Suzuki GSX-R 750 SRAD - Aufbau einer WSBK Legende

[Lion #87]

Zusätzlich gab es noch ein brandneues Helmdesign für die kommende Saison. Inspiriert von Chaz Davies aber von mir selbst designed. Die perfekte Umsetzung erfolgte dann durch Franky. Wahnsinn, was der Mann hinbekommt. Ich könnte das nicht…

[Lion #87]

Danach war es schon soweit. Spanien. Die weiteste Reise meines bisherigen Lebens und entsprechend ein großes Abenteuer.
Nach einer 30 Stunden Reise mit 2 Stunden Pause zum schlafen, 3 Tankstopps und einem beschädigten Wohnwagendach war ich endlich auf dem Campingplatz in der Nähe von Cartagena angekommen. Eine große Erleichterung auf jeden Fall!
Trotzdem habe ich die Reise sehr genossen. Es gab viel zu sehen und nach langen Stunden endlich das Meer in Montpellier zu sehen war wirklich wunderbar!
Nach einer Ruhephase ging es dann zu einem Tag Sight Seeing in Cartagena. Eine sehr schöne Hafenstadt, die man auf jeden Fall mal besuchen sollte, wenn man auf dem Weg zur Rennstrecke ist.

[Lion #87]

Dann ging es endlich an die Rennstrecke. Camp aufbauen – leider hatte ich meinen Parkplatz sehr ungünstig gewählt. Es war etwas steil. Ich hatte erwartet, dass das Fahrerlager wie in Deutschland in Minutenschnelle gefüllt ist und mich auf dem erstbesten Platz breit gemacht. Das passiert mir nicht nochmal.
Nach einem entspannten Abend ging es dann am nächsten Tag auf die Strecke – und da gingen die Probleme los. Kupplungsrutschen, Gripprobleme und ein komisches Gefühl auf dem Bike.
Die Ursache für die Kupplung war nach einer Weile gefunden. Ich hatte das Spiel am Zug zu eng eingestellt und die Schleifende Kupplung hat meine brandneuen Kupplungsbeläge gegrillt.
Zum Glück hatte ich noch die alten Beläge dabei. Mit diesen und einer Kombination aus Stahlscheiben aus beiden Kupplungspaketen konnte ich die Kupplung dann ans Laufen bringen. Ein Problem gelöst. Aber es sollte nicht abreißen. Als nächstes ging meine Hinterradbremse fest. Ich hatte den Hebel leicht nachgestellt und dabei war die Pumpe wohl um einen kleinen Ticken betätigt. Das war besonders frustrierend, weil es ein dummer Fehler meinerseits war. Sehr sehr ärgerlich.
Mit Bernds Hilfe und einer Feile vom Wilbers IDM Team konnte ich die Bremse wieder behelfsmäßig reparieren.
Technisch war also alles okay. Mental war ich leider etwas gebeutelt. Als ich dann keinen Grip mehr am Hinterrad finden konnte und immer ein schmieriges Gefühl am Hinterrad hatte, kam auch noch ein beinahe Highsider dazu. Ich weiß bis heute nicht warum (ich hatte nicht gepushed) und wie ich ihn abgefangen habe (es war mehr das Bike als ich). Danach hatte ich einen Nervenzusammenbruch. Braucht man nicht. Der Spaß hatte für mich auf jeden Fall ein Loch in Cartagena und ich war froh als der letzte Turn nach 4 Tagen zu Ende ging. Egal. Abhaken und ab nach Almeria.
Zum Abschluss des Cartagena Themas noch etwas positives. Abgesehen von der tollen und unterstützenden Gesellschaft der anderen CSBKler und der köstlichen Verpflegung hatte ich die Möglichkeit den SERT Stammfahrer Gregg Black kennenzulernen. Was für ein netter Kerl! Abends haben wir uns dann bei einem Bier mein Motorrad angeschaut und er war voll des Lobes für meine Ideen. Das von einem mehrfachen Langstreckenweltmeister zu hören war wirklich unglaublich für mich und ein Lohn für die unzähligen Arbeitsstunden, die jetzt in meinem Bike stecken.

