
Good luck my friends…
Track 1 – Vorgeplänkel: Von Gabelumbauten, Harry und Sally, Kettengeschichten und ausgeliehenen Laptimern
Es begann bereits einen Tag nach der Rückkehr von meinem ADR-Event an Pfingsten. Ich hatte eine verdächtige Ähnlichkeit mit Joker aus Batman angenommen, mal ausgenommen von der (lime-) grünen Hautfarbe… Das Grinsen war nicht mehr wegzubringen! Mein Umfeld hatte schon Rat bei diversen Dermatologen ersucht, alles erfolglos. Selbst so mühsame Dinge wie Einräumen von teilweise noch nassem Aufzündmaterial in die Garage verliefen unauffällig und ohne bittere Tränen. Normalerweise wird einem ja spätestens bei dieser Gelegenheit wieder bewusst, dass der AE (Aufzünd-Event) vorüber ist. Aber nicht an jenem Tag!
Es kam, wie es kommen musste: Ich drang in die heiligen Hallen des R4f-Termine-links ein und wollte mal abchecken, wann wieder ein deutscher Veranstalter auf dem ADR sein Unwesen treiben würde. Es gab zwar einige Termine in den nächsten zwei, drei Wochen, aber natürlich alles schon ausgebucht oder eben so genannte „Motorrad-Kurse“ worauf ich keine Lust hatte. Also den Termin mit Speer Anfang Juli klarmachen, sieben Wochen ohne freies Blasen waren noch ganz knapp auszuhalten. Dachte ich Einfaltspinsel…
Das Pfingst-Event hatte meine Aufzündpläne für dieses Jahr jedenfalls gründlichst durcheinander gewirbelt, womit ich schweren Herzens und mit einer Träne im Augenwinkel gezwungen war, meinen Mugello-Event im August abzugeben. Aber drei Tage Mugello würden alles in allem ungefähr sechs oder sieben Tagen ADR entsprechen und da ich dieses Jahr eigentlich möglichst viel fahren will um auf ein erträgliches Niveau zu gelangen, beschloss ich, lieber häufiger am ADR aufzuzünden. In Mugello wären die Fix-Kosten so hoch gewesen, dass bei deren Anblick jeder Junkie verblassen würde. Schöne Strecke hin oder her!
Natürlich bin ich mir bewusst, dass Zynden auf dem ADR eigentlich wie Ficken ohne Abspritzen ist, da dort keine Rennen stattfinden und sie nicht ganz ohne Tücken ist. Aber spätestens seit dem Gaskrankheit-Posting wissen nun wohl einige, dass ich noch sehr studiosus bin und somit nicht allzu viele Gelegenheiten wahrnehmen kann, die Lenkerstummel zu ergreifen. Es ist zwar erstaunlich, wie viel Geld sich durch den Verzicht auf schwulen Strassenbetrieb sparen lässt, aber mein Nebenjob bringt die Kriegskasse jedenfalls auch nicht gerade zum Bersten. Ich bin wohl an einer Möglichkeit dran, dass Geld auf Bäumen wächst, aber ich habe von meinem 998S-Landschaftsgärtner-Fahrerkumpel diesbezüglich noch kein grünes Licht bekommen. Wir sind aber sozusagen Hobby-Alchemisten hinsichtlich Knospen in Fränklis umwandeln zu können. Vielleicht klappt’s ja mal.
In der Garage wollte ich mich meiner Granate annehmen, um zu schauen, ob sie irgendwas benötigen würde für das nächste Mal. Nun, der Ölfilm auf dem LD (hoffe es lesen keine Amis mit, l. d. ist dort eine Abkürzung für was anderes…) war logischerweise immer noch da, also abschrauben und bei Max Urech durchklingeln.
„Jo, dasch kei problem, bringsch mr dä el-dee einisch vrbi, denn mach dr dä wieder parat.“
So weit so gut. Nun die Sache mit dem ollen Power Commander. Wer’s nicht weiss, soll jetzt erfahren, dass mich gleich zwei PC’s im Stich gelassen hatten, aber dank Hajo und Bremsklotz erfuhr ich, dass ich nicht der einzige war mit einem PC III-Prob. Ich wusste jedenfalls keinen Rat mehr und bemühte das Telefon gleich noch mal. Dieses Mal Mr. Bossert himself zwecks Abstimmung und allgemeiner Fehlersuche des PC.
