Teil 5
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Das Sektionstraining zwischen Pflanzgarten und Zielgerade (inkl. Schwalbenschwanz) trainieren wir noch alle gemeinsam: rauf mit Schwerpunkt auf die Ideallinie, wenden, gemächlich zurück ganz recht bleiben, wenden, - wieder rauf, etwas schneller, - wieder zurück, - und so weiter, fast eine Stunde, bis wir den Respekt vor den eingelegten Platten verloren haben und auch dort ganz beherzt reinziehen können. - Mein Selbstvertrauen hat sich wieder auf ein ganz akzeptables Mass eingeklinkt, und ein stetig wiederholtes "Mädel, du kannst es ja, - stell dich nicht so an..." macht mich mit jedem Turn mutiger und jetzt kommt auch die ungeduldige Lust auf mehr Schleife!!
"So", - Dähne wieder, - "das klappt ja hervorragend, - Zeit zum Kaffeetrinken!", - und kurze Zeit später sitzt der ganze Haufen in der "Klause". Bei Capuccino und Latte macchiato erzählt so jeder mal dies und das. Wir erfahren auch alle, wie Steinbeisserchen mit seiner Haya oft 300 fährt (....?) und alles abhängt, sich dann beim Warten immer so langweilt, - hm, - er hat wirklich unser aller Mitgefühl für sein Leiden....
Halb elf, Aufbruch, back to the "race"..., endlich Runden fahren, ganze Runden, 20,6 km Kurvenbalsam am Stück! - Wir stehen bald darauf wieder bereit am Start. Es geht los!
Helmut gefolgt von seinen "schnellen" geht als erster raus, - Karl-Heinz folgt ihm eine halbe Minute später mit seiner Truppe, bevor Herbert uns das Zeichen zur Abfahrt gibt. Da ist sie wieder, diese herrliche Bibberstimmung in mir, und diesmal hätte mein Allerwertester die Übung mit dem 2-Euro-Stück geschafft, bestimmt!....
An Herbert's Heck sehe ich die Z1000, gefolgt von der Haya, dann ich, und hinter mir nur noch Charly mit seiner FJR. Ich rechnete kurz: das würde bedeuten, dass ich in der dritten Runde direkt hinter dem Instruktor sein würde! Super!
Wir passieren die alte Einfahrt, mit Schwung geht's Hatzenbach runter. - aaaahhh....!? Ziffix, ....was ist das denn wieder?! - Hayaboy steht in die Eisen wie wenn hier planlos Fussgängerstreifen in der Gegend rumliegen würden.... - auch ich muss zupacken, - Sekunden später kuckt mich Charly mit grossen Augen an. - Nein, nicht im Rückspiegel..., von der Seite...! - Ok, nochmal...., etwas Abstand auf meinen doch etwas unbrechenbaren Vordermann, auch wenn Herbert's Handbewegung eindeutig näheres Aufschliessen fordert, - verständlich.
Flugplatz; Haya zieht auf (muss er ja, bei der Lücke! - kann er ja, mit so vielen PS...) und in dem Moment kann ich nicht dran bleiben, logisch. - Nichts desto trotz, hinterher was die V2 hergibt, auf den Adenauer Forst zu, und schöööööööööön rein ziehen. - Denkste! Da! Wieder gleiche Situation wie vorhin.... ich KANN so nicht fahren, - dieser "ich-kann-nur-geradeaus-Bolzer" vor mir zwingt Charly und mich zu massivstem Kurvenbremsen..., shit!
Ich lasse bewusst etwas abreissen, hilft ja nix, wir haben alle mal angefangen, was soll's. Resultat?: Herbert fährt nach der ersten Runde raus und stellt seine BMW hin. "Liebe Freunde, so geht das nicht", ermahnt er uns, "bitte keine Lücken, wir müssen zusammen bleiben, sonst bekommt der Hinterste nix von der Linie mit, - alles klar?" - alles klar, - sicher, - brummelt's im mir drin, - und Charly's Gesicht spricht dasselbe.