[Lion #87]

Als nächstes ging es mit gemischten Gefühlen nach Almeria. Ich war unzufrieden mit Cartagena, vor allem weil ich keine Ursache für mein schlechtes Gefühl finden konnte.
Allerdings hatten die anderen CSBKler dafür die perfekte Kur: ein Stop am Strand auf dem Weg nach Almeria. Eine sehr schöne Strecke mit schönen Aussichten. Viel Meerblick. Für mich verschönert das jede Reise.
Die Ankunft in Almeria war schon super. Eine schöne Strecke in einer Bergregion. Anreise durch mehrere Schluchten und über viele Berge. Ein sauberes, flaches Fahrerlager mit einem schönen Parkplatz für mich – neben einer Palme.
Nach dem Ausladen und Aufbauen gab es wieder einen entspannten Abend mit den anderen CSBKlern bis es schließlich ins Bett ging.

Am nächsten Tag ging es zum ersten Mal auf die Strecke. Ich kannte Almeria nur von einem alten Rennspiel, dass sich als überraschend akkurat herausstellte.
Was aber wichtig und verwunderlich war – das Vertrauen war wieder da. Ich fühlte mich sofort wohl auf dem Bike. Die Strecke war zwar etwas kniffelig zu lernen, da man mehrere Kurven blind über eine Kuppe anfährt – das hat mir aber mega Spaß gemacht. Ich konnte mich im 2. Turn an einen Instruktor mit seinem Schützling dranhängen und konnte dadurch die Strecke sehr schnell lernen. Ein riesen Spaß! Endlich fühlte ich mich wieder Pudelwohl wie beim Abschluss der letzten Saison!
Das sah man auch nach einer Weile an meinen Rundenzeiten. Die waren mir zwar egal – aber es fühlte sich super an!

Zu meinem Glück hatte die Strecke prominenten Besuch – die EWC Teams von YART Yamaha, F.C.C. Honda und für mich besonders wichtig SERT Suzuki waren für 2 Testtage in Almeria zu Besuch. Unglaublich, was die Jungs für Rundenzeiten in den Asphalt gebrannt haben!!!
Tag 2 war für mich fast unglaublich. Erst bekam ich vom SERT Teamchef Damien Saulnier persönlich das Motorrad aufgebockt (Er kam grade vom Mittagessen zurück, als ich wieder reinkam.) und anschließend wie Gregg alles angeschaut und mich gelobt. Das war schon echt unglaublich. Abends dann das nächste Highlight! Eine private Führung von Gregg durch die SERT Box. Einfach Mega.
Zusätzlich bekam ich noch diverse Plakate. Eins davon mit persönlicher Widmung von Gregg und Xavier Simeon. Das wird bei mir für immer einen besonderen Platz haben.

Die letzten beiden Tage verliefen relativ ruhig. Ich konnte an meiner Linienwahl arbeiten und meine Ausdauer trainieren. Leider ist mir am Abend des Vorletzten Tages der 5. Gang kaputt gegangen. Da sonst nichts war und ich ihn nur auf der Geraden benutzen musste habe ich einfach für den Rest der Zeit vom 4. direkt in den 6. Gang geschaltet.
Nach dem letzten Turn ging es schon ans grobe Einpacken. Die meisten CSBKler waren schon abgereist und so hatte ich noch einen letzten Abend für mich alleine mit einem leckeren Steak.
Am nächsten Morgen packte ich den Rest zusammen und machte mich auf die lange Heimreise. 32 Stunden auf der Straße mit 3 Stunden Schlaf bei Minusgraden außerhalb des Autos. Brrr. Dann zum krönenden Abschluss noch eine französische Zollkontrolle keine 3 Kilometer vor der deutschen Grenze… Na Danke.
Nach der Ankunft zu Hause erstmal auspacken und… Schlafen. CSBK goes to Spain 2022 – Es war mir ein Vergnügen.

