verzollnix hat geschrieben: Hajo, gib mal nen Tip, womit man so IT-heinis am besten bestechen kann um das zuvor geschilderte zu verhindern
Niemals über einen Proxy gehen, der speichert zuviel...
Part III
Racing with friends
Wie geil war das denn? Dieses Rennen hatte historisches Niveau. Wenn ich mal 85,45 Jahre alt bin und aufgrund von Altersbeschränkungen dazu verdonnert bin als Rennopa saudoofe Sprüche in der Box zu reißen, werde ich meinen Enkeln von diesem Rennen erzählen. Das Adrenalin drückte sich aus allen Poren und ich war kurz davor, nur so zum Spaß meinen fast neuwertigen Metzeler K2 in einer riesigen Rauchwolke zum Platzen zu bringen. Lediglich schnöde renntaktische Überlegungen ließen mich von diesem Plan absehen. Ich zeigte Christian und Marco meinen Daumen und winkte den Streckenposten zu. Die Jungs sind immer genialst drauf und wedeln uns jedes Mal fleißig mit ihren Fahnen zu. Das erzeugt in mir immer ein ganz klein wenig MotoGP Feeling. Fehlen eigentlich nur noch wildgewordene Fans, die die Strecke stürmen, hehe. Zurück in der Box rollte Marco neben mich und sprach mir seinen Respekt aus. Ich wäre genial gefahren und hätte ihn gut gezogen! Es gab einen kleinen Knall und ich war ca. 10 cm größer. Marco meinte, er hätte sich in der ersten Runde gewundert, was ich da eigentlich machen würde, da ich normalerweise nicht so respektlos gegenhalte. Nachdem er dann gemerkt hatte, das ich diesmal wohl garniemalsnicht nachgeben würde, steckte er zurück und blieb hinter mir. Er meinte, dass er auf jeder Geraden neben mich hätte fahren können, aber meine Bremspunkte und der Kurvenspeed seien bekloppt. Nur meine Kombi verhinderte, das ich nochmal größer wurde. Ich sagte ihm, dass er aber auch nicht gerade zu den Gurkenschälern gehörte und es mir eine Ehre gewesen war, dieses eine Mal vor ihm ins Ziel zu kommen.
Das Pulk in der Boxengasse löste sich langsam auf. Ich streichelte meiner Kleinen anerkennend über den Tank und rollte langsam zurück in unser Zeltlager. Heini war schon zum Vorstart gerollt, sein Sprintrennen stand an. Er musste vor Maik Grahl ins Ziel kommen, um die Sprintwertung zu gewinnen. Im Sportfahrerpokal war er fast durch, musste lediglich halbwegs vorn ins Ziel kommen, um den Sack zuzumachen. Entsprechend zwiespältig dürfte er in der Startaufstellung gestanden haben. Er startete gewohnt gut, Maik war aber sofort dran. Nach ein oder zwei Runden kam Maik vor Heini über Start/Ziel, mein Teamkollege war aber noch in Schlagdistanz. Runde um Runde vergrößerte sich der Abstand minimal. Maik wusste um den Ernst der Lage und trieb seine R6 entsprechend gnadenlos um den Kurs. Er gewann das Rennen deutlich vor Heini, aber Heini war mit dem zweiten Platz Sieger des diesjährigen Sportfahrerpokals! Fetten Respekt, der alte Konditionsbolzen hatte von den letzten 5 Rennen 4 gewonnen und damit nach drei Vizemeisterschaften verdient den lange ersehnten Platz ganz oben erkämpft. Maik hatte die Sprintwertung für sich entschieden und so gab es nur Sieger.
