Es ist echt warm geworden. High noon ist zwar schon vorbei, aber die Sonne scheint, der Asphalt ist warm, und ich bin froh, dass ich in der Box im Schatten sein darf. Der Hals ist trocken. Ich muss noch was trinken. Oooooooh, nicht schon wieder Pipi. Notgedrungen stiefele ich los und lasse mit auf dem Boxenkloboden wischernder Klamotte Flüssigkeit ab.
Der Henning. Der stand natürlich weiter vor mir im Starterfeld. Hatte ja nicht so viele schlecht einzuschätzende Hindernisse auf der Strecke. Aber er hatte auch nicht Monsieur le Coach, der mich am Vormittag auf die eine oder andere Idee gebracht hatte. Die Mission war gesteckt: ich würde alles umsetzen und so schnell fahren, wie ich konnte (ganz bestimmt nicht schneller). Und wenn sich jemand verfuhr, dann führe ich durch die Lücke. Und vor allem würde ich nicht zulassen, dass zwischen mir und den Vorderen bei offiziellem Anpfiff der Vergleichsfahrt ein halber Kilometer Abstand war.
Es ist so weit. Brille ab. Styroporschüssel auf. Noch schnell die Reifentemperatur prüfen, dann Handschuhe an und abwickeln. Wir fahren auf meinen Platz. Vor mir steht Kevin. Davor noch jemand. Und davor der Henning.
Dann mal los.
Erstes Ziel erreicht. Ich schaffe es tatsächlich, die Lücke nicht zu weit aufgehen zu lassen. Und ich kann ganz ordentlich mithalten. Bergauf wird es schwierig, aber der erste verfährt sich - und ich bin durch. Dann verfährt sich Kevin. Angenehm, so kann es auch gehen. Kevin kommt zurück. Ich kämpfe, kann aber nicht dranbleiben. Dann hänge ich hinter einer MV Agusta. Scheint, ich habe meinen Battle-Partner gefunden. Manche Ecken kann er besser, aber da, wo ich nicht langsam sein darf, bremst er mich aus. Ich hole ihn immer am Ausgang der Kurve auf die Zielgerade. Dann holt er mich leider irgendwo danach wieder, damit ich dann irgendwann wieder dahinterhänge.
Aaaaah, kann doch nicht sein. Ich will ihn jetzt endlich versägen. Rechts auf dem Bunten fängt die R6 an, gewaltig mit dem Hinterteil zu wackeln. Das war erst
und dann
denn vielleicht wäre das meine schnellste schnellste Runde geworden. Zum Glück habe ich keinen Laptimer, sonst wäre ich wohl noch langsamer gewesen vor lauter Nachsehen, wie viel langsamer ich wegen des Ausrutschers war. Ich hatte es gerne warm. Und ich zog gerne am Kabel. Aber das war wohl alles zu viel für den SC3. Schwarz, rund, Loch in der Mitte war dann wohl doch nicht mehr egal. (und ja, ich habe den ganzen Tag fleißig Luft abgelassen)
Dann zog ich nicht mehr ganz so fröhlich am Kabel in meiner Lieblingskurve. Der MV-Mann hatte mich trotzdem ziehen lassen. Ich vermute, er wollte nicht für meinen Tod verantwortlich sein.
Als die karierte Flagge weht, bin ich froh, dass ich nicht weiter hinten gelandet bin als mein Startplatz lag. Und ich bin auch irgendwie froh, dass das Moped mich nicht abgeworfen hat.
Die R6 hat Pause. Ich habe eine Besprechung mit Monsieur le Coach. Wir gehen das zweite Video durch. Und ich sehe, dass ich schon was besser mache. Schön. Wir verabreden uns für die nächste Runde um 15:20.
Dann gibt es eine Siegerehrung. Der Henning und die Kindschaft holen mich ab. Ich schaffe es gerade noch ein pinkes T-Shirt überzuwerfen, damit es halbwegs angezogen aussieht. Boah, die Sonne brennt und ich habe keine Sonnenbrille. Herr Pütz hat - wie es sich gehört - noch Kombi an. Ja, so machen das die echten Rennfahrer...
Applaus, Applaus, Klatsch, Klatsch, Klatsch. Siegerehrung eben. Das läuft so: Ich beklatsche andere. Hat ja nicht jeder Pokale bis Platz 15. Und dann: Oh, là, là, ich darf mir eine stilisierte Buchstütze aus Plexiglas mit Speer-Aufkleber mit der Nummer 8 drauf abholen. Etwas überrascht nehme ich das und einen Einkaufschip-Schlüsselanhänger in Empfang. Und dann das: 2:12,7
Herr Puschmann nimmt das zum Anlass, den Effekt des Coachings zu loben. Stimmt ja auch irgendwie. Nur nicht so ganz. Ich fürchte, das war der Effekt vom MV-Mann, der unbedingt aus dem Weg musste. Wer weiß, wie ich da auf dem Hobel gehockt habe oder wo ich langgefahren bin.
Weil ich ja weiß, dass der Henning auch noch aufgerufen wird, muss ich doch laut erwähnen, dass das noch besser wirken muss, das Coaching. Unser Henning hat Platz 6 ergattert. Davor dann richtig schnelle Leute.
8 von 15, davon einer NF. Nicht schlecht.
Jetzt muss ich nochmal was essen und eine kleine Pause machen. Es ist noch open pitlane und das wollen wir doch ausnutzen.