Ich vertickte also meinen TG-Laptimer an ein mehr oder minder ehrenwertes Forenmitglied,

Das MyChron 3 war definitiv zu teuer und bei einem letztjährigen Proberitt konnte ich auch sehen, dass ein Mäddie mit so vielen Infos auf einem einzigen Display masslos überfordert ist… Ein cooler Schweizer machte mich dann auf das MyChron 4 aufmerksam, welches ja eigentlich für Karts entwickelt wurde. Dies führte mich unweigerlich zu Ulli Mesch, seines Zeichens lord of the ohms, bits and bytes.
Ich kann euch sagen, dass der Knabe eine Engelsgeduld besitzt! Ich wollte ALLES über dieses Gerät wissen, was man irgendwie erfahren konnte… Ich will euch ja auch gar nicht vollsülzen, was das Gerät kann und was es nicht kann – das seht ihr auf www.me-mo-tec.de oder www.mychron4.com ohnehin besser. Ich werde euch nur mitteilen, wie das Ganze in der Praxis aussieht. Nur diese Info vorab: der Hauptvorteil des Geräts besteht IMHO hauptsächlich darin, dass es durch den CAN-Bus modular aufgebaut ist, sprich es ist ausbaubar für Data-Recording-Freaks. Beim MC3 muss/te man sich im Vornherein für eine bestimmte Konfiguration entscheiden, wenn man nachrüsten will/wollte, durfte man ein anderes MC3 holen…
Die Abnahme für die Drehzahl-Anzeige läuft über Induktion, deshalb wird zum Signalleiter ein Clip mitgeliefert, damit man diesen in die Nähe von den dicken Zündspulenkabeln bringen kann. Moderne Möppis besitzen allerdings in den Zündsteckern integrierte Zündspulen… Jedoch funzt die Drehzahlabnahme auch, wenn man das Induktionskabel direkt mit der minus-geschalteten Klemme 1 der Zündstecker verbindet. Das Signal aus dem Steuergerät für den originalen Drehzahlmesser erkennt das MyChron 4 hingegen nicht. Dies war ein etwas heikler Punkt, da diese Funktion aufgrund des Vorgängermodells zwar abzuschätzen war, aber eben nicht gezwungenermassen… Wie gesagt, das MC4 ist eigentlich ein Kart-Teil.
In Magny Cours hatte ich die Möglichkeit, das Ding bei sämtlich erdenkbaren Witterungsverhältnissen auszuprobieren.


Das MC4 besitzt für die Drehzahlanzeige einen digitalen Graphen/Balken und eine Ziffernanzeige. Beim Graph kann man zwischen verschiedenen Skalen wählen. Da ich auf die 16000er-Skala angewiesen bin (Luftpumpen-Möppi halt) und der digitale Graph somit erst nach 10 kU/min wirklich Werte angibt, wirkt das manchmal etwas irritierend. In Magny Cours gibt es zwei Stellen, bei denen man sehr langsam ist. Kurz vor dem Scheitel der ersten Spitzkehre wollte ich einmal kurz checken, welche Drehzahl (resp. ob eben genügend Drehzahl) anliegt und war somit auf die Zahlenwerte angewiesen, da die Drehzahl weniger als 10'000 U/min betrug. Alternativ kann man natürlich in der Box die Werte einer Runde auslesen und somit ganz genau erkennen, ob die Drehzahl reicht. Von einem Mangel kann also nicht wirklich die Rede sein…
Der Schaltblitz ist hervorragend! Der Hauptvorteil liegt darin, dass er so hell ist, dass man nicht direkt drauf schauen muss, um zu erkennen, dass die optimale Schaltdrehzahl anliegt. Man kann sich also auf die Piste konzentrieren und kriegt mehr oder weniger unbewusst den Impuls mit. Wenn also ein Schaltblitz, dann bitte so.
Die Anzeige für die Rundenzeit ist gross genug und die Vorausberechnung der Rundenzeit funktioniert einigermassen gut – hätte das so nicht erwartet. Dieses Feature ist wirklich sehr bemerkenswert, auch wenn es erst mit Geschwindigkeits- und Gang-Input richtig funzt. Ich möchte es aber nicht versäumen zu erwähnen, dass dieses auf vielen Pisten für Motorräder nicht übermassen wichtig ist. Beispielsweise schaue ich neben der Start/Ziel höchstens noch auf einer Gegengeraden bewusst auf das Anzeigegerät – eben dann, wenn man kurz Zeit hat.
Die Anzeige für Wassertemperatur und die Alarm-LED sind ebenfalls wunderbar. Man hat sie direkt im Blickfeld und verschwenden dabei nicht unnötig Platz.
Zum Display allgemein lässt sich sagen, dass es meiner Ansicht nach den idealen Kompromiss darstellt zwischen der Anzahl notwendiger und ‚überflüssiger’ Informationen – damit meine ich Infos wie Öltemperatur, beste Runde usw. Diese Infos muss ich nicht permanent auf dem Display haben. Das MC4 löst diese Aufgabe perfäkt! Die grüne Beleuchtung ist sowohl bei hellem Tageslicht wie auch bei dunklen Verhältnissen absolut top.
Jedenfalls bin ich begeistert von dem Gerät und kann die Skeptiker beruhigen, denn ein Einsatz an einem Motorrad ist problemlos möglich. Wer also sein originales Anzeigegerät geschrottet hat, bei ebay keinen Ersatz findet und sich beim Händler fast die Kugel gegeben hat, weil das Neuteil soviel kostet wie eine Brustvergrösserung, kann evtl. zum MC4 greifen.
Leider kann das MC4 etwas nicht, nämlich Rundenzeiten pimpen.


Noch etwas: Ich kriege keinen Cent für diese Werbung und ich fahre auch keine AIM- oder Memotec-Kleber auf Granate spazieren. Ich habe diesen ollen Text also nur verfasst, weil ich das MC4 tatsächlich cool finde und eigentlich kaum jemand daran denkt, ein Kart-Teil an einem Motorrad anzubringen. Abgesehen davon dürfte es wohl ohnehin keine Interessenskonflikte geben, da Memotec sowieso ein Sponsor des Forums ist...