Street Triple Cup reloaded 2010
hier könnt Ihr Alles rund um MotoGP; SSP; SBK; IDM u.s.w. diskutieren...
Partikel 4
[Montag, 31.03.2008, kurz nach 10 Uhr]
Zurück im hier und jetzt, es ist immer noch Montag morgen, Burgdorf ist endlich erreicht, die A2 liegt mittlerweile südlich und hinter Schillerslage geht’s rechts weg Richtung Celle. Vor der kleinen Triumph taucht ein 40-Tonner mit riesigen Heckflügeltüren auf, die bis fast zum Boden reichen. Schön, ein wenig Windschatten verspricht gleichzeitig etwas Wärme, das war schon zu RD80-Zeiten so. Zeit, die Rückwand des LKW genauer zu betrachten. Ein kleiner „Bär“ Aufkleber deutet den Hersteller an. Nirgends sind Griffe oder Scharniere zu erkennen. wie das Ding wohl auf geht? Tja, das Rätsel bleibt ungelöst. Zündbruder Werner fällt der Starenkasten ein, der demnächst kommt. Diese Dinger hatte er ja gefressen. Exakt sieben Mal hatte die Staatsgewalt im letzten Jahr zugeschlagen und für insgesamt vier Punkte in Flensburg gesorgt. Vorher war er zehn Jahre punktefrei geblieben. Aber gegen die in den letzten Jahren inflationär aufgestellten Kohlescheffler jeder noch so kleinen Kaffgemeinde war man fast machtlos. Eine unbekannte Landstraße, wahrscheinlich noch nachts und ein Speedlimit von weniger als 70km/h sind ja heute schon fast ein Garant für so ne Blitzerbude. Hochgradig unfair das Ganze. Früher, als es noch Mann gegen Mann ging, war die Welt noch in Ordnung. Wenn da der Dorfsheriff im Tarnanzug durchs Unterholz robbte und Jagd auf unvorsichtige Moppedfahrer in seinem Revier machte, hatte er sich die erlegten Zünder verdammt redlich verdient, aber diese seelenlosen Blechkisten waren definitiv ne neue Dimension. Es musste was passieren. In Werner reift ein diabolischer Plan. Niemand, wirklich niemand kannte diese kleine weiße Jungfrau, sie war ja nicht mal angemeldet, selbst noch so große Heerscharen der Rennleitung würden sie je finden. Die Zulassungsstellen würden keine Treffer ausspucken, diese weiße Triumph wäre im Computer nicht auffindbar. Die rote Nummer war nur kurz geliehen und eh nicht erkennbar. Da gab’s absolut kein Risiko. Ja verdammt, heute wird Werner dafür sorgen, dass sich das Blatt wendet. Nicht mehr 7:0 für den Staat, nein 7:1, der Anschlusstreffer, der Wendepunkt. Jawoll, mit erhobenem Rad einmal völlig gesetzlos durch dieses Scheißding hämmern und dann im Nichts verschwinden. Werner sieht die BILD-Schlagzeile schon vor sich: „Jetzt rasen sie wieder. Verrückter Motorradfahrer mit Vollgas auf dem Hinterrad bei Celle durch Radarfalle. War es Michael S.?“ Breaking the law, breaking the law! Unauffällig vergrößert sich der Abstand zum 40-Tonner, Werner braucht Platz. Da hinten taucht die fiese Spardose des Landkreises auf. Diesmal ist sie fällig. Noch 100 m. Hand an die Kupplung. Erste Zweifel kommen auf. Mehr Schub. Schweiß auf der Stirn. Eine Vision drängt sich auf:
10:34 Uhr: Werner rast mit 116 km/h auf einem Rad durch den Blitzer und lässt das Vorderrad kurz danach mit einem leichten „Ütz“ wieder auf den Boden aufsetzen. Er fühlt sich frei, unpackbar.
10:37 Uhr: Die Spritanzeige beginnt zu leuchten. Werner steuert die nächste Shell Tankstelle an und tankt Super Plus. Niemand nimmt Notiz von ihm. Beim Bezahlen lässt er sicherheitshalber den Helm auf. Wie immer kauft er beim Tanken heimlich ein Duplo und vertilgt es sofort. Sein Fitnesstrainer wird niemals merken, dass er ihn schon seit Jahren mit Duplos betrügt. Werner ist glücklich.
12:30 Uhr: Erwin Lindemann macht seine tägliche Runde und entsperrt mit seinem Handy die Sicherheitsvorrichtung der Geschwindigkeitsmessanlage. Er schließt sein Laptop an und saugt die Daten von der interne Festplatte der 40.000 Euro teuren Anlage, die schon drei Brandanschläge überstanden hat. Auf der Rückseite seines Laptops ist ein kleiner Aufkleber angebracht „Irgendwann kriegen wir sie alle!“ Es ist der gleiche, der auch an seinem Opel Astra Kombi klebt.
12:56 Uhr: Hildegard Krückeberg, 58-jährige Mitarbeiterin der örtlichen Zulassungsstelle und Trägerin des silbernen Landkreisstempels am Bande, verdient sich wie jeden Montag ein paar Euros dazu, indem sie die Überwachungsbänder der Shell Tankstelle einsieht, um eventuelle KFZ-Steuerflüchtige zu überführen. Sofort fällt ihr die weiße Triumph auf. Die Befestigungslöcher der roten Nummer sind asynchron gebohrt und außerdem nicht korrekt entgratet. Als ihr prüfender Blick die Kabelbinder entdeckt, rutscht ihr ein spitzer Schrei über die Lippen. So geht das mal gar nicht.
12:57 Uhr: Der Pächter der Tankstelle schaut nach dem Rechten und fragt, ob alles in Ordnung sei. Hildegard hat sich wieder im Griff und schreitet ein. Sie greift zu ihrem Diensttelefon und macht umgehend Meldung bei Ihrem Vorgesetzten.
