Nach einer mittlerweile genau 1 Jahr andauernden Rennpause aus vorwiegend monetären Gründen hatte ich von Ferdinand Franz für Sonntag den 25. September eine Einladung erhalten, den Seriensportlauf am Nürburgring auf der GP-Strecke mitzufahren. Ferdi ist seit dem letzten Lauf bereits Deutscher Meister 2005, Seriensport-Klasse 4 (600 ccm) und versucht mich schon seit 3 Jahren in den Seriensport zu ziehen. Diesmal hat er es geschafft, mich zumindest mal für diesen einen Lauf dazu zu bewegen. Ferdis Part der Einladung war, dass er mir einen einen Seriensportlauf alten Satz Metzeler Rennsport zur Verfügung stellte und mir Box, Bier und Essen stellte. Außerdem stellte er mir alle wesentlichen Umbauteile für meine R6 zur Verfügung, damit ich auch beim Seriensport durch die Abnahme komme.
Nach einigen Umbauarbeiten an meiner seit 1 Jahr nur rumstehenden R6 konnte ich dann endlich, das erste Mal seit 1 Jahr, zur Rennstrecke fahren um selber aufzuzünden. Der Nürburgring ist ja nicht allzu weit weg und so fuhr ich Samstag Abend gegen 19.20 Uhr ins Fahrerlager rein und wurde sofort von Ferdi begrüßt und zu Box 19 geschickt, der „winnerbox“. Auf meine Frage, warum dies eine „winnerbox“ wäre bekam ich zur Antwort, dass in Ferdis Box immer was zu feiern ist, meist sind es Siege oder Podestplätze von mehreren Boxeneinstellern. Ich stellte also meine R6 ab und musste noch die Startnummernfelder gestalten, da ich die Folien erst kurz vor der Abfahrt wiedergefunden hatte.
Zwischenzeitig füllte sich auch die Box und einige bekannte Gesichter tauchten auf. Freundlich wurde ich begrüßt und Dirk Schnieders fragte mich ob ich endlich mal Spaß am Motorradfahren haben wollte. Ich ließ dies zunächst mal unkommentiert und hoffte drauf, dass das mit der technischen Abnahme klappen würde, da ja doch nicht für alle Teile eine ABE vorliegt und dies im Seriensport so verlangt wird.
Nachdem ich zunächst die Papierabnahme incl. Veranstaltungslizenz erledigt hatte, ging es in den gemütlichen Teil des Abends, denn Ferdi feierte seinen Meistertitel mit Freibier und Spießbratenbrötchen. Nach etlichen Gesprächen mit allen möglichen Leuten begab ich mich dann gegen 0.15 Uhr zur Nachtruhe in meinen Transporter (der Wohnwagen hat noch keinen neuen TÜV...) und stellte mir den Wecker auf 7.35 Uhr. Aufstehen also um 7.45 Uhr. Das sollte reichen um die techn. Abnahme zu machen und um 10.25 Uhr gefrühstückt zu haben. Denn dann sollte Klasse 4 zur Dauerprüfung starten. Um 7.30 Uhr hörte ich einen startenden Motor und identifizierte ihn sofort als von meiner R6 stammend. Kurz darauf klopfte es an den Transporter. Ferdi wollte Helm und Papiere haben, da er für mich die techn. Abnahme erledigen wollte. Fand ich nett. Artig gab ich ihm alles und stand gemütlich auf.
Es war 7.48 Uhr als Ferdi wiederkam und meinte ich solle mich sofort umziehen, da ich in Klasse 8 (Open) starte und die haben ihre Dauerprüfung um 8 Uhr!!! So ein paar Dinge missfielen dem techn. Kommissar und er gab nur grünes Licht für die Klasse 8. Hatte ich mir gleich gedacht aber jetzt war Hektik angesagt: Kontaktlinsen in die Augen, Unteranzug und Kombi an, in die Stiefel springen und Helm auf. Dann ging es los, endlich back on the track!
