Also das Fahrerische würde ich gerne besser beurteilen können, aber das wird in dem Leben nichts mehr mit meinem Racer Da-sein. Ich war am Pann gleich mal 10s langsamer als mein SV Kollege und dabei hatte ich sogar 10PS mehr
Also Leuten wie mir kann man auch das Weltmeister Motorrad geben und es kommt nichts Atemberaubendes dabei raus. Von daher stimme ich vollkommen zu, im Hobby Segment kommt man schnell in den Bereich, wo das Motorrad mehr kann als der Fahrer. Man kann das sehr gut auf Onboard Videos sehen, in denen die Daten eingeblendet sind oder zumindest der Tacho sichtbar ist. Zum Beispiel von der S1000RR gibt es da einige mit Daten. Was man da beobachten kann, der Fahrer dreht seinen Motor eigentlich gut aus im aufrechten Zustand, aber trotzdem kommt er aus Kurven nur mit 7000rpm heraus. Das sind gerade einmal 100PS, die dann zur Beschleunigung anstehen und trotzdem gibt er noch etwas zögerlich Gas. Wenn man sich Onboard Videos von Profi Fahrern anschaut, dann schalten die schon vor der Kurve in den passenden Gang und lassen die Kupplung los. Der Motor würde dann eigentlich auf 20.000rpm hochdrehen, aber das verschleift die Anti-Hopping-Kupplung. So kommen die Profis aus der Kurve mit viel mehr Drehzahl und ziehen auch deutlich kräftiger am Kabel. Nur ein Grund weshalb die so viel schneller sind als Hobby Fahrer.
Ich persönlich sehe das natürlich mehr von der physikalischen Seite, Stichwort Kammscher Kreis. Um das Zugkraft Diagramm nochmal heranzuziehen, wenn ich bei 200km/h im dritten Gang unterwegs bin, dann möchte ich doch lieber 252kg Schub (rote Kurve, -10% Antriebverlust) als 216kg (grün, -10%). Das hört sich jetzt erstmal nicht dramatisch unterschiedlich an, oder? Aber um 200km/h zu fahren, müssen schon mal 60PS für den Fahrtwiderstand aufgewendet werden, das zieht bei dieser Geschwindigkeit 85kg vom Schub ab. Es bleiben also 167kg gegenüber 131kg Schub übrig, das ist dann schon ein ziemlich großer Unterschied. Und das sind "nur" 200km/h, denn der Luftwiderstand steigt im Quadrat und somit wird das Schub Verhältnis von dem was übrig bleibt, mit steigender Geschwindigkeit immer weiter zur roten Kurve hin verschoben. Sprich auf Strecken, welche hohe Geschwindigkeiten zulassen, da wird der Fahrer mehr und mehr davon ziehen, alleine durch den Leistungsunterschied.
Hier noch ein hübsches Bild, in dem MotoGP Ducati von 2018 mit der S1000RR verglichen wird. Gemessen wird, welche Zeit gebraucht wird, um welche Geschwindigkeit zu erreichen. Man sieht wie stark das bei höheren Geschwindigkeiten auseinander klafft. Die Ducati braucht von 0 auf 370km/h Endgeschwindigkeit nur 19s, während die BMW da noch nicht mal ganz ihre Vmax von 308km/h erreicht hat. Die Ducati hat zwar einen kleinen aerodynamischen Vorteil, der Hauptunterschied ist allerdings die Leistung. Und nochmal zum Schluss, das bedeutet nicht, dass der Hobby Fahrer eine Leistung von 200PS+ braucht. Eine 600er ist oft ausreichend und für mich schon eine SV

Quelle steht im Bild
Die Beschleunigung ab Start finde ich ziemlich beeindruckend. Die BMW braucht 5sek auf 150km/h, was eine Beschleunigung von 8,3m/s² ergibt, was schon ziemlich gut ist. Die MotoGP Ducati ist dagegen wie von einem anderen Planeten, sie braucht nur 4s auf 160 und kommt damit auf 11,1m/s². Das ist weit über der Erdbeschleunigung von 9,81m/s², an welche normale Motorräder nur knapp ran kommen, bis Ihnen das Vorderrad steigt oder das Hinterrad durchdreht. Der Hammer

Quelle im Bild
Weil mich die Fahrleistungen der MotoGP gerade so begeistern, noch ein Bild dazu. Eine Yamaha Gear/Speed Map von Mugello 2015. Da sieht man erstens was ich oben beschrieben habe, der Gang wird weit vor der Kurve eingelegt und bleibt dann bis zum Rausbeschleunigen. Zum Beispiel wird oben rechts in der 180° Kurve bei einer Geschwindigkeit von 235km/h der zweite Gang eingelegt, da hat die AHK ganz schön was zu tun. (In einem Onboard Video von der aktuellen Saison sieht man Fabio Quartararo in Mugello sogar bei 274km/h den 2.ten Gang einlegen.)
Wenn man sich die Gerade anschaut (980m Länge), dann kam die Yamaha damals mit 122km/h aus dem Scheitelpunkt der Kurve raus und beschleunigt bis zum Bremspunkt auf 334km/h. Wenn man das mit dem Ducati Diagramm oben vergleicht, dann ist 122-334km/h Ducati bei der BMW 122-280km/h in dem selben Zeitraum. Sprich die Maschine gewinnt einen riesen Vorsprung alleine durch den Unterschied in der Leistung. Ich bin jetzt allerdings zu faul, die Diagramme auszuwerten und einen Vorsprung in Meter zu berechnen
54km/h Differenz sind 15m pro Sekunde, welche die Ducati davonzieht und die Gerade dauert schon einige Sekunden zu befahren.
Fazit: Leistung ist was Tolles und ich kann mit Sicherheit auch mit viel Power langsam fahren
