4 legten, war es draußen schon hell...
Part II: Freitagstraining
Um 7.34 Uhr klingelte mein Handy und ich wuch auf. Die 60 Minuten Schlaf hatten gut getan. Ich fühlte mich geradezu blendend als ich meine „Don`t bundy me!“-Mütze aufsetzte und mich in die Box begab. Ich begrüßte Freens, der sich wegen meiner albernen Mütze fast kringelig lachte. Außer Freens war noch niemand in der Box. Wahrscheinlich lagen die Koreaschwuchteln alle noch in den Kojen. Eine Farce. Dabei war doch um 8.30 Uhr die Pflicht-Fahrerbesprechung anberaumt, zu der der redliche Aufzünder gefälligst gepflegt und ausgeschlafen zu erscheinen hatte.
Ich frühstückelte ein Pfund Pepperoni-Salami und eine Packung Bergkäse von Lidl (wen zur Hölle interessiert das denn???) und begab mich dann zu Box 1, vor der die Fahrerbesprechung stattfinden sollte.
Dort traf ich dann auch die Organisationsfressen MD und thth, die mir den schönen Morgen mit ihren widerlichen, wulstigen Gesichtsbaracken wieder gründlich versauten.
Hami war zu dieser frühen Stunde auch schon auf den Beinen, hatte aber zum Glück noch keine Kamera dabei. Ich fragte ihn sicherheitshalber, ob es evtl. möglich sei, bei den Fahraufnahmen bei einzelnen Fahrern den Schräglagenwinkel künstlich zu verändern. Er meinte das wäre kein Problem, und die Bezahlung dieses speziellen Services könne in Korea erfolgen. Ich war froh.
MD konnte es sich bei der Besprechung natürlich nicht verkneifen, mich als zhäFaZ (zweithässlichsten Fahrer aller Zeiten) vorzustellen (Lenzer ist übrigens der häFaZ!), bei dem sich die Teilnehmer an der Hackfressen-WM gefälligst anzumelden hätten. Ich wurde leicht rot, weil ich ein eher schüchterner Mensch bin und mich außerdem ausnehmend gutaussehend finde.
Nach der sehr albernen Fahrerbesprechung stellte mir thth meinen persönlichen R1-Cup-Mechanix Lars vor (der eigentlich Rolf heißt). Er war mir auf Anhieb sympathistisch, ich hatte aber, ebenfalls auf Anhieb, ziemliche Schwierigkeiten mit seiner osteuropäischen, gutturalen Lautsprache - andere würden wohl Gera-Dialekt dazu sagen. Ich versuchte, ihm bei jeder seiner Fragen (z.B. „Bundy, soll ich noch neue Reifen aufziehen?“ oder „Bundy, soll Ellen dich nochmal massieren?“) von den Lippen abzulesen, wurde aber jedes Mal von dem lustigen roten Haarschweif, der unter seiner Kappe hervorlugte, massiv abgelenkt. Somit musste ich immer mind. 2 Mal nachfragen, ehe ich verstand, was er meinte. So in etwa musste sich Steve Jenkner gefühlt haben, als er sich zum ersten Mal mit seinen italienischen Mechanikern unterhielt.
Nichtsdestotrotz fühlte ich mich schon sehr wohl bei diesen Menschen, und es war für einen Schraubdepp wie mich sehr angenehm, dass ich mal gar nix machen musste.
Als ich mich dann zum ersten Mal auf die R1 setzte, spürte ich schon, dass mir die Sitzposition überhaupt nicht passte. Fussrasten viel zu hoch, Lenker viel zu tief und zu sehr gekröpft. Und als ich mich zum Spaß kurz zusammenfaltete, da sah ich etwas, das mir schon wieder den Atem raubte: Einen riesigen „Lenzer“-Aufkleber - innen, direkt unter der Verkleidungsscheibe angebracht, mitten in meinem Blickfeld! Dieser Typ arbeitete doch wirklich mit allen Tricks!!
Da Lenzer natürlich immer noch nicht wach war, stiefelte ich flugs zum T4, holte 3 Windeln meines Sohnes aus der Penaten-Tasche, und drapierte sie virtuos auf Lenzers blau-weißer R1, die genau neben meiner Gaststarterhure stand. Diese Aktion würde ihn weich machen, da war ich mir ziemlich sicher.
Ich zog mir meine Uffzyndklamotten über und wartete auf Lenzer, weil ich dessen Reaktion live sehen wollte.
Tatsächlich kam er kurz vor halb 10 in die Box getorkelt. Er sah die Windeln, lachte hämisch, und legte sie mit den Worten „Die wirst du dringender brauchen als ich!“ auf meine Sitzbank.
Nach diesem Austausch von Freundlichkeiten gaben wir uns erstmal die Pfoten und wünschten uns ein schmeichelhaftes und faires Wochenende. Ich freute mich sehr, dass ich endlich mal wieder mit diesem redlichen Aufzünder die Waffen kreuzen durfte.
Dann fuhr ich, obwohl es noch ziemlich nass war, für ein paar Runden raus, um die Sitzposition und den Motor mal anzutesten. Den Motor hatte Lenzer ein paar Tage vorher extra noch aus Berlin abgeholt, und Lars hatte ihn dann eingebaut. Ich war gespannt.
Traditionsgemäß enterte ich die Strecke auf dem Hinterrad, schaute nach links, und sah, dass der Weg frei war auf diese Strecke, die mir schon 1992 so viel Spaß bereitet hatte. Damals war ich mit einer GSX-R 750 (GR7AB) Bj. 91 hier unterwegs gewesen, hatte brutale 25er-Zeiten gebrannt und war immens stolz, weil ich meine Verkleidung komplett durchgeschliffen hatte.
Der Asphalt glänzte noch feucht vor sich hin, aber es war eine wahre Wohltat, endlich wieder aufzünden zu können, und schon bald hatte ich meine gut abgehangenen 92er-Linien wieder gefunden, welche aber mit diesem Leistungsmonster einer gründlichen Revision bedurften.
Der Motor ging brachial gut, und mit diesem Ding war es wichtig, nur kurz in Schräglage zu sein, um dann schnell wieder ans Gas zu können.
Mein Gott, saß ich scheiße drauf auf dieser Yamsel. Es kam mir vor als wäre der Lenker direkt an der Vorderachse verschraubt. Ich war Kai-Uwe Cheetah, der Affe auf dem Schleifstein. Nichtsdestotrotz wollte ich versuchen, einigermaßen mit der R1 klarzukommen, und fuhr das Training bis zum Aufzünden der Benzinwarnlampe.
Als ich in die Box fuhr, klopfte mir Lars auf die Schulter und meinte, ich wäre schnellster R1-Cuppie und Gesamtzweiter hinter dem ellenbogenschleifenden Faxi, mit einer 2:17,0.
Ich war perplex. Da waren bei trockener Strecke und etwas Übung sicher noch einige Sekunden drin. Cooool.
Ich fuhr dann noch das erste Training der Gruppe A, wo ich, bei immer noch gleich feuchter Strecke (welcher Pillemann hatte eigentlich mal geschrieben dass Brünn schnell abtrocknete???), nochmal eine 2:17,0 fuhr. Die anderen hatten ein wenig nachgelegt und ich fand mich nur noch auf 5 oder 6 wieder. Egal, spätestens im 2. Zeittraining würde ich schon noch eine annehmbare Zeit brennen. Bei den Bedingungen hatte ich einfach Schiss, die R1, wie einst Nicola Scheller, im Kiesbett zu splattattern.