Unbeschreibliche Gefühle überkamen mich als ich zum ersten Mal wieder das Gas aufdrehte. Wie hatte mir das gefehlt. Nach einer Einfahrrunde näherte sich das Knie langsam das erste Mal dem Boden und ich fühlte mich wieder wohl. Endlich „zuhause“! Nach 3 oder 4 Runden begann ich dann mir alte und neue Bremspunkte zu suchen. Den GP-Kurs habe ich seit dem Umbau vor ein paar Jahren gar nicht mehr gefahren und seitdem nur die Kurzanbindung ein paar Mal. Zu den IDM-Rennen halt.
Ende SZ bremste ich dann immer etwas später und es tauchte ein Problem auf: Beim späten Bremsen ließen sich die Gänge nicht runterschalten. Den 5. Gang bekam ich noch rein, die anderen wollten nicht und ich musste im 5. Gang durch die Haarnadelkurve fahren. Auch danach ging noch nix. Erst nach der folgenden Links ließen sich die Gänge wieder schalten. Das selbe Problem hatte ich vor der Dunlop-Kehre. Nachdem mir das 4 oder 5 x passiert ist, fuhr ich in die Boxengasse und wollte nachsehen. Ferdi und sein Schrauber Andreas schauten sich das Ganze an, konnten aber optisch nichts feststellen. Wir haben dann überall etwas Universalspray drangesprüht und auf der Strecke wurde es dann etwas besser, es hakelte nur noch wenig. Vermutlich hat sich beim letzten Lauf letztes Jahr etwas Dreck bei dem Regenrennen in die Mechanik verirrt und wollte mir jetzt das Leben schwer machen.
Von da an lief es einigermaßen und ich kam gut zum Fahren. 24 Runden musste ich fahren, 26 sind es dann geworden.
Anschließend stellte ich die R6 um 9.20 Uhr in den Parc Ferme. Ich schaute mir noch kurz die Reifen an, die ja nun mittlerweile insgesamt schon gute 300 km alt waren. Sie zeigten rechts Ansätze des Aufreißens. „Naja, wird schon passen“, dachte ich mir, „ist ja nur Spaß“
Danach begann dann die große Langeweile. Nichts zu tun (außer frühstücken). Man darf nicht mal das Moped putzen, einfach gar nichts. Ich schaute mir dann Ferdis DP ein paar Runden an und lief ziellos durchs Fahrerlager. Dabei traf ich dann einige Bekannte wie Reiner Düssel und Carsten Doil und unterhielt mich ein wenig. Dann traf ich noch Anderl aus dem R4f-Forum und stufte ihn als netten Menschling ein.

Dann setze ich mich auf eine Tribüne und harrte der Dinge. Als dann ein Rennen erst mit deutlicher Verzögerung begann, weil sich mehrere Leute bereits in der Einführungsrunde beharkten und zu Sturz kamen (nein, Freens war nicht dabei...) und der Hubschrauber einen der Teilnehmer auch noch wegflog, schlief ich auf der Tribüne fast ein und auch der Start zu meinem Rennen sollte sich entsprechend um eine ¾ Std. verzögern.
Dann war es endlich soweit. Zusammen mit Ferdi ging ich zum Parc Ferme und startete meine R6. Ohne Einführungsrunde ging es direkt in die Startaufstellung.
Als Klasse-8-Teilnehmer mit einer 600er startete ich zusammen mit Klasse 4, allerdings musste ich mich auf den vorletzten Startplatz stellen. Neben mir stand noch ein 600er-Klasse-8-Fahrer und vor mir 9 weitere volle Reihen. Ich stand also auf Platz 37 von 38.
Der warmup-Start verlief einigermaßen ordentlich und ich bemühte mich durch starkes Beschleunigen und scharfes Bremsen die Reifen innerhalb der einen warmup-lap auf Temperatur zu bekommen.
