Ich glaube die meisten Leute machen sich eh zuviel Sorgen um aufgerissene Reifen. Auch ein aufgerissener Reifen hat Grip ohne Ende und kann problemlos noch schneller gefahren werden.
luxgixxer hat geschrieben:Ich glaube die meisten Leute machen sich eh zuviel Sorgen um aufgerissene Reifen. Auch ein aufgerissener Reifen hat Grip ohne Ende und kann problemlos noch schneller gefahren werden.
Mr. Hasenlinie hat da beim Kopieren einen kleinen Fehler gemacht und den 2-Teiler zu einem 1-Teiler zusammengeschnippselt.
Der 1. Teil befasste sich mit Luftdruck und Temperaturfenster von Rennsreifen und Strassenreifen.
Der 2. Teil bezog sich auf Aufreissen im Bezug auf das gepostete Bild, eben diesen typischen Streifen am Hinterrad mit ein wenig Abstand vom Rand.
Und nun folgt mal ein 3. Teil (Ersterscheinung mal hier im R4F):
Das Aufreissen und die Auswirkungen.
Warum reisst ein Reifen auf? Die Frage läßt sich recht pauschal und einfach beantworten: Der Reifen muss (punktuell) mehr Arbeiten als er verträgt. Sozusagen 110% leisten, obwohl er nur für 100% bezahlt wird. Theoretisch also so wie die Meisten hier. Wobei die Gerüchte ja eher besagen, daß sich dieses Hobby eh fast nur Selbstständige oder "Grossverdiener" leisten können.
Back to Topic:
Mehr Arbeiten. Das bedeutet, dass der Reifen z.B. Aufgaben des Fahrwerkes übernehmen muss. Bei einem zu harten Fahrwerk (stocksteif), muss der Reifen einen größeren Teil der Federung übernehmen. Das Gewicht des Motorrad, welche sonst durch die Federelemente langsam (schwingend) gedämpft wirken würde, schlägt direkt auf den Reifen durch. Der Reifen wird überbelastet.
Nicht das wir uns falsch verstehen, ein Reifen ist immer ein Teil der Gesamtfederung. Daher muss man sein Fahrwerk auch auf unterschiedliche Reifentypen anpassen. Eben um den Reifen nur den Teil an Federung übernehmen zu lassen, für den der Reifen konstruiert worden ist. An dieser Stelle spielt auch der Luftdruck wieder eine Rolle, eben weil man damit auch die "Härte" des Reifens verändern kann. Zumindest in einem kleinen Bereich und somit kann man den Arbeitsbereich anpassen.
Bildlich gesprochen: Man stelle sich mal ein altes Fahrrad vor, so ohne Federung (ja, diese Art von Fahrrädern gibt es noch). Ist der Reifen nur halb aufgepumpt, dann walkt dieser heftig, und wir spüren beim Fahren kaum etwas von der Strasse. Bei kleineren Absätzen schlägt der Reifen durch und wir Fahren fast mit der Felge auf der Strasse. Pumpt man jetzt den Reifen sehr hart auf, dann spüren wir jeden kleinen Stein, jede Querfuge beim Fahren. Kleine Absätze werden 1:1 an den Fahrer vermittelt, teilweise "springt" der Reifen bzw. läuft bei Längsfugen diesen entlang.
Mehr Arbeiten bedeutet aber auch: Mehr Kraftübertragung. Sei es nun durch Beschleunigung oder durch Bremsen.
Der recht einfache Fall - siehe Teil 2 - ist eindeutig. A bisserl komplizierter wird es, wenn neben der einfachen Kraftübertragung auch die Federung eine Rolle spielt und der Reifen z.B. am Rand aufreisst. Jetzt haben wir sozusagen ein Spiel mit mehreren Unbekannten: Federung, Kraftübertragung, Luftdruck, Temperatur, Fahrstil, ... Daher ja auch das im Teil 2 erwähnte "Glaskugellesen". Ohne weitere Analysen kann man aus dem einfach geposteten Reifenbild eben nicht allzuviel herauslesen, dazu gibt es viel zu viele Abhängigkeiten.
Aus diesem Grunde möchte ich an dieser Stelle auch nicht viel dazu sagen und komme direkt zu den Auswirkungen.
Optisch sehen wir einen Reifen seine (punktuelle) Überbelastung relativ schnell an. Statt einer gleichmässige Oberfläche (je nach Strecke/Belag sogar mal Babypopo) hat der Reifen in einem Bereich der Lauffläche Ausfransungen. Typischerweise befinden sich diese Ausfransungen am Rand der Reifens und sind ca. 2-4cm breit.