Es stand vor den 80km Rennen also schon alles fest. Ich hatte im Sportfahrerpokal quasi keine Chance mehr, den dritten Platz zu erreichen, Heini war Meister, ich hatte alle gesteckten Ziele (vor Marco, Dritter der Sprintwertung und eine 2:12) erreicht und war ganz kurz davor, mir ein Sixpack Pilsner Urquell auf Ex reinzudrücken. Das machte ich natürlich nicht, sondern freute mich schon auf das in wenigen Stunden stattfindende 80km Rennen, in dem ich sicherlich auch den ein oder anderen Spaß finden würde. Unsere Frauen hatten zum Mittag deftige Kost in Form von Bratkartoffeln mit Sülze gezaubert. Ob das nun ein vitaminös wertvolles Essen vor einem Rennen ist, sei dahingestellt, aber scheiß drauf, es ging hier eh nur noch um den Spaß. Ernst hatten wir längst nach Hause geschickt. Mit einem Lächeln im Gesicht zückte ich die Brieftasche und bat Harvey, mir einen neuen K2 zu organisieren, ich konnte von diesem göttlichen Grip in den ersten Runden einfach nicht genug bekommen. Außerdem brauchte ich für das 4h Rennen eh noch ein paar wenig gebrauchte Schlicks.
Die zweite Schlacht am heutigen Tage rückte näher, ich wurde ausnahmsweise mal nicht nervös, ging aber natürlich trotzdem auf Toilette. Die Nr. 2 war mal wieder besetzt, aber das kratzte mich nicht. Nur so zum Spaß nahm ich diesmal Nr. 5 und war gespannt, ob ich damit ähnlich gut wie mit Nr. 6 fahren würde. Wieder in meine Ritterrüstung geschlüpft, bestieg ich mein Pferd und ritt zur Koppel oder so ähnlich. Robert, der alte Pferdeflüsterer winkte uns durch und ich trudelte schon wieder auf meiner Startposition ein. Michael, die alte Säge, beschwerte sich über meinen neuen Reifen, aber er sollte es schließlich nicht zu leicht mit mir haben.
Mit „Everybody needs somebody to love“ auf den Lippen startete ich in die Aufwärmrunden. Da ich als Sänger schon längst elendig verhungert wäre, schaltete ich das Helmradio alsbald wieder aus und suchte ein wenig Konzentration für den Hauptstart. Was soll ich sagen, ich kam nicht wirklich gut weg. Nach der ersten Rechts war ich auf 8 oder 9. Nachdem sich alles halbwegs sortiert hatte, sondierte ich die Lage. Normen, Denz und Weihe flogen mal wieder vorweg, dahinter Michael Fischer, Ralf Pietsch, eine schwarze K3 und ich. Wir gaben eine ganz nette Vierergruppe ab. Ralf bemühte sich, einen Weg an Michael vorbei zu finden, tat sich aber etwas schwer. Ich entdeckte erste Schwachpunkte bei der mir unbekannten K3, die vor mir fuhr. Vor der Bergaufschikane, zeigte ich mehrmals mein Vorderrad, kam aber nicht so recht vorbei. Ralf hing ebenfalls hinter Michael fest. Nach drei oder vier Runden nahm ich mir endlich ein Herz und presste mich an dem schwarzen Ritter vorbei. Er zeigte sich noch einmal, ich machte aber die Tür zu. Erneut nahm ich das Pietsch/Fischer Pärchen ins Visier. An der Bergaufschikane schließlich sah ich, wie Ralf nach innen ging. Lustigerweise wollte ich just in diesem Moment ebenfalls nach innen. So flogen wir zu dritt auf die Schikane zu, Ralf drückte sich an Michael vorbei, ich versuchte derweil, direkt an Ralf vorbeizugehen. Der Plan war redlich, aber das wurde definitiv zu eng, ich bremste heftig ab, konnte eine Kreuzung unserer Linien verhindern und fand mich direkt hinter Ralf wieder. Ok, damit war nur noch Ralf vor mir. Da es sich um ein 15 Runden Rennen handelte, machte ich es mir zunächst hinter Ralf gemütlich. Ralf fuhr eine schöne saubere Linie, auf der Geraden hatte ich mal wieder Mühe an dem angeblichen Serienblock seiner R1 dranzubleiben, nutze aber jede Bremszone, um die Lücke wieder zu schließen. Auf dem Weg in die Doppelrechts ins Omega verschaltete ich mich und prompt presste sich eine nervöse Hausfrau an mir vorbei. Es war kein geringerer als Christian Kuhl. Da es sich hier um ein reines Spaßrennen handelte, drückte ich den Peace-Knopf in meinem Cockpit und folgte unauffällig. Die Runden vergingen. Irgendwann fand Christian einen Weg an Ralf vorbei und entschwand im Laufe der Zeit ein wenig. Ralf und ich liefen kurz darauf auf einen Überrundeten auf. Ok, genug des langweiligen Hinterherschwuchtelns, jetzt geht’s scharf.
