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Pannkuchen - Die Rennfabrik und die Enduranzen

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über die es sich lohnt zu sprechen!

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Pannkuchen - Die Rennfabrik und die Enduranzen

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Beitrag von Hellboy »

Die Handlung und Charaktere sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Ereignissen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Des Weiteren wird durch schamloses Übertreiben und eine enorme Subjektivität jeglicher Realismus verwehrt.

Pt. 1
The End
Da war er, dieser Moment. Instinktiv hielt ich mich mit einer Hand an dem Türgriff der Beifahrerseite fest. Meine müden Augen weiteten sich. Die schwarzen Punkte der Erschöpfung verschwanden aus dem Sichtfeld und mein Popometer meldete einen grossartigen Drift an das Stammhirn, das daraufhin spontan aus dem Stand By erwachte. Ins Sichtfeld kam der Fahrer des 40 Tonners auf der rechten Seite und die Tatsache, dass Geometrie und Physik gerade zu unseren Feinden wurden. Unser LT35 hatte wohl keine Lust auf das Überholen des Lastelefanten und ging kampfeslustig – unterstützt von der verschneiten Bahn – auf das Rammen desselben über…

Ich war zu müde für irgendwelche grossartige Emotionen. Angst brauchte wohl zu viele Energien. So ein friedvolles Ableben und das so Kurz vor dem Zuhause – habe ich mir gedacht. Es hatte etwas buddhistisch Französisches. Wie ist es bloss dazu gekommen?

The Beginning
Der Winter kam, kam nicht, kam doch, ging wieder um dann es sich anders zu überlegen. Während ich dem Treiben des Klimas in Wechseljahren so zuschaute und dem was andere Menschen „Leben“ nennen nachging, zählte ich die Tage. Die Tage bis zur Blade, die Tage bis zum Einfahren, die Tage bis zu den Schrauberstunden, die Tage bis zu den ersten Kilometern Rennasphalt.

Auf der Swiss Moto dann die erste Begegnung mit der schwarzen Schönheit, der Gang zum Dealer und die geniale Probefahrt bei 8°, das Warten auf die Lieferung, das Bestellen neuer Kufe und Zügel, die ewigen Schraubereien, die ersten „Die Scheisse geht nicht mehr!“ und die nachfolgenden „Die Scheisse geht!“. Meine Gefühlswelt war schon auf Anschlag noch bevor es den ersten Rennkilometer gab.

Und so kam der Tag an dem meine Karriere als verkappter Rossi beginnen sollte. Aufgeregt wie ein Teenager sass ich mit - von Red Bull - geweiteten Augen mit Kollege Chrigu im Transporter und wir machten uns auf die Jagt nach einem Gespann mit einem Aargauer-Kennzeichen.

The Warm Up
Das Ziel war Pannonia. Und da Scotty, die Zicke, zum Beamen mal wieder keine Zeit hatte, blieb uns nichts anders als die 1150km auf die herkömmliche Art abzureissen. Damit uns keine Langweile aufkam beschlossen wir uns Flisi/Tripple6(Phipu)/Mäddie/Rene anzuschliessen, die ihre SEC Entjungferung auf dem Pann vornehmen wollten. Man traf sich auf der Bahn. Als wir mit gefühlten 220kmh im LT an einem schwächelndem Gespann aus einem FIAT Ducati + Anhänger mit einem AG Kennzeichen vorbeidrifteten war mir klar, dies ist unser Pace Car. Das manische Grisen von Flisi auf der Fahrerseite bestätigte meinen Verdacht. So drosselten wir den Speed, liessen uns vom keuchenden Duplo überholen und genossen ab dann die Aussicht auf den Anhänger.

Die Fahrt, an sich ereignislos, wurde zu einem Showdown der Wettergötter. Wie eine Vorführ-DVD, die alle Vorzüge der Klimamaschine vorstellen sollte, durchfuhren wir zwanzig Klimazonen und wurden von Sonne, Wolken, Regen, Hagel, Schnee, Wolken, Sonne, Wind, Regen, Regen, Regen, Wolken und so weiter begrüsst. Nach zwanzig innerlichen Reifenwechsel, die unter anderem die spezielle Spike-Mischung enthielten wurden wir schliesslich von der ungarisch/österreichischen Sonne willkommen geheissen, die bei uns blieb.