„Jo, dasch kei problem, bringsch mr dini granatä einisch vrbi, denn mach dr diä wieder parat.“ Sehr schön, ich war umgeben von Genies.
Dennoch, ich hatte diesen Winter einen Entscheid getroffen, nur noch absolut notwendige Veränderungen von Spezialisten machen zu lassen. Brauchte ich den PC resp. den Quickshifter wirklich? Ich hatte beim letzten Event keinen einzigen Verschalter gehabt und nur während den ersten zwei Runden den QS vermisst. Aber gleichzeitig erinnerte ich mich auch daran, wie lustig das Ganze mit Automatik war. Die beiden Jungs auf meinen Schultern hatten natürlich wieder extremst polarisierte Meinungen. Der Knabe mit Heiligenschein meinte, dass ich das Geld lieber in meine Sicherheit, sprich neue Reifen investieren sollte. Der Gehörnte machte mich hingegen auf meine Faulheit aufmerksam und dass ohnehin mehr als genug (wenn auch bereits angefahrenes) Reifenmaterial für dieses Jahr in meiner Garage rumstehen würde.
[Bemerkung am Rande: Ich sehe mich wegen diverser Pi-eMs betreffend des Pfingst-Event-Berichts genötigt, die Forumsmitglieder darauf aufmerksam zu machen, dass es sich bei diesen zwei Typen NICHT um Uffzynd und Antizünd handelt! Es gibt keinen stichhaltigen Beweis für die Existenz von Antizünd, darum glaube ich auch nicht daran…, hehe. Aber der Einfachheit halber nenne ich die beiden von nun Harry und Sally, wobei Harry den himmlischen Vertreter übernimmt.]
Ich beschloss, die PC-Entscheidung in meiner Stammkneipe zu treffen und zwar mit jemandem, der nichts mit Gasgriffen am Hut hat. Ich brauchte eine so neutrale Perspektive, wie man sie normalerweise nur zwischen zwei Gängen antrifft.
Ich wusste schon beim Anstechen des Korea-Fasses, dass die Entscheidung pro oder contra PC-Abstimmung beim Bossert hier und heute fallen würde… Ich traf mich mit einem ehemaligen Militärkollegen, den ich hier aus Gründen der Vertraulichkeit einfach mal Felix nennen will. Schon bald zeichnete sich ab, dass er einen ganzen Swimming pool voller Eistee aus Long Island in seine Blutbahn umplatzieren wollte. Ich nicht…
Wir hatten an diesem Standort vor einiger Zeit eine Sprache entwickelt, bei der wir die Anfangssilben zer-, ver- und er- von Wörtern sinnlos untereinander tauschten. Leider kann ich eine solche Konversation nicht auf schwizerdütsch schreiben… Aber sinngemäss würde sich das ungefähr so anhören:
„Ich bin zerkältet.“ – „Du hast erloren.“ – „Ich bin verknirscht.“ - „Zerpiss dich!“ usw.
Entscheidend aber war eher, dass „Felix“ nach einer Weile beschloss, Zigaretten zu holen und ich diese Gelegenheit nutzen wollte, einen weiteren wichtigen Termin auf der Toilette einzuhalten. Während ich anschliessend meine Hände wusch und meine Fresse im Spiegel betrachtete, fiel mir auf, dass Harry und Sally, beide wiederum auf meinen Schultern sitzend, dem Anschein nach ebenso angeduselt waren wie ich. War witzig anzuschauen! Sally gab schlussendlich auf:
„Määääääääddie, du saaaaaauuuuuuuhuuuuuuuuund, lo dä scheiss-fuckin’ kuickschiftr lo si, isch doch eh nur für schwuuli!“


Ich werde dieses Verfahren öfters anwenden, die Entscheidung war gefallen! Ich war dermassen erfreut, dass ich nun der Versuchung nicht mehr widerstehen konnte und beschloss, mir ebenfalls ein Schwimmbad voller Flüssigkeit (allerdings in einer anderen Farbe) zu genehmigen. Um 0230 kam dann der einmetrige Kassenzettel als kaum noch Blut in unserer Alkoholbahn zu finden war. Die Ladenbetreiber wollten diesen umgehend schliessen – was für herzlose Geschöpfe! Ein Glück, dass Felix anschliessend sein mobiles Funkgerät noch bedienen konnte und seine Freundin erreichte. Ich denke, er hat aber bis zu diesem Zeitpunkt mindestens 15 andersartige Leutchen mehr oder minder absichtlich aus den Betten geholt…
Ich war froh, dass ich im pace car (ich mag die Bezeichnung safety car nicht) sofort eingeschlafen bin, Felix’ Lebensabschnittsgefährtin hatte sich offenbar ein grosses Repertoire an überaus hässlichen Flüchen zurechtgelegt. Diese junge Dame hatte ich im Übrigen bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gesehen, was aber auch nicht so schlimm war (Armitage würde sie wohl h-Frau nennen…). Irgendwie scheint dem guten Felix der letzte Handgranateneinsatz beim Häuserkampf nicht so gut bekommen zu sein – zumindest frauentechnisch… Ich hoffe mir ist diesbezüglich keine Bemerkung ungewollt rausgerutscht.