Um 10.49 Uhr war das erste Training der Gruppe C angesetzt - der Gruppe, in der Lance Cumson aka Nasenbohrer starten sollte.
Ich befand mich zu dieser Zeit in der Hackfressen-Doppelbox und unterhielt mich mit Roland über die Fahrwerkseinstellung meiner kleinen schwarzen Blade, die noch unberührt in der Box stand und auf ihren GEC-Einsatz wartete.
Nasenbohrer startete sein Hubraumtier und fuhr aus der Box. Wir hörten noch, wie er die ersten beiden Gänge fast voll ausdrehte, und Roland und ich schauten uns mit großen Augen an. Er sagte: „Maximal 3 Runden!“, worauf ich mutig entgegnete: „Keine 2!“
And now ladies and gentlemen, fasten your seatbelts and remain seated while the cumson-signs are still lit. Thank you for flying Swiss Air and have a pleasant flight.
Aus dem Augenwinkel beobachtete ich die Zielgerade.... 2 Minuten, 3 Minuten, 4 Minuten, 5 Minuten........ kein blaues Motorrad kam vorbei.
Ich glaube es war Jo, der in die Box kam und uns das Unglaublichste erzählte, was wir jemals gehört hatten: Der Nasenbohrer hatte die Boxenausfahrt rausbeschleunigt und sich noch VOR der ersten Kurve auf die Fresse gepackt!!!!!!!!!!! Wie? Was? Ungläubige Blicke begegneten sich allenthalben.
Kurz darauf schob er seine blaue Diva in die Box und schlug mit beiden Fäusten ungefähr 10 Mal mit voller Wucht auf den Tank. Wow, dieser Junge hatte wirklich Temperament (ich glaube er sagte was von spanischen Vorfahren...).
Den genauen Hergang möge er selber erzählen (er kann das besser), jedenfalls war er wohl beim Rausfahren so begeistert von der Breite der Strecke, und konzentrierte sich so sehr auf die beiden von links herannahenden Moppeds, dass er die erste Kurve unterschätzte (oder vielmehr ignorierte, hehe). Eine R6 lenkte in die Kurve ein, Lance sah ihn bedrohlich schnell auf sich zukommen, und ging voll in die Eisen. Die SV kippte irgendwie um und ihr Vorderrad drückte den nagelneuen Akra-Topf des R6-Treibers zur Dicke eines Bierdeckels zusammen (wie durch ein Wunder ist dieser nicht gestürzt).
So, die Rekapitulation dieser Aktion hat mich wieder ziemlich mitgenommen, und ich werde den 2. Teil des zweiten Teils wohl ein wenig später bringen müssen....
Ich wollte euch aber dieses Spektakel unbedingt noch vor der Mittagspause kredenzen....
Es sei noch kurz erwähnt, dass weder Alex, noch Nico, noch Uwe-Celle, an jenem Vormittag trainiert haben. SCHWUCHTELALARM!!!!!!
Part II-2: Hackfressen-Weltmeisterschaft!!!
Am Mopped des Beimerstenmalinbrünnnochvordererstenkurvestürzers war nicht allzu viel kaputt. Er selbst hatte sich auch nix getan - er hatte nur ein paar Hämatome an den Fäusten vom Traktieren des Tanks.
Den traurig herabhängenden Kühler reparierte er mit einem Gummiband, der Schalthebel wurde mit einem Gewinde versehen und eine Schraube reingedreht. Ich wickelte ihm noch ein paar Lagen Panzertape um die Schraube, damit er sich seinen zarten schwiizer Schaltzeh nicht verletzen würde.
So konnte der Improvisator cerritus beim 2. freien Training der Gruppe C einen neuen Versuch starten. Zur großen Verwunderung der anwesenden alten Zünder schaffte er es diesmal, den kompletten Turn durchzufahren! Und das nicht schlecht. Eine 2:28 war für den ersten Turn in Brünn mit so einer Wanderdüne wahrlich nicht schlecht.
Ich bin mir nach Sichtung der ersten Bilder auf www.1001pictures.com jedoch nunmehr davon überzeugt, dass der Nasenbohrer nicht mehr war als eine kollektive Fata Ricola! Er ist bei der Gruppe C auf keinem einzigen Bild zu sehen, obwohl er definitiv dort gefahren ist!!
Alles was ich also in der Folge über ihn schreibe bezieht sich auf ein Phantom! Dieses Phantom ist uns vom Uffzynd geschickt worden um dem gemeinen Aufzünder zu zeigen, was mit ihm passiert, wenn er sich weiterhin dem Biere hingibt und nicht zum Korea konvertiert.
Um 14.00 Uhr war das 2. Zeittraining des R1-Cups angesetzt. Mittlerweile war es fast trocken, und ich nahm mir vor, eine oder zwei einigermaßen schnelle Runden zu fahren, und es dann dabei zu belassen.
Ich kam etwas später raus (weiß nicht mehr warum.... Wahrscheinlich musste ich wieder Autogramme für meine zahllosen weiblichen Fans schreiben...), fuhr dann noch 2 Runden gemächlich, um die neuen Goldfreens-Bremsbeläge einzubremsen, und gab dann Gaaaaaas.
Ende Start-Ziel bremste ich elendig spät und kam so schnell wie noch nie in den Radius. Nach 2/3 der Kurve war ich innen und beschleunigte voll über die linken Curbs hinweg auf die Bergauf-Gerade. Yes, das war sehr gut! Vor der ersten Schikane ließ ich auch länger stehen als sonst und erwischte beide Kurven perfekt. Im 3. Gang schleuderte ich die Yamaha-Rakete auf die Bergab-Schikane zum Omega runter und war schlicht begeistert, wie der Motor hochdrehte. Beim Anbremsen der Rechts kam mein Hinterrad leicht quer, aber ich traf den Scheitelpunkt der Rechts und konnte frohlockend durch diese herrliche Rechtspassage surfen. In der 2. Rechts, in der Hajo vor Kurzem gestürzt war, ging ich immer noch vorsichtig ans Gas, bremste dafür aber spitz und spät in die Links rein. Dann wieder schnell aufgerichtet, den 3. ausgedreht, und wieder leicht quer in die Links der nächsten Schikane. Links bleiben, kurz in tiefe Schräglagentiefen abtauchen, aufrichten, und über die Curbs ins Tal der Männerbremser. Das Anbremsen der Rechts in der Senke hatte es wirklich in sich. Ich wusste dass die Runde bisher phänormenal (dieses Wort hat übrigens Freens erfunden!) gewesen war und bremste erst, als mein Kumpel Petrus schrie: „DER LIEBE GOTT LIEGT MIT FIEBER IM BETT!! DEN SIEHST DU HEUT NICHT!!!“
Uuuuuuups, gerade noch rechtzeitig. Die Bremse ließ schon wieder nach, der Druckpunkt fühlte sich eher an wie der Händedruck einer arthritischen Näherin. Ich flog mit wehendem Knie und leicht rutschenden Pneus durch die Rechts, drehte den 3. Gang wieder bis kurz vor den Begrenzer, und kam wiederum blendend durch die Bergaufschikane. Als ich das Bergaufstück raufbeschleunigte war ich mir im Klaren, dass das eine brutale Zeit werden würde.
