
Dann mal ganz von vorne:
Nachdem ich im Februar mein allererstes Renntraining gebucht hatte, schien sich die Zeit bis Mai nur so hinzuziehen wie Kaugummi. Als es dann Anfang Mai endlich mal warm wurde, war die Hoffnung natürlich groß, dass wir viel Sonne und warme Temperaturen Ende Mai haben werden, aber was war das? Petrus entschied sich Mitte Mai den Herbst einzuläuten, die Temperaturen gingen in die Knie und es regnete ununterbrochen

Aber naja, sind ja noch 1,5 Wochen bis wir loswollen (die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt). Leider wurde es einfach nicht besser und so habe ich mich dann am Samstag mit meinem Bruder ans Mopped gemacht um den Bos Superbike und die Rennpappe, die eigentlich eine Replika vom GMT94 Team werden sollte (aber sie haben mir die Aufkleber noch nicht geschickt), zu montieren.
Irgendwie hatte ich mir das ein wenig einfacher vorgestellt, vor allem weil der CeDee sie als Trainingsverkleidung schon benutzt hatte, aber nach ein paar Stunden und einigen Aufregern später war es dann endlich vollbracht und meine Kleine war „Ready for Race“.
Dann kam noch mein Kumpel Christian mit dem ich zusammen los wollte vorbei und wir beschlossen uns so gegen 9 Uhr auf den Weg zu machen, da wir noch ein bisschen was von der IDM sehen wollten.
Sonntagmorgen bin ich dann zeitig aus dem Bett und habe es sogar noch geschafft meine Kleine zu waschen und ihr ein paar Aufkleber auf die triste graue Verkleidung zu pappen. Dann hat eigentlich alles ganz wunderbar geklappt (okay, wir mussten noch mal bei Christian vorbei, weil er seine Stiefel vergessen hatte), wir sind gut durchgekommen auf der Bahn und waren nach knapp 4 Stunden um 14Uhr in Oschersleben. Dann erstmal in unserer Pension eingecheckt (Pension an der Rennstrecke, kann ich nur empfehlen, hinterm Haus ein Teich in dem abends ein Frosch quakt und morgens die Enten gackern) und ab zum Welcome-Center unsere hinterlegten IDM-Tickets abholen.
Dort gab es dann die erste Überraschung für mich, meine Karten sind schon am Samstag abgeholt worden?!? Nachdem die nette Dame mir dann mal die Liste der Teilnehmer gezeigt hatte, mussten wir feststellen, dass da noch jemand mit meinem Namen, allerdings Stefan mit „F“ und nicht wie ich mit „ph“ ist (sollte aber nicht die einzige Verwechslung bleiben).
Nachdem das alles geklärt war ging es dann rüber zur Strecke, auf der gerade die IDM-Superbiker ihr Bestes gaben, um uns mit ein paar Bekannten zu treffen, die nur zum IDM schauen da waren. Wir hatten dann nach den Seitenwagen genug von dem Wind, der mit heftigen Böen über OSL zog, und sind erstmal zurück in die Pension um uns noch ‚ne Stunde aufs Ohr zu hauen.
Der nette Grieche wollte sich telefonisch bei uns melden, wenn er in OSL eintrifft und das tat er dann auch. Also haben wir die Phase zum Rumdösen abgebrochen und sind mit vollem Gerödel gegen 18Uhr im Fahrerlager aufgeschlagen. Dort haben wir uns dann erstmal mit dem netten Griechen, „Icke“, Amok, Frankman, Toni und wie sie alle hießen getroffen um schon mal die ersten Bierchen zu genießen (die Jungs von BiPro standen noch im Stau, es dauerte also noch was bis zur Anmeldung).
Die Schlange vor der Anmeldung war mittlerweile zu einer Anakonda herangewachsen und so blieb Icke und mir noch genügend Zeit ein paar Bierchen zu schlürfen um dann der Dame an der Anmeldung zu erklären, dass ich nicht der Stephan mit „f“ bin (da war sie wieder die Verwechslung). Als wir dort dann alles in trockenen Tüchern hatten und wussten, dass wir in Box21 unterkommen, machten wir uns auf diese zu füllen.
Ich kann nur sagen, dass ich von der Truppe total begeistert bin, weil von Anfang an jeder bei jedem mit angepackt hat und wir sehr schnell eine tolle Gemeinschaft waren. Als die Box dann mit 7 Mopeds (eigentlich nur 5, da ja 2 Hondas dabei waren