13:02 Uhr: Der Vorgesetzte ist sauer. Hildegard hat ihn vom pünktlichen Beginn der Mittagspause abgehalten.
14:10 Uhr. Herr Lindemann hat die Daten des Starenkastens Celle West II in den zentralen Landkreis-Server eingespielt.
14:25 Uhr: Die alte Jungfer und Brillenträgerin Claudia S., verantwortlich für ca. 145 Strafzettel täglich, entdeckt an Position 28 ein weißes, wheelendes Motorrad. Claudia macht, was sie in so einem Fall immer macht. Sie ruft ihre alte Jugendfreundin Elke Bunselmeyer an, die nach einer Umschulung von Altenpflegerin auf Polizistin nebenan Dienst tut und gibt Code 572 durch. Code Fünfsiebenzwo bedeutet soviel wie „Wheelendes Motorrad > 100km/h, Fahrer sofort verhaften, Fahrzeug einziehen. Schusswaffengebrauch ist ausdrücklich erlaubt“
15:00 Uhr: Die Mittagspause des Vorgesetzten von Hildegard ist zu Ende, wie immer viel zu schnell. Der Staatsangestellte läuft zu Höchstform auf und ruft bei der zuständigen Polizeistation an. Er erreicht ausgerechnet seine geschiedene Frau Elke B. aus zweiter Ehe, die gerade Dienst schiebt. Seine Stimmung fällt auf den Nullpunkt. Die beiden können sich nach einem Spontanurlaub in Spanien eigentlich nicht mehr riechen, weil er einen ausgeprägten Sockenfetisch hat und seinerzeit selbst bei 38° im Schatten nicht ohne Burlingtons an den Strand ging. Aber jetzt war Gefahr im Verzug, da mussten private Probleme einfach außen vor bleiben. Elke wird bei der erwähnten Farbe weiß hellhörig.
15:37 Uhr: Der Bildabgleich lässt keinen Zweifel zu. Der Täter mit dem nicht korrekt entgrateten Nummernschild und das Wheeliemonster sind die gleiche Person. Hildegard wird informiert und nickt zufrieden.
Nächster Tag, 6:00 Uhr früh: Die bei der Verlagsgruppe Madsack erscheinende Hannoverausgabe der BILD-Zeitung kommt mit einer Sonderausgabe in die Kioske. „Jetzt sterben sie wieder. Irrer Motorradfahrer rast mit über 200km/h durch Celle. Wer kann diesen Wahnsinn stoppen?“
10:30 Uhr: Der gesamte südliche Landkreis Hildesheim ist hermetisch abgeriegelt. Keiner kommt rein, keiner kommt raus. Die Polizei zieht den sogenannten Hildesheimer Kessel immer weiter zu und hat zur Unterstützung Spezialisten vom G8 Gipfel von Heiligenhafen angefordert.
17:22 Uhr: Angela Dabbelju Merkel tritt in Berlin vor die versammelte Presse, streckt ihre zierlichen Ärmchen in die Höhe und verkündet an einem weißen Rednerpult auf dem Rasen vorm Bundestag: „Yes, we got `em!“ Der Jubel kennt keine Grenzen. Selbst übel verfeindete Redakteure von Focus und Spiegel liegen sich weinend vor Freude in den Armen.
18:45 Uhr: ein dumpfer Knall lässt einen kleinen Vorort von Celle erzittern. Der Vorgesetzte von Hildegard, der 1,4 km vom Epizentrum entfernt wohnt, hat endgültig die Schnauze voll. Er wischt die Reste seines heruntergefallenen Feierabendbieres weg und geht zu Bett. Die Druckwelle erreicht die ersten Häuserreihen der Celler Altstadt, einige Fensterscheiben bersten. Zeitgleich gehen bei mehreren lokalen Radiostationen Bekenneranrufe der Untergrundgruppe „Freunde der Blitzer“ ein. Die Forderungen lauten „Freiheit für Niedersachen“ und „Gerechtigkeit für Werner“. Aus einem riesigen Krater direkt neben einer Ausfallstraße vor den Toren der Stadt steigt leichter Rauch auf. Der Starenkasten Celle West II ist nicht mehr.
Die Vision verblasst langsam. Werner wird klar, ohne vollen Tank könnte die Nummer eng werden. Außerdem ist er einfach zu alt für diesen Scheiß. Exakt 3,4 mm vor der auslösenden Induktionsschleife erreicht die übel zusammengestauchte Cup Triple vorschriftsmäßige 70 km/h. Werner taucht unerkannt im Celler Ortskern unter. Noch mal Glück gehabt. Auf Höhe einer Shell Tankstelle fängt seine Spritanzeige an zu leuchten. Er schafft es gerade noch, rechtzeitig anzuhalten. Während er tankt entdeckt er eine unglaublich hässliche Frau, die hinter einer Tür mit der Aufschrift „Privat“ verschwindet. Die Frau ist so fett, dass sie in eine entsprechende Umlaufbahn katapultiert eine Sonnenfinsternis über ganz Hannover auslösen würde. Er tauft sie spontan Hildegard und sieht sie nie wieder....