[Lion #87]

Mein defektes Getriebe hat mir mal wieder eins klar gemacht – man sollte einen Plan E haben. E? Warum E? E, wie Ersatzmotor. Ich hatte nämlich noch keinen. Also den Markt beobachtet und tatsächlich fündig geworden (Einspritzer SRAD Motoren sind leider relativ selten zu finden.).
Kurz entschlossen dem Verkäufer geschrieben und am nächsten Tag in den Westerwald gereist. Der Motor war als „Laufend und einbaufähig“ inseriert. Ich hatte das auch nochmal nachgefragt. Also nach einem längeren Plausch mit dem Verkäufer das sauschwere Teil allein in den Kofferraum gewuchtet (der Verkäufer hatte eine gebrochene Hand) und beim letzten Kippen war ein leises Klackern zu hören.
Ohne großes Verzagen bestand ich auf eine Öffnung des Motors, um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen und siehe da… Puzzleteile in der Ölwanne. Die Dichtung der Ölwanne war auch nicht mehr vorhanden… Da ich das Getriebe brauchte, nahm ich den Motor für einen passenden Kurs dann doch mit. Trotzdem war der Ärger groß. Der Motor war ja als „Laufend und einbaufähig“ ausgeschrieben… Naja. Das Beste daraus gemacht und den guten Steven Jaecks #227 gleich ums Eck besucht. Schön wars.
Wieder zu Hause ging es dann ans Zerlegen des Motors. Zum Glück war das Getriebe noch brauchbar. Der Kolben allerdings… Seht selbst.

Der Kolben in Zylinder 2 war komplett zersprengt. Interessanter Weise fehlten aber fast sämtliche Splitter. Die hatte vorher schon jemand herausgesammelt…

Kurze Zeit später konnte ich noch zwei weitere Motoren kaufen. Einen wieder mit der Angabe „läuft“ – muss ich noch prüfen – und einen mit der Angabe „defekt“ zum Schnäppchenpreis. Den hole ich nächste Woche.
Die Teileversorgung sollte also gegeben sein.

[Lion #87]

Motorrevision.

Nach einem längeren Motivationstief kam ich kürzlich dazu den Motor auszubauen und auf die Werkbank zu legen. Wie vermutet stellte sich heraus, dass die Nocken der Zahnränder vom 5. Gang rundgeschlagen waren.

Ansonsten sah es unten ganz gut aus. Kaum Spähne im Filter, keine losen Splitter im Motor.
Erstmal ein größeres Kontingent Dichtungen geordert (da hat das Sparschwein böse bluten müssen).
Bei der Gelegenheit gleich noch Ventile eingestellt. Einige hatten Untermaß, 2 waren sogar auf 0. Hatte ich letztes Jahr erst geprüft. Mache ich ab jetzt wieder öfter.

Bevor ich mich an den endgültigen Tausch des Getriebes machte, kümmerte ich mich noch um die Bremsen. Der Hintere Bremssattel brauchte eine Revision und neue Bremsbeläge nachdem er in Spanien fest gegangen war. Da hatte ich zum Glück schon Übung mit und so ging es relativ schnell. Danach habe ich noch den Schlauch des Reservoirs gegen einen klaren Tygon Schlauch getauscht und eine der Hohlschrauben gegen eine mit Entlüftungsventil ausgewechselt.
Bei der Vorderradbremse gab es eine größere Änderung… Ich hatte mich nämlich entschlossen meine Brembo RCS Pumpe zu verkaufen und mir stattdessen eine neue, aus dem vollen CNC-Gefräste Pumpe von HEL zu holen. Ein echtes Prachtstück, dem man die Wertigkeit sofort ansieht. Bei der Schlauchverlegung musste ich leider etwas kreativ sein, da es anders nicht mit meinem Behälter passen wollte. Dafür hatte ich jetzt wieder Platz, um den Startknopf näher zurück an den Daumen zu setzen. Für Endurance Rennen ein großer Vorteil!

