14 Sekunden
Der Beginn meines Turns war den Verhältnissen angepasst: Feucht Fröhlich.
Ich schnupfte hier und da einen auf, ein mal hämmerte der Führende der EEC-Wertung an mir vorbei. Aber ab der 7 Runde fing die Fuhre an heftig auszukeilen, wenn ich das Kabel spannte. Mir fiel auf, dass die TC eigentlich permanent am regeln war. Ich hatte meinen Hinterradreifen gekillt.
Enttäuscht stellte ich die Empfindlichkeit der TC ein wenig niedriger und ließ es rutschen.
„Scheiße, hätt ich bloß den alten drauf gelassen“ fluchte ich unter dem Helm. Im Nachhinein erfuhr ich dann, dass ich das Federbein viel mehr hätte öffnen sollen, dann hätt’s auch mit dem Neuen funktioniert.
Da ich immer noch am überholen war und nicht das Gefühl hatte, von jemandem fürchterlich hergebrannt zu werden, fuhr ich dem Hinterreifen zum trotz 20 Runden. Zum Schluss war es soweit, dass auf S/Z ab und zu das Regellämpchen auch mal aus ging….
Den 2.Platz hatte ich locker verwalten können. Auch nach vorne auf Rasi Racing konnte ich ein wenig Zeit gutmachen (ihre Regenreifen sahen nicht besser aus), aber nicht so viel, da ich ca. 5-6 Sekunden pro Runde langsamer fuhr als im vorherigen Turn.
Ich übergab an Hembi und rauschte zum Zeitenmonitor.
Platzierung: Platz 2. GUT.
Vorsprung auf Platz 3: 1 Runde
Rückstand auf Rasi Racing: 25 Sekunden.
Restzeit Rennen: ca. 12 Runden.
Hembi müsste ihnen 2 Sekunden pro Runde abnehmen, dann würden wir es vielleicht packen.
Ich rannte zur Boxenmauer und vermisste unsere nicht vorhandene Boxentafel. Ich konnte es ihm nicht anzeigen. Scheiße. Das sollten wir uns, nach mittlerweile 2 Jahren Endurance, endlich mal anschaffen….
Ich winkte ihm wild zu, er solle Gas geben.
Die Runde darauf kam er mit wild schlingerndem Hinterrad auf S/Z und zuckte nur mit den Schultern….Hinterreifen tot.
Er schaffte es trotzdem, sich immer weiter an Rasi Racing 1 ran zu robben, aber es sollte nicht reichen. Wenn er gewusst hätte, wie nah wir dran waren, ich glaube er hätte die Karre gehörig weggefeuert beim Versuch, die Sekunde pro Runde zusätzlich rauszuholen. Es war schon spektakulär, wie er immer wieder auf S/Z rausschlingerte, das Kabel bis zum zerreißen gespannt.
Um kurz nach 17Uhr fiel die Flagge, Hembi und der Rest des Feldes wurde abgewinkt.
Nach 8 Stunden, trotz Sturz, einem unnötigen Stopp zum Vorderachse festklemmen und einem unnötigen Stopp wegen ungewuchteten Reifen fehlten uns
nur 14 Sekunden
auf Rasi Racing 1.
Wir freuten uns trotzdem ein drittes Bein, weil wir es doch tatsächlich alle gesund zu Ende gebracht haben, und den 2.Platz uns ehrenvoll verdient hatten. Wir marschierten zur Nachbarbox und gratulierten zum knappen Sieg und freuten uns auf viel Bier, Havanna-Cola und gegrillten Fleischlappen.
So hatte ich es gelesen und mir das ganze vorgestellt bzw. erträumt:
Große Distanz (8h), geiles Team, super Teamarbeit.
Probleme gibts immer, sind aber nicht unlösbar.
Trotz Problemen eine genitale Platzierung!
Ein dickes fettes Dankeschön an unser Team, das zwar klein, aber verdammt fein ist!!!
Ihr habt es mir ermöglicht, meinen kleinen verrückten Traum zu leben!!!
Ich brauche kein 24h-Rennen um zu wissen: Wir schaffen zusammen alles!
Ein großes Dankeschön an unseren bekloppten Mitfahrer Reidi für seine tapferen nächtlichen Schraubaktionen um seine BeeMWeh für’s Rennen fit zu bekomman und die geile Idee mit dem Beamer zum Klitschko glotzen. Und für’s mitmachen bei den bekloppten Highsidetours-Jüngern.
Danke an Sandy und Krissi, die sich an der Boxenmauer 8h lang die Füße platt gestanden haben, davon fast 4h im Regen.
Ich wüsste nicht, wie wir das ohne euch alles schaffen würden!!
Danke an Hembi (und Reidi) für die Nachsicht mit meiner Zerstreutheit (im wahrsten Sinne

)
We rock the place!
The End.