[Montag, 31.03.2008, kurz nach 10 Uhr]
Zurück im hier und jetzt, es ist immer noch Montag morgen, Burgdorf ist endlich erreicht, die A2 liegt mittlerweile südlich und hinter Schillerslage geht’s rechts weg Richtung Celle. Vor der kleinen Triumph taucht ein 40-Tonner mit riesigen Heckflügeltüren auf, die bis fast zum Boden reichen. Schön, ein wenig Windschatten verspricht gleichzeitig etwas Wärme, das war schon zu RD80-Zeiten so. Zeit, die Rückwand des LKW genauer zu betrachten. Ein kleiner „Bär“ Aufkleber deutet den Hersteller an. Nirgends sind Griffe oder Scharniere zu erkennen. wie das Ding wohl auf geht? Tja, das Rätsel bleibt ungelöst. Zündbruder Werner fällt der Starenkasten ein, der demnächst kommt. Diese Dinger hatte er ja gefressen. Exakt sieben Mal hatte die Staatsgewalt im letzten Jahr zugeschlagen und für insgesamt vier Punkte in Flensburg gesorgt. Vorher war er zehn Jahre punktefrei geblieben. Aber gegen die in den letzten Jahren inflationär aufgestellten Kohlescheffler jeder noch so kleinen Kaffgemeinde war man fast machtlos. Eine unbekannte Landstraße, wahrscheinlich noch nachts und ein Speedlimit von weniger als 70km/h sind ja heute schon fast ein Garant für so ne Blitzerbude. Hochgradig unfair das Ganze. Früher, als es noch Mann gegen Mann ging, war die Welt noch in Ordnung. Wenn da der Dorfsheriff im Tarnanzug durchs Unterholz robbte und Jagd auf unvorsichtige Moppedfahrer in seinem Revier machte, hatte er sich die erlegten Zünder verdammt redlich verdient, aber diese seelenlosen Blechkisten waren definitiv ne neue Dimension. Es musste was passieren. In Werner reift ein diabolischer Plan. Niemand, wirklich niemand kannte diese kleine weiße Jungfrau, sie war ja nicht mal angemeldet, selbst noch so große Heerscharen der Rennleitung würden sie je finden. Die Zulassungsstellen würden keine Treffer ausspucken, diese weiße Triumph wäre im Computer nicht auffindbar. Die rote Nummer war nur kurz geliehen und eh nicht erkennbar. Da gab’s absolut kein Risiko. Ja verdammt, heute wird Werner dafür sorgen, dass sich das Blatt wendet. Nicht mehr 7:0 für den Staat, nein 7:1, der Anschlusstreffer, der Wendepunkt. Jawoll, mit erhobenem Rad einmal völlig gesetzlos durch dieses Scheißding hämmern und dann im Nichts verschwinden. Werner sieht die BILD-Schlagzeile schon vor sich: „Jetzt rasen sie wieder. Verrückter Motorradfahrer mit Vollgas auf dem Hinterrad bei Celle durch Radarfalle. War es Michael S.?“ Breaking the law, breaking the law! Unauffällig vergrößert sich der Abstand zum 40-Tonner, Werner braucht Platz. Da hinten taucht die fiese Spardose des Landkreises auf. Diesmal ist sie fällig. Noch 100 m. Hand an die Kupplung. Erste Zweifel kommen auf. Mehr Schub. Schweiß auf der Stirn. Eine Vision drängt sich auf:
10:34 Uhr: Werner rast mit 116 km/h auf einem Rad durch den Blitzer und lässt das Vorderrad kurz danach mit einem leichten „Ütz“ wieder auf den Boden aufsetzen. Er fühlt sich frei, unpackbar.
10:37 Uhr: Die Spritanzeige beginnt zu leuchten. Werner steuert die nächste Shell Tankstelle an und tankt Super Plus. Niemand nimmt Notiz von ihm. Beim Bezahlen lässt er sicherheitshalber den Helm auf. Wie immer kauft er beim Tanken heimlich ein Duplo und vertilgt es sofort. Sein Fitnesstrainer wird niemals merken, dass er ihn schon seit Jahren mit Duplos betrügt. Werner ist glücklich.
12:30 Uhr: Erwin Lindemann macht seine tägliche Runde und entsperrt mit seinem Handy die Sicherheitsvorrichtung der Geschwindigkeitsmessanlage. Er schließt sein Laptop an und saugt die Daten von der interne Festplatte der 40.000 Euro teuren Anlage, die schon drei Brandanschläge überstanden hat. Auf der Rückseite seines Laptops ist ein kleiner Aufkleber angebracht „Irgendwann kriegen wir sie alle!“ Es ist der gleiche, der auch an seinem Opel Astra Kombi klebt.
12:56 Uhr: Hildegard Krückeberg, 58-jährige Mitarbeiterin der örtlichen Zulassungsstelle und Trägerin des silbernen Landkreisstempels am Bande, verdient sich wie jeden Montag ein paar Euros dazu, indem sie die Überwachungsbänder der Shell Tankstelle einsieht, um eventuelle KFZ-Steuerflüchtige zu überführen. Sofort fällt ihr die weiße Triumph auf. Die Befestigungslöcher der roten Nummer sind asynchron gebohrt und außerdem nicht korrekt entgratet. Als ihr prüfender Blick die Kabelbinder entdeckt, rutscht ihr ein spitzer Schrei über die Lippen. So geht das mal gar nicht.
12:57 Uhr: Der Pächter der Tankstelle schaut nach dem Rechten und fragt, ob alles in Ordnung sei. Hildegard hat sich wieder im Griff und schreitet ein. Sie greift zu ihrem Diensttelefon und macht umgehend Meldung bei Ihrem Vorgesetzten.
13:02 Uhr: Der Vorgesetzte ist sauer. Hildegard hat ihn vom pünktlichen Beginn der Mittagspause abgehalten.
14:10 Uhr. Herr Lindemann hat die Daten des Starenkastens Celle West II in den zentralen Landkreis-Server eingespielt.