Ich bremste minimal später als normal, aber die Bremse teilte mir unmissverständlich mit, dass sie keinen Bock mehr hatte, meinen schweren Kadaver adäquat zu verzögern.
Ich flog quer auf die Links zu und hätte den Anflugwinkel mit der Hinterradbremse noch korrigieren können, aber das war mir mit diesem Mopped dann doch zu gewagt. Also machte ich auf und rollte langsam durch Kiesbett. Ich fuhr kurz durch die Boxengasse und versuchte in der 2. Runde nochmal, eine schnelle Zeit hinzupflanzen. Die Runde gelang mir dann auch ähnlich genial wie die Erste, aber als ich ins Omega einbog, fing es wieder an zu regnen.
Naja, dann stand ich eben in der 2. Reihe - es kam mir hier eh nur darauf an, den hässlichen Lenzer in der Auslaufrunde zu zerwheelen, alles andere war mir völlig egal.
Lenzman hatte in dem Training auch noch ein bisschen rumgeschwuchtelt und hatte mich um ein Zehntel auf den 7. Startplatz verdrängt. Der Sack! Dafür würde ich ihn nicht nur 1 mal zerwheelen, sondern mindestens 3 mal!
Im folgenden freien Training fuhr ich noch kurz mit der Blade raus und stellte fest, dass die Übersetzung 15/42 (statt 16/40) völlig albern war. Ich durchforstete das ganze Fahrerlager auf der Suche nach einem güldenen Ritzel mit der Zahl 14, wurde aber nicht fündig.
Ich beschloss, das Thema Blade auf morgen zu verschieben, und mich nur noch auf das Mega-Ereignis des Freitags zu konzentrieren, auf das hochkarätigste Rennen, das ein Aufzünder je fahren würde: den Hackfressen-WM-Lauf!!!!
Diesen wollte ich mit der R1 bestreiten, weil ich mir mit der Übersetzung der Blade keine Chancen ausrechnete gegen Werksfahrer wie z.B. Pivorotti Biaggi, der auf einer edel aufgebauten Werks-Yamaha FZR 400 am Start war. Außerdem ließ es sich mit der R1 herrlich wheelen, und Lenzer würde noch während der Auslaufrunde anhalten und bitterlich weinen!
Als der Start zum WM-Lauf näher rückte, machte sich natürlich Nervosität breit. Mein Mechanix Lars-Rolf checkte nochmal alle Schraubverbindungen und sagte so etwas wie „Schnamüffschnidarrmöschdange“. Ich vermutete, er habe gesagt, dass er noch volltanken werde. Als ich nach der Warm-Up-Lap in der Startaufstellung stand, spürte ich instinktiv, dass er das nicht gesagt hatte - die Benzinwarnleuchte leuchtete mir in fröhlichem Orange auf mein hübsches Antlitz. Tja, gleich rausfahren kam natürlich nicht in Frage. Wenn ich schon sterben musste, dann würde ich vor dem Exitus noch so viel Unsinn machen wie möglich!!
Die Spannung war förmlich greifbar. Dude stand auf Pole (weil er die meisten posts im racing4fun-Forum innehat), daneben Chris auf 2, dann ich, und rechts neben mir auf Platz 4 stand der Methusalemzünder Stoppie, ein Mann der ähnlich alt war wie die Mammutbäume im Yosemite-Nationalpark. Der alte Mann war natürlich kein Gegner für uns 3 Jünglinge, und wir würden ihn bis zur ersten Kurve fürchterlich spalten!
Der hässliche Mann namens Dangrieß hielt seine roten Fahnen hoch und verließ die Zielgerade. Er war noch nicht richtig in der Boxengasse als rechts neben mir ein Motorrad anfuhr und in Richtung Horizont verschwand. Stoppie hatte sich wohl im Vorfeld einen genialen Plan zurechtgelegt. Er würde einen nie dagewesenen Frühstart verursachen und dann im Rennen Slalom fahren. Er wusste, dass thth es nie wagen würde, so einem alten und weisen Mann eine Zeitstrafe aufzubrummen, deshalb hatte er keinerlei Skrupel und zog das Ding gnadenlos durch. Ich fiel fast von der R1 vor Lachen, und die Salven verstärkten sich noch, als Chris, ebenfalls noch bevor die Ampel auch nur auf ROT geschaltet hatte, hinter Stoppie herbrannte!
Wir anderen redlichen Zünder warteten natürlich bis das Rotlicht erloschen war, und nahmen dann erst die Verfolgung der Praecox-Starter auf. Freens und ich zogen den Aperitif-Wheelie bis kurz vor die erste Kurve, und ich musste mich beim Einlenken sehr konzentrieren, weil ich immer noch am Lachen war. Ich wusste dass ich nicht weit kommen würde, und so zog ich die Yamsel, wo immer es nur ging, aufs Hinterrad, machte den Bol d`Or-Stunt von Morillon nach (natürlich ohne runter zu fallen...), und machte auch sonst nur alberne Sachen. Doch nach 4 oder 5 Runden war der Spaß dann leider schon vorbei. Ich roch schon den koreageschwängerten Atem von Nico hinter mir, als die R1 das Spucken anfing und ich sie in der Bergab-Schikane abstellen musste.
Grinsend lehnte ich mich auf die Reifen und schaute mir den Rest des Rennens aus der 1. Reihe an. Metallica Penz und Roland fuhren vorneweg, der Nasenbohrer (also das Phantom) hielt sich ebenfalls gut im Mittelfeld, und der absolut durchgeknallte Faxi, der von ganz hinten gestartet war, pflügte mit am Asphalt streifenden Ellenbogen durchs Feld (1000 Dank @Faxi, ich hab das noch nie live gesehen!!!).
Kurz vor dem Ende kam dann der Lumpensammler und sammelte mich auf. Ich hoffte, dass ich keinen Beifahrer mehr bekommen würde, aber eigentlich konnte ja fast keiner mehr gestürzt sein - sogar den Nasenbohrer hatte ich bis zum Schluss noch gesehen.
Es dauerte jedoch nicht lange, da hielt der hässliche Lumpensammler doch nochmal an.
Ich schaute voller Spannung nach hinten. Die Türen öffneten sich, und ich sah ein vertrautes, ekelerregendes Gesicht vor mir: Es war tatsächlich der Phantomschweizer!!!!
Ich fragte ihn ob ihm der Sprit ausgegangen sei, aber er lächelte nur und statuierte, dass er in der Auslaufrunde einen spektakulären Highsider hingelegt hätte.
Als der Lumpenmann die zerschraddelte SV neben mir abstellte, musste ich fast in den Lenker beißen vor Lachen. Meine Backenmuskeln drohten zu versagen - ich sah mich schon beim Schönheitschirurgen, der mir die Backen liften musste.