Montag:
Oh nein, was ist das? Als ich um halb fünf das erste Mal die Augen aufmachte, prasselte der Regen ordentlich angepeitscht vom Wind gegen unsere Fensterscheibe. Jetzt sah es ganz schlecht mit dem Weiterschlafen aus, weil zwei Faktoren dagegen spielten: Erstens die Nervosität und Vorfreude aufs Renntraining und zweitens die Aufregung über den Regen

Zum Glück hatte es früh Morgens wieder aufgehört zu regnen und die Strecke sah weitestgehend trocken aus. Also ging es erstmal ab zur Fahrerbesprechung und zur anschließenden Einteilung der Instruktoren. Christian und ich wurden Holger zugeteilt, der uns dann auch gleich zusammentrommelte und seine Anweisungen und Handzeichen erklärte.
Um 8:45 haben wir uns dann vor Box1 getroffen, um gemeinsam Richtung Boxenausfahrt zu rollen. Hier stand ich jetzt also, mit nagelneuen Reifen und doch weniger Nervosität als ich gedacht habe. Die Ampel springt auf Grün und es geht los. Holger machte schon ein ordentliches Tempo (zumindest für Newbies) und mir gingen die ersten Kurven nur meine Reifen durch den Kopf. Zum Glück habe ich mir dann einfach mal gedacht „passt scho“ und habe mich mehr auf die Linie als auf das ganze Drumherum konzentriert, klappte schon wirklich ganz gut und im zweiten Turn wusste ich schon welche Linie die Richtige sein wird.
Wir waren die schnellste Instruktorgruppe und ich gewann immer mehr Spaß daran die anderen (mehr oder weniger) herzubrennen

Ich weiß jetzt gar nicht mehr genau, ob es im vierten oder fünften Turn war, auf jeden Fall haben wir auf der Gegengeraden eine Gruppe überholt und sind am Ende der Geraden schon auf die nächste aufgelaufen, als plötzlich der letzte der vor uns fahrenden Gruppe in der Rechts nach der Geraden stürzt. Unser Instruktor Holger war leider so nah dahinter, dass er auch das Vorderrad überbremste und stürzte (man ging das alles schnell). An dieser Stelle noch mal gute Besserung, Holger soll sich die Schulter und der Kawa-Fahrer aus der Instruktorgruppe den Arm und zwei Rippen gebrochen haben. Da wir ja jetzt ohne Instruktor waren, hieß es erstmal wieder zurück in die Box.
Nach einigem hin und her sind wir dann bei Paul Joosten untergekommen, der auch nur die schnellsten aus seiner Gruppe behalten hat, da er vorher bemerkt hatte, dass wir als Holger’s Gruppe schon richtig zügig waren.
Mit Paul war es einfach eine Freude zu fahren, er hatte noch die Spiegel an seiner R1 und konnte uns direkt am Kurvenausgang mitteilen, ob wir die Linie gut getroffen haben oder nicht. In den letzten Turns durften wir dann auch mal vorfahren, ist als Newbie schon ein erhebenes Gefühl „allein“ auf einer Rennstrecke unterwegs zu sein, jeder durfte eine Runde vorfahren um sich dann wieder hinten anzustellen. So vergingen die Turns wie im Flug und es machte mehr und mehr Spaß, spätestens hier war klar, dass mich die Sucht gepackt hatte.
Nach dem letzten Turn ging es dann fix unter die Dusche, damit wir pünktlich in der Jockel-Klein Halle aufschlagen würden, weil es ja noch ein Reifen- und Fahrwerksseminar, aber (viel wichtiger) auch was zu essen geben sollte. Das Seminar brachte einen dann nicht soviel weiter, aber das Essen war wunderbar und es gab reichlich

