seit Ende letzten Jahres hab ich mich auf ein Rennstreckenerlebnis gefreut und im März nahm dann das Chaos seinen lauf. Ursprünglich wollten wir zu dritt anreisen. Mein Schwager wollte unbedingt mit,
dann ist seine Frau überraschend schwanger geworden und er hat beschlossen das Geld lieber für Kinderkram auf die Seite zulegen. ( Naja, irgendwie etwas verständlich ) Der zweite im Bunde, ein Bekannter meines Schwagers, hat einfach nichts mehr zum Thema Rennstrecke erwähnt, vielleicht hat er Angst vor mir? So ein Arsch...
Da tauchten dann die ersten Diskussionen mit der Familie auf
das es doch am sinnvollsten wäre alle um ein Jahr nach hinten zu schieben. Nach einer Nacht drüber schlafen hab ich beschlossen das ich auch alleine Fahren kann also hab ich dann bei Prospeed Most geordert.
Der Tag der Abreise rückte näher, ich hab mich hier im Forum über alle möglchen Sachen informiert ( Strecke, Reifen, usw ). Leichtsinnigerweise dachte ich das der klein Kangoo meiner Mutter ne Anhängerkupplung hat und wenn der keine hat dann auf jeden Fall der Jeep meines Vaters, aber fehlanzeige!
Ok, hab ich mir gedacht, ich laß mich nicht unterkriegen. Also bin ich los gezogen und hab mir ne Anhängerkupplung gekauft und beim Schwager gebettelt das er sie mir einbaut weil ich zwei linke Hände habe. Als alles eingebaut war bin ich am Tag drauf ein bissl in der Weltgeschichte spazieren gefahren und auf einmal geht das Auto mitten während der fahrt aus. Zu erst hab ich an einen blöden Zufall gedacht, aber dann is die Kiste kurz drauf wieder ausgegangen. Also ab in die Werkstatt: Da is rausgekommen das irgendein Fehler an der Ansaugstelle war und das die das beheben konnten in dem sie den Fehlerspeicher löschen und neu programmieren. Da war ich schon mal relativ erleichtert. Am Tag vor der Abfahrt ( Samstag Nachmittag ) wollte ich mich mit nem Kumpel noch zum Kicken treffen und auf einmal blinkt die Ölanzeige auf! Hier zu muß ich noch erwähnen das mein Auto im letzten Winter massive Schwierigkeiten hatte mit der bei VW bekannten Einfrierproblematik! Ich also am fluchen und schreien, der Verzweiflung noch schon sehr nahe! Glücklicherweise war in der Werkstatt noch jemand und es lag nur daran
das zu wenig Öl drinnen war.
Jetzt mußte ich mir noch den Hänger leihen und das Auto packen, ich war schon Richtig froh das es bald losgeht.
Nach einer relativ erholsamen Nacht bin ich dann Richtung Most losgefahren. Auf dem weg Richtung Marktredwitz oder wie das Kaff heißt wo man die Grenze passieren soll, hab ich mich verfahren
und bin zu früh Richtung CZ abgebogen. Ich steh da gemütlich an der Tanke (kurz hinter der Grenze) und frag wie weit
es nach Cheb ist. Die kuckt mich an wie´n Uboot und meint das es ungefährt 90Km über die Bundesstraße geht. Na toll, ich natürlich geladen wie schwein, holper die 90KM über die runtergekommenen mit bombenkratergroßen Schlaglöcher übersehten Straßen Richtung Cheb. Von da an ist alles eigentlich glatt gelaufen, naja, zumindest
eine Zeit lang.
An der RS angekommen hab ich mich gleich angemeldt und mich nach einer Box umgeschaut. Bin dann in der Nummer 18 fündig geworden. Wir waren zu 4, und es waren alle Klassen vertreten:
Günter mit einner 1000er Gixxer, Christian mit ner SV1000 glaub ich, Stefan mit ner 750er Gixxer und meine Wenigkeit mit der kleinen 96er ZX-6R. Nach ner Stunde ratschen hab ich mich auf die Suche nach meinem Hotel gemacht, das Hotel Cascade. Viel treffender wär Hotel Asi-Bunker gewesen! Die Wände waren wahrscheinlich 2cm dünn, das Bett ungefähr 55cm Breit und 1,70 lang, das Klo war so kleine das man sich bei geschlossener Tür unmöglich den Arsch ausputzen konnte. Naja, mir war´s ja wurst ich war zum fahren da! Irgendwann bin ich dann gegen 03 Uhr eingeschlafen, davor lief irgendwo immer eine Dusche, oder eine Klospülung oder was weiß ich.
Der erste Tag konnte kommen und wie er kam. Ich war schon um kurz vor Sieben an der Strecke und hab mich ein bisschen umgeschaut. Waren schon ein paar schöne Geräte da. Dann war um 08:30Uhr Fahrrerbesprechung und ich schnupperte schon Rennstreckenfeeling. Dann war der Zeitpunkt gekommen, es hieß aufsatteln und raus zum ersten Turn.
Im ersten Turn sind wir mit 60 - 80 rumgegurgt und haben uns die Strecke angeschaut und uns versucht die Linie zu merken.
Ich hatte im zweiten Trun dann schon richtig bock mehr aufzudrehen, aber in unserer Gruppe ( es waren 5 Instruktorengruppen a 3-5 Leute )
waren 4 weiter und eine Frau. Die war der Hammer, die ist aufrecht um die Kurven, die hatte keinerlei Absicht auch nur sowas ähnliches
wie Schräglage aufzubauen. Naja, somit war der zweite Turn ziemlich für´n Arsch!