Alles wieder rauf auf den Hobel und raus. Diesmal bin ich zweite, die Z jetzt hinten, die Haya direkt hinter dem Herbert. Passt, denk ich mir, - jetzt wird er's sicher besser raffen. - Ein Irrtum, wie sich bald und erneut herausstellen wird: Herbert hat alle Hände voll zu tun, das dunkelrote Monster straff hinter sich zu halten, bis auf die Geraden, - da ist es stark....
Dann endlich die dritte Runde, "mein" Turn! Aah, so isses nett! Rauf ziehn, rein ziehn, auf ziehn, runter und wieder rein, - immer schön das Innenleben der BMW-Pötte vor Augen. Jaaaaaaaaaa! sooooo muss es sein, genaaaaauuuu....!!! - Da, wieder eine Lieblingsstelle: links runterschletz die Wehrseifen und gleich wieder rechtsreinschletz...... - Das kommt guuuut....! - Beim Kesselchen hab ich kurz Zeit für einen Blick in den Rückspiegel: Charly mein treuer Freund ist da, die Z lässt sich auch nicht lumpen, - nur Big-Haya glänzt mit Riesenlücke.... - Egal, jetzt bin ich dran, ich will's auskosten!
Weiter so, - Mutkurve.... - Klostertal... - Ka-ka-ka-ka-ru-ru-ru-ssell-ssell-ssell..... - Hohe Acht... - aaaaah!, kann das Leben schöööön sein!!!!! Wo Herbert nicht bremst, bremse ich auch nicht, - und er bremst praktisch nie!

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Sprunghügel, runter in die Kompression, aufziehen - so iss brav... , rein in die schnelle rechts und gleich kippen die die Aufwärtslinks, - kurz reingebremst in den Schwalbenschwanz, durch und wieder aufziehen ins rechte Eck, weiter weiter weiter... ziehn ziehn ziehn.... und schööööön hinaustragen lassen auf die Zielgerade......! - Holdriö-dulidu-jupptidumm-summ-summ.... - "He! Ihr alle da draussen! Stellt euch auf! Ich will euch alle einzeln umarmen!", schreits innerlich in mir, während sich unser kleiner Tatzelwurm zum Start bewegt; erste Trinkpause (muss sein!) ist angesagt, - erst mal Gefühle ordnen und Endophine-Produktion in den Griff bekommen....
Da stehen wir alle kurz darauf, jeder mit einer Pulle Sprudel bewaffnet. "Kommt gut, nicht?", grinst uns Herbert an, und ich glaube für einen kurzen Moment zu spüren, dass er nur drei von uns vieren damit meint... Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: er wird etwas unternehmen, was für alle hilfreich sein wird. - Doch dazu später.
Wir haben noch Zeit für drei Runden vor dem Mittagessen und die kosten wir auch voll aus. Mit jedem Turn läuft's etwas besser, wird Herbert einen Zick schneller, - und wir stossen immer wieder auf andere Gruppen, die überholt werden müssen/dürfen. Ohne überheblich wirken zu wollen, - aber auch das macht irgendwie Laune....
Mittag; nun meldet sich auch mein Magen wieder. Vorher noch bei der Tanke vorbei (die ersten15 Literchen waren verbraten), dann ab ins Hotel, kurz ins Zimmer, umziehen und runter ins Restaurant, wo wie bereits am Vorabend ein leckeres Buffet auf uns wartet. Am Tisch will jeder vom andern wissen, wie's gelaufen ist, - wo noch was drin wäre, wo nicht, - und und und...., die Zeit verfliegt im Nu.
Um eins verlass ich die Runde, geh rauf ins Zimmer uns schlüpfe wieder in die Lederpelle; möchte gemütlich zurück zum Ring, rechtzeitig da sein und nochmal den Reifendruck kontrollieren. - Alles klappt wie ich es mir gewünscht habe und so stehe ich um halb zwei bereits wieder fixfertig in meiner Reihe und sehe zu, wie sich unsere drei Grüppchen nach und nach vervollständigen. - ...bis auf einen...
