The life and death of a travelpussy part V:
Im KTM-Zelt saßen merkwürdige, zwielichtige Gestalten. Manche kannte ich, manche nicht.
Ich legte eine Pantera-CD ein und erntete von den fremden Gestalten zustimmendes Gemurmel.
Nach ca. 2 Stunden des kollektiven Headbangens stellte sich heraus, dass der hässlichste der Fremden auf den albernen Namen Szoti hörte, sich aber aus Angst vor der Hässlichen-Inquisition nicht zu erkennen gegeben hatte. Er hatte definitiv einen sehr vernünftigen Musikgeschmack und wurde hernach mittels formellem Ritterschlag in die Hardcore-Battle-Gemeinschaft aufgenommen.
Um 2 ließen wir es gut sein und suchten die Betten auf. Meine Reise ins Bett verlief diesmal völlig unspektakulär. Ich freute mich auf den kommenden Morgen. Um 10 Null Null würde ich zum ersten Mal seit fast 12 Monaten wieder am Asphalt einer Rennstrecke im Kreis fahren....
Um Punkt 6:58 Uhr hörte ich im Halbschlaf wieder den tschechischen Weckruf in der Schanett Urbanova feat. DJ Feddersen-Version. Kein „Kikerikiiii“ wie daheim im Allgäu, sondern ein plärrend-virtuoses Rufen ähnlich dem Schrei des tasmanischen Teufels:
„Ju wonn BRÄKFÄSS?????????“
Ich konnte nicht glauben dass sie schon wieder in meinem Schlafzimmer stand! Hatte dieses Wesen denn keinerlei Schamgefühl??? Ich saß kerzengerade im Bett, nackig bis auf meine kostbare C&A-Unterbuxx, und musste einer nicht gerade wunderhübschen Tschechöse erklären, was ich zum Frühstück wollte...
Hatte ich ihr das denn nicht gestern Morgen in aller Deutlichkeit erklärt?
Weil ich nicht wusste was „SUBTRAHIER DICH DU GARSTIGES WEIBSTÜCK UND VERFÜTTER DEIN BRÄKFÄSS AN DEINE NERVIGEN YORKSHIRE-RATTEN!!“ auf tschechisch heißt, krächzte ich nur:
„Jes plies. Tuu plies. Wisaut ägg.“
Ich hetzte schnell in die gemeinsame Klo-Dusche, bevor der Mech-Ghoul aufwachte, denn der hatte die lästige Angewohnheit, am Morgen 3 (!!!) Feststoffsitzungen abzuhalten!
Ich kam gerade aus der Dusche als Schanett das Frühstück brachte. Sie fragte noch etwas, das ich aber nicht verstand, und ich sagte nur „No, no.“
Da wir erst um 12 ausgecheckt haben mussten, liess ich die Sachen noch im Zimmer und ging mit dem österreichischen Luxemburger und dem Schweizer ins Fahrerlager.
Ich trug mein Aufzündgeraffel von der PZS in die Box, und als ich den nagelneuen Kombi so ansah, auf dem hinten in schwyzer Lautschrift „Bandi“ aufgenäht war, dachte ich so zu mir:
„Neue Kombi? Da WAR doch was.........?!“
Ich kam aber nicht darauf, was es gewesen sein könnte.
Um 10 ging es los. Warm-Up KTM Super Duke Battle. Die Reifenwärmer zeigten eine Temperatur von 75,4 Grad an. Ich setzte mich auf die 98, drückte den Startknopf und erfreute mich an den Vibrationen unter meinem wohlgeformten Po und dem herrlichen Klang aus dem Akra.
In der ersten Rechts streifte das Knie zum ersten Mal wieder am Asphalt. Ich würde diese Schikane immer lieb haben, auch wenn ich die alte, schnelle Männerschikane abgöttisch geliebt hatte. Die hatte ich immer so schnell durchfahren, dass ich in der folgenden Links solche Zündkoryphäen wie Normen, Hölle oder den legendären Mundl außenrum verspeisen konnte... Diese würden das natürlich vehement abstreiten, aber die Überholvorgänge sind minutiös in meinem Langzeitgedächtnis gespeichert.
In der ersten Links fiel mir wie Schuppen aus den Haaren, was ich vergessen hatte...
Die IXS-Hüpflederkombination war NAGELNEU, und in einem Fred eines weltbekannten Forums wurde unlängst beschrieben, dass solche Spezies von Lederkomben SAUrutschig seien! Dieser Umstand wurde mir klar, als ich mit der linken Arschbacke schon fast am Boden hing, weil ich null Halt hatte auf der eh schon nicht sehr griffigen Super Duke-Sitzbank.
Sogar beim Beschleunigen in die Links-Rechts-Kombination wollte mein Bobbes mit Limes unendlich nach hinten streben. Ich musste mich krampfhaft festhalten um nicht runter zu fallen. Nach ein paar Kurven hatte ich meinen „Fahrstil“ so umgestellt, dass es einigermaßen ging, aber angenehm war das nicht.
Naja, ich musste das Beste aus dieser Viertelstunde machen, und so sang ich Cowboys from hell in meinen genitalen neuen X-Lite 701, der wirklich perfekt passte, und dessen Lüftung diesen Namen auch wahrhaft verdiente.
Beim Bremsen hatte die hintere Bremse mehr zu tun als die Vordere - da ging noch nicht viel. Ich hatte in etwa die Bremskraft einer 6-jährigen Inderin, die mit der Rikscha ihres Bruders rumdüste. Beim Gasgeben musste ich immer nachgreifen, und die Gangwechsel hörten sich an wie bei den BMW-Fahrern unseres Motorsportclubs - schalten, 2 Sekunden Pause, dann laaaaangsam wieder Gas geben.......
In den Kurven war ich schon wieder ganz der Alte, aber ich wollte hier nix übertreiben und cruiste nur ein bisschen rum, was mir eine sensationelle Zeit von 2.06 einbrachte!!
Wenn die Play Gel-Kombi nicht gewesen wär, dann wär sicher ne 1 vorne dran gestanden, aber ich war auch damit einfach nur glücklich......
In der letzten Runde wurde Phil Anselmo von Jon Bon abgelöst. Er sang:
„I went as far as I could, I tried to find a new face,
There isn't one of these lines that I would erase,
I lived a million miles of memories on that road.
With every step that I take I know that I'm not alone,
You take the home from the boy, but not the boy from his home,
These are my streets, the only life I've ever known,
who says you can't go home.....“