Dann der Start. Der erste Start seit 1 Jahr. Die R6 schoss vor um dann mit der Drehzahl in den Keller zu fallen. Dann kam sie wieder und es ging vorwärts. Die meisten Kollegen aus den beiden Reihen vor mir hatten wohl auch so ihre Mühe, so dass ich eine Reihe schon auf der Start-Ziellinie hinter mir ließ. Ich sortierte mich mittig ein und bremste weitere 4 oder 5 Leute aus. Danach sortierte sich erst mal das Feld und überholen war kaum drin. Alle fuhren irgendwie nebeneinander. In der Ford-Kurve war dann gelb angesagt. Ferdi hatte sich in Führung liegend übers Vorderrad abgelegt und eine Bodenprobe genommen. Er war grad dabei die R6 aufzuheben, als ich vorbeikam. Von da an hatte ich eine Menge zu tun und überholte wo es ging. Man soll aber kaum glauben wie gut so manche 600er aus dem Mittelfeld beim Seriensport läuft... Eine blaue Suzuki wehrte sich sehr redlich, musste sich dann aber geschlagen geben, als ich langsam zu meinem Rhythmus fand. Ich verlagerte meine Bremspunkte nach vorne und das Feeling wurde immer besser. Nur die Kurvengeschwindigkeiten und das Rausbeschleunigen waren noch nicht so wie noch im letzten Jahr. Der Reifen baute auch spürbar ab und mit dem Metzeler fährt sich die R6 eh merklich unhandlicher an als mit meinem geliebten Bridgestone. Ich fuhr dann ein paar Lücken wieder zu und überholte und hatte eine Menge Spaß dabei. Allerdings fiel mir auch auf, dass einige Leute merkwürdige Linien fuhren, was das Überholen nicht einfacher machte.
Nach viel zu kurzer Zeit (17 Minuten plus 2 Runden= 10 Runden) stand der Rennleiter bereits mit der karierten Flagge da und winkte ab. Schade, zweihundert Meter vor mir war ein weiteres Opfer, das ich aber dann leider nicht mehr einholen konnte. L
Im Fahrerlager erfuhr ich dann, dass ich als 14. abgewunken wurde und als dann die Auswertung der Klasse 8 kam, stellte sich raus, dass ich dort Erster der insgesamt 15 Starter war! In der Klasse waren dreizehn 1000er und Ducati 916 / 999 und nur zwei 600er.
Weil dem Veranstalter anscheinend aber die Pokale ausgegangen sind, kriege ich meinen per Post zugeschickt. J
Die Rundenzeiten, die ich gefahren bin, sind mit 2.17 min gegenüber der Spitze (2.11.6 min) natürlich nicht das Optimum, allerdings hatte ich ja auch ne Menge zu tun im Rennen und nicht die frischesten Reifen und außerdem 1 Jahr Pause.
Wo es fehlte und mangelte konnte ich allerdings auch schon gut raussondieren: Kurvengeschwindigkeit, Rausbeschleunigen und in den Mutecken gezuckt. Außerdem viele kleine Fehler. Mangelnde Routine halt. Nur das Bremsen ging schon wieder recht ordentlich.

Fazit:
Es hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht endlich mal wieder zu fahren. Aber 1 Jahr Rennpause und zwischenzeitig nur 80 oder 100 km mit der CB1 auf der Straße hat sich bei mir doch ganz schön bemerkbar gemacht. Jedenfalls reichen da eine Dauerprüfung von 24 Runden und 1 Rennen von 17 Minuten plus 2 Runden (10 Runden) nicht aus um das alte Niveau wieder zu erreichen.
Und zum Seriensport selbst:
Die Leute sind nett wie alle Aufzünder sonst auch, nur das Reglement mit Bremslicht, ABEs und der Dauerprüfung (statt 80 Minuten freies Training) find ich ziemlich überflüssig.
Für den Seriensport sprechen die überschaubaren Kosten und der geringe Zeitaufwand (Ein-Tages-Veranstaltungen)
Gruß, Martin
Ach ja: Einen ordentlichen Muskelkater in Unteramen (Kupplung, Oberarmen und Oberschenkeln habe ich mir auch zugezogen...