Im Winter hatte ich meine R6 gegen einen Suzuki Liter K3 ausgetauscht und neben den üblichen Detailanpassungen noch
Geld in eine Wilbersfahrwerk mit Gabelumbau gepackt und aus dem Forum noch eine JOS Antihopping erworben.
Das Eisen ruhte nun gut gewartet und vorbereitet in der Werkstatt und harrte dem ersten Einsatz.
Nachdem ich letztes Jahr zumsammen mit meinem Zyndbruder Andre GEC gefahren bin, sind wir dieses Jahr mangels Sponsoren
ausschließlich zum Spaß unterwegs und ich muss nicht immer versuchen, im Spannungsfeld von vorgegebenen Terminen
und meiner Arbeit zu überleben.
Da wir nächste Woche nach Most (Prospeed) wollen, haben wir uns vorher noch einen Testtermin bei Shell Racing gegönnt, um
den fast komplett neuen oder umgebauten Rennstall auszuprobieren, bevor es ernst wird.
Andre hatte den Transporter schon Freitag gepackt und am Sonntag nachmittag machten wir uns mit unseren beiden
Mechanikern und einem weiteren Fahrer nebst R6 auf den Weg.
Unspektakuläre Anreise, angemeldet, Box gemietet aufgebaut, noch das bau-Racing-Team mit in die Box aufgenommen,
Unsinn gefaselt und schlafen gegangen. Wetterbericht sah gut aus und ich sank in den erholsamen Schlaf, den man nur
mit Reifengeruch in der Nase erlangen kann. Wie immer bin ich zu früh aufgewacht und hab nach einer erfrischenden
Dusche die K3 nach draussen geschoben,um beim Warmlaufen nochmal zu prüfen, ob der kleine Ölfleck im Verkleidungsboot
Reste vom Ölwechsel sind, oder eine Undichtigkeit. Zum Glück war es ersteres und der vor sich hinbrabbelnde Liter
und der Sonnenaufgang... zu schön

Ich wollte den ersten Turn mitnehmen und die zwei Runden fahren, um die Kupplung auszuprobieren.
Umgezogen, nervös gewartet, es geht los. Andre setzt sich auf seine K5, legt den Gang ein und ... aus.
Die Überbrückung vom entfernten Seitenständer funktionierte nicht richtig, da sie im Winter vergessen wurde
gesetzt zu werden und er sprang auf die alte Langstreckensau (GSXR 750 K4) und brauste raus, nur um den
Gummispanngurt an der Gabel baumelnd vorzufinden, der versehentlich vom Radwechsel noch an der Gabelbrücke hing.
Ich zog derweil in die zweite Runde ein und alles schien normal zu funktioneren, spontanes Runterschalten ohne
Gasanpassung wurde mit einer fast nicht spürbar einkuppelnden Kraftschluss quittiert und ich war so weit zu frieden,
nur Vollgas konmnte ich bei dem kurzen Einrollen nicht wirklich geben.
Der erste Turn: Reifen warm, Motor warm, die Ampel schaltet auf grün und ich fahr los. An der freundlichen Dame
vorbei, GAAAAAS.. der Vorderreifen hebt leicht ab.. ist das geil wieder bei den Herren zünden zu dürfen.
Als ich das Mopped in die Hotelkurve legt, fühlte sich alles so gut an, dass ich unter dem Helm hätte schreinen können.
Rausbeschleunigend an den ersten zwei offensichtlich nicht vorgewärmten zog ich das Gas auf und der Liter reisst an...
was war das, irgendwie hat doch die Kupplung bei ca. 10t umin kurz gerutscht oder ? Durch die Hasseröder auf die Trippel
hin, wusste ich es dann genau. Ja, sie rutscht durch. FUCK.. auf der Gegengerade noch mal kurz probiert und dann wollte
ich es auch nicht mehr probieren. Die Erhebung war ausreichend, Kupplung funktioniert nicht.