Ich konnte es nicht glauben. Ich fragte nach dem Warum. Er lachte nur und sagte: „Naja, die Auslaufrunde ist für mich auch Fahrzeit, und weil ich im Rennen so wenig überholen konnte, da hab ich mir eben gedacht `DEN schnappst du dir aber noch!`, und schwupps, lag ich schon auf der Nase.“
In der Box angekommen, musste ich mir natürlich erstmal ein Korea gönnen, zur Entspannung der Backenmuskeln. Aber es nützte nicht viel. Als ich die anderen Fressen überall lachen hörte, und sie sich dann auch noch über mich als Tankdepp amüsierten, da musste ich gezwungenermaßen mitlachen, und so wurden die Schmerzen immer schlimmer.
Ich schob natürlich die ganze Schuld auf Lars, dem ich zeitnah einen VHS-Kurs „Hochdeutsch für Ger(i)atristen“ schenken würde, hehe.
Ich nahm mir vor, an jenem Abend (so wie z.B. der dude) früh zu Bett zu gehen, um für die R1-Cup-Rennen topfit zu sein, aber die Nachricht von der Ankunft meines alten Zündkameraden Thomaso Hoemkus ließ diese Pläne zerplatzen wie Seifenblasen am Sandstrand.
Es kam wie es kommen musste. Wir koreanisierten in der Hackfressendoppelbox, ich lieferte mir ein tarzanisches Kletterduell mit Thomas (aus dem ich natürlich als Sieger hervorging), und fiel irgendwann um 4.34 Uhr in einen angenehmen und tiefen Schlaf.
Ich träumte von Toblerone, Windeln und streifenden Ellenbogen....
Part II-3: Einschub bzw. Berichtigung der Ereignisse in der Nacht von Freitag auf Samstag
Aufgrund der Hässlichkeit der beteiligten Personen habe ich 2 wichtige Ereignisse, die eigentlich in der denkwürdigen Nacht von Freitag auf Samstag passierten, unbewusst in die (mittlerweile vergangene) Zukunft verfrachtet.
So geschah es nämlich am Freitag Abend, als wir alle in der Hackfressendoppelbox zusammensaßen und leckeres Korea aus der Koreakanne von Uwe vernichteten, dass das Phantom des Nasenbohrers beim Schrauben eingeschlafen ist!! Er hatte gerade noch an seinem Hinterrad rumgeschraubt, und eine Sekunde später war er, den missgestalteten Kopf schräg an den Reifen angelehnt, eingeschlummert.
Alle Versuche der anwesenden Fressen, den volltrunkenen Ricolanten wieder zum Leben zu erwecken, scheiterten kläglich.
Es war wirklich ein Bild für die Götter, wie er da selig schlummernd neben seiner havarierten SV lag! (ich hoffe es gibt viele Bilder davon!)
Während der Wahlschweizer seine Auszeit nahm, zogen wir anderen Hackies weiter blank, brannten uns gegenseitig verbal ganz böse her, und lachten uns nebenher fast polystyrol über den Nasenbohrer und die Gesamtsituation.
Wie durch Geisterhand erhob sich das eidgenössische Phantom (die Tatsache, dass es keinerlei Rundenzeiten von ihm gibt, bestätigt mich noch mehr in meiner PhantomTheorie!) aber gegen 2 Uhr nachts wieder von seiner improvisierten Schlafstätte und folgte einigen Unentwegten in die Box 3, wo Genschman und seine Vasallen noch ihr Unwesen trieben.
Ich hatte u.a. die Ehre, mit einem edlen Simson-Mopped einen backside-burnout machen zu dürfen. Genschman machte auch noch allerlei alberne Sachen, aber irgendwann packten dann Frank Develey-Lehmann und Gerhard Thomy-Lenz ihre riesigen Senftuben aus und entfesselten das gelbe Inferno!!! MD, Nasenbohrer und ich konnten uns gerade noch in den Schützengraben hinter einer Festbank werfen, und bekamen deshalb nur ein paar Tropfen Senf ab. Die Hauptkontrahenten jedoch sahen nach ein paar Sekunden aus wie vom Quetzalcoatlus (der größte jemals lebende Flugsaurier) vollgeschissen.
Ein Bilddokument der beiden kursierte schon in einem Fred, aber ich traue mich nicht, danach zu suchen. Der Nasenbohrer hat aus dem Schützengraben, unter Einsatz seines Lebens, noch ein Video gedreht. Sollte dieses jemals seinen Weg ins Netz finden, dann setzt euch vor dem Anklicken bitte hin!
In der Box sah es danach aus wie in einer Quetzalcoatlus-Legebatterie!!!
Gerüchte besagen, dass ein wenig spaßverstehender Aufzünderkollege aus Box 3 am Samstagmorgen einen ungemein hysterischen Anfall bekommen habe. Böse Zungen behaupten, dass Courtney Love auf Speed gegen ihn wie ein schüchternes Waisenmädchen gewirkt hätte. Ein Glück dass dieser empfindliche Menschling nicht mit meinem kleinen Schweizer nach Hause fahren musste - er wäre wohl kollabiert...
Ich hingegen war stolz auf den Nasenbohrer! Er hatte sich nach 2 völlig albernen Stürzen aus dem tiefsten Koma wieder aufgerappelt, hatte mit uns weitergefeiert, und hatte dann noch den Mut besessen, im Senfkampfgebiet ein Video für die Nachwelt zu drehen.
Als er langsam wieder müde wurde, brachte ich ihn in sein Hochbett in meinem T4. Auf dem Weg zu unserer Schlafstätte wäre ich fast noch über eine herumkreuchende Schlange gestolpert. Als Kenner der europäischen Fauna hielt ich das Reptil zuerst für eine Ringelnatter, aber nach Stoppies Beichte bin ich jetzt froh, dass ich noch am Leben bin.
Ich legte mich in meinen aufgeräumten T4 und schloss die Augen. Dann kamen die Träume von Toblerone, Windeln, und den streifenden faxischen Ellenbogen...
Part III: Rock`n´roll~~~~~~~~~~~
Am Samstag war herrlichstes Wetter angesagt! Nachdem am Morgen nichts Weltbewegendes mehr auf der Agenda stand, schlief ich ein wenig länger, und hing nach dem Frühstück mit Lenzer und Metallica-Penz in Box 4 rum. Wir beschlossen, im freien Training mal im Dreierpack rauszufahren und den Ungläubigen den Wheelie zu bringen. Das würde ein Spaß werden...
Ich wollte die Reifen der R1 am Morgen noch schonen, weil um 13 Uhr der 1. Lauf angesetzt war, und so fuhr ich nur noch einen Turn zum Einrollen vor dem Rennen.
Um 13.15 Uhr wurde die Yamselmeute dann (wegen einer Ölspur leicht verspätet) in die Einführungsrunde geschickt, und es war ein Wunder, dass nicht 5-8 weitere Zünder dem Club der Entry-Lap-Stürzer beitraten.
Mitten in der Anflug- bzw. Anbremszone zur ersten Schikane befand sich nämlich ein ca. 5 m breiter, nasser Streifen. Waaaaaaaaaaaaaaaaaaaaas ist das denn?, dachte ich noch so bei mir, als ich zum ersten Mal darauf zuschoss. Micha hatte wohl erwähnt, dass irgendwo eine Ölspur gewesen sei, aber er hatte nicht gewusst, dass diese mit einem H2O-Gerät entfernt worden war. Ok, ich war ja flexibel, also bremste ich die R1 vor dem Umlegen auf ca. 34 km/h runter, und schwuchtelte dann über die nasse Stelle.
