leider etwas verspätet kommt hier der Rennbericht zum unserem ersten Alpe Adria Cup Rennen auf dem Hungaroring. Viel Spass beim Lesen.
Rennbericht Alpe Adria Race 1
Hungaroring Ungarn
Am 29. April war es endlich soweit: das erste Rennen der Saison stand auf dem Plan. Für die Teams und die Fahrer ist das immer ein sehr spannender Moment der viele Fragen aufwirft. Wer ist in diesem Jahr wieder dabei? Werden die technischen Veränderungen die über den Winter vorgenommen wurden funktionieren? Wo stehen wir eigentlich im Vergleich zur Konkurrenz. Dieses ganze gedankliche Durcheinander kann auf eine simple englische Phrase reduziert werden: "When the flag drops, the bullshit stops". So war es auch in dieser Saison, beim ersten Rennen in Ungarn ...
Mittwoch, 25. April, Es geht los.
Da wir die freien Trainings am Donnerstag unbedingt nutzen wollten, sind Antje und ich schon am Mittwoch mittag losgefahren. Die Fahrt durch Österreich nach Ungarn wa eigentlich recht unspektakulär. Nur bei der Durchfahrt von Budapest kam mal kurzzeitig Verwirrung auf, da wir den richtigen Abzweig verpasst haben. Die anschließende Rumgurkerei hat uns ca. eine Stunde gekostet. Normalerweise nicht der Rede wert, aber Nachts um eins ist das irgendwie nicht mehr lustig. Schließlich sind wir aber doch noch an der Strecke angekommen und haben noch schnell das Werkstattzelt aufgebaut und das Equipment ausgeladen. Gegen 3.00 Uhr morgens lagen wir endlich in unseren Schlafsäcken.
Donnerstag, 26. April, Endlich fahren.
Nach ein paar Stunden Schlaf ging es am Donnerstag recht früh los. Bloß gut, das solche Tätigkeiten wie Luftdruck checken, Reifenwärmer aufziehen, Motorrad überprüfen usw. schon in Fleisch und Blut übergegangen sind. So kann man in aller Ruhe aufwachen, während man das Motorrad vorbereitet. Nach der Anmeldung zum freien Training ging es um 9.00 Uhr mit dem ersten Rollout los. Da ich seit Oktober letzten Jahres nicht mehr auf dem Motorrad gesessen habe und den Hungaroring auch noch nicht kannte ließ ich es im ersten Turn betont ruhig angehen. Trotzdem merkte ich schon, dass das Fahrwerk für diese Buckelpiste überhaupt nicht passt. Vor dem zweiten Turn bin ich dann auf mein Basissetup zurück und wollte diesen Turn zum Linien und Bremspunkte suchen verwenden. Leider hat das nun verwendete Setup meinem Hinterreifen überhaupt nicht gefallen.

Nach diesem 30 Minuten Training war der Reifen links und rechts übel aufgerissen. Somit war das Arbeitspensum für den Nachmittag klar: Federbein einstellen um den Reifenverschleiß in den Griff zu bekommen. Am Abend schien es dann einigermaßen zu passen, da der Reifen nicht mehr weiter aufzureißen schien. Nach einen ausgiebigen Abendbrot mit einigen Stücken totem Tier sind wir den recht schnell in die Schlafsäcke gekrabbelt. Schließlich hatten wir noch einiges an Schlaf nachzuholen.
Freitag, 27. April, Das schwarze Biest brüllt zu laut.
Deutlich ausgeschlafener ging es am Freitag los. Am frühen Vormittag wollte ich noch schnell die Anmeldung und die technische Abnahme erledigen bevor es mit den zwei freien Trainings losgehen sollte. Leider hatte sich meine mattschwarze R6 im Verlauf der letzten Saison wohl der kompletten Auspuffdämmwolle entledigt. So kam es das das unbestechliche Phonmessgerät aberwitzige 112db anzeigte. Das war nun deutlich zu laut und somit war die technische Abnahme nicht bestanden. Da ohne bestandene technische Abahme eine Teilnahme am offiziellen Teil der Veranstaltung (Qualifyings, Rennen) nicht möglich ist, sah ich mich schon wieder auf dem Heimweg und das bevor es eigentlich richtig los gegangen war. Nach kurzer Unterredung mit dem technischen Kommissar war ich jedoch wieder optimistischer. Der meinte mit frisch gestopftem Auspuff würde das schon gehen. Also hatte ich in der Stunde bis zum ersten freien Training nur ein paar kleinere Probleme zu lösen: Bohrmaschine organisieren (die hatte ich vorsorglich zu Hause gelassen), Nietzange und Blindnieten auftreiben (die Kiste mit den Nieten und der Zange war natürlich auch nicht dabei), Dämmwolle ranschaffen, Auspuff zerlegen, stopfen und dann wieder zusammennieten. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei den Jungs vom MSC Zeillern bedanken, die mir mir dem benötigentem Werkzeug ausgeholfen haben. Nur Dämmwolle war partout nirgends aufzutreiben. So blieb mir nichts weiter übrig, als meinen verbeulten Reservedämpfer zu zerlegen und der Dämmwolle zu berauben. Alles weitere war dann kein größeres Problem und bei der nächsten Phonmessung brüllte die R6 mit reglementskonformen 102db. Leider hatte die ganze Prozedur aber so lang gedauert, dass ich das erste freie Training verpasst habe. Also sind wir nur das Nachmittagstraining gefahren. Hierbei war das wichtigste mit den ausgelutschten Reifen nicht zu stürzen und weiter am Setup, den Linien und den Bremspunkten zu arbeiten. Abends hab ich dann noch die total zerfetzten Reifen getauscht. Für die Qualifyings mussten also schon die Rennreifen herhalten, da ich aus Budgetgründen nur maximal einen neuen Reifen am Wochenende zu Verfügung habe.
