2018 im Suzuki GSXR Cup war mein vorerst letztes Jahr auf großen Rennstrecken.
Job, Familie und Zukunftsplanung lassen das Zeit- aber vor allem Geldintensive Rennstrecken fahren nicht mehr ganz zu - was in Ordnung ist.
Aber ganz ohne 2 Räder geht es dann ja doch nicht

Mein Bruder ist seit 2015 auf Supermotos unterwegs und lag mir damit schon ewig und drei Tage in den Ohren, ich solle endlich mal mitkommen.
Meine bisherige Supermoto Erfahrung belief sich auf zweimal Supermoto Jedermann in rutschigen Karthallen, was sich bescheiden anfühlte und ich es deswegen nie weiter verfolgt hatte. Die Sitzposition fühlt sich komisch an, das Bein wegzustrecken erst recht.
2018 hat Stefan (Bruder) es dann aber doch geschafft: das erste Mal Supermoto in Wittgenborn, einer Kartbahn mit einer Husaberg FE 501.
Wie nicht anders zu erwarten, macht es auf "anständigem" Asphalt dann doch Spaß. Zwei Räder, Motor, Kurven quer anbremsen und für die kleinen engen Kurse auch genug Leistung.
Ich mach es kurz, keine zwei Monate später nannte ich eine Husqvarna FS 450 mein eigen.
Für meine Fähigkeiten völlig übertuned. Komplette Öhlins Gabel, Federbein, Suter Schwinge, Quickshifter, Doppelscheibenbremsanlage etc. etc. Quasi nen Werksmotorrad
Kann ich zwar alles nur halb einsetzen, aber geil ist es trotzdem und so kann ich mich auf mich konzentrieren und weiß das es garantiert an nix anderem als an mir liegt


Nach dem ein oder anderen Training auf Asphalt kam ich auch schnell zurecht. Man könnte ja auch hang off fahren, aber da man ja dazu lernen will, wollte ich auch mal die typische Supermoto Beinstreckerei probieren und mich daran gewöhnen. Nur um kurz danach erklärt zu bekommen: Lass die Füße auf den Rasten. Kurz zum anbremsen vllt runter, aber sobald Gas anliegt, gehören die Füße auf die Rasten. Na gut

Trainings sind ja schön und gut, aber für mich gehört zum Sport auch immer ein Wettkampf Charakter.
Rennen müssen her.
Da Gibt es bei den Supermoto Jungs nicht ganz so viel Auswahl - oder ich finde nix.
Am Harzring kann man den Forest Cup fahren, ähnlich wie nen Speer Regio Cup.
Eine Strecke, 4 oder 5 Rennwochenenden im Jahr. Für den Anfang wäre das garnicht so schlecht gewesen, aber neeeeeein, warum einfach wenn es auch bekloppt geht

Supermoto IDM.
6 Rennwochenenden, 5 Strecken, 7 Klassen.
S1 bis S5, Ü40 und Junioren.
Die S1 ist die schnellste, ähnlich wie die Superbike IDM. Danach S2 was am ehesten mit Markencups wie dem R6 Cup oder Suzuki GSXR Cup etc. zu vergleichen ist. Hier geht es auf Amateur Ebene schon richtig richtig schnell zur Sache.
Danach kommt die S3. Im Schnitt grob 1-2 Sekunden langsamer als die S2 geht es auch hier richtig rund.
S4 ist die, sagen wir mal, ambitionierte Einsteiger Klasse (Vorsicht, auch hier wird ordentlichst am Kabel gezogen) und anschließend die S5 - für jeden der mal Rennluft schnuppern will.
Ü40 für die verrückten "alten"

Um ein bisschen Erfahrung im ersten Jahr zu sammeln, die Strecken kennen zu lernen und vor allem Skill im immer dazu gehörenden Offroad zu gewinnen war klar in welcher Klasse man starten sollte. Außer man ist bissl doof.
Und so schrieb ich mich in der Klasse S3 ein



Ganz soooo unüberlegt kam die Entscheidung aber nicht. Auf dem Asphalt war ich bereits dem ein oder anderen S4 Fahrer begegnet und hatte keine Probleme dran zu bleiben bzw. auch schneller zu sein.
Nun ging ich davon aus das ich im Offroad 3-4 Sekunden verlieren würde, aber ja schließlich im Jahr an Erfahrung gewinnen und so vielleicht näher rankommen würde. Konnte ja keiner ahnen das die alle völlig irre sind