Mein erster Gedanke war, dass mein Bruder Freens sich jetzt mörderisch aufregen würde, weil er extra für den Lauf noch einen neuen Satz Reifen aufgezogen hatte, um eine jenseitige Zeit in den Teer zu brennen. Diese alberne Pfütze würde mind. 1,5 bis 2 sek pro Runde kosten...
Nun denn, wir waren ja schließlich nicht zum Spaß hier, also mussten wir uns mit den Gegebenheiten abfinden.
Der hässlichste aller Flaggenschwenker hatte seinen kindischen Blinkgürtel aus dem Lauf zur Hackfressen-WM wieder abgelegt. Sein unikatöses „Tod dem Antizünd“-T-Shirt war wahrscheinlich, wie meine einzige Jeans, auch voller Senfflecken, und war einem schwarzen Shört gewichen. Trotzdem war sein Anblick immer noch schlimmer als ein Cunnilingusakt mit Angela Merkel (ist die eigentlich verwandt mit Fred Merkel???).
Er schwenkte die roten Flaggen und rannte durch die Reihen. Mein „Probestart“ war komplett farciös - die Kupplung griff erst nach gefühlten 4,5 sek richtig zu, und die anderen waren schon weit entschwunden, als ich mal richtig in Fahrt kam. Das war also der Fluch eines gebrauchten Motors.
Egal, dann würde ich eben beim richtigen Start weniger Gas geben, und dann im Brötchenholmodus alle überraschen.
Da ich zu jenem Zeitpunkt noch nichts von Cobras und Reaktionszeiten im infiniten Bereich wusste, schien mir dieser Plan genial.
Der übelriechende Lenzer stand links neben mir und zeigte mir den Mittelfinger seiner rechten Klaue. Ich entgegnete dasselbe und starrte auf die Ampel. Sie wurde rot.
Als die rote Ampel ausging, fuhr ich langsam los. Die Kupplung fand aber auch bei diesem Schwuchtelstart keinen rechten Grip und so sah ich die Menschen vor und neben mir langsam wegziehen. Zudem flogen noch ein paar Andere an mir vorbei, die hinter mir gestanden hatten. Eine Farce.
Naja, egal. Hier ging es für mich eh nur noch um Eines - um die Zerwheelung des Senfmonsters Lenzer in der Auslaufrunde!! Ich durfte ihn nur nicht zu weit wegfahren lassen, damit ich ihn auf der Bergaufgeraden nach der ersten Rechts gleich herwheelen konnte.
Anfangs sah ich die blau-weiße R1 von Lenzman noch ca. 100 m vor mir, aber dann ging mir die R1 zwei mal auf dem nassen Streifen übers Vorderrad weg, woraufhin ich mich entschloss, fortan nur noch locker zu cruisen und zu wheelen, um mich dann nach der Zieldurchfahrt auf mein Beutetier zu stürzen.
Einzig der abgrundtief abominable Reidi überholte mich noch ca. 2 Runden vor Schluss. Ich hätte ihn natürlich mühelos wieder zerwemsen können, aber ich besann mich darauf, dass ich im Grunde meines Herzens ein guter Mensch war. Dieser Mann hatte schon zu viel Leid und Schmerzen ertragen müssen - jeden Morgen wenn er in den Spiegel schaute.
In der letzten Runde fuhr ich fast nur noch auf dem Hinterrad, und der Zielwheelie wurde bis in den 6. Gang zelebriert. Wenn die Gerade länger gewesen wäre dann hätte ich mit diesem PS-Monster sicher über 270 erreicht. Ich setzte das Vorderrad aber vor dem 100er-Schild wieder ab und hoffte, dass es dem Nasenbohrer nicht eingefallen war, dass er evtl. die Auslaufrunde des R1-Cups noch als Fahrzeit nutzen und mich beim Einlenken abschießen könnte.
Zum Glück hatte ich einen Underseat-Arrow, den würde er mit seiner kleinen SV kaum zertrümmern können...
Wie vermutet lauerte der Lenz hinter der ersten Rechts auf mich. Er dachte immer noch, dass er beim Speedwheelen eine Chance gegen mich hätte! Was für ein NARR!!!!
Ich setzte mich schräg rechts hinter ihn, warf ihm meinen sicherheitshalber mitgebrachten Fehdehandschuh vors Vorderrad (es war ein alter Held aus meinen Jugendjahren) und forderte ihn so zum Duell. Duellieren konnten und durften sich seit jeher nur Männer von Stand, also diejenigen, die Waffen tragen durften. Bürger, Bauern, Arbeiter und Handwerker zählten nicht dazu.
Ich ließ Lenzer den Vortritt und somit die Chance, mit einem gekonnt und schnell vorgetragenen Wheelie einen Vorsprung herauszufahren. Er nutzte diesen Vorteil aber nicht zu seinen Gunsten, und so konnte ich ihn nach der Hälfte der Geraden mühelos zerwheelen.
Ich konnte förmlich hören wie sein Wille und sein Lebensmut zerbrachen, als ich mit wehendem Vorderrad an ihm vorbeizog.
Nach der ersten Schikane bot sich noch einmal dasselbe Bild. Lenzer zog seine R1 hoch, war aber nicht schnell genug, und so konnte ich ihn wiederum gnadenlos herwheelen. Als ich ihn überholte, blickte ich überlegen nach links, und sah dicke Krokodilstränen an seinen Wangen herabkullern. Irgendwie tat er mir ja schon ein bisschen leid.... aber nur ein bisschen. Im Omega wiegte ich ihn dann kurz in Sicherheit, nur um es ihm auf der Bergabgeraden nochmal fett zu besorgen. Ich fragte mich, wie viel Schmach dieser kleine ostdeutsche Mann aushalten konnte. Im Bergaufstück holte er nochmal alles aus seinen Schläuchen, aber wieder nützte es ihm nichts - problemlos konnte ich ihm mein Vorderrad in sein waidwundes Herz rammen und ihn noch einmal zerwheelen. In der Box setzte er seinen Helm erst nach 10 Minuten ab. Er hatte wohl Angst dass die Anderen seine Tränen sehen würden...
Ich erfuhr dass Langmann und Einzmann an der Spitze (trotz des nassen Teils!) tiefe 2:11-er Zeiten gefahren waren! Naja, da hätt ich eh nicht mitspielen können, aber ich hoffte immer noch auf Regen für Sonntag - dann würd ich den verrückten Ösis zeigen wo der Schwabe den Most holt, hehe.
Ich versuchte den Rest des Nachmittags nochmal, ein 14er- Ritzel für die Blade aufzutreiben, weil um 17.30 Uhr Zeittraining angesagt war, und Jens aufgrund einer kaputten Kupplung nicht würde fahren können.
Als ich keins fand, beschloss ich, vorne wieder das originale 16er draufzuhauen. Theoretisch müsste das auch funktionieren. Ich müsste dann eben die meisten Kurven im 2. Gang fahren statt im 3..
Also baute ich das Ritzel ein. Mann mann, was für ein Aufwand da bei der Honda betrieben werden musste! Bei meiner KTM dauerte ein Ritzelwechsel vielleicht 10 Minuten, bei der Blade brauchte ich über eine Stunde.