Samstag, 28. April, Jetzt wirds ernst.
Pünktlich vor dem ersten Qualifying am Samstag machte sich bei mir die übliche Nervosität breit. Jetzt war die Stunde der Wahrheit gekommen. Würde ich nun für meinen Hochmut bestraft werden nach nur einem Jahr B-Lizenz in den Alpe Adria Cup zu wechseln und dort auch noch in der am stärksten besetzten Klasse "Superstock 600" anzutreten?
Nachdem ich zum Anfang versucht hatte alleine auf schnelle Runden zu kommen habe ich mich gegen Ende des Trainings mal an schnellere Fahrer angehängt um mich ziehen zu lassen. Dabei ist mir jedoch aufgefallen, dass ich in den schnellen vierte Gang Kurven die Linien der anderen nicht halten konnte. Sobald ich ans Gas ging bekam ich brutales Untersteuern. Trotzdem war mit dem Trainingsergebnis als 26ter von 37 Fahrern voll zufrieden. Im zweiten Zeittraining wollte ich es noch besser machen und habe auch noch 2 Zehntel gefunden. Allerdings haben auch die anderen Fahrer ein Brikett nachgelegt und so rutschte ich noch ein paar Plätze ab. Am Rennsonntag würde ich somit als 33ter von 39 Piloten starten.
Sonntag, 29. April, Das Rennen.
Das Warm Up am Sonntag morgen verlief ohne größere Probleme. In den 10 Minuten versucht man einfach einen schnellen Rhytmus zu finden, ohne sich groß ablenken zu lassen.
So fuhren insgesamt 39 Superstock 600 Piloten gegen 11.15 Uhr in die Startaufstellung hinein. Als ich nach der Einführungsrunde auf meinen Startplatz rollte stand Antje schon da. Irgendwie ist es einfach ein beruhigendes Gefühl, wenn man dort in den Minuten vor dem Start nicht ganz allein ist. Als dann das "1 Minute" Schild gezeigt wurde musste auch Antje das Grid verlassen. Ab da ist man dann aber auch so konzentriert, dass man eh nichts mehr mitbekommt. Der Probestart klappte gut und so ging es mitten in der Meute in die Warm Up Runde hinein. Dort versucht jeder die Reifen und die Bremse so gut es geht auf Temperatur zu bekommen. Nachdem man sich wieder auf dem Startplatz eingefunden hat gilt die volle Konzentration sowieso nur noch der Ampel. Alle Motoren um einen herum brüllen erwartungsvoll irgendwo zwischen 5000 und 7000 Umdrehungen. Die Kupplungen rücken bis zur Schleifgrenze aus aber die Bremse verhindert noch jeden Vortrieb. Wenn das Vorderrad jetzt auch nur wenige Zentimeter voranrollt bekommt man unweigerlich eine Durchfahrtstrafe wegen Frühstarts aufgebrummt. Das Rot der Startampel dauert wie immer eine Ewigkeit an. Doch jetzt ist das rote Licht erloschen und die hochschnalzende Drehzahl von 39. Superstockmotoren lässt um einen herum die Erde erbeben. Ich hab den start zum ersten Mal perfekt erwischt und wie von einer Bogensehne beschleunigt schießt meine R6 voran. Die Startreihe vor mir hab ich schon komplett überholt bevor ich den zweiten Gang reindrücke. Von nun an heißt es sich so gut als möglich hinter der schmalen Verkleidung zu verstecken und bis zum Bremspunkt voll weiter zu beschleunigen. Leider ist der Weg dorthin am Hungaroring sehr weit und schon 200m davor kam die Startreihe die ich schon beim Anfahren geschnappt hatte wieder vorbei. Bis zum Bremspunkt waren dann auch die Fahrer aus meiner startreihe wieder an mir vorbei. Tja, das Beschleunigungsvermögen meiner R6 ist ein absolutes Trauerspiel.
In den folgenden Runden bildete sich eine gute Kampfgruppe um mich herum. Ich für meinen Teil versuchte auf der langen Start-Ziel Geraden den Anschluss nicht zu verlieren um mir beim Anbremsen und im kurvigen Streckenabschnitt die verlorenen Plätze wieder zurück zu holen. Daraus entwickelte sich ein munteres Rennen mit vielen Überholmanövern. Schlussendlich kam ich auf dem 29. Rang ins Ziel. Alles in allem war ich mit dem Verlauf des Rennens und des Wochenendes aber voll zufrieden. Wir haben die Herausforderung einer neuen Rennstrecke und einer neuen Rennserie sehr gut gemeistert und sind auch ohne Wintertraining konkurrenzfähig. Natürlich soll es im Laufe der Saison noch deutlich weiter nach vorne gehen, bis jetzt stehen die Vorzeichen dafür aber recht gut.
Fazitten:
- Die Rennveranstaltungen beim Alpe Adria Cup sind sehr gut durchorganisiert und laufen absolut professionell ab.
- Das Niveau und die Leistungsdichte im Alpe Adria Cup sind beeindruckend. 39 Starter zum Superstock 600 Lauf sprechen für sich.
- Für das Fahrwerk haben wir leider bis zum Schluss keinen guten Kompromiss gefunden. Da haben wir beim zweiten Lauf am Hungaroring noch einige Hausaufgaben zu erledigen.
- Die Entscheidung für das zweite Rennjahr die Klasse zu wechseln und im Alpe Adria Cup anzutreten war goldrichtig. Durch die das hohe Niveau bekommt man sehr schnell mit wo man im Vergleich zu schnelleren Fahrern noch Reserven hat. Diese gilt es sich dann durch harte Arbeit zu erschließen.