In Null-Komma-Nichts auch bekannt als 12 Stunden, die wir vor allem Flisis Kampflinie im Ducato verdankten (wir wurden nur selten von LKWs überholt) begrüsste uns der Meklausche Vergnügungspark.

Die SEC Jungfern machten sich ans Paddock-Aufbau und auch ich entlud mein Ross und die sieben Sachen, die das Leben leichter machen. Nach der Anmeldung – bei mir stand die Race Factory auf dem Plan – ging es in die Box.

Aus dieser kamen infernalische Geräusche die als Vorbote für die nächsten drei Tage dienten. Ich wagte mich den Donnerstössen näher und erblickte einen gesetzten Herrn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Dieser melkte fröhlich an seinem Gasgriff und schaute gebannt auf sein Notebook wo wilde Zahlen hin- und hersprangen. Das Zahlenrumgespringe wurde jedes Mal durch ein rauflustiges Grollen der Micron-Tütten begleitet. Der Herr beendete die Symphonie und stellte uns als Can vor. Da war er also, unser Zuchtmeister der nächsten Tage. Der Vorarbeiter der dafür sorgen sollte, die Halbfabrikate und Rohlinge in der Rennfabrik zu sowas wir einem fertigen Produkt werden würden. Er schien lustig drauf zu sein und auch der Rest der Verstrahlten waren alles anständige Leute. Es würde schon was werden hier.

Natürlich lag noch viel zwischen meinem jetzigen Ich – dem Rohling – und dem Zündgott der späteren Jahre. Das Offensichtlichste war natürlich meine Ausrüstung. Ze Ross hatte noch die Spiegel und den KZH dran und das kostet ja bekanntlich 30 Sekunden. Also holte ich brav das Werkzeug und fing an aus Honda’s „Ready to Race“ mein „Ready to Race“ zu gestalten.

Die Honda-Menschen sind schon komische Leute, da machen die eine Rennlolita erster Güte und verbauten das Ding dann so, dass man europäischer Rubicube/Puzzle-Meister sein muss um sich des Strassenzubehörs zu entledigen. Ich wette im HRC-Katalog gibt es als Posten einen kleinen Japaner, den man sich genau für diesen Zweck bestellen kann. Der Perversität namens Soziusrasten hatte ich mich ja schon zu Hause nach Stunden der Verzweifelung und Abbau des halben Hecks inkl. Tank mit Fäbus grossartiger Hilfe entledigt. Die nun folgenden Spiegelblinker bedurften eines chirurgischen Eingriffs, dem nur der Junior Schlumpf mächtig war. Danke! Auch der KZH hinterliess ein Loch im gesamten Heck und liess die Elektronik atmen. Mit reichlich Panzertape war jedoch die ungarische Rennverkleidung perfekt und die Sekunden eingeholt.

Nach ein paar Bier und dem Besuch von Marios war es auch Zeit sich auf dem Transporter-Boden zu kuscheln. Schliesslich gab es morgen das erste mal Sex, äh, das erste Mal Rennstrecke mit einem Rennmotorrad. Trotz der Aufregung, die auch Schulmädchen nur selten verspürten war ich recht schnell erschlafen. Wie Jeronimo richtig anmerkte, macht das Bewachen von Backsteinen auf der Gaspedalerie müde.

Auch die Gashammer (Flisi/Phipu/Mäddie) SEC Crew war rechtschaffen müde, da sie noch Phipu Kilobombe vor Ort zusammenschruben.

