Freitag nach der Arbeit noch schnell die Sachen zusammengepackt, Bruno hatte die Moppeds schon verladen - es ging los in den tiefen Östen, nach Oschersleben. Es musste eine Rechnung mit dem Shell-S begliechen werden.
Die Anfahrt war bis auf die gefühlten 876 km Stau problemlos und wahrscheinlich für alle, die links neben uns im Stau standen deutlich problematischer - unser Umweltvernichter Bj.1984 kennt nämlich keine Kat´s oder Abgasnormen. Wenn´s schwarz rausbläst, isser warm. Dafür hat man im Stau mehr Zeit das Öl nachzukippen.
Tag 1:
Leichte Nervosität macht sich breit: wird der Zynd diesmal gnädig sein?
Es ging raus zum ersten Turn, alles noch kalt und steif - also erstmal Mensch und Maschine warm fahren. Wir haben ja ganze 2 Tage Zeit.
Es lief sehr gut, das Gefühl fürs Mopped war da und der Tipp vom Hechi mit der durchgesteckten Gabel war super - ich hatte plötzlich ein neues Mopped, was sich wieder einlenken ließ und die Linie so hielt, wie ich es wollte.
Im zweiten Turn wurde es schon deutlich wärmer. Also war es an der Zeit mit dem Shell-S abzurechnen. Ich versetzte dem verfluchten Asphalt an der Stelle den tödlichen Stoß. Erst mit dem rechten und dann nochmal mit dem linken Knie. Wir waren quitt

Mein Ziel für das Wochenende war eine 1:45.000. Nach dem zweiten Turn stand eine 1:55.xxx auf dem Laptimer. Viel Luft nach oben, aber auch noch genügend Zeit.
Es gab einige Stürze und jemand hat eine Ölspur vor, in und nach der Sachsen-Anhalt-Kurve gelegt. Ab dem dritten Turn musste man am Kurvenausgang in die etwa 1 meter breite Fuhre zwischen dem linken Ölfleck und dem großen Ölfleck rechts zielen. Nach dem Turn wurde per Lautsürecherdurchsage ein Lima-Deckel für eine R6 gesucht - da war der Übeltäter.
Mein Vorderreifen machte sich langsam bemerkbar - in der Sachsen-Anhalt-Kurve gab es mehrere kleine Rutscher vorne, vielleicht lag´s aber auch an dem Öl. Viel deutlicher war das beim Anbremsen vor dem ersten Shell-S, da wanderte der ganze Eimer vorne links und rechts und war recht unruhig. Also gings zum Reifendienst. Ein neuer Satz Reifen, jetzt müssten eigentlich auch die Zeiten runter gehen

