Die ersten Runden taste ich mich wieder ran. Most kam mir noch viel welliger vor als letztes Jahr. Durch die Schikane in die schnelle Links holperte der Liter gewaltig und nach dem Matadorbogen und gerade durch den schnellen Linksknick der Gegengeraden kam ich mir vor wie neben der Strecke und nicht auf ihr. Nachdem der Asphalt in Poznan überarbeitet wurde, ist Most definitiv der schlechteste Acker den ich kenn. Nach ein paar unentspannten Runden schmerzten meine Unterarme und ich rollte zurück zur Box. Ich beschloss das Geholpere nicht auf das Material sondern auf meinen Kopf zu schieben und die Rundenzeiten bestärkten mich darin, dass bei den albernen Geschwindigkeiten das Fahrwerk überhaupt keine Chance zum Arbeiten bekommen konnte.
Nachdem sich meine Arme wieder beruhigt hatten. Ging ich wieder raus. Diesmal gings am Vorstart ohne Kontrolle vorbei und ich beschloss, ein bisschen zu pressen. Es zeigte sich mal wieder, dass Most doch immer ebener wird, je schneller man fährt und ich fand mich zwar nicht schnell, gab aber alles. Mit einer 1:44 wieder zurück in der Box kam ich mir jämmerlich vor und bekam erstmal die Sinnkrise. Nach einer Weile konnte ich mich davon überzeugen, dass man wohl nach einem Crash, den man nicht mal so eben verdaut hat, akzeptieren muss, dass 4 Sekunden weg sind. Man muss sich diese wohl dann doch neu erarbeiten. Also los. Der Liter schaute mich erwartungsvoll an und wir stützten uns wieder in die Schlacht. Es lief deutlich besser, durch die endgeile Links Ende Start-Ziel schwuchtelte ich aber immer noch durch und hatt jedes Mal im letzten Drittel das Gefühl, dass das Vorderrad einklappen will. Rumexperimentieren mit der Sitzhaltung und auch schneller Reinhalten brachte nicht viel Besserung. Beim Rausbeschleunigen aus den 180Grad rechts den Berg runter liess ich mich viel zu häufig von konsequent bewegten 600er abhängen und voll aufziehen durch den Linksknick packte ich auch noch nicht. Ist schon seltsam, wenn man weiss, wo man die ganze Zeit liegen lässt. !
Für das erste Qualifing hatte ich mir einen 1a-Plan zurechtgelegt. Die anderen sollten sich erstmal austoben und wenn sie so langsam reinkommen, fahr ich raus. Genial, freie Bahn und mit der richtigen Einstellung sollte noch was gehen.
Als ich nach 1,5 Runden abgewunken wurde, da leider der Dr.Kies seine Kawa in den Selbigen geworfen hat (man betrachte dazu die Videoabteilung), konnte ich eine sehr korrekte 1:44 im Verkehr vorweisen.

Toller Plan ! Ich war noch nicht mal in Schwung und stand ganz weit hinten.
Der Tag endete damit, dass Ragnar noch so rechtzeitig kam, dass er Zeit hatte, eine Runde zu fahren und wir uns im Anschluss dem Grillgut hingaben. Es sengte sich diese erhabene Stille über die Rennstrecke und der Wetterbericht verhieß nichts Gutes für die nächsten Tage. Regenreifen hatte ich mit, allerdings waren die eher als Abwehrmaßnahme gegen den Regen gedacht, um ihm meine Gleichgültigkeit zu zeigen. Auf den konkreten Einsatz hatte ich nicht so recht Lust und brauchte sie auch zum Glück nicht.
Nachdem ich wieder eine Nacht exzellent geschlafen hatte, konnte mich auch nicht das Frühstück aus dem Konzept bringen. Das zweite Qualifying wollte ich nutzen. Diesmal stand ich vor der Eröffnung des Quali an der Ausfahrt, nur um mir sagen zu lassen, dass ich 10 Minuten mehr hätte, da ja gestern verkürzt werden musste.

