Im Vorfeld hab ich ein 4-Tonnen Wohnmobil mit Heckgarage für ein Motorrad angeschafft und die PC37 von meiner Frau mit Rennverkleidung, TD-Slicks und Blade-Bremse ausgestattet. Wohnmobil in der Grösse, weil ich dieses Jahr oft Supermoto fahren und es wohnlich und anhängerlos haben will. Desweiteren wurde ein alter Pferdeanhänger in dem fortan die beiden Supersportler reisen sollen. Einfach den günstigsten Pferdeanhänger mit TÜV im Umkreis ausgesucht, Plane geflickt, neuen Boden verlegt, Vorderradwippen im Boden verankert und oben eine zweite Ebene für Gepäck angebracht.
Aus Angst vor der Asfinag habe ich mir online die GoBox zur Abholung reserviert und mir eine DarsGo Box für Slowenien bestellt (die leider nie ankam oder jetzt in einem Wohnmobil in der Nachbarschaft auf Reisen geht).
Am Vortag der Abreise alles eingepackt (Meine Fresse braucht man viel Gerümpel für 2 grosse Leute, einen Zwerg und einen Hund) und gehofft, dass am Wohnmobil auch ohne grosse Testerei alles funktionieren würde. Samstagmorgen dann aufgebrochen und bis München zur Schwägerin gefahren. Am nächsten Tag dann die Wetterprognose gecheckt (Je nach Handy von schlecht bis sehr schlecht) und etwas weniger motiviert bei Schneegraupel in München aufgebrochen. Wettermässig haben wir wohl bis Kroatien mehrere Klima- und Zeitzonen passiert, da von Schnee und Minusgraden bis Sonne und Tshirt-Temperaturen alles dabei war. In Österreich piepste die Mautbox fröhlich vor sich hin, ich gehe also davon aus, dass unsere Nachbarn also den verdienten Lohn für die schönen Strassen von mir abbuchen. In Slowenien stand ich dann natürlich ohne Mautbox da und hatte versucht ohne vorhandenes Schulslowenisch einer Tankstellenmitarbeiterin ohne Interesse an Fremdsprachen zu erklären, dass ich grundsätzlich im Besitz einer Mautbox sein sollte und diese auch schon bezahlt habe, weshalb ich bereits im System sei. Dass ich im System bereits mit einer Mautbox registriert war, war aber auch der Casus Knaxus, weshalb ich nicht einfach eine Mautbox mitnehmen konnte. Letztlich glaube ich, dass ich eine Gebühr bezahlen musste wegen des Verlusts ,,meiner" Mautbox um dann eine andere auf mich registrieren zu lassen. Oder ich wurde verarscht, jedenfalls hab ich Geld bezahlt und konnte dann weiter. Fürs nächste Mal Rijeka werde ich mir auf jeden Fall nur eine Vignette kaufen, meinen Fahrzeugschein wollte nämlich niemand sehen.
Der Rest der Fahrt war auf jeden Fall top, speziell das letzte Stück bis Rijeka war klasse, da ich immer gerne mässig ausgebaute Nebenstrecken befahre um fahrerisch nicht zu verkalken.
An der Rennstrecke angekommen (von oben sieht es bei Google Maps aus wie ein alter Tagebau) war ich erst mal positiv überrascht wie schön die Anlage dann doch gelegen ist. Ein freundlicher Pförtner ließ uns ins Fahrerlager, wir bauten in der allerletzten Ecke unser Lager auf und freuten uns auf die nächsten Tage. Da das für viele oft ein Thema ist und nicht jeder die grobnikischen Gegebenheiten kennt: Einige Ecken des Fahrerlagers wirken etwas rustikal, die Sanitäreinrichtungen sind aber völlig okay und werden regelmäßig sauber gemacht (wobei ,,regelmässig" etwas völlig anderes als ,,oft" ist und je nach Ekelhaftigkeit der Anwesenden auch das Gegenteil von ,,ausreichend häufig" sein kann). Grundsätzlich kann man sich entscheiden ob man bei der Verrichtung lieber sitzen oder wie ein Skispringer kurz vorm Absprung die Oberschenkelmuskulatur in der nicht verschliessbaren Kabine über einem Loch im Boden trainieren möchte. Ich mag das Schüsselprinzip lieber, hab aber auch schon Schlimmeres erlebt, zB in Afghanistan.
Ab 18 Uhr konnte man sich dann beim Team von Dreier anmelden und die Gebühr für die Transponder entrichten.
Da insgesamt nur 80 Starter eingeschrieben waren, ging das natürlich super schnell.
Danach haben wir unseren Knaben hinten aufs Fahrrad geschnallt und sind eine Runde um die Strecke gefahren.
Asphalt ist top, es gibt mehr Steigungen und topografische Schlüsselstellen als anhand des Youtube-Studiums der Strecke im Vorfeld vermutet, Auslaufzonen teilweise gut, teilweise semioptimal und ungemütlich wirkende Kiesbetten. Also lieber nicht stürzen. Auf die Einschätzung meines Co-Piloten musste ich leider verzichten, denn der war im Fahrradsitz eingeschlafen.
Im Anschluss schob meine Frau ihr Moped zur technischen Abnahme und kam genervt zurück, da herausgekommen war, dass ihre Ölablasschraube keine Drahtsicherung aufwies, was Bedingung zur Teilnahme war. Ich verzichtete somit aufs geplante Abendessen und entkleidete das Motorrad um alles vorschriftsmässig zu sichern. Dabei lernte ich auch unseren Nachbarn kennen und eine Gruppe Hirsche, die im Dunkeln das Gelände umstreifen.