Die Fahrt war aber auch einmal abgesehen von der rüden verbalen Ausdrucksweise ungemein ruppig, irgendwie. Vor meiner Wohnungstür wurde ich per Arschtritt aus dem Auto befördert. Bevor ich aber auf dem Boden einschlief, beschloss ich an diesem Standort doch nicht zu übernachten. Nachdem ich meine Beisserchen gereinigt hatte, realisierte ich, dass meine Zunge entweder festgewachsen oder -geklebt war. Egal, Hauptsache ich wusste, dass ich den PC nicht abstimmen lassen musste/wollte.
Einige Zeit später hatte ich Ivo an der Strippe, den ich an Pfingsten kennengelernt hatte. Seines Zeichens konnte er mir Bridgestone-Gummies zu verführerischen Preisen auftreiben. Allerdings musste ich ihm bei dieser Gelegenheit versprechen, das nicht publik zu machen, da er nicht zum Reifenhändler mutieren will. Also meine lieben Aufzünder, soeben genanntes bitte sofort wieder vergessen. Ivo ist Mitglied eines Zeugenschutzprogrammes und heisst somit auch gar nicht Ivo. Da er aber ein wirklich sehr feiner Kerl ist (und ich auch weiss, dass er fleissiger Forum-Mitleser ist, hehe), wollte ich ihn hier dennoch erwähnen.
Eigentlich wollte ich bei ihm BT 002er reservieren, allerdings konnte/wollte er mir nur Slicks vermachen, worauf ich schlussendlich auch einwilligte.
„Jo, dasch kei problem, chunnsch einisch vrbi, denn mach dr diä reifä parat.“
Genie Nr. 3! Freundlicherweise fragte mich Ivo bei dieser Gelegenheit, ob ich ebenfalls Anfang Juli auf dem ADR anzutreffen sei, was ich bejahte.
„Sunntig und mendig, drittä und viertä?“ war seine Frage, worauf ich mit einem Kopfschütteln reagierte, er das aber nicht sehen konnte, da wir ja nur miteinander telefonierten. Also sagte ich nein und fügte hinzu, dass ich scheinbar die gerade anschliessende Veranstaltung gebucht hatte. Hm, aber ich war mir doch sicher gewesen, dass das Bosee-Team bis zum August nicht mehr am ADR ihr Revier aufschlagen würde! Ich versprach Ivo abzuchecken, ob noch freie Plätze für den 3. und 4. vorhanden wären und mich gegebenenfalls auch anzumelden. Mit ihm aufzuzünden war tatsächlich eine sonnige Idee!
10 Minuten später musste ich feststellen, dass ich scheinbar das Lesen tatsächlich verlernt hatte, denn dieser Phantomtermin existierte wirklich. Für den 4. gab es noch zu vergebende Plätze, ich stellte also mein Gehirn kurz zur Seite (es war eh dreckig…) und meldete mich an. Nach der Überweisung und der erneuten Integration meiner Zündbox an den Kabelstrang erinnerte ich mich wieder, dass ich Student war. Ich würde also eine kurze Unterhaltung mit meinem Zuhälter führen müssen. Ich hatte zwar den Film ‚Point break’ gesehen, wo sich lustige Surfer als ehemalige Ami-Präsidenten verkleideten und Banken ausraubten um surfen zu können, aber ich wollte lieber meinem konventionellen Nebenverdienst treu bleiben um aufzünden zu könnnen.
