ich dachte, der ein oder andere will vielleicht mal was anderes lesen als Corona News. Da ich vor kurzem in die USA versetzt wurde, wollte ich einfach mal ein bisschen meine Erfahrungen mit TrackDays hier in den USA teilen, und wer weiss, vielleicht kennt sich ja der ein oder andere sogar hier aus und kann mir helfen. Aktuell ist hier natuerlich auch alles abgesagt, in soweit erstmal kein Unterschied zu Deutschland. Ich werde versuchen das ganze auch wenig chronologisch zu strukturieren, sprich von den ersten Ueberlegungen vor dem Umzug, zur Motorradsuche vor Ort, den Rennstrecken hier in der Umgebung als auch Erfahrungen mit Veranstaltern und der Community.
Erstmal zum Anfang, ich wurde von meinem Arbeitgeber Anfang November gefragt, ob ich mir vorstellen koennte in die USA als Expat zu gehen. Damals waren noch einige Staedte in der Auswahl, geworden ist es dann tatsaechlich Austin, Texas. Nicht der schlechteste Ort zum Motorrad fahren. Neben den ganzen privaten Themen wie Wohnungssuche (Die Mieten hier sind unfassbar teuer), Visum und co habe ich mich auch recht frueh damit beschaeftigt wie ich denn mein Hobby dort weiterfuehren kann. Nachdem die Delegationsrichtlinien leider untersagt haben ein Fahrzeug mitzunehmen also erstmal geschaut, wie teuer es ist ein Motorrad in die USA zu verschiffen. Je nach Anbieter und Zielhafen sind das grob 1.000-2.000Euro. Die Crux ist aber an der Stelle eine andere. Sofern man ein Fahrzeug in die USA einfuehrt, auch Sportgeraete (also nicht Strassen zugelassen), wird einem das auf dem Visum vermerkt. Ab dann kann man nur noch mit diesem Geraet zusammen wieder ausreisen. Damit soll sicher gestellt werden, dass man keine Fahrzeuge im Land verkauft, am besten noch schwarz. Da ich dadurch nicht nur keine Urlaube, sondern auch keine Dienstreisen aus den USA heraus haette angehen koennen, musste meine geliebte RC8R im Renntrimm also zuhause bleiben. Ihr koennt euch sicher meine Trauer vorstellen, als ich daher meiner Partnerin eroeffnen musste, dass ich mir leider leider vor Ort entsprechend ein Motorrad kaufen muss

Es kam also der Tag X und ich lebe nun seit Anfang Maerz in den USA, genau ein paar Tage bevor der ganze Corona kram zuhause als auch hier ordentlich los ging. Seit dem bin ich auch mehr oder weniger auf der Suche nach einem Motorrad. Da ich etwas moechte, was ich auch auf der Strasse fahren kann, und mir eigentlich auch ein budget von maximal 10t USD gesetzt habe, mache ich da gerade so meine Erfahrungen mit Haendlern und Privatverkaeufern. Hierzu mal ein paar Punkte, die zumindest mir nicht alle vorher bekannt waren.
- - Sales Tax: In Texas faellt eine Sales Tax von 6.25% an, und zwar wenn man das Motorrad anmeldet. Sprich auch wenn man ein Motorrad privat kauft fuer eine Summe X, kassiert der Staat dann bei der Anmeldung nochmal 6.25% ab. Die muss man also Gedanklich immer dazuaddieren.
- - Haendler: Haendler sind nicht interessant wegen einer moeglichen Garantie oder Gewaehrleistungen (gibt es hier nicht bei Gebrauchtfahrzeugen), sondern lediglich fuer die Zulassung. Dies kann hier der Haendler komplett fuer einen Ubernehmen und schickt einen dann nach 40min mit Nummernschildern vom Hof.
- - Haendler Knowhow: Nicht, dass ich wirklich Beratung braeuchte, aber ich gebe zu ich gehe gerne auch mal zum Haendler um sich mit gleichgesinnten zu Unterhalten. Leider ist meine Erfahrung bisher, dass die meisten Angestellten hier wenig bis keine Ahnung von den Producten haben. Bei der kleinsten Nachfrage muss der Werkstattmeister kommen, der dann hoffentlich bescheid weiss. Beispiel? Habe mir eine Maschine angeschaut bei der ein Lenkergewicht fehlte. Auf meine Nachfrage haben 2(!) Verkaeufer erstmal gefragt ob ich mir sicher bin, dass das so nicht "stock" ist, also so ausgeliefert wird. Aehnliche Erfahrungen habe ich auch bei Anderen gemacht.
