Mir als absoluten Anfänger hilft nur:
- Reifenwärmer runter und mit dem Finger mal auf den Gummi grabschen
- beim rausfahren auf die Kanzel klopf,klopf und ich quatsch in meinen Bart. "Bring uns heil wieder heim"
- Da ist mein Kopf frei und es geht gleich sehr gut voran.
Und wenn man mal ne Ecke verpasst hat. Egal. Wenn man mal zu langsam ist oder nicht den Faden findet, hänge ich mal an das Heck eines Anderen und kurz darauf funzt es.
Alles Kopfsache.
Lutze hat geschrieben:
Pushen heisst für mich eben ab der ersten Runde voll konzentriert unterwegs zu sein, jede Runde,jede Kurve, jeden Bremspunkt versuchen optimal zu treffen.
Als Anfänger fahre ich nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen. Nur wenn ich merke, dass ich während des Fahrens an etwas anderes denke, dann wird das mit dem Verbessern auch selten was. Was mich ab und an weiter gebracht hatte war mir die Linie sozusagen "vorzusprechen", das hilft sich voll zu konzentrieren und direkt an den Fehlern zu arbeiten.
Aber ruhig weiter her mit den Tipps. Es waren schon einige gute dabei
Bei mir ist das ganz einfach:
2 Runden fahren, dann bin ich körperlich so am ende, dass ich jede Kurve pushen muss.
Ne mal im Ernst. Ich versuche immer 5 Minuten vor dem Fahren fertig zu sein um dann nochmal zur Ruhe zu kommen und die Strecke im kopf durch zu gehen. Dazu nehme ich mitlerweile alle bis auf den ersten Turn auf Video auf und analysiere diese. Auf Video sihet man oft, wo man zu früh gebremst, zu lasch gas gegeben hat oder die Linie verschissen hat.
Das versuche ich dann im Turn darauf besser zu machen.
Manchmal analysiere ich die Videos aber auch erst abens um dann für den nächsten Tag ein Trainingsziel zu haben. Das hat mir zumindest schon recht viel gebracht. Ansonsten sollte man sich beim Fahren konzentrieren und darauf achten nicht wieder in den "Bummelmodus" zu verfallen.
Wenn die Kondition und oder Konzentration stark nachlässt merkt man das meistens selbst.
In diesem Fall fahre ich meistens einfach raus, weil es sonst nichts viel bringt. Wenn noch viel Zeit ist lieber ne Minute in der Boxengasse verschnaufen und dann noch mal raus fahren.
Aus sportlicher Perspektive betrachtet würde ich sagen sind drei Dinge wichtig. Mentales Training, körperliche Fitness, Charakter.
1. Mentales Training, zu dem auch Konzentration gehört, ist das A und O. Fahr mal und denk auf der Start Ziel mal... an etwas, egal woran. Schwups, brauchst ne halbe Runde, um wieder in Deinen Rhythmus zu finden. Konzentrieren bedeutet meistens eben an gar nichts zu denken, oder eben höchstens an den herannahenden Bremspunkt, zu reagieren, eingespeicherte Abläufe exakt und mit einem Höchstmaß an sensorischem Feedback ohne kognitives Dazwischenfunken abzuspulen. Das darf natürlich nicht missverstanden werden als „Hirn aus und Vollgas“. Ich bezeichne das gerne als "präsent" sein. In der Situation voll aufgehen, im Jetzt sein/leben. Das klingt fast metaphysisch, hat aber eine Daseinsberechtigung. Und das dauert und bedarf PERMANENETEN Trainings. Stell Dir deinen Motorradfahrenden Verstand, wie eine Radioübertragung vor, mit nur einem einfachen, simplen Signal. Und der Gedanke an die Einkaufsliste oder ob man die Achsmutter vorhin auch wirklich mit 120 statt mit 110 Nm angezogen hat funkt dazwischen und stärt das Signal. Wenn die Schaltzentrale gestört ist... naja, der Körper macht nur, was das Hirn ihm befiehlt. Was also tun, um sich voranzutreiben und die Konzentration zu verbessern? Yoga kann helfen. Erachte ich allerdings als nicht passend. Versuch es mal mit Kampfsport (Boxen, Kickboxen). Da förderst Du deine Fitness, Deine Beweglichkeit (gehört dazu), und auch die Konzentrationsfähigkeit, die Reflexe, Dein Timing, Dein Körpergefühl. Natürlich geht auch Stabhochsprung. Die Jungs haben auch ein gutes Körpergefühl, allerdings ist der Bewegungsablauf sehr stereotyp und einseitig. Eine dynamische Sportart (Basketball - auch gut) ist da echt von Vorteil. Und im Zweikampf ist die angesprochene Konzentration kriegsentscheidend. Das kann Dir schon mal sehr helfen.