Hoemkeman kam noch vorbei und sagte, wir müssten unbedingt im freien Training vor dem GEC-Zeittraining nochmal zusammen zünden, aber da ich erst 5 Minuten vor halb sechs mit Schrauben fertig war, wurde daraus erstmal nichts mehr.
Ich fuhr mit kalten Dunloppen raus, und hatte trotz Mega-Schwuchtel-Modus in den ersten beiden Runden ein paar heftige Rutscher. Es wird Zeit dass ich mir mal Reifenwärmer hole.
Die Übersetzung passte einigermaßen, aber ich wünschte mir inständig ein 14er-Ritzel.
Zum Glück war die Sitzposition auf der Blade jetzt angenehmer als auf der R1 - das fühlte sich für einen Dachrinnensäufer wie mich gleich viel besser an mit den hohen, nach außen gedrehten Böckers-Stummeln - Supermoto-Wemsen war angesagt.
Ich besann mich aber dann darauf, mich und die Bremsbeläge für die 4h zu schonen, da ich keine neuen mehr kaufen wollte, und ich den Satz schon beim 6h-Bördesprint an Pfingsten gefahren war, wo ich die Blade das letzte Mal pilotiert hatte.
So fuhr ich nur eine Pillemannrunde und kam dann wieder rein, so dass wir wenigstens nicht von ganz hinten starten mussten. Ich hoffte insgeheim auf Startplatz 34, aber ich war ein bißchen zu schnell, und so landeten wir auf 30.
Nico, Alex, Pivo, Uwe, Jo, Nasenbohrer, MD, Lenzer, Reidi, Freens, Dude, Roland, Socken, Nofear, Chris und Torte mit Anhang (hier muss ich die Frage noch einmal stellen: WO ZUR HÖLLE FINDEN SOLCHE FRATZEN SOLCHE FRAUEN??????????) und meinereiner schafften es noch vor der Siegerehrung, einen Kompanievorrat an Korea zu vernichten, und als wir dann gegen 20 Uhr im Restaurace ankamen, waren wir mit guter Laune vollgepackt bis obenhin.
Gegen 21.34 Uhr begann dann pünktlich die Siegerehrung, und MD erklärte irgendwann, dass er leider beim 4h-Rennen am Sonntag nicht dabei sein könne, weil er nach Hockenheim weiterziehen müsse. Daraufhin erhob sich allenthalben Gemurmel - nur ICH konnte mich mal wieder nicht bremsen und musste klatschen. Außer MD fanden es alle Anwesenden witzig.
Ich bekam für den grandiosen Sieg in der Gaststarterwertung einen Staubfänger und füllte ihn sogleich mit Korea.
Der Höhepunkt war natürlich die Siegerehrung der Hackfressen-Weltmeisterschaft!
Zwar standen mit Uwe und Roland bei weitem nicht die Hässlichsten auf dem Podest, aber die Schnellsten (Sieger Metallica-Penz war leider schon abgereist).
Unser Cobra-Methusalem erntete für seinen brillanten Start wahre Beifallssalven, und als dann auch noch das tschechische Staatsballett unter der Leitung von Thomas Thieme die Bühne betrat, da sah man sabbernde Zünder allenthalben.
Uns vernünftigen Menschen aus der Hackfressendoppelbox war die Zurschaustellung von so viel nackter Haut natürlich zuwider, und so widmeten wir uns weiterhin der Vertilgung von Rotweinmischungen.
Zu späterer Stunde wandelten wir zurück in die Doppelbox und zogen dort weiter am Kabel.
Die Lustigkeit war kaum noch zu überbieten.
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, an jenem Abend WIRKLICH früh zu Bette zu gehen, weil am Sonntag um 11 der 2. Lauf zum R1-Cup auf dem Programm stand, und um 2 sollte das 4h-Rennen mit den JOS-Stars Jens und Bundy beginnen.
Ich glaube es war Alex (oder MD), der mich dazu überredete, noch in Box 5 mitzukommen, wo ein lustiger DJ recht gute Mucke machte.
Okee, dachte ich mir, was soll schon passieren, und folgte den anderen.
Kaum waren wir in Box 5 angekommen, schlug ein Menschling mit einem Hammer auf ein abgedecktes Motorrad der Marke Suzuki ein. Verkleidung und Tank trugen erhebliche Dellen davon. Ich wähnte mich in einer Folge von „Verstehen sie Spaß“, und fand es selbst auch recht spaßig.
Der Fahrer des Gefährts erklärte mir später, das Mopped gehöre wohl ihm, aber der Hammerschläger sei der Eigentümer sämtlicher Plastikteile, und habe somit das Recht, diese in der ihm gefälligen Art und Weise zu formen. Hehe, hier gefiel es mir.
Ich tratschte mit Alex, als zu späterer Stunde plötzlich Lars-Rolf, MD und weitere Fratzen anfingen, mit zufällig herumstehenden Fahrrädern und Stahlrohrgestellen Luftgitarre zu spielen. Bald fanden sie auch noch einen Bassisten und einen Sänger.
Ich wollte diese Spitzenband nicht im Regen stehen lassen und improvisierte aus den Reifen von Thomas Hoemke und 2 leeren Plastik-Colaflaschen ein hervorragendes Schlagzeug.
Es ging brutalst ab, und wir spielten alles von AC/DC bis ZZ-Top. Die Frauen in der Box kreischten und bejubelten uns Rockstars!!
Wir müssen wohl ziemlich lange gespielt haben, denn irgendwann spürte ich, dass ich von den Colaflaschen ziemlich große Blasen an beiden Daumen bekommen hatte.
Ich hörte auf und setzte mich wieder an den Tisch zu meinem treuen Koreabecher, aber 3 Songs später kam Fratze MD schon wieder zu mir und sagte, dass sie diesen Song (ich glaube es war wieder AC/DC) unmöglich ohne Schlagzeuger performen könnten.
Ich wurde weich und setzte mich nochmal für ne Stunde an den Drumkit.
So ging die Zeit vorbei, und ich war froh, dass ich um halb sechs doch noch relativ früh ins Bett kam....
Part IV: Endurance
Aufwachen, frühstücken und ankleiden verliefen an jenem Sonntag nach altbewährtem Muster, und gegen 9 fing es an zu regnen.
Yeah, das war sehr koreativ! Früher hätte ich mich flennend in den Bus zurückgezogen und geschmollt, heute freute ich mich über das Nass von oben. Cooles Gefühl....
Ich war bei der Speedweek im August mein erstes Regentraining gefahren und war völlig hin und weg gewesen von der Performance der Bridgestone-Regenreifen. Einfach unglaublich was da ging!
Jetzt hoffte ich, mit den Dunlops ähnlich fahren zu können.
Lars-Rolf kam um 10 zu mir und fragte mich, ob ich überhaupt im Regen fahren wolle. Ich entgegnete: Ja.
Ok, dann würde er schnell Regenreifen aufziehen. Was für ein Service - ich legt mich wieder zu meinen Boxenludern auf die Matratze und harrte der Dinge, die da kommen würden.
Ich schaffte es leider nicht mehr, zu einem Testturn rauszufahren, und so musste ich mir das Regenfahren mit der R1 im Rennen beibringen.
Bevor ich rausfuhr, demonstrierte ich Nico noch schnell die tolle Wirkungsweise meiner Antifog-Visierfolie. Nach der Einführungsrunde merkte ich aber leider, dass diese irgendwie kaputt, oder alt, oder beides, sein musste, denn ich war nahezu blind.