Kurz nach dem Turn bin ich zum Instuktor und hab ihn gebeten mich in eine andere Instruktorengruppe zu platzieren, schließlich wollte ich was
für mein Geld erleben. Also neuer Instruktor ( Hans ) neues Glück! Der erste Turn mit der neuen Gruppe war richtig geil, wir waren viel schneller
unterwegs, so hab ich mir das vorgestellt! Und Hans is ein supergeil Linie gefahren, das hat richtig Spaß gemacht. Das ging dann ein paar Turns
so weiter und wir rotierten in jeder Runde, so daß jeder mal hinter dem Instruktor fahren konnte.
Naja, als es dann mit der freien Fahrt los ging war ich total begeistert.
( Also natürlich freies fahren in der Instruktorengruppe! )
Ich bin raus und hab erstmal vorsichtig das Tempo gesteigert und bin Stück für Stück schneller geworden, so muß es sein dacht ich mir.
Überholmanöver hier, Überholmanöver da, die Männer-Schikane schön schnell nehmn und raustragen lassen, ich war im Himmel.

Im zweiten freien Turn ist´s dann passiert!

Der eine hat noch gezuckt und ich wusste nicht ob er jetzt versucht mich von innen nochmal zu überholen also hab ich den ersten Fehler
gemacht, ich hab mich umgeschaut. Dann kam der Blackout und fragt bitte nicht wieso ich´s gemacht hab, das frag ich mich seit 3 Tagen schon:
Ich hab die Kupplung gezogen und nen Gang runtergeschalten, hab die Kupplung aber nicht los gelassen. Die Maschine hab ich in die
Kurve eingelenkt und total vergessen das ich die Kupplung noch gezogen hatte! Dann hab ich Vollarschloch die Kupplung losgelassen und
einen wunderschönen Highslider bei ungefähr 120Kmh gezogen. Nach ein paar Minuten flug bin ich mit dem Kopf zuerst, dann mit der Schulter und
dann der Hüfte aufgeschlagen. Nach ein paar Purzelbäumen bin ich dann zum Stillstand gekommen. Der Typ den ich überholt ab ist auch gestürzt,
ich bin nach wie vor der Meinung er hätte gerade aus in´s Kies fahren können, aber er hat´s nicht geschafft. Erst hat er noch angefangen seine
Maschine aufzuheben aber ich hab ihn dann von der Strecke weggezerrt Richtung Reifen, mich für den Fahrfehler entschuldigt und
gefragt ob ihm was passiert ist. Er hat sich´s Schlüsselbein gebrochen und der Tag hatte sich für ihn erledigt. Na super, ich hatte natürlich
ein beschissenes Gewissen und hab versucht mich mit dem Gedanken zu trösten das sowas leider nun mal passiert und das es glücklicherweise
noch "relativ" harmlos ausgegangen ist. Auf den ersten Blick hat mir nix gefehlt und ich bin erst am Dienstag Abend in´s Krankenhaus.
Nach 7 Röntgenaufnahmen wussten sie immer noch nicht was mit meiner Schulter ist. Jetzt muß ich heute zur Kernspintomographie, der Doc
vermutet das die Sehne entweder in der Schulter abgerissen oder angerissen ist. Super, mal schauen was dabei rauskommt.
Einen Turn bin ich dann am Dienstag noch mit der gekitteten Maschine gefahren, ich wollte einfach probieren ob ich noch fahren kann ohne
Schiß zu haben. Hat gut geklappt und ich hab ein paar flotte Runden mitgenommen.
Die Maschine hat´s relativ glimpflich erwischt, an der Verkleidung vorne ist ein 2cm Stück gebrochen, die Linke Seite is voll verkratzt und
der LIMA-Deckel ist durchgescheuert, den haben wir mit Flüssigmetall gekittet. Hab mir gestern gleich nen neuen bestellt, bei der Verkleidung
muß ich mir was einfallen lassen, Kawasaki will 600 Öckn dafür haben.
Das mir den Handschuh total zerfetzt hat, war so ein billig Schrott für 50 Euro, hab ich mir gestern die Held Phantom gekauft. 170 Euro für
Handschuhe ist zwar echt pervers, aber meine Finger sind´s mir Wert. Und nen neuen Helm brauch ich auch, den hab ich auch bestellt.
Die Kombi is noch in gutem Zustand, ein paar Schrammen halt.
Hier meine Erkenntnisse:
- Prospeed hat gutgeregelte Abläufe, da würd ich jeder Zeit wieder mitfahren.
- Tschechische Hotels sind nicht der burner :O)
- Spatz is ein feiner Kerl
- Der Zusammenhalt unter Bikern ist genial. Die Jungs aus der Box haben meine Kiste zum laufen gebracht, weil ich zwei Linke Hände hab.
- Man kann überall sparen nur nicht am Moped und vorallem an der Zubehörbekleidung. Möcht nicht wissen was ohne Leder, Protektoren,
Rückenpanzer und Rennstiefel passiert wär.
- Und noch was wichtiges: Lieber beim überholen ein bisschen länger warten und sich den "Gegner" zurechtlegen und ohne Ablenkung an
ihm vorbei ziehen.
Viele Grüße,
Kev