Was mir hilft: Musik. Manche haben ihre eigene Hymne, die sie summen, oder einfach nur vorher hören müssen und dann in den folgenden 20 Minuten die Melodei im Ohr haben, ähnlich wie die Einmarschmusik bei Boxern. Dann ist Dein Kognitives, nervendes Zentrum mit den Alltagsproblemen nämlich beschäftigt und du bist in diesem Trance-Zustand höchster Konzentration. Die kann sonst wie geartet sein und von Tag zu Tag unterschiedlich.
Des weiteren: Vor der Fahrt, oder abends im Bett - in einer ruhigen Minute eben. Die ganze Strecke im Kopf durchgehen. Sich die Fahrt in Zeitlupe vorstellen, alle wichtigen Punkte und Tätigkeiten durchgehen. Bremsen, schalten, einlenken... Wie der Ausreden-König geschrieben hat.
2. Körperliche Fitness brauchst Du einfach, wenn Du willst, daß Dein Hirn Dir nicht fortlaufend meldet, wo es weh tut, zwickt, und welcher Muskel grade dabei ist die Segel zu streichen. je trainierter Dein Körper ist, desto leichter spielst Du mit dem Krad, desto eher fährst Du mit dem Motorrad, und das Motorrad nicht mit Dir. OT Stefan Nebel:"Ich halte mich mit den Beinen am Motorrad fest, ich sitze höchstens auf der Start-Ziel mal drauf." Das ist anstrengend! also, willst Du schnell sein, sorg dafür, daß dein Körper der Aufgabe gewachsen ist. Das Körpergefühl verbessert sich dadurch auch, wodurch das Feedback von der Sensorik auch wieder besser wird.
3. Bist Du ein Kämpfer? hast Du wirklich diesen Antrieb in Dir? Es gibt Menschen, die geben sich schon mit einem bestimmten "Stand" zufrieden. Die haben einfach nicht diese intrinsische Motivation noch besser zu werden, besitzen nicht diese Rastlosigkeit mit den Ergebnissen nur bedingt zufrieden zu sein. "Rossi scheißt auch mit krummen Beinen - was der kann, muß ich doch auch können."
Damit will ich net sagen, daß Du ne Weichflöte bist, die lieber Harley fahren sollte. Aber der Ursprung, die Quelle, die Essenz dieses ganzen Sportes beruht auf dem Wettbewerb. Besser sein als andere. Natürlich wird jeder antworten "Klar bin ich ein Kämpfer. Ich geb alles!" Doch fragt man sich selbst mal in einer stillen Minute, ob man wirklich nach dem höchsten strebt, oder auch schon mit einer 2:30 in Brünn zufrieden ist, sollte man sich der Wahrheit stellen, und sich nicht selbst belügen. Daß es immer wieder Schwachsinnige gibt, die meinen die Gene eines Rennfahrers/Kämpfers/Leistungssportlers zu besitzen und dies auch bei jeder Gelegenheit jedem zeigen wollen wird sich leider nie vermeiden lassen. Das sind dann aber oft auch welche, die sich in diese Rolle zwingen, aus Angst belächelt zu werden, und dann teilweise richtige Katastrophen verursachen. Die Ruhe bewahren zu können, im richtigen Moment zuzuschlagen, sich in Geduld üben, wenn man am Vordermann nicht vorbeikommt… Erst mußt Du Dich selbst kontrollieren, dann kannst Du auch das Motorrad kontrollieren und Deinen Gegner.
Zusammenfassend - diesen Faktor kannst Du nur bedingt beeinflussen. Man kann seine innere Einstellung überarbeiten/ändern. Das dauert aber und kostet viel Überwindung. Schlussendlich steht das Ganze im Hobbybereich aber nur unter der Frage: Habe ich Spaß dabei oder nicht. Wenn ja, dann soll es nicht weiter kümmern. Sollen sich andere pushen, ich fahre meinen Stiefel weiter.
Nichts geht von jetzt auf gleich. Die körperliche Fitness erreichst Du am schnellsten. Alles, was mit deinem Verstand und Deinem Wesen zu tun hat dauert lange. Versuch um Gottes Willen nichts mit der Brechstange, dabei tust Du Dir nur weh, und davon hat keiner was. Sprüche anderer sich mit Aggression aufzuladen sind entweder inhaltsloser Humbug, oder aber die liegen nach kurzer Zeit im Kiesbett. Technisch sauber fahren macht Dich schnell, nicht die Wut. Und das erreichst Du durch Konzentration und um mal Toni mang zu zitieren: "Üben, üben, üben."
Taste Dich langsam ran. Ich treff noch lange nicht die richtige Linie, fahr nicht wirklich bis zum Fahrbahnrand raus, etc. Aber es ist schon viel besser geworden, als wie vor zwei Jahren. Dauert eben alles. Nichts mit Gewalt probieren oder sich in Situationen Zwingen, die megariskant sind und ne geübte Hand brauchen um bewältigt werden zu können – das geht schief.
Grüße, Zed
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Ich hasse es, wenn die Stimmen in meinem Kopf verstummen und ich nicht weiß, was die Penner planen…