Der Start klappte diesmal ganz gut, aber es gestaltete sich recht schwierig, im Nebel in die Kurven einzulenken. Teilweise fuhr ich mit offenem Visier, aber das tat dann auf Dauer doch ziemlich in den Augen weh. Trotzdem konnte ich die meisten Anderen (inklusive Lenzer!) hinter mir halten, weil ich trotz der miserablen Sicht meinen Spaß hatte bei den Bedingungen.
Ich war mir sicher, dass ich ohne Nebel mit den Schnellsten hätte mithalten können, aber vielleicht war es ja besser so - so konnte ich schon nicht in den Titelkampf eingreifen, der zwischen Langmann und Einzmann immer noch am laufen war. Da sich hinter mir keine Menschenseele mehr befand, beschränkte ich mich in den letzten Runden auf lustige Wheelies, welche ich im Regen bislang auch eher selten produzieren konnte.
Ich glaube ich war am Ende Gesamtfünfter, und ich konnte es mir nicht verkneifen, in der Boxengasse noch einen kleinen Burnout zu zelebrieren.
Die Siegerehrung hab ich leider verpasst, weil ich meine Blade noch mit gebrauchten Dunlop-Regenreifen besohlen lassen musste, die ich Jens abgekauft habe, weil ich großes Vertrauen in seine Reifenkenntnisse setzte.
Jens teilte mit leider irgendwann mit, dass er es bei diesen Bedingungen nicht riskieren wolle, seine neuen Errungenschaft, die Ex-Schulten-WM-Blade, zu nicolarisieren. Dafür hatte ich vollstes Verständnis und fragte meinen Bruder und Beichtvater Freens, ob er für Jens einspringen wolle. Seine R1 war eh vom letzten Sturz noch sehr lädiert. So konnte ihm eigentlich alles egal sein. Er sah nur noch ein Problem darin, rechtzeitig Regenreifen drauf zu kriegen, und sein Federbein musste er auch noch umstecken.
Also teilte ich der Rennleitung um thth mit, dass das Team JOS-Motorsport als Ersatzfahrer Herrn Freens nominiert hatte, und dass Jens fortan als Regenschwuchtel zu titulieren wäre.
Keks, Freens Freundin, gab mir vor dem Rennen noch so ein Antibeschlagmittel, und ich hoffte, dass es wirken würde, ansonsten wäre das Rennen für mich bald vorbei.
Um 14 Uhr fuhr ich dann mit meiner treuen Blade in die nasse Kälte hinaus und machte einen auf Startfahrer. Beim ersten Probe-Le-Mans-Start ging noch alles gut - die Blade sprang sofort an, obwohl die Batterie ziemlich leer war (wegen des Auftritts der Band hatten wir vergessen, sie zu laden), und die Reifen fühlten sich auf der ersten Runde ebenfalls sehr gut an.
Mein Visier beschlug überhaupt nicht mehr, und ich dankte dem Keks für das Zaubermittel.
Der Start verzögerte sich noch um ein paar Minuten, weil an manchen Stellen Sprit oder Öl auf der nassen Strecke zu sehen war, aber ein Check an allen Moppeds brachte keine Erkenntnis, woher die Soße kam, und so starteten wir gegen 14.05 Uhr.
Ich rannte über die Zielgerade, setzte mich auf die Blade, drückte den Anlasserknopf, nix. Nochmal drücken, nix. Auch beim dritten und vierten Mal tat sich nix, und ich wollte meinen Privatschweizer schon dazu anhalten, mich anzuschieben, als der Motor doch noch ansprang. Ich war jetzt vielleicht Fünftletzter, weil immer noch ein paar andere Motorräder an ihren Startplätzen standen, aber ich flog mit den Dunloppen durch den Regen und hatte schon in den ersten Runden einen Riesenspaß! Es war schlicht unfassbar, was mit diesen Reifen möglich war! Ich bremste nicht viel früher als im Trockenen, und auch in den Kurven konnte ich fast volle Schräglage fahren. Ich hielt mich dennoch ein wenig zurück, weil ich mir nicht sicher war, ob die Bremsbeläge die 2 Stunden durchhalten würden, aber nach 2 oder 3 Runden hatte ich alle Anderen überholt und wähnte mich auf dem 1. Platz (was wohl auch so war). Das einzige Problem war, dass ich mit meinem nassen Arsch auf der Seriensitzbank rumrutschte wie ein Pavian auf einem Bananenfriedhof. Es war nicht wirklich angenehm, mein Gewicht immer mit den Armen ausnivellieren zu müssen. Ansonsten hatte ich noch nie in meinem langen Leben so viel Spaß beim Moppedfahren! Es war einfach herrlich....
Ich fuhr, nachdem die Tankwarnleuchte angegangen war, noch 4 Runden, weil ich wusste, dass ich etwa 6 Runden weit kommen würde, und fuhr dann frohen Mutes in die Box. Ich hatte für Freens ein gutes Polster herausgefahren, dessen war ich mir sicher.
Als ich in die Box kam sah ich nirgends die R1 von Freens stehen, und auch sonst tat sich in Box 7 nicht viel.
Perplex bleib ich vor der Box stehen und fragte was los sei. Nach Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen, sagte irgendeiner: „Freens fährt nicht. Er hat keine Regenreifen. Hat auch schon eingepackt.“
Uuuups, das war nicht gut. „Naja“, sagte ich, „dann gebt mir halt Sprit, dann fahr ich eben alleine weiter.“ „Sprit ist keiner da“, hallte es mir entgegen. Nein, das konnte nicht sein. Die albernen Pillemänner konnten doch nicht einfach einpacken und dann ohne Sprit im Kanister darauf warten, dass ich reinkomme, nur um mir zu sagen, dass es nicht mehr weitergeht.
Ich konnte es nicht fassen. Weitere Sekunden und Minuten gingen ins Land. Ich stand da und war einfach nur fassungslos. Nein, das konnte es nicht sein! Ich sagte zu Nasenbohrer, er soll ins Auto gehen, meinen Geldbeutel schnappen, und den Kanister voll tanken. Ich würde versuchen, noch 2 Runden zu fahren, und dann nochmal zum Tanken reinkommen.
Völlig verwirrt fuhr ich wieder in den Regen hinaus. Ich war weder Freens noch den anderen böse, aber ich konnte jetzt nicht einfach aufhören! Ich fuhr die zwei Runden, und in der Zweiten fing die Blade nach dem Omega an zu stottern. Im Bergabstück ging sie ganz aus, aber ich warf sie hin und her und so schwappte wohl noch ein bisschen Sprit auf die richtige Seite.
Im Bergaufstück ging sie wieder aus, und diesmal sah ich alle meine Felle davonschwimmen.
Nur noch ein paar Meter, flehte ich sie an, und schüttelte sie wie wild hin und her. Sie sprang nochmal an und mit brüllendem Motor schaffte ich es bis zur Boxenausfahrt, wo sie endgültig verstummte. Ich zog die Kupplung und rollte mit 10 km/h zu Box 7, wo mein treuen Gefolgsmann Nasenbohrer mit dem Kanister stand.