14:25 Uhr: Die alte Jungfer und Brillenträgerin Claudia S., verantwortlich für ca. 145 Strafzettel täglich, entdeckt an Position 28 ein weißes, wheelendes Motorrad. Claudia macht, was sie in so einem Fall immer macht. Sie ruft ihre alte Jugendfreundin Elke Bunselmeyer an, die nach einer Umschulung von Altenpflegerin auf Polizistin nebenan Dienst tut und gibt Code 572 durch. Code Fünfsiebenzwo bedeutet soviel wie „Wheelendes Motorrad > 100km/h, Fahrer sofort verhaften, Fahrzeug einziehen. Schusswaffengebrauch ist ausdrücklich erlaubt“
15:00 Uhr: Die Mittagspause des Vorgesetzten von Hildegard ist zu Ende, wie immer viel zu schnell. Der Staatsangestellte läuft zu Höchstform auf und ruft bei der zuständigen Polizeistation an. Er erreicht ausgerechnet seine geschiedene Frau Elke B. aus zweiter Ehe, die gerade Dienst schiebt. Seine Stimmung fällt auf den Nullpunkt. Die beiden können sich nach einem Spontanurlaub in Spanien eigentlich nicht mehr riechen, weil er einen ausgeprägten Sockenfetisch hat und seinerzeit selbst bei 38° im Schatten nicht ohne Burlingtons an den Strand ging. Aber jetzt war Gefahr im Verzug, da mussten private Probleme einfach außen vor bleiben. Elke wird bei der erwähnten Farbe weiß hellhörig.
15:37 Uhr: Der Bildabgleich lässt keinen Zweifel zu. Der Täter mit dem nicht korrekt entgrateten Nummernschild und das Wheeliemonster sind die gleiche Person. Hildegard wird informiert und nickt zufrieden.
Nächster Tag, 6:00 Uhr früh: Die bei der Verlagsgruppe Madsack erscheinende Hannoverausgabe der BILD-Zeitung kommt mit einer Sonderausgabe in die Kioske. „Jetzt sterben sie wieder. Irrer Motorradfahrer rast mit über 200km/h durch Celle. Wer kann diesen Wahnsinn stoppen?“
10:30 Uhr: Der gesamte südliche Landkreis Hildesheim ist hermetisch abgeriegelt. Keiner kommt rein, keiner kommt raus. Die Polizei zieht den sogenannten Hildesheimer Kessel immer weiter zu und hat zur Unterstützung Spezialisten vom G8 Gipfel von Heiligenhafen angefordert.
17:22 Uhr: Angela Dabbelju Merkel tritt in Berlin vor die versammelte Presse, streckt ihre zierlichen Ärmchen in die Höhe und verkündet an einem weißen Rednerpult auf dem Rasen vorm Bundestag: „Yes, we got `em!“ Der Jubel kennt keine Grenzen. Selbst übel verfeindete Redakteure von Focus und Spiegel liegen sich weinend vor Freude in den Armen.
18:45 Uhr: ein dumpfer Knall lässt einen kleinen Vorort von Celle erzittern. Der Vorgesetzte von Hildegard, der 1,4 km vom Epizentrum entfernt wohnt, hat endgültig die Schnauze voll. Er wischt die Reste seines heruntergefallenen Feierabendbieres weg und geht zu Bett. Die Druckwelle erreicht die ersten Häuserreihen der Celler Altstadt, einige Fensterscheiben bersten. Zeitgleich gehen bei mehreren lokalen Radiostationen Bekenneranrufe der Untergrundgruppe „Freunde der Blitzer“ ein. Die Forderungen lauten „Freiheit für Niedersachen“ und „Gerechtigkeit für Werner“. Aus einem riesigen Krater direkt neben einer Ausfallstraße vor den Toren der Stadt steigt leichter Rauch auf. Der Starenkasten Celle West II ist nicht mehr.
Die Vision verblasst langsam. Werner wird klar, ohne vollen Tank könnte die Nummer eng werden. Außerdem ist er einfach zu alt für diesen Scheiß. Exakt 3,4 mm vor der auslösenden Induktionsschleife erreicht die übel zusammengestauchte Cup Triple vorschriftsmäßige 70 km/h. Werner taucht unerkannt im Celler Ortskern unter. Noch mal Glück gehabt. Auf Höhe einer Shell Tankstelle fängt seine Spritanzeige an zu leuchten. Er schafft es gerade noch, rechtzeitig anzuhalten. Während er tankt entdeckt er eine unglaublich hässliche Frau, die hinter einer Tür mit der Aufschrift „Privat“ verschwindet. Die Frau ist so fett, dass sie in eine entsprechende Umlaufbahn katapultiert eine Sonnenfinsternis über ganz Hannover auslösen würde. Er tauft sie spontan Hildegard und sieht sie nie wieder....
nehmt dies als vorletzten Teil:
Immer noch erschrocken über die Nummer versucht Werner auf andere Gedanken zu kommen. Ihm fällt der Weinberg ein, groß und mächtig und früher immer eine Reise wert:
[Sonntag, 30.03.2008, irgendwann nachmittags]
Bei einem Tachostand von ca. 70 Meilen, die brav und ohne Verschalter mit max. 5.000 U/min abgespult wurden, tauchte er auf, der Weinberg nahe Bockenem. Süddeutsche Mitbürger würden bei Betrachtung des Hügelchens und dem Begriff Berg zwar eher in epileptisches Gelächter verfallen, aber für den gemeinen Hildesheimer Knieschleifer war die kleine Anhöhe neben dem roten Berg sein ganzer Stolz. Ausgestattet mit exakt neun Kurven, rechnete man die beiden langgezogenen Einflugschneisen hinzu, war es durchaus nicht so einfach, auf Anhieb eine gute Bergwertung zu schaffen. Sich zuziehende Kurven, beidseitige Parkplätze auf der Kuppe, kleinere Flickstellen und ein enger 90°-Winkel, der im ersten Gang genommen werden wollte, forderten volle Konzentration. Nur gut, dass Werner’s wüste Zeit an dieser Stätte schon lange zurücklag. Locker swingend nahm er die bekannten Kurven, fiel nicht auf die sich zuziehende Rechts nach der Kuppe herein, war vor der Zuschauerkurve spät auf der Bremse, und rollte galant ums Eck, immer der Sonne entgegen. Das Knie nicht auf dem Asphalt, ganz brav. An der üblichen Wendestelle standen sie, die R1en, ZX10s und GSXRs. Es schien, dass heute alles draußen war, was laufen konnte. Werner grüßte freundlich und schaute sich nicht um. Er hatte heute eine andere Aufgabe. Der Kumpel, der einige Kilometer weiter wohnte, schien nicht da zu sein. Also neues Ziel ausbaldowern. Auf der rechten Schulter tauchte die diabolische Gertrud auf. „Das Knie war nicht am Boden, du Lusche!“ Werner hörte sie kaum. Weiter ging’s Richtung Braunschweig… „Weichei“…keine wirklich schöne Gegend hier.
