Nachdem ich dann Moiks Bericht über die Erfahrungen, die seine Frau bei einem Tages-Coaching mit Prinzessin Horst gemacht hat, im R1Club-Forum gelesen habe, bin ich doch so neugierig geworden, dass ich es selbst probieren wollte.
RingFun 2013 in Hockenheim war der richtige Ort und das richtige Umfeld um den ultimativen Selbst-Test durchzuführen.
Ich hatte ja vor zwei Jahren schon mal eine Fahrstil-Analyse durch Horst machen lassen, über die ich sehr erstaunt war. Was der alles aus so ein paar Fotos erkennen kann hat mich echt umgehauen.
Habe also im Vorfeld mit Horst Kontakt aufgenommen, Termin vereinbart und einige Dinge schon mal telefonisch abgeklärt.
Das Ganze begann am Montag am späten Nachmittag mit Kennenlernen und ein paar Runden auf so einem Schräglagen-Moped mit Ausleger.
Uaaaah, die Dinger waren mir irgendwie schon immer suspekt.

Na ja, was sein muss, muss sein.
Und siehe da.
Nach einigen Kreisen links- und rechtsrum war die Aussage von Horst eindeutig:
"Du fährst Rechtskurven nur deshalb, weil sie dich von der nächsten Linkskurve trennen."
Leider hat er damit vollkommen Recht.
Ich habe dieses Verhalten jahrelang „trainiert“.
Aber die Mission war somit erkannt und das Ziel gesetzt. Rechtskurven fahren (lernen und lieben). Horst meinte, wenn ich es schaffe Rechtskurven so zu fahren, wie ich Linkskurven fahre, wäre ich wahrscheinlich sofort um ca 5 Sekunden schneller.
Dann hat er mich noch etliche Male in der Sitzhaltung, Stellung der Arme, Blickführung usw korrigiert und immer wieder mit dem Auslegermoped in den Kreis geschickt.
Und irgendwann war es dann so weit, die Rädchen hatten Bodenkontakt. In Linkskurven ganz klar und absolut unüberseh- und unüberfühlbar, in Rechtskurven nur zaghaft, aber doch auf dem Boden.
Damit war der erste Tag beendet und wir haben uns für den nächsten Morgen verabredet. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht in welcher Gruppe und wann ich fahre. Also habe ich Horst nach der Papierabnahme noch eine SMS geschickt. Ein wenig mulmig vor dem nächsten Tag war mir schon. Und dieses Gefühl nahm immer deutlicher zu, je mehr Leute ihre Wetterberichte für den nächsten Tag aus dem EggFöhn zückten. Regenwahrscheinlichkeit 85%, der Nächste drohte dann noch mit Temperaturen um die 15°C.
Trotzdem! Ich habe gesagt es bleibt trocken – und Horst hat das auch gesagt. Also habe ich die Slicks montiert. (Hoffentlich geht das gut!!! )

Am nächsten Morgen beim Frühstück ging der Blick natürlich direkt auf die Rennstrecke. Trocken!
Aber tiefhängende schwarze Regenwolken. Ich überlegte wie lange ich brauche die Felgen mit den S20 umzubauen. Zur Not wär das auch noch gegangen.
Aber eigentlich will ich ja nicht mehr im Regen fahren. Aber gar nicht fahren, wenn man den ganzen Tag einen Instruktor gebucht hat – ist auch blöd. Na ja, abwarten.
8:00 Uhr Fahrerbesprechung.
Ah, da ist Horst ja. „Wetter sieht aber nicht gut aus…“ „Mach Dir mal keinen Kopf, „sagt er, und: “ das regnet erst nach 17:00 Uhr und bis dahin sind wir durch.“ Na gut, wenn er das sagt.
Erster Turn, Gruppe Gelb um 8:50 Uhr. Ich soll genau 3 Minuten vorher vor der Instruktorenbox sein. Also um 8:47 Uhr. Ich muss noch Benzin besorgen. Auf dem Weg von der Autobahn ins Motodrom war keine Tankstelle. Schnell noch einen 20Liter-Kanister geschnappt und hinten ins Fahrerlager zur Tankstelle gerannt. Hoffentlich ist das nicht irgend so ein Mistzeugs… Zumindest die Preise waren „ansehnlich“, also nicht grade niedrig. 20 Liter für 35 Euro. Spaß hat man eben nicht billig. Jetzt schnell zurück zur Box und Tank voll machen.
In der Box haben Roland und Arjan dann auch noch gefragt wie das Wetter denn wohl wird. „Horst hat gesagt es bleibt bis 17:00 Uhr trocken.“