- - Eine ganz angenehme Sache ist, dass man an Hand der FIN hier eine komplette Fahrzeughistorie einsehen kann, nicht nur bei einem Haendler sondern staatlich getriggert. Man sieht dann jeden Verkauf, jede Reparatur, jeden Unfall, etc. Soweit die Theorie. Sofern das Motorrad denn entweder von der Polizei aufgenommen wird (also zumindest die FIN aufgeschrieben wird) oder von irgendeiner Werkstatt. Schmeiss ich das Ding weg, hebs auf und Repariere es daheim, steht das natuerlich nirgends. Was dann zu so einem weiteren Haendlerbeispiel fuehrt. Habe mir eine Maschine angeschaut die relativ klare Sturzschaeden hatte (Fussrasten Aufnahme deutlich angeschliffen, Verkleidung verkratzt wo der Bremshebel reingedrueckt hat, leiche schleifspuren am Gabelfuss. Auf meine Rueckfrage wurde erstmal gesagt "Nein Nein, nie gestuerzt" Als ich dann auf die Schaeden gezeigt habe, wurde sich dumm gestellt... wobei ich mir bei dem "gestellt" net so sicher bin
- - Anderes: Das meiste andere ist relativ aehnlich, entgegen mancher Meinung braucht man in Texas mind. eine Haftpflicht zur Anmeldung und einen Fahrzeugcheck, sowie eben den Fahrzeugbrief (Title). Probefahren lassen dich die meisten Privatpersonen nur gegen Hinterlegung des Kaufpreises, etc.
- - keine DB Limits auf Strasse oder Strecke... ganz cool an der Ampel (als Fussgaenger oder Autofahrer), aber obwohl ich selber auch gerne einen guten Auspuff und auch gerne mal ohne DB Eater hoere, nimmt das hier dann doch Formen an die sogar mich nerven.
- - Daytona 675R: Die wurde hier noch bis 2018 verkauft, und ist mit QS und Fahrwerk sicherlich vorne dabei. Kostet dann aber auch doch noch um die 8.000 Dollar (plus Tax)
- - Ducati 848: Das ware die Budgetloesung, die auch nicht so weh tut wenn ich sie wegwerfe. Habe eine gefunden die Toll gepflegt ist und auch schon das ein oder andere interessante Extra hat (Rastenanlage, Lenkungsdaempfer). $6000 (plus Tax)
- - Street Triple 765 RS: Habe zwei gefunden um die 8.000 Dollar (plus Tax) aus 2018, und auch wenn ich weiss das die Dinger gerade auf kleineren Strecke eine Macht sind, bin ich nicht so der Fan von einem Naked auf der Piste (bzgl Sitzposition). Waere aber sicher der beste Mix Strasse/Piste
- - Honda SC77: Gibts hier nagelneu fuer $10.900 - dazu kommt dann aber nicht nur Tax, sondern auch Shipment (Ueberfuehrung) und Prep (Aufbau seitens des Haendlers) - beides faellt hier bei einem Neufahrzeug immer an und ist recht viel, so dass mit Tax dann ein Wert von doch $13.000 auf der Uhr stehen wuerde, allerdings mit Quickshifter und ohne ABS
- - F3 800: Wolle ich immer mal haben. $11.900 neu, plus Shipment, Prep und Tax. Zumindest optisch sicher der Gewinner
Soviel erstmal zum aktuellen Stand. Ich gebe zeitnah noch ein Update bzgl der Strecken, Anbieter und Community und meinen Erfahrungen dort bisher, aber fuer heute solls das gewesen sein. Da das eine oder andere Kommentar immer motiviert mehr zu schreiben, gerne Fragen stellen oder eben die eigene Erfahrung wenn vorhanden einbringen, egal ob zu Strecken, USA oder den Motorraedern in der Auswahl