Wieder zurück in die andere Richtung, mal schauen, ob Heini zu Hause ist… „alter Sack“…Heini war nicht zu Hause, stimmt ja, der trieb sich an der Küste… „Schisser“…rum. Na, egal, dann eben wieder Richtung Alfeld… „Lusche, Lusche, Lusche“…OKAY, Gertrud, WAS WILLST DU? „Komm, nur einmal, du kannst doch nicht durch den Weinberg gefahren sein, ohne wenigstens einmal das Knie auf dem Boden gehabt zu haben, was sollen die Leute denken?“ „Mich kennt da eh keiner mehr.“ „Na und, mach`s für dich, nur so zum Spaß!“, „Also gut, einmal, dann ist aber Schluss, ist das klar!“
Im sechsten Gang flog Werner mit vorschriftsmäßigen 5000 U/min von der Südseite auf die erste Kurve zu, bremsen, Arsch rüber, Knie raus und rein in die Links. Alles etwas holprig und ungestüm. Die nächsten Kurven klappten besser, aber immer noch kein Knie am Asphalt. Werner hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was man den extra fürs Einfahren montierten Pellen so zutrauen konnte, also lieber etwas langsam rantasten. Zu seiner Landstraßen-Racer-Zeit waren die BT56SS das Maß der Dinge, aber das war acht Jahre her. Nach neun Kurven war das Knie tatsächlich nicht einmal auf der Erde, irgendwie passte der Cocktail aus normalem Schaltschema, zu hoher Einstellung der Hebeleien und limitierter Drehzahlvorgabe nicht recht zusammen. Nun war’s aber zu spät, der Ehrgeiz war geweckt und außerdem, was sollten die Leute denken. Also zurück, diesmal mit 6000-7000 U/min, das musste das Boot abkönnen oder so. Die zweite enge Links von der Nordseite, seit jeher Werners Lieblingskurve, musste ran. Extra weit raushängen, Blick ans Ende der Kurve und rein mit dem Boliden. Es wäre gelogen, wenn das kurze *krrrtsss* nicht zu einem Lächeln unterm Helm geführt hätte. Nun ja, Gertrud war zufrieden, dann konnte es also zum verabredeten Weizen (alkoholfrei) beim Kumpel gehen. Dummerweise wohnte der auf der anderen Seite des Hügels. Gut, Werner hätte über eine andere Strecke auch drum herum fahren können, aber wer macht das schon? Also wedelte er diesmal mit vollem Spaß über seine alte Lieblingsstrecke, das Knie in jeder Kurve am Boden, verrückt natürlich, fast ein bisschen wie in alten Zeiten, als man das Risiko noch nicht so ernst nahm oder es einfach nicht sah. Die Streety fiel fast von allein in die Kurven, was für eine geile Fahrmaschine. Es wäre schon wieder gelogen, wenn er nicht zugeben würde, dass das folgende Weizen (immer noch alkoholfrei) beim guten Freund nicht noch mal so gut geschmeckt hätte…
Immer noch erschrocken über die Nummer versucht Werner auf andere Gedanken zu kommen. Ihm fällt der Weinberg ein, groß und mächtig und früher immer eine Reise wert:
[Sonntag, 30.03.2008, irgendwann nachmittags]
Bei einem Tachostand von ca. 70 Meilen, die brav und ohne Verschalter mit max. 5.000 U/min abgespult wurden, tauchte er auf, der Weinberg nahe Bockenem. Süddeutsche Mitbürger würden bei Betrachtung des Hügelchens und dem Begriff Berg zwar eher in epileptisches Gelächter verfallen, aber für den gemeinen Hildesheimer Knieschleifer war die kleine Anhöhe neben dem roten Berg sein ganzer Stolz. Ausgestattet mit exakt neun Kurven, rechnete man die beiden langgezogenen Einflugschneisen hinzu, war es durchaus nicht so einfach, auf Anhieb eine gute Bergwertung zu schaffen. Sich zuziehende Kurven, beidseitige Parkplätze auf der Kuppe, kleinere Flickstellen und ein enger 90°-Winkel, der im ersten Gang genommen werden wollte, forderten volle Konzentration. Nur gut, dass Werner’s wüste Zeit an dieser Stätte schon lange zurücklag. Locker swingend nahm er die bekannten Kurven, fiel nicht auf die sich zuziehende Rechts nach der Kuppe herein, war vor der Zuschauerkurve spät auf der Bremse, und rollte galant ums Eck, immer der Sonne entgegen. Das Knie nicht auf dem Asphalt, ganz brav. An der üblichen Wendestelle standen sie, die R1en, ZX10s und GSXRs. Es schien, dass heute alles draußen war, was laufen konnte. Werner grüßte freundlich und schaute sich nicht um. Er hatte heute eine andere Aufgabe. Der Kumpel, der einige Kilometer weiter wohnte, schien nicht da zu sein. Also neues Ziel ausbaldowern. Auf der rechten Schulter tauchte die diabolische Gertrud auf. „Das Knie war nicht am Boden, du Lusche!“ Werner hörte sie kaum. Weiter ging’s Richtung Braunschweig… „Weichei“…keine wirklich schöne Gegend hier.
Wieder zurück in die andere Richtung, mal schauen, ob Heini zu Hause ist… „alter Sack“…Heini war nicht zu Hause, stimmt ja, der trieb sich an der Küste… „Schisser“…rum. Na, egal, dann eben wieder Richtung Alfeld… „Lusche, Lusche, Lusche“…OKAY, Gertrud, WAS WILLST DU? „Komm, nur einmal, du kannst doch nicht durch den Weinberg gefahren sein, ohne wenigstens einmal das Knie auf dem Boden gehabt zu haben, was sollen die Leute denken?“ „Mich kennt da eh keiner mehr.“ „Na und, mach`s für dich, nur so zum Spaß!“, „Also gut, einmal, dann ist aber Schluss, ist das klar!“
Im sechsten Gang flog Werner mit vorschriftsmäßigen 5000 U/min von der Südseite auf die erste Kurve zu, bremsen, Arsch rüber, Knie raus und rein in die Links. Alles etwas holprig und ungestüm. Die nächsten Kurven klappten besser, aber immer noch kein Knie am Asphalt. Werner hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, was man den extra fürs Einfahren montierten Pellen so zutrauen konnte, also lieber etwas langsam rantasten. Zu seiner Landstraßen-Racer-Zeit waren die BT56SS das Maß der Dinge, aber das war acht Jahre her. Nach neun Kurven war das Knie tatsächlich nicht einmal auf der Erde, irgendwie passte der Cocktail aus normalem Schaltschema, zu hoher Einstellung der Hebeleien und limitierter Drehzahlvorgabe nicht recht zusammen. Nun war’s aber zu spät, der Ehrgeiz war geweckt und außerdem, was sollten die Leute denken. Also zurück, diesmal mit 6000-7000 U/min, das musste das Boot abkönnen oder so. Die zweite enge Links von der Nordseite, seit jeher Werners Lieblingskurve, musste ran. Extra weit raushängen, Blick ans Ende der Kurve und rein mit dem Boliden. Es wäre gelogen, wenn das kurze *krrrtsss* nicht zu einem Lächeln unterm Helm geführt hätte. Nun ja, Gertrud war zufrieden, dann konnte es also zum verabredeten Weizen (alkoholfrei) beim Kumpel gehen. Dummerweise wohnte der auf der anderen Seite des Hügels. Gut, Werner hätte über eine andere Strecke auch drum herum fahren können, aber wer macht das schon? Also wedelte er diesmal mit vollem Spaß über seine alte Lieblingsstrecke, das Knie in jeder Kurve am Boden, verrückt natürlich, fast ein bisschen wie in alten Zeiten, als man das Risiko noch nicht so ernst nahm oder es einfach nicht sah. Die Streety fiel fast von allein in die Kurven, was für eine geile Fahrmaschine. Es wäre schon wieder gelogen, wenn er nicht zugeben würde, dass das folgende Weizen (immer noch alkoholfrei) beim guten Freund nicht noch mal so gut geschmeckt hätte…
letzter Part:
[Montag, 31.03.2008, 10:30 Uhr]
Celle, die hübsche kleine Stadt am Rand der Heide, touristisch voll erschlossen und mit schöner Altstadt, lädt immer zu einer kleinen Pause ein. Entgegen seines ursprünglichen Plans entscheidet sich Werner jedoch, durchzufahren. Die frische Luft und die sprichwörtliche Freude am Fahren der Triumph sind einfach zu verlockend. Rechts geht’s Richtung Uelzen, geradeaus nach Nienburg. Da heute morgen anscheinend alles nach Uelzen will, rollt die Triple lieber geradeaus. Zuviel Verkehr macht keinen Spaß. Vor Werner cruist eine weinrote Goldwing in vollem Ornat. Überall Chrom, grauenvolle Fransen am Lenker, Fähnchen am Heck, 14 Rücklichter, mindestens ebenso viele Blinker und ein Topcase, das eher den Namen Schrankwand verdient hätte. Dazu Zwei-Zimmer-Küche-Diele-Bad und blau beleuchteter Rückwärtsgang. Der Jethelm bemützte Kapitän bedient auch das letzte Klischee. Je länger Werner dieses Kunstwerk betrachtet, desto mehr fällt ihm jedoch auf, dass irgendwas nicht passt. Alles wirkt wie bei 95° gewaschen. Mein Gott, das ist ja ein Roller. Das laut Typenbezeichnung mit einem 250er Small Block ausgestattete Ungetüm entschwindet rechter Hand ebenso schnell wie es aufgetaucht war. Werner schüttelt es ein wenig, es gibt tatsächlich nix, was es nicht gibt. Jetzt aber raus hier, wieder zurück auf die Landstraße. Ein Tunnel taucht auf. Die Ampel direkt davor steht auf Rot. Werner wird schon wieder kindisch. Die offenen Remustüten und diese dunkle Unterführung klingen zusammen bestimmt toll. Fehlzündungen per Killschalter wie bei alten Vergasermodellen ließen sich ja mit so ’nem neumodischen Kram wie dem Dreizylonker Einspritzer nicht mehr produzieren. Schade eigentlich. Die Ampel springt auf Grün. Die kurzfristig anliegenden 7000 U/min erzeugen ein akkurates Klangbild, keine Frage. Der wütende Blick einer Mutter allerdings, die ihrem Kind die Ohren zuhält, lässt Werner leicht erröten und wieder zur Vernunft zurück kommen. Genug dieser halbstarken Lächerlichkeiten.
Endlich öffnen sich die Tore der Stadt und die Wahl zwischen Nienburg und Winsen an der Aller steht an. Winsen gewinnt, weil Werner noch nie dort war. Die digitale Uhr der Informationszentrale zeigt mittlerweile 02:28 Uhr an. Leicht neben der Spur, die Gute. Zum Glück ist Herr Gnade nebenbei Hobby-Astrologe, so dass er aus dem Stand der Sonne, dem Fliegeneinschlag auf dem Visier und der gefühlten Temperatur die korrekte Uhrzeit ermitteln kann. Danach ist es jetzt zirka 10 Uhr. Zeit für ein wohlverdientes Frühstücksbrötchen beim nächsten Dorfbäcker. Nach einiger Suche findet sich was Passendes in Winsen. Ein kleiner typischer Laden mit angeschlossenem Café. Perfekt. Auf die Schnellcafes mit „Coffee to go“ oder ähnliche Slogans im Firmennamen konnte Werner heute gut verzichten. Hat den zuständigen Marketingfuzzis eigentlich noch nie jemand gesagt, dass dieses „...to go“ ziemlich nach Rausschmiss klingt? Gerade so wie „Geh mit Gott, aber geh!“. Fürchterlich.
Die nette Dame hinterm Tresen schenkt Werner ein Lächeln. Das gewünschte Käsebrötchen wird frisch geschmiert und den Kaffee gibt’s fertig umgerührt mit Milch und Zucker. „Wollen sie sich kurz ins Kaffee setzen, ist wärmer als draußen.“ „Danke, aber das ist sicher nicht nötig.“ Um keinen Preis der Welt würde sich Werner jetzt ins Warme setzen, dort saß er viel zu oft, wie ihm in den letzten Stunden endlich mal wieder klar geworden war. Gut, draußen war nicht gerade die Skyline von New York oder Mainhatten zu bestaunen, aber das war auch nicht wirklich wichtig. Werner steht auch so rundum glücklich und zufrieden mit sich selbst am Straßenrand, betrachtet die Welt um sich herum und fühlt sich wie Gott in Frankreich. Brötchen links, Kaffee rechts und ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolken. Mehr braucht es wahrlich nicht. Wenn Werner könnte, er würde direkt durchfahren bis Paris, drei mal um den Eiffelturm herum, auf dem Hinterrad durch den Arcus Triumphalis und wieder zurück, einfach so zum Spaß. Ein Blick auf die Handyuhr macht aber klar, dass es heute nix mehr mit Paris werden würde. In gut drei Stunden muss die rote Nummer zurück sein und die Internetseiten werden auch nicht von allein fertig. Nicht schlimm. Heute würde Werner selbst seinem übelstem Feind mit einem Lächeln begegnen und ihn zu einem Kaffee einladen. Also los, ab nach Hause.
An einer Weggabelung geht es nach Wietze. Schon wieder so ein Dorf, von dem Werner schon oft hörte, aber in dem er noch wie war. Das muss noch mitgenommen werden! Danach rollt die Engländerin über Dörfer mit so klangvollen Namen wie Ovelgönne, Kleinburgwedel oder Ingeln-Oesselse langsam aber sicher wieder heimwärts. Die Temperaturen kratzen längst am zweistelligen Bereich und als unser kleiner Freund endlich wieder auf den heimischen Hof rollt, weiß er: Das Leben kann schön sein, man muss es nur manchmal einfach lassen.
Gute Nacht
45
PS: An dieser Stelle meinen besten Dank an PofPof, der die Teile vor Veröffentlichung nochmal quer gelesen hat. Nicht, daß meine ausgeprägte ß-Schwäche noch auffällt. Ich liebe Profis. Dann natürlich Danke an Bundy, meine Muse. Ohne seine bekloppten Beiträge in diesem Brett wärs nur halb so schön, ähnlich verdrehtes zu schreiben. Dancing Banana Und selbstverständlich danke ich noch meiner Mutter, meinem Regisseur, meiner Visagistin ...und nicht zuletzt Werner "Zweimann" Gnade.
[Montag, 31.03.2008, 10:30 Uhr]
Celle, die hübsche kleine Stadt am Rand der Heide, touristisch voll erschlossen und mit schöner Altstadt, lädt immer zu einer kleinen Pause ein. Entgegen seines ursprünglichen Plans entscheidet sich Werner jedoch, durchzufahren. Die frische Luft und die sprichwörtliche Freude am Fahren der Triumph sind einfach zu verlockend. Rechts geht’s Richtung Uelzen, geradeaus nach Nienburg. Da heute morgen anscheinend alles nach Uelzen will, rollt die Triple lieber geradeaus. Zuviel Verkehr macht keinen Spaß. Vor Werner cruist eine weinrote Goldwing in vollem Ornat. Überall Chrom, grauenvolle Fransen am Lenker, Fähnchen am Heck, 14 Rücklichter, mindestens ebenso viele Blinker und ein Topcase, das eher den Namen Schrankwand verdient hätte. Dazu Zwei-Zimmer-Küche-Diele-Bad und blau beleuchteter Rückwärtsgang. Der Jethelm bemützte Kapitän bedient auch das letzte Klischee. Je länger Werner dieses Kunstwerk betrachtet, desto mehr fällt ihm jedoch auf, dass irgendwas nicht passt. Alles wirkt wie bei 95° gewaschen. Mein Gott, das ist ja ein Roller. Das laut Typenbezeichnung mit einem 250er Small Block ausgestattete Ungetüm entschwindet rechter Hand ebenso schnell wie es aufgetaucht war. Werner schüttelt es ein wenig, es gibt tatsächlich nix, was es nicht gibt. Jetzt aber raus hier, wieder zurück auf die Landstraße. Ein Tunnel taucht auf. Die Ampel direkt davor steht auf Rot. Werner wird schon wieder kindisch. Die offenen Remustüten und diese dunkle Unterführung klingen zusammen bestimmt toll. Fehlzündungen per Killschalter wie bei alten Vergasermodellen ließen sich ja mit so ’nem neumodischen Kram wie dem Dreizylonker Einspritzer nicht mehr produzieren. Schade eigentlich. Die Ampel springt auf Grün. Die kurzfristig anliegenden 7000 U/min erzeugen ein akkurates Klangbild, keine Frage. Der wütende Blick einer Mutter allerdings, die ihrem Kind die Ohren zuhält, lässt Werner leicht erröten und wieder zur Vernunft zurück kommen. Genug dieser halbstarken Lächerlichkeiten.