Mal sind diese Längs zur Laufrichtung, mal Quer zur Laufrichtung, mal Schräg oder auch mal Rundlich ausgeprägt. Die Intensität dieser Ausfransungen kann zudem je nach Reifentyp auch stark abweichend sein. Einen Bridgestone BT-002 muss man schon arg quälen bis der aufreisst. Ein Pirelli/Metzeler kann schonmal nur vom Anguggen aufreissen. Wink
Das bedeutet aber auch: Ein Fahrwerk, welches mit einem Pirelli funktioniert, muss nicht unbedingt mit einem Bridgestone funktionieren und umgekehrt.
Jetzt haben wir diese Ausfransungen auf der Lauffläche.
Was bedeutet das?
Hat der Reifen weniger Grip?
Verschleißt der Reifen mehr?
Kann man den Reifen weiterverwenden und ggfs. zufahren?
Viele Fragen auf die es nicht immer eine pauschale Antwort gibt/geben kann.
Ausfransungen sind erstmal ganz normales Reifengummi. Sprich grundsätzlich leidet der Grip nicht.
ABER natürlich macht es einen Unterschied, ob der Reifengummi in einer gefestigten stabilen Lage vorliegt oder eben schlapprig rumhängt. (das bildliche Beispiel was mir dazu eben eingefallen ist möchte ich nun doch nicht unbedingt preisgeben Very Happy).
Ich glaube am Besten kann man das mit nem Besen vergleichen. Ein Strassenbesen ist stabil, damit spürt man wenn man den Dreck wegkehrt wie die Kraft übertragen wird. Ein weicher Staubbesen hingegen ist für groben Dreck falsch, die Kraftübertragung funktioniert nicht richtig, es fühlt sich schwammig an.
Und damit haben wir auch gleich 2 Dinge geklärt.
a) der absolute Grip wird geringer, für uns Hobbyfahrer vermutlich nicht viel.
b) das Feedback des Reifens ist nicht mehr so transparent, es fühlt sich schwammiger an.
Problem bei aufgerissenen Reifen ist, daß diese Schwachstelle des Reifen immer weiter immer mehr belastet wird. Sozusagen ein Teufelskreis - obwohl schon geschwächt und nur 80% leistungsfähig (sozusagen eine Erkältung), müssen trotzdem 120% geleistet werden.
Und damit sind wir auch schon bei den nächsten Antworten.
c) ja, ein aufgerissener Reifen verschleißt schneller
d) eine Weiterverwendung, mit den oben genannten Einschränkungen, ist möglich. Selbst ein wieder Zufahren kann möglich sein, dazu darf der Reifen aber nicht mehr überlastet werden. Sprich wenn das Fahrwerk die alleinige Ursache war und diese optimiert wurde, dann könnte das funktionieren -> also nur noch zu 80% belasten.
Dem Feedback hier entnehme ich, daß so ein Basiswissen - nicht mehr ist das hier - über Reifen und Abhängigkeiten auf Interesse stösst.
Ich möchte unsere anwesenden Reifentechniker, Renndienste, Rennfahrer, ... bitten auch ihr (Detail-) Wissen beizutragen.
Vielleicht bekommen wir ja soetwas wie das Rookie-Guide auch für Reifen hin?!
Vielleicht gibt es auch "Pauschal"-Aussagen bzg. Fahrwerksoptimierungen wenn ein Reifen aufreisst. Zum Beispiel: Längs aufgerissen = Reifen muss zuviel Dämpfung übernehmen = Druckstufe öffnen
Oder bei xyz Reifen sollte man das Fahrwerk gegen über abc Reifen eher härter einstellen.
Spatz hat geschrieben:
Ich möchte unsere anwesenden Reifentechniker, Renndienste, Rennfahrer, ... bitten auch ihr (Detail-) Wissen beizutragen.
Vielleicht bekommen wir ja soetwas wie das Rookie-Guide auch für Reifen hin?!
Vielleicht gibt es auch "Pauschal"-Aussagen bzg. Fahrwerksoptimierungen wenn ein Reifen aufreisst. Zum Beispiel: Längs aufgerissen = Reifen muss zuviel Dämpfung übernehmen = Druckstufe öffnen
Oder bei xyz Reifen sollte man das Fahrwerk gegen über abc Reifen eher härter einstellen.
Ich finde das ist endlich mal nen vernünftiger Reifen Fred, der auch wirklich Wissen vermittelt !!!!!
Aber gerade was Spatz zum Schluss gesagt hat, müsste auch mal passieren.
Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, das die schnellen Ihre Tips und Tricks in Sachen Reifen und Fahrwerk gar nicht Preis geben wollen, also probiert man selber viel aus und lernt daraus.
Es gibt sowieso viel zu viel (gefährliches) Halbwissen in einem Fahrerlager und wenn man sich von vielen Leuten Tips holt bringt das rein gar nichts !!! Meine Erfahrung hat gezeigt, das man sich auf zwei drei Leute fixieren sollte, die einem in verschiedenen Angelegenheiten weiter helfen und dann wird man auch schneller bzw fährt schnell und auch Material schonender....