Direkt vor der Bergaufschikane legte sich Ralf den Überrundeten zurecht, ich klebte ihm derweil näher am Arsch als ihm als Heterosexuellen lieb sein konnte. Ralf stach innen rein, ich ganz innen. Das wurde schon wieder ne ziemlich enge Kiste, egal, diesmal wollte ich da durch und lockerte die Bremse leicht. Auf unglaublich spitzer Linie presste ich meinen gelben Liebling an Ralf vorbei und beschleunigte vor ihm den Berg hinauf. Albernerweise merkte ich die paar Runden schon in meinen Knochen, kratzte aber noch mal alle Kondition zusammen und fuhr drei Runden mit 110%. Gerade, als ich mal wieder auf Start und Ziel beschleunigte und der Meinung war, dass ich nun einige Luft zu Ralf aufgebaut haben dürfte, steckte der Pillemann sein Vorderrad in mein Blickfeld. Damit nicht genug, er fuhr an mir vorbei, als ob es dass einfachste der Welt sei. Ich hasse diese Serienmotoren. Er ging seelenruhig vor mir auf die Ideallinie. Schön, war ja meine Innenlinie wieder frei. Ich bremste später als meiner Schwiegermutter lieb war und stach innen vorbei. Jetzt kann ich’s ja sagen, der Bremspunkt war durchaus optimistisch und ich hatte ernsthafte Bedenken, dass mein Schuhwerk dieses Treiben problemlos mitmachte. Aber wie beim dreiWetter Taft galt auch hier „ Brünn, 25 Grad, der Asphalt brennt, die Reifen halten“. Schöne Sache das. Ralf zeigte mir fortan in regelmäßigen Abständen sein Vorderrad, ich bremste aber mit Kevin auf meiner Schulter jeweils den entscheidenden Augenblick später und blieb vor ihm. Das war schon wieder ein extremst bewusstseinserweiterndes Rennen. Bis in meinen großen Zeh hinein freute ich mich, mit diesem Brennbruder herrlich aufzünden zu können. Wir hatten schon letztes Jahr viele sauschöne und vor allem faire Fights hingelegt. Ich dachte an die letztjährige Abschlussfeier, bei der wir uns auf denkwürdige Weise aus dem Leben geschossen haben. Laut Aussage diverser Leute haben wir wohl zum Schluß der Feier den Weltfrieden verkündet. Gut. dass ich da nicht mehr dabei war

In den letzten beiden Runden des Rennens sah ich Ralf nicht mehr, machte mir aber keine größeren Sorgen. Es stellte sich heraus, dass er seine Bremsbeläge bis zum Metall abgeraucht hatte und sich nur noch übers Ziel rettete. Ich wurde in dem Rennen Fünfter, was aber eh egal war. Wie immer schüttelten Ralf und ich die Flossen, bevor wir in die Box zurück rollten. Ebenfalls wie immer sagte mir mein Brennbruder, dass ich unglaubliches Glück gehabt hätte. Wenn seine Bremse nicht ausgefallen wäre, hätte er mich ganz sicher noch niedergestreckt. Ich nickte und versprach ihm, nächstes Jahr für weitere Versuche zur Verfügung zu stehen.
Was für ein schöner Tag! Nach langen Wochen des Alltags genoss ich diese Minuten bis in die Haarspitzen. Heute Abend würden wir das ein oder andere Kaltgetränk würdig unsere Kehlen herabstürzen lassen und die Sonne auch in der Nacht in voller Stärke scheinen lassen. Wirklich ganz tief in mir stieg echte Freude über diesen Tag auf. Er war schlicht genial, soviel stand mal fest, was sollte an diesem Wochenende schon noch passieren...