Erst jetzt erinnerte ich mich auch wieder, dass Ivo schon mal eine 22er-Zeit auf dem Laptimer stehen hatte fährt (hoffentlich darf ich das sagen…). Ich beschloss noch nicht zu weinen, sondern mein Fitnessprogramm wieder zu verschärfen und meine Ernährung umzustellen (naja, zumindest in Ansätzen…). Ich nahm mir vor, wie Kagayama in Monza zu handeln, sprich Corsers Linie abzuschauen und ihn dann auf der Bremse tierisch zu vernaschen. Ein toller Plan, aber eben: nur ein Plan… Es fehlte nur noch ein Name dafür. Plan C alias
„Vengeance is mine“
Dies ist ein sehr vernünftiger Song der metallischen Ex-Band Sentenced. Der Titel schien mir den AE unter einem guten Stern stehen zu lassen – aus mehreren Gründen!
Die Zeit bis dahin sollte quälend langsam verstreichen. Mr. Einstein hatte nicht ganz unrecht, als er behauptete, zwei Stunden auf einer heissen Kochplatte sitzend scheinen länger zu dauern, als zwei Stunden auf einer Parkbank neben einer hübschen Frau…
In Valencia an Ostern hatte ich neue BT 014 versuchsweise montiert, die ich einfach kurz für die Strasse einfahren wollte (damals rechnete ich noch damit, auch ein paar km auf öffentlichen Wegen zurückzulegen…). Ein Fehler erster Güte, nach den zwei obligatorischen Einrollrunden hatte ich in den nächsten sechs oder sieben Umläufen drei Beinahe-Runterpurzler, nachdem ich bis zu diesem Zeitpunkt 1,5 Tage mit SC’s rumgecruist war. Bisher hatte ich immer gedacht, dass gewöhnliche Strassenreifen zumindest auch einigermassen auf der Piste funktionieren müssten. Das war bei mir jedoch definitiv nicht der Fall. Sogar als ich nur mässig angaste, überhitzten die Dinger offensichtlich grausam und grippten überhaupt nicht. Und wir hatten nur 20 Grad! Wahrscheinlich hatten aber die Reifen irgendeinen Makel, selbst Strassenreifen dürften sich kaum so verhalten. Sehr merkwürdig…
Jedenfalls schmiss ich alles andere als hocherfreut die BT’s gleich an Ort und Stelle von den Felgen runter und wollte sie später meinem freundlichen Kawa-Händler zu einem Tauschgeschäft anbieten. Angefahren waren sie nun ja und Verschleiss war nicht wirklich vorhanden – ideal für Strassenfahrer also.
Ich konnte mich noch erinnern, dass mein Schraubär eine Kunden-ZX-6RR ’03-Gabel mit Hyperpro-Innereien präpariert hatte, die ich 2003 kurz testen konnte und mit meinem bockharten Original in keinster Weise zu vergleichen war. Mein Vorschlag war nun also meine Fuck-Reifen gegen den kleinen Hyperpro-Umbau (Gabelfedern und neues Öl) und einen Satz Bremsbeläge, worauf er schlussendlich einwilligte. Nötigenfalls neue Simmerringe sollten bei dieser Gelegenheit auch noch mit rein und dazu ein UV-beständiger O-Ring, damit ich endlich dem hässlichen Kabelbinder good bye sagen konnte.
Mitte Juni an einem ungewöhnlicherweise sonnigen Samstagmorgen brachte ich ihm somit die beiden Gabelholme vorbei und wollte ihm dabei gleich zuschauen, wie er die Gabelfedern wechselte. Hihi, das ging mit seinem Werkzeug um Jahre schneller als bei uns letztes Jahr anlässlich des 24h-Rennens in Le Mans… Jedenfalls war ich froh, dass ich meine Gabel nicht einschicken musste - ich dachte nur ungern an die ganzen Horrorgeschichten im r4f-Forum bezüglich HH und dem unsachgemässen Vers(t)and diverser Anbieter.
Als die Gabelfedern zum Vorschein kamen, dachte ich im ersten Moment wirklich, dass meine Gabelholme gar keine Holme sondern Kugelschreiber waren. Diese Federn waren abartig kurz!
Meine Schraubär Rolf machte sich dann sicherheitshalber gleich noch daran, das Cartridge-System auszubauen, was ihm ein paar Flüche entweichen liess. Die Dinger waren idiotensicher eingebaut! Irgendwann durfte ich aber schlussendlich 2,5er Gabelöl einfüllen und die Sache entlüften. 2,5 ist kein Schreibfehler, ich war wirklich erstaunt. Ich denke, das liegt wohl mit der Härte der originalen Teile zusammen. Schlussendlich alle Schräubchen gedreht und eine Standardabstimmung übernommen.
