Prolog:
Es begab sich März des Jahres 2006 nach Brian, in unserer bayrischen Heimat war noch tiefster Winter und die wärmenden spanolischen Sonnenstrahlen des Cartagena-Events längst vergessen, als unser Junior-Schlumpf zur weiteren Planung der Saison mahnte.
Neben diversen anderen Aufzündveranstaltungen war auch schnell der obligatorische Pflichttermin ausgemacht: die übliche Saisonabschluss-Rennveranstaltung von Robert, mit der Lieblingsdisziplin von Papa-Schlumpf – dem 4-Stunden-Rennen, im September auf dem als Rübenacker verschriehenen Autodrom Most.
Anfang September:
Als absoluter Most-Neuling machte ich mich auf Roberts Heimatseite schlau, welche Zeiten denn hier so gefahren werden. Ein kurzer Blick in die Ergebnisse vom Mai verriet mir, dass bei den 600ern für eine Top-Ten-Platzierung mindestens 1:40er Zeiten fällig sind. Papa würde damit in der Männermoped-Klasse mit etwas Glück vielleicht grade noch so in die Punkte kommen. Also geschwind bei Peter, unserem Junior-Schlumpf – der auf dieser Piste bis dato schon viele Runden abgespult hatte, nachgefragt ob man sich den entsprechende Ziele setzen kann oder für den Erstbesuch in Most lieber einen Tick bescheidener bleiben sollte. Seine eindeutige und anschauliche Antwort kam dann auch prompt: "Für solche Zeiten braucht man in Most nicht nur grosse Eier, sondern welche die so dick sind wie Wassermelonen!".
Nun denn, das klang doch mal nach einer würdigen Herausforderung!

Donnerstag - Anreise:
Nachdem approximativ elfundzwanzig Reifen, unsere Mopeten und eine Unmenge an weiterem Gedöns, das man zum aufzünden halt so braucht, in Papa's Schlumpfomobil und auf dem Hänger verstaut waren, brachen wir auf gen Nordosten. Stunden später passierten wir nach unzähligen Stau's endlich die Grenze nach Tschechien. Schliesslich angekommen machten wir uns nach freudiger Begrüssung unserer Aufzündbrüder aus dem hohen Norden – allen voran Carsten und David – ans einrichten der Box. Durch die nicht unbedingt exorbitant großen Ausmaße der Most'schen Boxen und unserem Hang zu moderatem Chaos erklärten wir 'unsere' Nr. 16 als ausgebucht

Nach getaner Arbeit warfen wir ein paar Happen totes Tier auf den Grill und genehmigten uns noch einen Hopfentee, natürlich nur um Vitaminmangel vorzubeugen!

Freitag - Qualifying:
Der Tag begann mit dem nervtötenden Gebimmel meines Handtelefonweckers, der obligatorischen Fahrerbesprechung und einer schönen Tasse Kaffee. Meine übliche Taktik die ersten ein oder zwei Stunden überhaupt nicht auf die Strecke zu gehen um mir erstmal anständig viel Kaffee einzuflösen und richtig wach zu werden war heute nicht drin, denn es galt die für mich völlig neue Strecke kennen zu lernen und bereits am Nachmittag halbwegs brauchbare Rundenzeiten im Qualifikationstraining abzuliefern.

Also raus auf die Buckelpiste und erstmal geguckt wo's Links- und Rechtskurven hat. Nach ein paar Umrundungen kam langsam der Verdacht auf, dass diese Streckenführung ein enormes Spaßpotential haben könnte. Die Schikane Ende Start/Ziel mit der darauffolgenden 'BigBalls'-Links, wie Papa-Schlumpf sie später nennen würde, flösste mir zwar noch eine gehörige Portion Respekt ein – aber der Tag war ja auch noch jung

Wieder an der Box angekommen folgte der rege Austausch mit diversen Aufzündbrüdern, wobei sich herausstelle dass es keine einhellige Meinung zur idealen Durchfahrt der besagten Schikane gab. Weder innerhalb gleicher Hubraumkategorien noch zwischen sehr schnellen und erfolgreichen Most-Bezwingern. Die Ratschläge reichten von "Gas weg, ein Gang runter und durch" bis "komplett voll durchziehen!".

Also wieder raus um sich dem Selbstversuch zu widmen. Nach für meine eher faule Natur unzähligen Trainingsrunden hatte ich mich schliesslich auf die Variante "im sechsten Gang anfliegen, kurz Gas weg, abwinkeln und dann mit straff gespanntem Kabel durch die Links" entschieden – im Lauf des Wochenendes sollte sich bis auf die stetig kleiner werdende "Gas weg"-Phase an dieser Methode nix mehr ändern. So schlecht schien mein Tun denn nun auch nicht zu sein, immerhin hatte mich in dieser Passage seit geraumer Zeit niemand mehr überholt. Ganz im Gegenteil - immer öfter konnte ich genüsslich aussen vorbei an dem einen oder anderen Uffzynder vorbeigehen und konnte mich dabei diversen glücklichen Erinnerungen an die geliebte Oschershausener Triple-Links nicht erwehren. Im letzten freien Training vorm Qualifying ging ich an eben dieser Stelle mit kräftigem Speedüberschuss am Junior-Schlumpf vorbei, der erklärte mich darauf hin für "völlig verrückt!" was mir durchaus das Gefühl einer gewissen Zufriedenheit gab

Fünfzehnhundertvierzig, Zeittraining 600er. Natürlich wollen fast alle gleichzeitig raus und ich landete in einem sieben- oder achtköpfigen Pulk in dem schnell klar war dass hier kein entspanntes Entkommen drin wäre. Also dachte ich mir "ihr könnt mich alle mal, ich hau ab" und verabschiedete mich für eine entspannte Boxendurchfahrt, was sich als goldrichtiges Tun erwies. Als ich die Strecke wieder enterte wurde ich erst von einem der sehr schnellen Kollegen approximativ eineinhalb Runden gezogen und konnte noch weitere zwei fast völlig freie Runden drehen. Am Ende stand eine '42,7 auf dem Lappenzeiter, was schliesslich dem zwölften Startplatz entsprach. Damit war ich absolut zufrieden und beschloss den sofortigen Feierabend!

Zu diesem Zeitpunkt war Papa-Schlumpf Erich alles andere als entspannt und zufrieden. Sein Zeittraining bei den 1000ern stand noch aus und er machte sich Sorgen ob der Qualifikationshürden. Denn es würden maximal 40 Starter zum Rennen antreten dürfen, qualifizieren wollten sich im grossen 1000er-Feld aber einige mehr - und an diversen Ecken war er mit sich offensichtlich noch nicht sonderlich zufrieden. Aber rummädeln half jetzt auch nix, also einfach raus und das beste draus machen! Als er wieder an die Box kam hatte er sich schliesslich mit einer '44,4 qualifiziert und war sofort wieder völlig entspannt, so dass er sich schon einen Feierabendhopfentee gönnte, noch bevor er sich des Leders entledigt hatte.
Für mich aber zählte nur eins: ich war heute schneller als Papa!!! Auch die Tatsache, dass er im freien Training zuvor noch unbemerkt eine '43,5 gefahren war, half ihm nicht mehr. Ich war heute schneller – und damit war der einzige Vorsatz für dieses Jahr endlich abgehakt!

Fortsetzung folgt...