Dienstag:
Wir konnten heute etwas länger schlafen, da das Programm erst um acht losging und wir ja in der letzten Gruppe waren. Aber Moment, waren wir das überhaupt noch? Ich hoffte, dass wir jetzt in Gruppe C aufsteigen würden, da wir ja nur am ersten Tag mit Instruktor gebucht hatten. Aber falsch gedacht, wir durften jetzt zwar frei fahren, blieben aber in dieser Gruppe und waren also zeitgleich mit den Instruktorengruppen unterwegs, leider hat auch ein gutes Wort von Paul nichts genützt, da die Gruppen A-C zu voll waren.
Paul bot sich aber an den ersten Turn zum warm werden noch mal vor uns zu fahren und das nahmen wir dankend an, wir sind dann mit Instruktor schon 2:02 gefahren.
Bevor ich allerdings zum ersten Turn rausfahren wollte, kam jemand auf mich zugestürmt und fragte mich in gebrochenem englisch (keine Ahnung was das für eine Landsmann war), ob er seine DigiCam wiederbekäme. Ich wusste erst gar nicht was er von mir will, bis mir einfiel, dass sie beim Seminar gesagt hatten, dass jemand sein DigiCam unter der Dusche vergessen habe und sich der Finder doch bitte melden sollte. Und wer hat die Cam gefunden? Natürlich derjenige, der genauso heißt wie ich und da hat man dem Typen mit der verloren Cam versehentlich meine Startnummer genannt. Zum Glück konnte ich ihm das erklären und er hat sie auch anschließend wiederbekommen.
Turn zwei war dann der erste Turn für mich, den ich alleine absolvierte und ich hatte schon ein mächtig gutes Gefühl. Die Strecke ist supergeil, das Wetter war okay und mein Mopped ist einfach ein Traum. So konnte ich schon ordentlich aufzünden und wurde nur von den Instruktorengruppen ausgebremst, weil ich die lieber an einem Stück auf der Geraden überholen wollte, als mich einfach dazwischen zu quetschen.
Kurz vor unserem dritten Turn fing es dann an zu regnen und wir haben ihn ausfallen lassen, obwohl sich Paul auch hier anbot in einem angemessenen Tempo vorher zu fahren. So saßen wir da nun und warteten auf besseres Wetter, das sich zum Glück auch bald wieder einstellte. Da wir ja zwischendurch noch jede Menge Zeit hatten, wackelte ich mal los um auf die Zeiten zu schauen und was sehe ich da???
Da bin ich in meinem ersten freien Turn eine 1:48,2 gefahren

Mit stolz geschwellter Brust ging es zurück zur Box um die frohe Kunde zu erzählen.
Da Icke zwischenzeitlich auch ein Reifenproblem mit seinen Pirelli Slicks hatte und nicht mehr fahren wollte, habe ich mir erstmal seine Reifenwärmer geschnappt, um den nächsten Turn ordentlich vorgewärmt zu starten.
In diesem Turn klappte es natürlich noch besser als in dem davor (ist ein schönes Gefühl wenn man auf einmal 15 Meter später bremst) nur leider habe ich den Fehler gemacht und angefangen auch einzelne Leute in den Gruppen zu überholen, natürlich nicht mit der Brechstange, sondern nur, wenn sie genug Platz zu ihrem Vordermann gelassen haben.
Nach diesem Turn kam Paul dann aber zu mir und meinte, dass sich einige Leute bei ihren Instruktoren beschwert hätten, weil ich ja auf den kurzen Stücken (z.B. vor der Hasseröder) einfach überholt hätte. Das Ganze hatte aber auch den Vorteil, dass ich und ein paar Andere aus der ehemaligen „Paul Instruktorengruppe“ in die Gruppe C hochgestuft wurden.
Als ich wieder zurück in die Box kam, wurde ich schon von Icke erwartet, er erzählte mir sofort, dass er mich mit einer 1:46 gestoppt hätte und wieder passte die Kombi vor stolz geschwellter Brust kaum J
Da ich mir vorher die Zeiten von den Gruppe C Leuten angeschaut hatte, wusste ich, dass ich in dem nächsten Turn, also dem ersten in Gruppe C, auch hier einige Leute herbrennen kann.
Und so war es dann auch. Ich konnte mühelos durchs Feld nageln und mit einem immer breiter werdenden Grinsen alle Leute überholen, egal ob beim Anbremsen oder beim Rausbeschleunigen, sie wurden alle hergebrannt


Als ich dann auf der Start- und Zielgeraden an einer 10er vorbeizog, muss der sich wohl etwas angepisst gefühlt haben, da wir in der langen rechts nach Start/ Ziel auf einen langsamen aufliefen, war er direkt wieder hinter mir. Ich überholte beim Rausbeschleunigen den langsamen Fahrer außen und sah im Augenwinkel, dass der 10er Fahrer innen vorbeizog und so flogen wir parallel auf die Hasseröder zu. Plötzlich gab es nur einen Gedanken in meinem Kopf: „Du nicht“

Mein Gott macht das Spaß



Als ich dann nach diesem Turn wieder an die Box bin und mir meinen hinteren Reifen angeschaut habe, musste ich leider die Entscheidung treffen nicht mehr zu Fahren. Er war in dem Turn schon ordentlich am Rutschen und dementsprechend sah er auch aus. So musste ich Christian sagen, dass er die letzten beiden Turns ruhig noch fahren kann, ich mir aber schon mein erstes „wohlverdientes“ Bierchen genehmigen werde.
In der Zwischenzeit habe ich noch Paul getroffen, der auf mich zukam, und seine Kappe abnahm. „Ich ziehe den Hut vor dir“ diese Worte gingen runter wie Öl und er sagte mir noch, dass ich auf der Bremse wohl nur noch von ganz ganz wenigen überholt werden würde.
Ich habe dann schon mal den Transponder abgegeben und war natürlich gespannt auf meine Zeit aus dem letzten Turn, leider gab es noch keine aktuellen Ergebnisse, so dass ich nach oben zu Thomas bei der Zeitnahme geschickt wurde und wer saß da rum? Natürlich mein ehemaliger Instruktor Paul

Ich ließ meine Zeiten ausdrucken und konnte es selbst kaum fassen. Im letzten Turn bin ich zwei Mal eine 1:45,0 gefahren. Thomas von BiPro konnte kaum glauben, dass ich das erste Mal überhaupt auf der Renne unterwegs war.
Die nächsten beiden Turns, die Christian dann noch gefahren ist, habe ich mich nur als Kameramann nützlich gemacht und ihn ein wenig gefilmt. Nur kam er auf einmal nicht mehr vorbei und da bin ich schnell zur Box gestürmt, in der er auch dann zum Glück auch war. Er ist in der Triple ein wenig durchs Kies genagelt, aber sitzen geblieben und somit ist nichts passiert.
Danach haben wir dann langsam angefangen die Sachen zusammenzupacken (warum man auch immer soviel Zeug mithaben muss) und uns auf den Heimweg gemacht. Noch kurz mit dem netten Griechen, Frankman und den beiden Bettinas (sorry, dass ich euch erst jetzt erwähne) in Königslutter bei McDonalds angehalten um dann um halb eins endlich auf der wohlverdienten Couch ein (wie kann es anders sein) Bierchen zu schlürfen.
Fazit:
Zuerst einmal möchte ich noch mal meinen Dank an Paul aussprechen, da ich durch ihn sehr viel gelernt habe. Ich möchte hiermit auch allen Leuten empfehlen,wenn ihr das erste Mal auf die Renne geht, euch einen Instruktor zu nehmen. Man kann alleine nicht soviel lernen wie einem der eine Tag mit Instruktor bringt.
Dann noch mal der Dank an die tolle Truppe aus unserer Box, es hat mächtig viel Spaß gemacht mit euch.
Und als letztes: Ich kann jetzt alle Leute verstehen, die sich dazu entschlossen haben, nur noch auf der Rennstrecke zu fahren und das Moped gar nicht mehr auf der Straße bewegen.
Ich bin total infiziert und freue mich schon aufs nächste Mal.