Nun waren wir aber auf einer 2-Mopped-Strategie und hatten nicht mit Nachtankungen gerechnet (eine Schnelltankanlage wäre schön gewesen...), und so improvisierte der Improvisator cerritus aus einer Lidl-Wasserflasche eine kongenialen Einfülltrichter.
Er füllte und füllte den Tank. Mir ging das alles viel zu langsam - mittlerweile waren wieder wertvolle Minuten verstrichen. Ich sagte er solle schneller machen, was ein Fehler war.
Bei der Blade sieht man erst kurz vor Schluss, ob der Tank voll ist.
Ich sah es, und sagte ihm, er soll aufhören. Dies tat er auch sofort, aber die Wasserflasche war noch bis obenhin voll, und der Sprit lief natürlich über. So verteilten sich ca. 1,5 Liter Sprit in der Boxengasse vor Box 7. Egal, ich hatte einen Auftrag zu erfüllen und musste weiter.
Zum 3. Mal fuhr ich raus in den Regen und hatte wieder einen Megaspass. Ich konnte mit Leichtigkeit überholen und wurde selbst nicht ein einziges Mal überholt. Allerdings hatte ich immer noch keine Ahnung, auf welchem Platz ich lag. Hmm, ich hätte ja vorhin mal fragen können, aber das hatte ich in der Hektik vergessen.
Die 2. Stunde war schnell vorbei, und ich kam wieder an die Box. Mittlerweile war mein Gefolgsmann mutterseelenallein. Alle Hackfressen hatten offensichtlich diesen unwirtlichen Ort verlassen. Tja, dann mussten wir da eben alleine durch.
Vor der Box lag jetzt großflächig so etwas wie Sand oder Sägemehl, und davor stand ein Schild mit der Aufschrift „RUTSCHIG!!“. Ich musste kurz schmunzeln, aber dann sagte der Nasenbohrer, ich müsse die zweite 5l-Kanne selbst einfüllen, damit er die erste Kanne wieder mit Sprit füllen könne. Hehe, das war geil. Wir lieferten ein Spitzen-Teamwork ab, und diesmal klappte das Tanken perfekt, ohne einen Tropfen zu verschütten. Das Problem war nur, dass wir jedes Mal 3-5 Minuten verloren, und ich die Hoffnung auf eine gute Platzierung langsam fahren lassen musste.
Auch der dritte Turn lief jedoch hervorragend. Ich hatte nur 1 mal einen Fast-Highsider, als ich mich vor der Bergauf-Schikane an einem Mitmenschen vorbeigebremst hatte, und in der Links zu stark ans Gas ging (war ja auch schwierig zu dosieren mit den patschnassen und eiskalten Händen).
So langsam machten sich gegen Ende des 3. Turns meine Knie bemerkbar, aber beim Fahren spürte ich die Schmerzen nicht wirklich.
Beim letzten Wechsel nach knapp über 3 Stunden vergaß ich wieder, den Nasenbohrer zu fragen, auf welchem Platz wir eigentlich liegen. Und so fuhr ich ein letztes Mal zurück auf diese geile Strecke, und hoffte, dass Mensch und Maschine die letzte Stunde auch noch
überstehen würden.
Nach ca. 10 Minuten des letzten Turns hatte ich dann ein paar heftige Krämpfe in den Oberschenkeln. Ich dachte an Lucio Pivorotti, der beim Karaoke bei der Siegerehrung nach vorne gegangen war und mit allen anderen Zündern „Über den Wolken“ angestimmt hatte (habe leider vergessen, dies in Teil III zu schreiben!).
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so etwas tun würde, aber ich stimmte wahrhaftig mit vor Kälte zitternden Lippen dieses Lied an, das mir (und wohl allen Anderen auch) wahre Gänsehautschauer über den Rücken gejagt hatte.
„Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen und dann - würd, was hier gross und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“
Dies wurde mein Sermon für die nächsten Runden. Ohne Scheiß, ich brüllte diesen albernen, aber sehr wahren Song in meinen Helm, und nach einer Weile spürte ich keinerlei Krämpfe mehr.
Es ist schon erstaunlich wie das Leben manchmal spielt. Da kann aus einem kleinen Spaß schon mal ein Rettungsanker in der Not werden....
Um 17.59 Uhr passierte ich die Ziellinie zum vermeintlich letzten Mal, und freute mich unbändig, dass ich diese Strapaze durchgestanden hatte! Eine Runde später wheelte ich freudig über die Ziellinie, aber da stand kein MD mit der Zielflagge. Was war passiert? Meine Tanklampe leuchtete schon wieder seit 3 Runden. So ging es dann auch die nächsten beiden Runden. Vielleicht hatte MD in der Spiegel geschaut und hatte einen Herzinfarkt erlitten, ich wusste es nicht. In der folgenden Runde fuhr ich gaaanz langsam auf Start-Ziel, schaute, ob MD endlich da stand (ansonsten hätte ich nämlich nochmal die Box angesteuert zum Nachtanken), und da stand er! Zum ersten Mal erschien er mir hübsch, er war ein Engel mit süßen, kleinen Engelsfers(-)chen.
Ich versuchte noch einen würdigen Zielwheelie zu machen, rutschte aber mit dem nassen Handschuh ab, und fuhr glaub ich zum ersten Mal auf 2 Rädern an einer karierten Flagge vorbei.
In der Auslaufrunde schrie ich mehrfach laut in meinen Helm, dachte an meine aktuellen und meine alten Helden, die hoffentlich jetzt alle da waren, um dies mit mir zu erleben.
Ich fuhr in die Boxengasse, setzte mich auf den Tank, und machte noch einen rolling burnout, als mich ein Offizieller nach rechts winkte, um die Honda abzustellen.
Was, sollte das etwa heißen ich war unter den ersten 3 gelandet???????
Das war doch fast nicht möglich!! Doch als mein treuer Nasenbohrer mit einer Wasserflasche gerannt kam, mich noch nasser spritzte als ich eigentlich war, und ständig „3, 3, 3!!“ schrie, da war mir klar, dass hier gerade etwas Besonderes passiert war.
Ich weiß noch, dass ich mir den Bert Argut hergewünscht habe. Er hatte immer versucht, mich vom Supermoto in den Gebücktenrennsport zu locken, aber wir waren leider nie zusammen gebückt unterwegs gewesen. Ich setzte mich hin, schaute zum Himmel, und war einfach nur glücklich.
Danach gab ich wild zitternd und zähneklappernd noch ein Interview (hoffentlich bekomme ich es nie zu sehen!), ging mit Uwe, Jo, und dem Nasenbohrer zur Siegerehrung, und vernichtete noch ein wenig heißes Fleisch und 2 kleine Koreen.
Ich hoffe dass es nicht mehr lange dauert, bis Hami seine DVD zusammengestellt hat! Ich werd sie mir im Winter jeden Abend reinziehen, dann kommt der Frühling (oder Weihnachten in Almeria...) sicher bald.
Alles in allem war das mein bisher schönstes Wochenende auf der Rennstrecke (na ja, vielleicht auf einer Stufe mit den letzten beiden Speedweeks), und es war einfach nur genial, mit den ganzen Hackfressen blankzuziehen!!!!
Ich hoffe ich sehe euch alle bald wieder!
Bleibt so schön, und denkt immer daran:
„Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen und dann - würd, was hier gross und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“