Männer (und bitte nur die)! Ich will Eure Bärte sehen!
Duisburg is clean now...Schimanski rules!!!


"Wahrhaftig, ein Mann ohne Schnurrbart ist kein Mann mehr. Den Vollbart liebe ich nicht sehr; die Männer sehen damit fast immer vernachlässigt aus, aber der Schnurrbart, o der Schnurrbart! Der Schnurrbart ist für einen männlichen Gesichtsausdruck unentbehrlich. Nein, nie könntest Du Dir ausmalen, wie nützlich diese kleine Haarbürste auf der Oberlippe für das Auge ist... und ... für die Beziehungen zwischen Eheleuten. Es sind mir auf solche Art eine Menge Gedanken aufgestiegen, die ich Dir kaum mitzuteilen wage. Ich werde sie Dir gern sagen... ganz leise. Doch es ist so schwierig, die Wörter zu finden, um gewisse Dinge auszudrücken, und einige dieser Wörter, die man nicht auswechseln kann, sehen auf dem Papier so häßlich aus, daß ich sie nicht niederschreiben mag. Und dann, das Thema ist so heikel, so peinlich, so anstößig, daß es unendlicher Kunst bedürfte, um es gefahrlos anzuschneiden.
Nun, wenn Du mich nicht verstehst, dann eben nicht. Und, meine Liebe, versuch ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen.
Ja, als mein Mann rasiert vor mich hintrat, da habe ich zunächst begriffen, daß ich nie eine Schwäche für einen Komödianten empfinden könnte, noch für einen Geistlichen, und wäre es auch Pater Henri Didon, der verführerischste von allen. Dann, als ich später allein mit ihm war — mit meinem Mann! — wurde es noch schlimmer. Ach, meine liebe Lucie, laß Dich niemals von einem Mann ohne Schnurrbart umarmen; seine Küsse haben keinen Geschmack, keinen, keinen! Das hat nicht mehr jenen Reiz, jene weiche Fülle und jenen... Pfeffer, ja, den Pfeffer des echten Kusses. Der Schnurrbart erst ist die Würze.
Stell Dir vor, daß man Dir ein Pergament auf die Lippen preßt, trocken... oder feucht! Das ist die Liebkosung des rasierten Mannes. Sie lohnt wahrhaftig nicht die Mühe.
Woher aber rührt die Verführungskraft des Schnurrbarts, wirst Du mich fragen. Weiß ich es denn? Zunächst kitzelt er ganz köstlich. Man spürt ihn vor dem Mund, und er jagt einem durch den ganzen Körper, bis zu den Fußspitzen, einen bezaubernden Schauder. Er ist es, der liebkost, der die Haut zucken und zittern macht, der den Nerven jene erlesenen Schwingungen verleiht, die uns das leise «Ah! » ausstoßen lassen, als fröstelte uns.
Und auf dem Hals! Ja, hast Du je einen Schnurrbart auf deinem Hals gespürt? Das erregt, das berauscht, das läuft den Rücken hinunter, das steigt bis in die Fingerspitzen. Man krümmt sich, man schüttelt die Schultern, man wirft den Kopf zurück, man möchte fliehen und bleiben! Es ist wunderbar und aufreizend! Aber wie gut ist es!
Und dann noch... nein, wirklich, soll ich es wagen? Ein Gatte, der Dich liebt, aber richtig liebt, weiß eine Menge kleiner Winkel aufzustöbern, wo er seine Küsse verbirgt, Winkelchen, an die man allein gar nicht käme. Nun, ohne Schnurrbart verlieren auch diese Küsse viel von ihrem Reiz, ja, sie werden beinahe unanständig! Erkläre das, wie Du kannst. Ich, für mein Teil — nun, das ist der Grund, den ich gefunden habe. Eine Lippe ohne Schnurrbart ist nackt wie ein Körper ohne Kleidungsstück; und Kleidungsstücke braucht es immer, sehr wenig, wenn du willst, aber es braucht sie!
Der Schöpfer — ich wage kein anderes Wort zu benützen, wenn ich von diesen Dingen spreche — der Schöpfer war darauf bedacht gewesen, auf solche Art alle Stellen unseres Leibes zu verhüllen, darin die Liebe sich verbergen sollte. Ein rasierter Mund scheint mir einem abgeholzten Wald rund um eine Quelle zu gleichen, an der man trank und schlummerte.
Das erinnert mich an das Wort eines Politikers, das seit drei Monaten in meinem Hirn kreist. Mein Mann, der die Zeitungen verfolgt, hat mir eines Abends eine sehr seltsame Rede unseres Ackerbauministers vorgelesen, der damals Méline hieß. Ist er seither durch einen andern ersetzt worden? Ich weiß es nicht.
Ich hörte nicht zu, aber dieser Name Méline, fiel mir auf. Er hat mich, genau weiß ich nicht, warum, an die «Szenen aus dem Leben der Bohème» erinnert. Ich glaubte, es handelte sich um eine Grisette. Und so sind einige Stücke dieser Rede mir unzusammenhängend in den Kopf gedrungen. Der Minister Méline gab den Einwohnern von Amiens, wie ich glaube, eine Erklärung ab, deren Sinn ich bis heute gesucht habe: « Es gibt keinen Patriotismus ohne Ackerbau ! » Nun, und diesen Sinn habe ich eben erst entdeckt; und ich meinesteils erkläre Dir, daß es keine Liebe ohne Schnurrbart gibt. Wenn man das so sagt, klingt es drollig, nicht wahr?"
Es gibt keine Liebe ohne Schnurrbart! - Guy de Maupassant
