Die beiden Darstellungen könnten unterschiedlicher kaum sein. Ob er zurecht sauer war oder doch überempfindlich, kann man wohl nur beurteilen, wenn man sich die Sache im Video ansieht (hast Du dafür vielleicht einen Link zur Hand?). Andererseits gab es viele Gelegenheiten, bei denen mir an seiner Stelle wohl am liebsten im Nachgang die Hand ausgerutscht wäre, Rossi aber verblüffend gelassen, ja, sogar fröhlich in die Kameras grinste, das sei eben Rennsport, und er mache keine Vorwürfe.
Das ist dann der Unterschied zu Lorenzo: der wirkt praktisch immer ziemlich verbissen, unter Dauerstress. Da verdient er natürlich Anerkennung für seine Leistungen, und niemand wird ihm einen Titel nicht gönnen, wenn er ihn erringt. Aber wenn Rossi ihn gewinnt, freut man sich mit, ganz einfach, weil er um Welten lockerer und fröhlicher rüberkommt, man ihm anmerkt, dass er Spaß hat und der Zuschauer dadurch selbst auch. Hinzu kommt noch der Boris-Becker-Effekt: Rossi liegt meist zurück, nachdem er schon aus der zweiten oder dritten Reihe starten musste, und kämpft sich dann gewitzt zurück an die Spitze (oder zumindest in deren Nähe). Und dabei kann man sich so einiges abschauen. Das ist interessant, das ist spannend. Lorenzo hingegen fährt oft unspektakulär eine saubere Linie mit weichen Bewegungen von Anfang an vorne weg. Das ist erfolgreich, aber langweilig, da könnte ich auch einer Uhr beim Ticken zuschauen. Und selbst wenn alles glatt gelaufen ist, lächelt er eher gequält in die Kameras und scheint zu denken "zum Glück ist gleich Feierabend". Oder so ähnlich, jedenfalls ist das mein Eindruck. Wenn alle Racer sich so zeigen würden, würde ich mir das wohl eher nicht im Fernsehen anschauen wollen.
Ab 1:49 sieht man den Crash. Und Rossi war gute 20m hinten als er sich dazu entschloss Stoner auszubremsen.
Na und? Ich nehme es mir meist schon viel früher vor. Das ist aber auch nicht ausschlaggebend, sondern wie es dann durchgeführt wird. Deutlich zu sehen ist, dass er schon längst an Stoner vorbei war, als er ausrutschte. Da war er schon lange nicht mehr auf der Bremse -vielleicht schon wieder zu engagiert am Gas- und die Linie passte auch, der Asphalt war ihm jedenfalls nicht ausgegangen. Insofern: sicher ärgerlich für beide, aber ganz sicher kein beabsichtigter Abschuss oder so, sondern ein ganz normaler Rennunfall. Dabei beschränkt sich Rossis "Schuld" auf den Rutscher, es ist keine Unfairness oder harter oder gar überharter Kampf. Dabei bin ich da schon ziemlich empfindlich, wie mir schon wiederholt attestiert wurde.
Und was die Wortwechsel danach angeht: wenn ich mich sofort entschuldige, noch bevor ich den Helm abnehme, und solch eine Antwort ernte, ist die Replik in der Art, dass ich das nicht verstanden hätte, was auch nicht so wichtig sei, noch durchaus zurückhaltend. Ich kenne da andere Leute, die hätten das noch ganz anders kommentiert. Ich hätte vermutlich gar nichts mehr dazu gesagt. Er muss die Entschuldigung ja nicht annehmen, aber niemand muss ihm dafür nachlaufen.
Man gönnt sich ja sonst auch alles...