Und so begaben wir uns den antarktischen Winter in Ungaren halbwegs schlaffend zu überwinden…
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Beitrag von triple6 »

:lol:

Anton, alter! Die Leute im Geschäft starren immer zu mir rüber, wenn ich lachen muss! Hat wirklich Spass gemacht mit Chregu und dir! Wo bist du überall mit am Start? Rijeka noch und Most fährst du mit uns? Oder wie war das? Als Futterkrippe hast du unser Paddock ja eh schon missbraucht! :wink: 8)
"...aber Marge, Versuchen ist der erste Schritt zu Versagen!"
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Beitrag von Flisi »

8) :lol:

Sehr gut Anton nur weiter so 8) 8)
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Beitrag von Hellboy »

Pt. 2.1
The Night

Das Kuscheln mit Männern ist ja den ganz Sicheren vorbehalten. Trotz meiner homophoben Neigungen war Chrigu ein angenehmer Bettnachbar. Leider hielt die Wasserbettqualität der Luftmatratze nur die halbe Nacht. Danach wollte die konservierte Luft sich zur Frischen gesellen. Und wir genossen ab dann die Antarktis in der Tiefebene. Ab 3 Uhr verwandelte der Blechhaufen um uns herum zu einem hervorragenden Kühlaggregat um sich ab 5 Uhr auf das Tiefkühlen zu spezialisieren. Von Penissen wollen wir ja gar nicht mehr sprechen. Auch andere Körperteile schrumpften oder klebten halt an der eisernen Ummantelung.

Erst gegen 7 konnten wir uns unter grosszügigem Einsatz von AntiFreeze ohne Amputationen vom Blechboden erheben. Ich liess noch eine halbe Stunde später Dankesgebote an den ungarischen Duschgott gen Himmel, auch verwandelten sich meine primären Geschlechtsorgane zurück in die ursprüngliche Form.

The Grid
Gegen 8 erhob sich dann der sonore Bass des italienischen Mitveranstalters. Der Don wünschte uns einen guten Start in die Saison und kündigte ein neues Zeitnahmesystem aus dem Motocross an. Diese Entscheidung begründete er mit dem selbstbewussten „What’s good for motocross cannot be bad for us!“. In den nächsten drei Tagen würde er sich schon oft genug hierfür in den Allerwertesten beissen.

Während das SEC Ensemble aus dem Koma erwachte und sich bereit für die ersten schnellen Runden machte, war bei uns die Fahrerbesprechung dran. Danach gab es ein paar Worte an die Rennfarbikate. Wir würden keine Rossis hierdurch werden. Wir sollten es locker angehen lassen. Die Veranstaltung wäre auf 12 Tage ausgelegt und die auf einander aufbauten. Die Instruktoren wurden vorgestellt. Da gab es den Can, den Günni und den Remo. Dann kamen die 8 Rennhalbfabrikate zum Wort. Die meisten waren schon seit 2 Jahren oder mehr auf der Renne. Ich konnte nur mein Jahr Führerschein dagegen halten. Dennoch schienen alle sympathisch und locker drauf.

The Start
Der Vorpeitscher Can leitete mit „Der Grip ist heute scheisse“ ein. Wir würden es gemütlich angehen. Die Kenner des Pannkuchens sollten sich nach Hinten einreihen. Meine Wenigkeit war hinterm Instruktore. Dann kamen die 9:30 und wir rollten gen Ausfahrt. Ich fühlte mich gut und dachte ich krieg das Tempo und die Blade geregelt. Wie schlecht das männliche Ego doch bei der Selbsteinschätzung ist, sollte sich in den nächsten 30 Minuten herausstellen…
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Beitrag von SP-12 Harry »

Freue mich schon auf die Fortsetzung! Hervorragend geschrieben und erfrischend mal was anderes zu lesen als den üblich kopierten Stil hier!
Gruss Harry , die Comeback-Schlampe
____________
www.harald-hartung.com

"Vier Räder transportieren deinen Körper - Zwei Räder deine Seele!" (geklaut!)
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Beitrag von Greppy »

Ja Toll!
Wollte eigentlich auch einen Bericht dichten! Aber nach diesem hässlichen Bericht fehlen mir die Worte! :D

PS: War bis auf die Spaghettifresser ein goiles Wochenende. Vielen Dank noch mal an unseren EINKÄUFER (Frau Can) und Günter die das echt mit Herz und ihrer schwarzen Seele machen! :D Merci

MFG Junior der sich schon auf Magny Cours freut!
Siegerteam der 24h von Barcelona 2013 in der O-SBK

Teamchef vom http://www.24h-endurance.com

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Beitrag von Hägar »

und Junior, bringt das was?

sollten mal drüber reden, wie wir das im Juli mit Most evtl machen könnten :wink: kriegst demnächst ne PN.
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Beitrag von Hellboy »

Pt 2.2
The First Impression

Das zu Geschehene war klar vor meinen Augen. Elegant wie Gymnast würde ich die Klinge durch die Kurven dirigieren. In der 2 oder 3 Runde würde endlich das Knie aufsetzen. Der Blick immer zielsicher gen Ausgang gerichtet würde ich Angasen wie andere Bomberpiloten. Den Ducatisti würde ich schon zeigen, dass die Bremse der RR einer 1098 ebenbürtig wäre. Zum Spass würde die rechte Hand gen Ende des Turns einen Gaswheelie machen. Und mit manischem Grinsen, wiedergeboren, würde ich der Zielflagge beim Antihoppen mit dem Heck winken. Danach würden wir uns alle lieb haben und gegenseitig zum diesem gelungenen Turn beglückwünschen. Das würden wir tun!

Leider verabschiedete sich mein Paralleluniversum in den ersten zwei Kurven bei ein paar Hinterradrutschern ins Nirvana und die harte Realität lud mich zu sich auf einen Arschtritt ein. Es klappte nichts! Ich schritt wie auf einem Dreirad durch die Kurven, bremste wie ein Mädchen beim Schminken und die harte Gasannahme der schwarzen Klinge schickte mir eine Einladung zum Feinmotorikkurs.

Sogar der touristisch eingestellte Can war Ende der Runde am Horizont geschrumpft und ich winkte geschlagen den Rest der Gruppe durch. Ich wollte zu Mami, nach Hause, wünschte mir eine 600er her. Aber stattdessen suchte ich nach dem Messer und fand einen Zahnstocher. Steckte mir diesen verlegen zwischen die Zähne und versuchte Anschluss zu finden.

Die Strecke erschien mir wir eine Achterbahn im Nebel. Und zwar wörtlich. Meine Brille beschlug ständig und es half nur das Aufreissen des Visirs. Dies machte das Kurvenfahren zusätzlich zu meinen bescheidenen Künsten etwas schwieriger. Ich versuchte auf der Geraden wieder etwas wett zu machen und zeigte allen was so ein Anfänger mit dem Gasgriff einer 08er CBR anstellen kann. Es ging vorwärts. Bei 250 vor der Kuppe machte es Flupp und mein Visir presste sich an meinen Helm. Prompt vermischten sich mein Atem und die Helmluft zu einem weissen Gemisch. Ich war blind und flog auf die Mutkurve zu. Überbremsend riss ich meinen Helm auf, setze Pampers auf die Einkaufsliste und nahm auf letzten Zentimetern noch die Einflugschneise. Popo!

Seltsamerweise doch ziemlich an meinem Leben hängend packte ich die brechstangenden Zahnstocher wieder ein und beschloss den Rest des Turns aufs Sightseeing zu verlegen. Ich gaste, ich bremste, ich lenkte und verbrachte die restlichen 15 Minuten mit dem Gewöhnen an das Biest, dass ich mir angelacht hatte.

Kurz vor dem Ende des Turns holte ich die langsame Gruppe der Race Factory - geführt von Günni - ein. Bei denen dachte wiederum, dass wir schon in der Auslaufrunde wären. Die schnellen waren weit und breit nicht mehr zu sehen.

Die langsamen waren zu langsam. Die schnellen waren zu schnell. Und ich war doch nur der Verkappte und nicht der Rossi. Na das wird mal lustig, dachte ich mir…
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  • Rob #73 Offline
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Beitrag von Rob #73 »

Danke! Hab Spass gehabt. :idea: :idea: :arrow: :arrow: :lol: :lol: :lol:
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Beitrag von triple6 »

Hey Anont, wenns nicht mit dem "Rossi-werden" klappt, kannst du deine Karriere noch immer als Autor machen! =D>

Grosser Applaus von mir! Schön, mal was so erfrischen anderes zu lesen! :P

Und da Team Gashammer ja mit dabei war, weiss ich auch, dass noch einige lustige Details zusammenkommen dürften... 8) :wink:
"...aber Marge, Versuchen ist der erste Schritt zu Versagen!"
~~Homer Simpson, Springfield 1998~~
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