Anschliessend ging ich Bundy am Hocken besuchen…
Wieder zurück machte mir die Übersetzung ein paar Sorgen. Die 14:43 (15:40 Serie) war beim letzten Mal das Optimum gewesen, da ich noch jeweils ca. 300 - 500 U/min auf der Geraden in der Reserve hatte. Nur – das war gegen Ende des ersten Tages und noch ohne wirklich aufbauende Linien, dafür aber mit lächerlichen Kurvengeschwindigkeiten. Am zweiten Tag regnete es ja…
Ich stellte mir somit die Frage, wie viel ich wohl schneller werden konnte und kam zum Schluss, dass es wohl definitiv zu eng werden würde, denn 300 U/min entsprechen ungefähr 5 km/h im Sechsten… Und da ich meinen Motor mag, wollte ich ihm solche ewigen vor-dem-Begrenzer-Qualen ersparen. Also flugs den Kopf in die Kisten mit Aufzündmaterial getaucht und tatsächlich noch ein brandneues 42er Blatt gefunden, welches eigentlich noch von meinen ZXR-Tagen herrührte, aber auf wundersame Weise dennoch auf eine zehn Jahre später produzierte Granate passte. Dass ich mir mit dieser Entscheidung aber auch zwei Eier legte, beunruhigte mich nicht im Geringsten. Einerseits dürfte ich nun natürlich nach anderen Schaltpunkten und eventuell anderen Gangwahlen Ausschau halten müssen und andererseits würde ich nun wohl um ein Kürzen der Kette nicht mehr herumkommen. Aber egal, Hauptsache meine Granate macht keine Mätzchen. Den PC mag sie offenbar schon nicht so sehr…
Da ich keinen Kettentrennerhalter-Kollega zur Verfügung hatte, klopfte ich mir beim Nieten der Kette wie immer drei Mal auf den Daumen der linken Hand... Ich hoffe, ich schaffe es irgendwann einmal, von dieser Scheiss-Tradition abzusehen! Der letzte Treffer liess mich kurz sämtliche vorstellbaren Gesichtsfarben annehmen, dem Daumen sollte es nicht besser ergehen, denn er fühlte sich zusätzlich irgendwie gespalten an. Was sich aber nicht bestätigen sollte. Ich blätterte kurz im ‚Petit Robert’ der Schweizer Fluchkunst durch und entschied mich für ein paar schmeichelhafte Worte, die sich ihren Weg von meiner dörflichen Werkstatt bis zur nächsten Stadt bannten.
Nachdem dieses olle Nietschloss von mir Niete genietet wurde, drehte ich probeweise das Hinterrad ein bisschen und fand, dass die Kette tadellos lief. Allerdings bemerkte ich bei einem doofen Kettenglied, dass gleich zwei O-Ringe fehlten. Sehr nett, glücklicherweise war ich aber noch im Besitz eines weiteren Nietschlosses und mein linker Daumen freute sich schon auf weitere hammermässige Streicheleinheiten. Nur zum Spass wollte ich mir die Kette dann doch etwas genauer anschauen. Aber aus Spass wurde Ernst… Auf der ‚Vorderseite’ (von links in Fahrerrichtung) sahen ja auch alle Glieder Meister Proper-mässig aus, aber von der rechten Seite aus gesehen fiel ich fast in Ohnmacht, als ich bei einem Glied einen feinen Riss erkannte, der sich von aussen bis fast zur Mitte hindurchgearbeitet hatte. Meine Nerven!
Das war weniger nett, ich holte den Flex-o-mat und entfernte eine Niete gleich wieder, die ich fünf Minuten zuvor noch angebracht hatte. Mein Daumen frohlockte…
Ich zog die Kette vom Ritzel ohne einen Ersatz gleich mitzuziehen, beförderte die Überreste auf meinen Beifahrersitz und wollte meinen Kettenversorger mit dieser Tatsache konfrontieren.
Entgegen meiner Vermutung nahm der das Ganze jedoch einiges lockerer als ich und schwafelte irgendwas von ‚halt äs reeessing-teil’ und so. Die Kette hatte lediglich 1500 Pisten-km runter, und wenn ein Glied angerissen ist, muss mir niemand was sagen von Racing und häufig wechseln! Ausserdem behandle ich meine Ketten fürstlich, habe zwecks Reinigung sogar eine Zahnbürste geholt, welche wohl teurer als die für meine eigenen Zähne war! Dass der Händler die Sache so gelassen sah, machte mich ohnehin stutzig. Insgeheim hatte ich erwartet, dass dieser vor Schreck ein schlechtes Gewissen bekam und mir eine Ersatz-Kette spendierte. Ich nehme ja nicht an, dass man so etwas jeden Tag sieht. Für die Alles-wissen-wollen-Leser: Kette war eine DC MXX 520. 520 ist bei Sechser-Kawas übrigens bereits ab Werk montiert.