Kurze Zeit später kommt Herbert auf uns zu und teilt uns mit, dass er unseren Hayabusa-Treiber in eine "intensivere Gruppe" verlegt habe, wir dafür einen neuen Kollegen aus derjenigen Gruppe bekommen würden, weil letzterer dort doch etwas unterfordert gewesen sei. - Ich kann nicht feststellen, dass einer von uns sonderlich überrascht ist, aber zumindest etwas erleichtert. Der "neue" biegt denn auch kurze Zeit später ums Eck. Ich erstarre kurz beim Anblick seines Mopeds: eine blaue Hayabusa.... - Doch Thomas - so heisst deren Treiber - entpuppt sich in der Tat als sehr angenehmer und lustiger Mitstreiter, der in unserer kleinen Truppe offensichtlich den Spass gefunden hat, wofür er eigentlich hierher gereist ist.
Viertel vor zwei; die Sonne ballert nach wie vor gnadenlos herrlich vom Himmel, - der Professor ruft erneut zur Kollektiv-Entspannung auf (ihr habt nichts dagegen, wenn ich die Details jetzt auslasse? - oder wollt ihr die Nummer mit der Münze nochmals hören? - *grins....*).
Danach ist der Ring wieder frei, auf zum Rundenfahren! "Unser" Herbert zieht uns förmlich durch den Kurs, Runde für Runde, - Spassfaktor exorbitant!! - Es läuft wie geschmiert, - wir lösen uns vorne regelmässig ab, - wir gehen regelmässig zur Flüssigkeitsaufnahme, - ja sogar tanken muss ich zwischendurch, - der Nachmittag vergeht sowas von im Fluge dass ich plötzlich völlig überrascht auf die pralle rote Ampel an der Schleifen-Einfahrt schaue. - Erster Tag in der Grünen Hölle geschafft; mit so viel Spass wie er in Worte nicht zu fassen ist....
Es ist fast fünf geworden, - in einer Viertelstunde wird die Strecke fürs Publikum freigegeben; offensichtlich, denn was da draussen alles schon auf seinen Einsatz lauert, spricht Bände: da stehen Schwadrone von Racern und Satteltaschen-Chopper über GTI's bis hin zur Morgan-Replika.
Wir bewegen unsere Maschinen in Richtung Ausfahrt mit Ziel Hotel, - ein guter Entscheid, bekräftigt durch den Anblick jenes Wohnmobils das soeben den Kreisel in Richtung Nordschleifen-Start passiert....
Sieben Uhr abends, wir stehen wieder alle sauber geduscht und eingekleidet und durchparfümiert vor dem Vortragssaal: Dr. Scholl, oder "Mr. Speed" gibt sich die Ehre (ja, ...wieder ein Vortrag, und dabei bin ich ziemlich platt, ehrlich....). Es wäre ein fataler Irrtum gewesen, diese Stunde als kleines Referat-Nickerchen einzuplanen, denn was der Doktor an Redeschwall-Tempo, feinster Rhetorik und humoristischen Leckerbissen auf uns niederprasseln lässt, löst mehr kollektive Lachsalven aus als auch nur annähernd einen kurzfristigen Wunsch, einen einzigen seiner Sätze sprichwörtlich zu verpennen! Klasse, - einfach Klasse!!
Wie wir dann um acht erneut den Speisesaal betreten, grinsen wir immer noch im Kreis...
Es kommt wie es kommen muss: Feierabend-Drink in der Bar? - Klar! ...und keiner kneift! Wir sind wirklich ein guter Haufen. - Es wird elf, Mitternacht, - langsam leert sich die Lokalität. - Markus, Benno, Pius, Kili (alle aus der schnellen Dähne-Gruppe) und ich halten die Festung, noch ein Bierchen, - und noch eins.... - Irgendwann wird die Musik lauter (der Chef hier scheint Bee Gees Fan zu sein...

) und eine handgemachte Lichtershow (sofern ich das so nennen darf *grins*) verleitet uns zum gemeinsamen "....it's only words, ...and words are all I have, ...to take your heart away"-Geplärr, unter sichtlichem Wohlgefallen des Barkeepers... - ...und bald darauf gesellen sich auch der Professor, Helmut und Karl-Heinz an unseren Tisch. - Es ist eins. - Noch ein Pils? - welche Frage...., und wieder lichtet sich das Grüppchen etwas: Kili und Co. werfen das Handtuch..... - (Mai, denk an deine Gurkenscheiben...., - du solltest jetzt aber wirklich....) - Markus: komm Mai, wir nehmen noch ein letztes, ok? - ok.... (scheiss auf die Gurken....) *gg*