1. IDM Lauf: Harsewinkel
Anreise Freitag Abend, Harsewinkel ist nur 130km entfernt, schade das man dort nur so selten fahren darf.
Das Fahrerlager ist bedeutend kleiner als das was man als Rundstrecken Fahrer so gewohnt ist, aber irgendwie passen dann doch alle rein.
In der S1 starteten 17 Fahrer, S2 geht mit 32 Fahrern an den Start, die Klasse S3 in der ich starte mit 36, S4 ebenfalls mit 36 Startern ausgebucht, genauso wie die Ü40 Klasse und dann auch noch Junioren und Rookies.
Und alle in einem Fahrerlager das bedeutend kleiner als das in Schleiz ist.
Für die S5 war hier leider kein Platz.
Das ganze Wochenende war eher schlechtes Wetter angesagt. Ein Traum, da ich ja so unfassbar gerne im Regen fahre

Samstag morgen dann ein etwas verwirrend, strahlend blauer Himmel.
1. freies Training mit Slicks, Traumhaft.
Harsewinkel hat es übrigens in sich - dachte ich zu dem Zeitpunkt noch

Vor dem IDM Lauf gab es mal die Möglichkeit dort zu trainieren, was ich auch getan habe.
Der Offroad besteht in Harsewinkel aus einer Zement-Schotter-Dreck Mischung und ist quasi ein Flattrack. Keine Anlieger, im 2. Gang rausbeschleunigen bis in den 4. oder 5. Gang, Topspeed bei mir etwa 120, S1 über 135 und dann im Drift durch die Linkskurve fahren... ja ne is klar.
Nach FP 1 sollte der Wetterbericht dann aber doch recht behalten und es begann zu regnen.
Also Regenreifen montiert und ins zweite von zwei freien Trainings.
Wie soll ich es sagen... wenn die Sandbahn im trockenen schon krass ist, im Regen ist es nicht mehr in Worte zu fassen - dachte ich zumindest bis zum Quali...
Denn was im Training nur durchtränkt und nass war, war im Quali von Wasser gesättigt und lief quasi über. Aquaplaning inklusive beim Versuch zu beschleunigen

Egal ob wenig Gas oder Vollgas, die Fuhre steht ständig schief, beim Versuch geradeaus zu fahren versteht sich.
Sicht gleich null, denn der Vorteil wenn alle anderen im Feld schneller sind, man wird ständig überholt und mit der Zement Mischung zugebombt und sieht nix mehr

Nachdem ich das gesamte Quali mit 1.25er und 26er Zeiten rumgerollt bin (vorne fuhren sie währenddessen 15er Zeiten), habe ich mir dann für die letzte Runde doch mal ein Herz gefasst und mal "was riskiert".
Platz 30 von 36 mit einer 21er Zeit war das Ergebnis. Ich war recht zufrieden. Wer meine Regenfähigkeiten kennt, wird das nachvollziehen können.
Sonntag morgen warm up, Sandbahn aus irgendeinem Grund noch weniger Grip als im Quali vorher, dafür war aber 95% des Asphalts abgetrocknet.
Jetzt musste überlegt werden. Alles auf Regenreifen lassen? Hinten Slick drauf? Beides?
Die Bedingungen wurden besser und besser, aber es war mir nicht geheuer in dem Offroad mit Slicks unterwegs zu sein.
Also blieb ich komplett auf Regen.
Der Vorstart ist in der Supermoto IDM top organisiert.
Alle Fahrer stehen in der "Boxengasse" bereits auf ihrem Startplatz. Dann werden immer Wellen von 4 Fahrern auf die Strecke in die Startaufstellung gelassen.
Dort dann alles wie immer. Eine Warm up, dann Rennstart.
Hier ist aber doch wieder etwas anders.
Man steht in 4er Reihen und viel, viel, viel enger zusammen.
Im ersten Rennen auf Regenreifen so schnell wie im 1. freien Training auf Slicks, kam am Ende Platz 31 raus.
Im zweiten Rennen dann auf Slicks und bei top Bedingungen lag ich nach gutem Start lange auf 23, wurde dann aber aufgrund meiner unglaublichen "Eco-Modus-wir-retten-die-Umwelt-und-geben-kein-Gas" Offroad Leistung, noch von 4 Fahrern überholt.
Am Ende Platz 27, neue pers. Bestzeit mit 1.09,6min und ein wirklich geiles Rennen gehabt.
Die Spitze ist 6er und 7er Zeiten gefahren. Ich war zufrieden





Der Nächste Lauf fand für mich in St. Wendel statt, Großenhain konnte ich beruflich nicht teilnehmen.
Hier noch ein zwei Bilder vom Offroad aus Harsewinkel, aber nicht von mir:

