Also, vor fünf Wochen habe ich meine Verkleidung zum Lackierer gebracht und nun stehe ich vor dem was daraus geworden ist.
Früher:
Man hat mit dem Lackierer ein Design abgesprochen und bekam das Teil dann auch so zurück wie man es erwartete.
Heute:
Man spricht mit dem Lackierer, übrings ein (Ex)Freund mit eigener Lackiererei, ein Design ab und bekommt dann ein Teil zurück was nichts mehr mit der Absprache zu tun hat.
Früher:
Der alte Lack wurde ab- bzw. angeschliffen. Dann brachte man Füller drauf um die Schleifspuren zu schließen. Grobe Unebenheiten wurden mit Spachtel ausgeglichen und beim schleifen achtete man darauf, dass die Konturen erhalten blieben, Rundungen blieben Rundungen und Flächen blieben Flächen.
Heute:
Man nimmt 40er Schleifpapier, spannt es auf eine Flex und legt erst einmal los. An Stellen, wo man mit der Flex nicht hinkommt, bleibt der alte Lack einfach drauf. Wenn der sich nicht mit dem neuen Lack verträgt, Pech gehabt, da kann der Lackierer ja auch nichts dafür.
Füller scheint es überhaupt nicht mehr zu geben, die groben Schleifspuren unter dem Lack machen das Teil halt „künstlerisch Wertvoll“. Spachtelmasse ist teuer und wird heute nicht mehr verwendet. Die Rundungen in der Verkleidung sind aerodynamisch ungünstig und so schleift man ein paar Kanten und Flächen hinein.
Früher:
Der Lack wurde mit einer Lackierpistole gleichmäßig aufgetragen und der Lackierer war auch darauf bedacht, alle Stellen mit Farbe zu bedecken.
Heute:
Man nimmt eine Spraydose, setzt sie an der höchsten Stelle an und hält solange drauf bis der Lack einfach nach unten läuft. Die Stellen, welche der herunterlaufende Lack nicht erreicht, bleiben einfach so. Auch das gehört zu der Rubrik „künstlerisch Wertvoll“.
Früher:
Man bezahlte den vorher abgesprochen Preis.
Heute:
Man hört nur, dass es doch vielmehr Arbeit war als angedacht und das Ganze nun doppelt so teuer werden muss.
Früher:
Man hätte dem Lackierer einfach eins auf die Schnauze gehauen und jeder hätte dafür Verständnis gehabt. Der Lackierer hätte anschließend seine Arbeit richtig gemacht und sich danach noch einmal für seinen ersten Fusch entschuldigt.
Heute:
Man bekommt die Frage gestellt, was man in nur fünf Wochen erwartet hätte und für 300 € wäre das Ganze ja wohl geschenkt.
Irgendwie finde ich, dass früher alles einfacher und besser war.

