Während ich einen Frustkaffee trinken ging und die Chance nutzte, mich von Serdal, der überraschenderweise jeden Tag auf der Strecke strahlte - außer, er wurde permanent von langsamen BMW-Fahrern behindert - und dem Rest meiner Bekanntschaften aufmuntern zu lassen, hatte der Henning freundlicherweise das Vorderrad montiert und den nächsten Ersatzreifenwärmer aufgetrieben. Um den Vorderreifen war sodann alles herumgewickelt, was zu haben war.
Der Tag war noch nicht vorbei, und ich konnte doch noch versuchen, nicht aus A2 zu fliegen. Wenn das passierte, dann käme ich überhaupt nicht mehr voran. Toll, wenn's läuft.

Aber wir wissen alle, wie es laufen kann, wenn die Andrea stinkig ist. Und sie war ein bißchen stinkig. Aber auch ein bißchen traurig, weil der kleine Jan das Hinfallen aus erster Reihe mit angesehen hatte, ebenso wie der Grasverkäufer und der Rest der Gang um Don Beppo. Aber die waren schon Erwachsen und sowas gewohnt. Der kleine berichtete, dass er entsetzt zum Anhänger gerannt war, um zu melden: "Mama ist hingefallen. Aber ganz langsam." Ob das alles so gut war? Was war, wenn richtig etwas passierte? Wollte man das als Eltern? Lea fand schon lange nicht gut, dass die Elternschaft sich mit solch unschönem Hobby amüsierte, und würde eine Ausnahme machen, wenn sie selbst fahren dürfe (was sie bestimmt gut hinbekäme), aber so hasste sie es.
Mit Einer Mischung aus Stinkigsein und Traurigkeit machte ich mich auf zu meinem zweiten Einrollturn. Und - oh - was ist das denn? Ich drehe rechts, da kommt direkt was. Und wenn ich loslasse, dann geht auch direkt wieder was zu. Wow. Ich hatte immer gedacht, dass ich einfach zu langsam in der Birne bin, dass es so lange dauert, bis ich nach Bremse Lösen wieder Vorschub generieren konnte. Jetzt war klar, es war dieser Gasgriff. Ich gehörte nicht zu den Menschen, die alles blöd finden, was mit "Euro" anfängt, aber der Kurzhubgasgriff war so gar nicht geil. Dieser hier war gut. Nicht nur, dass mich das allerfeinste Metall anglänzte, der funktionierte sogar ganz vorzüglich. Mit einem ganz neuen Gefühl von in der Kurve Gasgeben fuhr es sich doch ganz angenehm.
Heute flog die Andrea nicht aus A2. Nicht mit unter 2 Minuten. Das einzige, was flog war der zweite ausgeliehene Reifenwärmer, der mit Heizkapazitäten auf um die 60°C glänzte. In echter Sorge um mein Wohlergehen trat Olaf regelmäßig an mein Vorderrad, um die Oberflächentemperatur zu kontrollieren. Dann flog den Henning doch eine Idee in den Kopf - warum nicht den alten hinteren Reifenwärmer nehmen. Der wäre an den Seiten groß genug, um vorn gut zu passen und hatte auch keine Heizschwächen. Ich hatte auch schon daran gedacht, gerade wegen der Option auf höhere Überlappung mit dem Rad.
Manchmal dauert es eben etwas.

Nach dem Fahren durfte ich einkaufen. Zum Tanken natürlich auch, Hauptsache, Autotank war voll. Eine Sorge weniger für den Heimweg. Die Bande rief nach dem Würstchenfön, obwohl mir eher nach einer deftigen Suppe war. Sommer war definitiv vorbei hier in Assen. Wie üblich hockte ich vor dem Fön und bereitete Essen zu, während der Rest sich in das feine Olafsche Zelt verkroch. Ab und zu rief es aus dem Zelt heraus, ob denn schon etwas fertig wäre. Ich aß vor dem Fön, während ich weiter Essen machte. Ich hoffte inständig, dass der blöde Fön endlich ganz zerbröselte und ich wieder mit einem Minikugelgrill arbeiten konnte. Das war kein Grillen.
Morgen sollte nicht mehr gefönt werden. Morgen wollte man Pizza. Pizza - das letzte Vergnügen, was ich mit Pizza in Assen hatte, war, Gerhard eine riesige Döner-Gyrospizza vertilgen zu sehen. Ich dachte, da geht nichts mehr rein, aber er kaute und kaute. Und erfreute sich allerbester Gesundheit. Eigentlich.
Morgen. Hoffentlich ging es morgen alles besser als heute. Ich hatte wieder eine leichte Schräglagenschwäche, hatte ja heute schon zu viel davon gehabt. Zum Glück hatte ich immer ausreichend Airbagpatronen dabei.
Und hoffentlich ging es Gerhard gut. Der hatte sich zu Besuch angekündigt, und ich wünschte mir, dass das auch passierte.