Am nächsten Tag startete ich mit einer 1,48, steigerte mich dann auf 1,44 und hatte während des Fahrens das Gefühl sicher und zügig unterwegs zu sein. Danach beobachtete ich Sandro Wagner und seine IDM-Freunde, die um die 1,30 fahren, und überlegte ob ich mir eventuell ein anderes Hobby suchen soll, das mir eher liegt.
Der ganze Tag lief aber gut ab, mit schönem Wetter, kaum stürzen, keinen Abbrüchen und mega viel Fahrzeit. Es gab Durchsagen über Lautsprecher und parallel Ergebnisse der Zeitnahme und Infos per Whattsappgruppe. Fand ich super gemacht, nicht zu viel und nicht zu wenig (Wie sehr ich beschissene Hirnfraßmusik und beknacktes Kirmesgelaber über Lautsprecher von besoffenen Veranstaltern hasse, ebenso wie Aufstehappelle, Geburtstagsgrüße und sonstigen Müll).
Meine Frau (Gesamte Motorradhistorie: Führerschein Ende 2021, 2022 Schwangerschaft, 2023 300Km auf einer Hornet Fahrpraxis im Hamburger Umland, danach 1 Tag Heidbergring Kurventraining, 1 Tag Padborg im Regen auf der PC37, 2 Tage Pannoniaring) war ein wenig das Schlusslicht der Veranstaltung (genauer gesagt die drittlangsamste Teilnehmerin) und verlor dann nach den ersten beiden Turns auch mehr oder weniger die Lust, nachdem sie mehrfach in Gruppe C geschnitten worden war (Zeitniveau so 1,45 bis 2,25). Nach etwas gutem Zureden schaffte sie dann aber noch eine 2,09 am ersten Tag.
Unser Nachwuchsathlet hatte den ganzen Tag über super viele Dreiradmeter im Fahrerlager gesammelt und sich dann spontan vom abendlichen Grillen abgemeldet, weswegen wir nur zu zweit waren.
Tag 2 ging auch gut los, ich hatte zwischenzeitlich dann mal ne hohe 42er, ansonsten mehrheitlich 43er Zeiten. Meine Frau steigerte sich auf 2,02 und liess somit schon mehrere Leute hinter sich, ein persönlicher Erfolg abseits der absoluten top Rundenzeiten.
Mittags stand dann für mich ein Rennen mit stehendem Start an. Von P23 auf P17 nach 3 Kurven, danach konnte ich nicht mehr überholen, wurde aber auch nicht überholt. Konstante 1,42 tief das Rennen über.
Dann fing es an zu tröpfeln und aus finanziellen Gründen nutzte ich dann die PC37 unseres Fuhrparks. Bin vorher noch nie eine 600er gefahren und fand es klasse. Alles weniger brachial und kräftezehrend, vermutlich muss sowas auch noch für mich angeschafft werden, sobald ich ne passende Ausrede für den Kauf gefunden habe.
Abends gab's dann Pizza aus dem ,,The Hill", welches echt empfehlenswert ist.
Der dritte Tag war komplett verregnet, ich haderte mit mir ob ich Regenreifen kaufen solle, da ich es a)teuer finde und b) mir den Spaß daran nicht vorstellen mag. Somit hoffte ich einfach auf einen Wetterumschwung. Anstatt der Sonne kam unser Nachbar, schob mir seine ZX7R auf Regenreifen hin und sagte ,,Fahr mal, ich wollte schon immer mal mein Motorrad in Bewegung sehen".
Nun gut, Schweinehund überwinden und raus.
Junge, wie lustig ist das denn?
Abseits des völligen Fehlen eines Gefühls für irgendwelche Grenzbereiche, dafür aber einer sich erfrischen vollsaugenden Lederkombi, fühlte ich mich wie Kyonari in Donington und fuhr den Tank leer, da ohnehin Open Pitlane angesetzt war. Wirklich sehr geiles Gefühl, obwohl geübte Wanderer zu Fuss die Strecke ähnlich fix umrunden können.
Am Tag 4 packten wir dann aber letztlich doch zusammen, da es nicht nur nass sondern auch kalt war und die Vorstellung zu viert im Wohnmobil sitzend das Ende der Veranstaltung abzuwarten wenig verlockend war.
Nach kurzen 1300KM waren wir dann auch schon in Hamburg (Mit Ausnahme von Tankstops in einem Rutsch durchgezogen, Respekt an mich selbst) und konnten somit gestern die Supermoto-Saison bei 22 Grad in Oschersleben noch einläuten
Insgesamt finde ich sowohl Rijeka als auch Dreier Racing super empfehlenswert. Rijeka muss ich dieses Jahr unbedingt noch maö unter die Räder nehmen, ich denke mit Frau würde ich aber diese Saison nicht wieder bei Dreier buchen, da das Zeitenniveau halt schon nicht ohne war für ihr derzeitiges Level, ich selbst war auch eher im hinteren Mittelfeld. Dreier bietet auf jeden Fall eine schlanke Struktur mit viel Fahrzeit zum kleinen Preis, das Publikum hat mehr Lust auf fahren als auf saufen. Also alles in allem eine Empfehlung, wenn auch nicht für Einsteiger.