[Lion #87]

24 Heures Motos Le Mans
Am Osterwochenende war mein fester Plan, den Motor wieder zusammenzusetzen und einzubauen. Keine anderen Termine, perfekte Voraussetzungen! Zusätzlich noch das 24 Stunden Rennen in LeMans? Ein Traum! Leider konnte ich erst pünktlich zum Rennen um 15:00 Uhr am Samstag den 16.04.2022 loslegen. Alles lief gut und irgendwann packte mich dann der Ehrgeiz. Wenn die EWC Jungs die ganze Karre in kürzester Zeit zerlegen und wieder zusammensetzen können, sollte ich es doch innerhalb von 24 Stunden schaffen, das Motorrad fertig zu bauen!!!
Gesagt, getan. Das Getriebe getauscht, den Motor sorgfältig und mit den passenden Drehmomenten wieder zusammengesetzt, die Kupplung montiert, den durchgebrannten Lima Stecker durch einen massiveren AMP Stecker ersetzt, mal wieder Pfusch vom Vorbesitzer gefunden – eine der Motorhaltehülsen war falsch herum montiert. Darum hatte der Depp auch das halbe Gewinde aus dem Motor herausgerissen!!!
Motor wieder zusammen? – Check! Aber wie lässt sich dieser schwere Klotz jetzt am Besten wieder montieren? Die Antwort war der Wagenheber. Mit einer Hand den Motor auf dem Wagenheber balancierend irgendwie die unteren Montagepunkte auf Linie gebracht… und zack war der erste Bolzen drin. Der Rest war ein Kinderspiel, dass natürlich mit Sorgfalt zu genießen war. Motor eingefädelt und festgeschraubt, alle Kabel wieder sorgfältig angeschlossen, den Auspuff samt neuen Dichtungen und begradigten Schellen wieder montiert, Kühler dran, dann die Einspritzer-Einheit und die Airbox wieder drauf. Beim Tank war etwas mehr Arbeit nötig, da ich zum einen alle Schläuche endlich auf abdichtende Schnellverschlüsse umbauen wollte und außerdem noch einen Abgang angebracht habe, um nach den Turns den Tank zu leeren und auszulitern. Danke Bernd für den Tipp!
Nach dem das alles endlich erledigt war – das erste Lebenszeichen. Anspringen auf Kommando! Der Rest ging ganz schnell, Motorrad raus, Verkleidung dran -> ZEITNAHME! Nach 23 Stunden und 30 Minuten war alles an Ort und Stelle!
Nach 2 erfolgreichen Testfahrten am Nachmittag (habe noch etwas an der Bremse getestet) konnte ich dieses Thema dann endlich abschließen. Nymeria ist fertig, es gibt in nächster Zeit keine weiteren Umbaupläne und ich kann in Ruhe einen Testtag beim Zünd in den Mai einlegen, bevor es dann in Schleiz wieder los geht.
Ach ja – erwähnenswert ist natürlich, dass der Sieg in LeMans ans Team SERT Suzuki ging. Die Kirsche auf dem fertigen Rennmotorrad, wenn man das so sagen kann.

[Lion #87]

[Lion #87]

Und das Highlight nach 24 Stunden (abgesehen vom fertigen Motorrad) :

[Lion #87]

Nach einem langen "Sabbatical" nach meinem harten Abflug beim GEC Rennen in Oschersleben geht es hier jetzt wieder weiter.
Leider gab es einige Schäden durch meinen Einschlag.
Die Verkleidung ist komplett Schrott, genau wie der Verkleidungshalter, ein Satz Fußrasten und ein Lenkerstummel.
Am Motor habe ich eine undichte Leitung festgestellt und augenscheinlich ist ein Radlager zerstört worden.
Bei der Reparatur der diversen Schäden wird das Bike bei der Gelegenheit gleich weiter verbessert...
Zieltermin ist die Motorradmesse Dortmund auf der ich Nymeria ausstellen möchte.

Mit Hilfe vieler CSBK Kollegen konnte ich das Q2 und den Startversuch des Rennen 1 mitfahren. Nach dessen Abbruch nach 5 Stürzen setzte ich einen Haken hinter das Wochenende und packte zusammen.