Taten sie auch, auf 1:50.xxx, immernoch nicht wirklich schnell, aber immerhin ein kontinuerlicher Fortschritt. Langsam wurde aber auch deutlich, dass die langsame Gruppe teilweise zu langsam war - man hatte kaum freie Runden und wurde immer aufgehalten.
Letzter Turn, ich stehe vorne, drehe mich um und es ist kaum einer da. Freie Strecke, jetzt muss eine gute Zeit drin sein. Die Kraft reicht nur noch für 2 schnelle Runden, die aber komplett ohne Verkehr. Am Ende habe ich eine 1:48.846 auf dem Laptimer (und Transponder) stehen - ich bin zufrieden. Für mehr oder weniger erste mal OSL ist das ok.
Tag 2:
Same procedure, erster Turn zum Einrollen und Besichtigen. Im zweiten Turn versuche ich anzugreifen, aber viel zu sehr auf Zeiten versteift, viel zu viel Verkehr auf der Strecke. Es steht nur eine 1:50.xxx drauf. Im dritten Turn knallt es Ausgang Hotel-Kurve. Noch eine Reihe Ölflecken, aber das Zielen klappt auch hier ganz gut. Ich erwische zwei freie Runden ohne Verkehr, gefühlsmäßig war das jetzt super - Laptimer - 1:43.8xx - YES mein Ziel ist erreicht, auch für die Staraufstellung recht gut, das müsste irgendwo im Mittelfeld sein. Ich stelle das Mopped ab und gehe nochmal zum Zeitenmonitor. Aber was ist jetzt? Neeeein, die haben die Zeit nicht drauf stehen. Ich verfluche den Transponder und gehe zurück. Im nächsten Turn schaffe ich es nicht mehr unter 1:49.
Den 5ten Turn lassen wir ausfallen und sammeln Kräfte für das Rennen. Immerhin haben wir uns alle qualifiziert. Ich stehe auf Platz 20, kontrast 21, Mr.Satan 22.
Das Rennen:
Nur noch eine halbe Stunde. Langsam macht sich Aufregung breit. Es fühlt sich an, wie beim ersten mal, damals in Zolder. Auch damals war der vorabendliche Übermut schnell weg, als man an die Strecke kam und die schnellen mit den ganzen Reifenwärmern, diesen komischen glatten Reifen, den Sturzschäden und den fürchterlich schnell aussehenden Moppeds gesehen hat.
Wir fahren viel zu früh zum Vorstart und müssen noch etwa 5 Minuten in der Boxengasse warten. Egal - wenigstens gehts als erster in die Startaufstellung *g*
Ich finde meinen Startplatz in der 4ten Reihe. Direkt vor mir viel Platz, 2 Startplätze bleiben frei. Die Aufregung ist irgendwie weg, ich konzentriere mich auf den Vorstart, eigentlich bin ich mit dem Eimer noch nie so richtig aus dem Stand gestartet - immer nur aus der Box bei den ganzen Trainings. Mal schauen, das bekommt man doch auch irgendwie hin. Die Fahne geht runter. Ich lasse die Kupplung viel zu schnell kommen und sehe nur noch meinen Tacho vor der Nase. Nicht schlecht, mein erster Wheely, dafür letzter. Egal ist ja nur der Vorstart.
Es geht wieder in die Startaufstellung. Diesmal weiß ich, wie ich´s besser mache. Die Fahne ist weg. Die Ampel geht an. Die Ampel geht aus. Start.
Ich komme deutlich besser weg und kann meine Position halten. Vor der Hotelkurve habe ich recht viel Platz, stecke aber zurück und versuche einfach dran zu bleiben. Es geht durch die erste Runde, es geht sehr gesittet zu und fängt an richtig Spass zu machen. Vor mir ist ein Aprilia-Treiber. Ich hänge mich dran und gucke mir seine Linie an. Wir sind ungefähr gleich schnell, aber vor der Triple und vor der Sachsen-Anhalt-Kurve geht er früher vom Gas. Ich setze mich vor der Sachsen-Anhalt-Kurve rechts neben ihm und gehe vorbei. Ronny findet plötzlich irgendwo den KERS-Knopf und zieht weg. Ich kann auch nciht dran bleiben und konzentriere mich drauf meinen Platz zu halten. Gefühlsmäßig fahre ich deutlich schneller als vorher - ist es tatsächlich so, dass man im Rennen automatisch schneller wird.
Auf der Gegengeraden habe ich kurz Zeit mich umzudrehen. Der Aprilia-Treiber hängt noch hinten dran. Noch 3 Runden. Noch 2. Er ist immernoch hinter mir. Letzte Runde. Ich komme in der Hotelkurve weit nach außen. Er setzt sich vor der Hasseröder links neben mich und geht vorbei. Nein, doch nicht noch einen Platz in der letzten Runde verlieren. Ich bin ganz aussen und gehe sehr früh ans Gas. Die Angst ist vergessen, es geht nur noch darum diesen einen Platz zurück zu holen. Er ist die Kurve viel spitzer gefahren und kann etwas später ans Gas. Ich komme vor der Triple näher und erinnere mich an die ersten Runden - er ist immer ein Tick früher vom Gas gegangen. Jetzt oder nie - ich setze mich links neben ihm und fahre für meine Verhältnisse extrem schnell in die Triple rein. Links schleift irgendwie alles, es geht gut. Ich bin vor ihm. Gegengerade, spät bremsen, keine Möglichkeit geben vorbei zu ziehen. Jetzt auf Start/Ziel. Yes - ich bin vor ihm, die Zielflagge. Was für ein geiles Gefühl.
Ich drehe mich um, er ist hinter mir. Daumen hoch und wir geben uns die Hand. In dieser letzten Runde bin ich meine schnellste Zeit am ganzen WE gefahren - eine 1:47.467 .Die 1:43.x vom Laptimer wird wohl gelogen sein, es ist irgendwie unwahrscheinlich, dass ich die nicht wiederholen kann und auch im Rennen langsamer war.
Und das ist eben Racing4Fun - man kämpft um den drittletzten Platz und ist glücklich.

Ein paar Fotos kommen heute abend.