Der Händler wollte allerdings die Kette behalten, um sich die Sache etwas genauer ansehen zu können. Dagegen hatte ich nichts, fand aber, dass ich zumindest eine Gutschrift für ein Neuteil kriegen sollte. Denn eine Kette mit drei eigenhändig genieteten Schlössern wollte ich mir dann doch nicht mehr antun. Das wiederum fand mein Händler überhaupt nicht vernünftig, da er sich tatsächlich NICHT genötigt sah, von einem Garantiefall auszugehen. Nun wurde ich langsam stinkig, der Knabe war auf dem besten Weg, mich und somit fünf andere bisher treue Kunden zu verlieren. Das waren in drei Jahren immerhin an die 15 Ketten, die er uns hatte verschachern können. Auch davon liess er sich nicht beeindrucken, offensichtlich musste er einen Millionen-Umsatz ausweisen können - was für ein sturer Schwiizer! Ich liess gut sein, schnappte mir die malade Kette, brauste unverrichteter Dinge davon und rief daraufhin einen Enuma-Händler (lustigerweise wo ich auch Stiefel und Kombi her hatte) jenseits der deutschen Grenze an und reservierte eine 520er. Mein Daumen jubelte, mein Konto schrie auf… Egal, Sicherheit geht vor.
Die days of thunder sollten kommen, mein gestählter Körper war bereit. Das lästige Ziehen in der Kupplungshand hatte sich schon in Spanien teilweise verabschiedet, der Rest hatte sich in Frankreich verkrümelt (nein, nicht durch Wixx-Therapie). Die leicht überarbeiteten Gabelholme waren drin, db-eater sowieso und den ollen PC liess ich wieder in einer dunklen Ecke meiner Garage. In Ermangelung eines Beichtvaters wollte ich ihm selber an diesem Ort der Besinnung die Möglichkeit geben, über sein flegelhaftes Benehmen nachzudenken…
Freundlicherweise wurde mir mein ausgeliehener Laptimer in einem Zustand zurückgebracht, der nur noch wenig mit dem ursprünglichen zu tun hatte. Der Schuldige war zwar nicht gestürzt aber das Teil sah aus, als wäre ein Caterpillar drübergerollt und anschliessend noch in den Heizkessel einer Dampflok geworfen worden. Er schwafelte irgendwas von der Mutter aller Highsider, bei der zusätzlich zum Laptimer auch die Verkleidungsscheibe splitterte. Ich glaubte ihm kein Wort (‚wo hesch denn du dr laptimer montiert gha?! A dr schibä sälber?’) und vermutete eher, dass mein Rundenzeiter für irgendwelche andere Dinge/Sachen zweckentfremdet wurde. Egal, ich beauftragte ihn einfach, mir in den nächsten zwei Wochen einen neuen aufzutreiben und zwar kein geschossenes Teil aus Ebay, da ich auf Garantie bestehe. Murphy hat mir bisher JEDES Mal in die Fresse gehauen, wenn ich was mit vermeintlicher Garantie bei einem Kofferraumhändler erstanden hatte.
Ich kann vorweg nehmen, dass mein Ausreden-Such-Freund mir keinen Lappenzeiter organisieren konnte, weshalb ich kurz selber einen ausleihen musste.
Sascha, mein serviettengeschädigter Aufzündkumpan, hatte ich dazu überreden können, mich zu begleiten. Da er aber ein paar Wochen zuvor das Bedürfnis hatte, seinen Untersatz 20 m vor der Wohnung seiner Freundin totalitär und final zu schrotten, musste das eben ohne Aufzündmaterial geschehen.
Beschwerdefreies Aufzünden stand an! Anhänger abgeholt, alle Waffen und Utensilien am Vorabend eingepackt, Korea umplatziert und sorglos in meinem Bettchen mit standesgemässem Grinsen eingeschlafen. Dabei träumte ich von zwanzig grünen Kawas, die mir Spalier standen und mich beim Vorbeimarsch mit hoch erhobenen Vorderrädern grüssten.
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to be continued… Morgen kommt track 2...