Egal....
Die Posten ließen uns auf die Strecke und ich schnupfte gleich zum ersten Bremspunkt hin einen Zaghaften auf. Bis meine Arme wieder das Bremsen ablehnen würden, wollte ich das Maximum rauspressen. Mit einer 1:43.irgendwas kam ich nach 4 Runden wieder an die Box. Der Bremsarm brannte und ich hatte noch knapp über zehn Minuten. Viel besser war es nicht aber immerhin eine Sekunde. 8 Minuten vor Schluss schwang ich mich wieder auf den Liter und raus. Kurzer Blick über die Schulter, keiner da und Angriff. Allmählich schien mir mein Eisen zu verzeihen, dass ich so durch die Gegend cruiste und feuert mich an, endlich mal den Hahn zu spannen. Auf der Bremse ging nicht viel und ausserdem hatte sich so ein leichtes Vibrieren dazugesellt, dass ich aber einfach missachtete. Später, auf Startziel und bis kurz vor die Brücke voll stehen lassen. Wieder viel zu lange auf der Bremse gewesen und halbwegs passabel in die Links eingelenkt. Viel zu langsam die Sekunden der Unsicherheit überstanden und drei Gänge runterklicken und durch die schönen Bögen in Richtung des Stopp-and-Go-Knicks. Ansatzweise passabel rausbeschleunigt mit Schmackes in den Knick geworfen und dann einen runter und mit dem Knie leicht über den Curb den Berg hoch (ich komm aus Norddeutschland, da sind das Berge !). Das Vorderrad tänzelt über den Boden nach dem Matador passt diesmal alles zusammen. Nur die Beschleunigung durch meine persönliche Angstecke war mal wieder für die Füße. Auf Startziel raus, zuckte sie leicht mit dem Lenker und ich merkte, dass ich langsam auf dem richtigen Weg war: 1:42:6.
Immer noch nicht das Ziel, aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Startplatz 38. Letztes Jahr war ich eine Sekunde schneller im Quali und stand auf 18.
Den Rest des Tages versuchte ich dem Vibrieren auf den Grund zu gehen, aber konnte so recht nichts finden, brachte aber alle Schrauben der Gabel noch mal auf das richtige Anzugsmoment, wechselte die Belege und die Felgen.
Am nächsten Morgen war das Vibrieren natürlich noch da. Auch der Radwechsel brachte nur die Erkenntnis, dass das Vibrieren zwar blieb, aber Metzler Racetec im Vergleich zu BT 002 Pro extrem viel Kraft beim Bremsen verbrauchen. Trotzdem wollte ich lieber die Slicks endlich mal aufbrauchen und entschied mich zum Rennen mit den Reifen anzutreten, zumal ich ihm ausser die anstrengende Bremserei nichts vorwerfen konnte.
... auf meiner Position angekommen schaute ich mir meine direkten Gegner an. Von den Zeiten müsste es gehen, aber ich bin kein guter Starter. Der Vorstart bekräftigte mich in der Einschätzung und die Aufwärmrunden machten mir auch unmissverständlich klar, dass auch die letzte Reihe es sehr ernst meinte.
Langsam rollte das Feld wieder auf die Startposition und ich beschloss meinen besten Start überhaupt hinzulegen. Das rote Licht ging aus und es war tatsächlich mein bester Start mit der GIXXER. Leider aber immer noch so mies, dass ich als letzter durch die Schikane fuhr. Durch die Links war so viel Verkehr, dass ich quasi auf der A2 wähnte und ich zwar neben daneben fahren konnte, aber ich keine rechte Lücke zum Überholen finden konnte. Nachdem ich eine Runde am Tampen mitgefahren bin und keine Weg vorbeifand, beschlich mich langsam der Gedanke: „Solltest Du wirklich als letzter ins Ziel kommen ??“ Irgendwas klickte in mir und ich wusste, dass ich nur als letzter vom Feld gehen würde, wenn ich dabei auf dem Schandkarren sitzen würde. Also erstmal die R1 eingedost, da kam ich beim Anbremsen der zwei Rechts Richtung Start-Ziel sauber vorbei. Eine zweite R1 muss ich auch noch irgendwo überholt haben, weiß bloß nicht mehr wo. Ich hatte auch einen anderen persönlichen Gegner. Sah nach einer K1 aus und ich hatte mit meiner K3 ein deutlich besseres Leistungsverhältnis, nur hatte ich das alte Problem. Vielleicht war er nicht der schnellste durch die Kurven, aber Rausbeschleunigen konnte er. Ergo kam ich nicht vorbei. Nachdem mir der Hass langsam durch die Lüftungsschlitze des Helmes tropfte, ging mein Vordermann etwas zaghaft auf Startziel raus und ich nutzte meinen Leistungsüberschuss, um sauber auf der Hälfte der Geraden einfach völlig unspektakulär an ihm vorbeizufahren. Nachdem ich extra spät den Knick angebremst hatte und natürlich viel zu langsam durch die Links kam, ließ ich noch mal etwas länger Richtung Linkskurve ins Geschlängel stehen, um ihn ja nicht zu animieren, sich wieder danebenzusetzen. War’s das ? Der Blick nach vorne sagte mir, dass ich noch einen weiten Weg zu gehen hätte, um wieder aufzuschließen. Aber warum nicht, nach hinten musste ich mich ja auch absichern. Zwei Runden später hatte ich zwar ein paar Meter (10 oder so

) rausgeholt, aber mein Handgelenk ging langsam fest. Bremsen fiel schon schwer und durch de Bergabknick konnte ich auch schon nicht mehr so aufdrehen, wie ich wollte. Welcher Idiot wollte eigentlich mit diesem stumpfen Metzlerzeug auf die Bahn ? Aufgeben ? Niemals, ich biss die Zähne zusammen und bremste ein bisschen früher und versuchte mich beim Gasgeben zu überzeugen, mehr zu riskieren. Der Liter quittierte diesen Plan mit Freude und blieb felsenfest beim Beschleuingen mit dem Asphalt verhaftet. Beim Passieren von Startziel warf ich einen bangen Blick auf den Rundenzähler: Noch drei ? Ich hatte das Lied im Kopf, dessen Interpreten ich nicht kenn, aber die Passage klebte fest: „It’s a tragedy, the shape I’m in....“ Eine Ewigkeit später sah ich das karierte Tuch.
1:41:841 und nicht letzter.
Das Wasser, dass mir der Helfer reichte schmeckte besser als jeder Sekt. Erschöpft rollte ich in die Box. Die Angst war endlich weg, nur schmerzten meine Unterarme und machten mir unmissverständlich klar, dass der Tag gelaufen ist. So probierte ich noch ein wenig rum, woher das Vibrieren der Gabel kam und genoss die entspannten aber doch herzerfrischenden Runden um den Kurs. Nachdem das Vibrieren immer schlimmer wurde, packte ich zusammen.
Die Zukunft:
1. Lenkkopflager ersetzen (das ist nämlich defekt)
2. Die Sehnenscheidentzündung loswerden (ausgerechnet der Bremsarm), okay ich kam schon mit Schmerzen im Arm nach Most.
3. Nürburgring zum Testen
4. Oschersleben zum Perfektionieren
5. Den Reinke in Brünn herbrennen