8:30 Uhr, schnell den Sprit in den Tank, Motor warmlaufen lassen. Uff, ich muss mich ja noch umziehen! Ich werd langsam nervös…
Was hat er wohl für ein Moped?
Eine von diesen Ultra-BMW´s, mit denen er mir dann auch auf den Geraden einfach davon fährt?
Egal, er soll sich ja um mich kümmern, nicht ich ihn jagen. Dann ist es soweit, 8:45 Uhr: Helm auf, Handschuhe an, Heizdecken runter, Moped vom Ständer und los.
Da steht er. Etwas kleiner als ich in einer schwarz-gelben Spidi-Kombi. Ok. Ich stell mich dahinter. Was für Reifen fährt er? K3. Und was ist das für ein Moped? Irgend eine ältere 600er Honda. Dann hab ich zumindest eine Chance auf der Graden wieder ranzukommen.
Er erklärt mir nochmal: Er fährt vor (hilft mir die Line zu finden, denn Hockenheim kenne ich nicht so gut) und ich fahre so, wie ich ganz normal fahren würde – ohne ihn. Er will mich erst mal beobachten.
Es geht los. Ganz ruhig bleiben! Einfach so fahren wie immer. Er will sich ja erst mal ein Bild von mir machen.
Erste Runde zu Ende, es geht in die zweite. Upps! Rote Flaggen? Wer wirft denn da in der ersten Runde im ersten Turn sein Moped weg? Gleich zwei Leute! Kann doch wohl nicht wahr sein. Also Abbruch und zurück in die Boxengasse. Da stehen wir dann vor der roten Ampel und warten. Ich kriege Kopfkino: Motoren werden kalt, Reifen kühlen ab … Quatsch! Nicht dran denken! Die R1 hat eine hervorragende TC, die macht das schon! Du musst nur Vertrauen haben. Dann, endlich, wird es grün und wir können wieder losfahren.
Es geht wieder auf die scharfe Rechts vor der Parabolika zu. Dranbleiben, Linie ansehen, später einlenken, na ja, das geht noch besser. Ha, in der Parabolika zeigt die R1, was sie kann, da komm ich wieder dicht ran. (Ist ja auch eine Linkskurve, so wie alle guten Kurven dieser Welt.

Dann kommt die Spitzkehre nach der Parabolika. Uff, zum Glück hat Horst nicht so ultraspät gebremst. Ich komme auch gut hinter ihm raus und stehe dicht an seinem Heck an. Da kommt eine sehr schnelle Rechts(!)Kurve. Ich geh vom Gas. Horst schaltet einen Gang hoch und gibt Gas. Boah, der ist weg! :shocked!: Und das in einer Rechtskurve! Dass das geht! Hätt ich nie gedacht! Ich eier um den Knick und er ist einfach so da durch! Na, das kann ja noch heiter werden heute….
So ging es dann den ganzen Turn. Horst hat sein Tempo in den Rechtskurven danach dramatisch reduziert, damit man mich auch auf dem Video sehen kann. Sonst macht so eine Videoanalyse ja auch nicht viel Sinn.

Nach dem ich ihm gesagt habe, dass ich den letzten Turn auslasse, weil ich nicht mehr kann, bittet Horst mich Papier und was zu schreiben zu holen, während er die Videos auf meinen USB-Stick kopiert. Ich nutze die Gelegenheit um mich aus dem Leder zu schälen und endlich bequeme Schuhe anzuziehen. Aaaah, tut das gut!!!
Zurück in Horst´s Wohnwagen besprechen wir noch einmal die Fehler, die ich mache.
Worauf soll ich achten, wie erreiche ich mein Ziel? Er gibt mir „Hausaufgaben“ mit. Jetzt heißt es für mich erst mal Üben, Üben, Üben!
Und ich verabrede mit ihm, dass wir das nächstes Jahr noch mal machen.
Ich glaube, ich fahre jetzt öfter in Hockenheim.

Am nächsten Tag kann ich bestätigen:
Wir haben wirklich gearbeitet!
Obwohl ich vor 3 Wochen 2 Tage OSL bei über 30°C gefahren bin, die mir überhaupt nichts ausgemacht haben und nach denen ich nicht die Spur von Muskelkater hatte, tun mir jetzt wirklich alle Knochen weh!
Und ja, Horst, das hast Du nicht umsonst gemacht!
Du siehst mich wieder!!!
Danke Dir! War großartig und hat mich sehr viel weiter gebracht.
Bis zum nächsten Mal!