Endlich öffnen sich die Tore der Stadt und die Wahl zwischen Nienburg und Winsen an der Aller steht an. Winsen gewinnt, weil Werner noch nie dort war. Die digitale Uhr der Informationszentrale zeigt mittlerweile 02:28 Uhr an. Leicht neben der Spur, die Gute. Zum Glück ist Herr Gnade nebenbei Hobby-Astrologe, so dass er aus dem Stand der Sonne, dem Fliegeneinschlag auf dem Visier und der gefühlten Temperatur die korrekte Uhrzeit ermitteln kann. Danach ist es jetzt zirka 10 Uhr. Zeit für ein wohlverdientes Frühstücksbrötchen beim nächsten Dorfbäcker. Nach einiger Suche findet sich was Passendes in Winsen. Ein kleiner typischer Laden mit angeschlossenem Café. Perfekt. Auf die Schnellcafes mit „Coffee to go“ oder ähnliche Slogans im Firmennamen konnte Werner heute gut verzichten. Hat den zuständigen Marketingfuzzis eigentlich noch nie jemand gesagt, dass dieses „...to go“ ziemlich nach Rausschmiss klingt? Gerade so wie „Geh mit Gott, aber geh!“. Fürchterlich.
Die nette Dame hinterm Tresen schenkt Werner ein Lächeln. Das gewünschte Käsebrötchen wird frisch geschmiert und den Kaffee gibt’s fertig umgerührt mit Milch und Zucker. „Wollen sie sich kurz ins Kaffee setzen, ist wärmer als draußen.“ „Danke, aber das ist sicher nicht nötig.“ Um keinen Preis der Welt würde sich Werner jetzt ins Warme setzen, dort saß er viel zu oft, wie ihm in den letzten Stunden endlich mal wieder klar geworden war. Gut, draußen war nicht gerade die Skyline von New York oder Mainhatten zu bestaunen, aber das war auch nicht wirklich wichtig. Werner steht auch so rundum glücklich und zufrieden mit sich selbst am Straßenrand, betrachtet die Welt um sich herum und fühlt sich wie Gott in Frankreich. Brötchen links, Kaffee rechts und ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolken. Mehr braucht es wahrlich nicht. Wenn Werner könnte, er würde direkt durchfahren bis Paris, drei mal um den Eiffelturm herum, auf dem Hinterrad durch den Arcus Triumphalis und wieder zurück, einfach so zum Spaß. Ein Blick auf die Handyuhr macht aber klar, dass es heute nix mehr mit Paris werden würde. In gut drei Stunden muss die rote Nummer zurück sein und die Internetseiten werden auch nicht von allein fertig. Nicht schlimm. Heute würde Werner selbst seinem übelstem Feind mit einem Lächeln begegnen und ihn zu einem Kaffee einladen. Also los, ab nach Hause.
An einer Weggabelung geht es nach Wietze. Schon wieder so ein Dorf, von dem Werner schon oft hörte, aber in dem er noch wie war. Das muss noch mitgenommen werden! Danach rollt die Engländerin über Dörfer mit so klangvollen Namen wie Ovelgönne, Kleinburgwedel oder Ingeln-Oesselse langsam aber sicher wieder heimwärts. Die Temperaturen kratzen längst am zweistelligen Bereich und als unser kleiner Freund endlich wieder auf den heimischen Hof rollt, weiß er: Das Leben kann schön sein, man muss es nur manchmal einfach lassen.
Gute Nacht
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PS: An dieser Stelle meinen besten Dank an PofPof, der die Teile vor Veröffentlichung nochmal quer gelesen hat. Nicht, daß meine ausgeprägte ß-Schwäche noch auffällt. Ich liebe Profis. Dann natürlich Danke an Bundy, meine Muse. Ohne seine bekloppten Beiträge in diesem Brett wärs nur halb so schön, ähnlich verdrehtes zu schreiben. Dancing Banana Und selbstverständlich danke ich noch meiner Mutter, meinem Regisseur, meiner Visagistin ...und nicht zuletzt Werner "Zweimann" Gnade.
- Tobse Offline
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- lupito Offline
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Das werde ich dieses Jahr aber nicht zulassen, sonst wäre ich nämlich jetze Meister, so!





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- Rolf42 Offline
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So, ich habe heute meine Tripple bei Triumph abgeholt. Jetzt habe ich drei Wochen Zeit die notwendigen Umbauten vorzunehmen und dann geht es los mit dem ersten Training.
Ist noch jemand mit in Ledenon vor Ostern?
Ich freu mich wie irre. Ist schon ein geiles Gerät, wenn auch noch ungewohnt mit dem breiten Lenker. Wann bin ich zuletzt mit so einer langen Stange gefahren?
Gruß Rolf
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