Ich hab so einen Hass gehabt, dass ich sofort auf die 750er gesprungen bin und wieder auf die Piste donnerte, dass
ich erst später realisierte, dass ja gar nicht meine Startnummer auf der Verkleidung klebt, sodnern die von Andre
und der ja auch gerade mit der K5 seine Kreise dreht. Zum Glück ist das niemanden aufgefallen.
Andre kämpfte derweil gegen eine sich auflösende K5, die ihr Carbon wegspuckte, da der Kleber nicht funktionierte und
der Höcker einbrach, war wohl doch nicht stabil genug. Nachher klappe noch ein Lenker ein und wir waren uns sicher, dass
wir noch nie unsere Moppeds so schlecht vorbereitet haben. Um eine weitere Gefährdung von uns und anderen auszuschliessen,
wurde die K5 an allen Verscharubungen nachgezogen, aber es konnten keine weitere losen Verschraubungen gefunden werden.
Unsere Mechaniker hatten alle Hände voll zu tun, die Kupplung der K3 konnten wir vorerst beerdigen, da zwar sichtbar
war, woran es lag, aber ich natürlich keine neuen Kupllungsdeckeldichtungen dabei hatte und die Suzi da ja ein wenig
empfindlich auf alte Dichtungen reagiert. An dieser Stelle möchte ich mal daraiuf hinweisen, dass ich keinen Fehler beim
Einbau gemacht habe. Nur muss man wissen, dass bei der neuen JOS entgegen der Beschreibung im Suzuki-Werkstatthandbuch
die letzte Reibscheibe nicht verdreht eingesetzt werden darf. Hoffentlich war es das jetzt, zur Sicherheit hab ich für Most
aber die Orginalkupplung mit neuen Scheiben etc. eingepackt habe (Ach ja, natürlich auch Dichtungen).
Es konnte nur besser werden, ich hatte an der 750er ein Rattern beim Anbremsen festgestellt und schob es auf die umgebaute
Gabel und wir stellten erstmal ein bißchen nach.
Nächster Turn, das scheiss Rattern war immer noch da, kommt aber nicht von vorne sondern von hinten. Egal, wir sind ja
Racer und keine Nasen, also tapfer ausgritten den Mist.
Wieder in der Box festgestellt, dass die Kette von den Langstreckenrennen ein wenig verschlissen war und die besten Tage
hinter sich hatte. Ich schob das Rattern auf die unterschiedliche Längung. Mittlerweile weiss ich das, das nicht der Grund
war, sondern eine lose Verschraubung der Schwingenanlenkung, aber dazu sag ich jetzt nichts mehr.

Nächster Turn:
Ich fuhr vorweg und Andre hinter mir, der Turn fühlte sich gut an, es lief ich zog meine Bahnen und lief auf eine
R1 mit einem Fahre mit Spidi-GSXR-Cup-Kombi auf. Die R1 hatte ordentlich Druck und ich kam einfach nicht vorbei,
Andre nutzte seine 30 Zusatz-PS um sich erst an mir und dann an der R1 in die Trippel rein vorbeizuschieben. Ich
qualmte unter meinem Helm, ich kam nicht vorbei, ich probierte alles über 5 oder 6 Runden und der Turn neigte sich zum
Ende. Ich konnte schneller, aber ich kam nicht vorbei. In der Hotelkurve hab ich es mehrmals aussenrum probiert und auch
fast geschafft, aber es fehlten vielleicht 5 Meter beim Anbremsen der Hasseröder... verdammt. Irgendwann verhakte er sich
an einer Ducati und wir kamen parallel auf die Gegengerade, ich hatte mehr Schwung und wir flogen auf das Shell-Esses zu.
Wenn mir eins klar war, dann das: ICH bremse als Letzter. Offensichtlich hatte er das bespürt und wehrte sich nicht mal.
Jetzt musste ich Meter machen und Gab bis zur Start-Ziel alles, bremste zu spät, musste auf die weite Linie und zog mit einem
tollen Rutscher auf die Gerade. Niemand kam vorbei... sehr schön, die nächste wird meine Runde, jetzt gilts, die 1:39 müssen
zu knacken sein. Auf dem Weg zur Trippel sprang die Ampel auf Rot und ich hätte den Tank vollkotzen können. Andre ist zu allem Überfluss noch eine 1:37,6 gefahren.
In der Mittagspause durften dann ein Seven-Plus-ähnliches Gerät für diese komische Spielshow "Nur die Liebe zählt" auf die
Bahn und irgendwer versuchte wohl unter dem Halm einen Heiratsantrag loszuwerden. Wers mag.
Der Nachmittag brachte mich nicht wirklich voran. Dien 750er ratterte, der Liter parkte (was mich sehr anfraß) und ich kam
nicht mehr unter 1:40. Der vorletzte Turn starte sehr spät, da sich in der Gruppe davor (Rennfahrerschule) ein Ehepaar
abegräumt hatte. Das ist wohl der absolute Worstcase des Abschusses.

zogen die Gedanken an den Pannonia-Thread, der Startunfall von Oschersleben letztes Jahr und das Drama von Magny Cours
letztes Jahr im GEC durch den Kopf. Kann nicht sagen, dass mich das kalt lässt, aber Angst ist ein schlechter Berater und den
letzten Turn fuhren wir dann nur noch zur Unterhaltung unserer Mechaniker, die den ganzen Tag in der und um die Box für uns
gesorgt haben und sich zumindest einen Turn mal vom Hügel aus angucken wollten. So spielten wir dann alle Varianten des
Reinfahrens in die Hasseröder und in die Trippel. Gerade als es anfing richtig Spaß zu machen, wurden die Ampeln
wieder rot. Schon 20 Minuten vorbei ? Auf der Gegengerade sahen wir dann am Ende eine CBR liegen und daneben der
bewusstlose Fahrer.
Zusammenpacken nach hause fahren und hoffen, dass es in Most besser wird.
So ein Debakel in der technischen Vorbereitung ist uns noch nie passiert und das war auch das letzte Mal.
Machst besser, wir sehen uns in Most
Jörg
P.S. Wer ist eigentlich dort ?