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Die unendliche Geschichte oder wie bescheuert kann man sein

Der Bereich für Eure Projekte, Um- und Aufbauten. Auch Tips und Tricks zu Feinheiten, aber keine Standardthemen wie: so wechselte ich die Bremsbeläge.

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Beitrag von Schlosser »

Naja, mein Motor besteht aber nicht nur aus ein paar Würfeln, Zylindern und Flächen mit ebener Schräglagenbegrenzung.

Und mit grober Huelle gehts schon mal gar nicht. Ich habe teilweise weniger als 5 mm Luft zur Motorkontur. Ausserdem muß in Deine Grobe Kontur jede Schraube vom Motor und dessen Peripherie mit rein. Sonst passiert nämlich genau das, was mir auch ohne CAD passiert ist, das ich nämlich Schrauben verdecke und nicht mehr dran komme.

Mal abgesehen davon, dass meine Verkleidung an keiner einzigen Ecke planeben ist und nach vorne in 3 Ebenen spitz zu läuft. Was willst Du denn da mit Schräglagenbegrenzung? Die Verkleidung hat ständig wechselnde Radien, die ich so ausgenutzt habe, um da, wo Platz am Motor und in der Verkleidung war, mit dem Krümmer durchgegangen bin.

Entschuldige, wenn ich Dir vielleicht Unrecht tue, aber ich habe das Gefühl, Du hast nicht den Hauch einer Ahnung von dem, was bei so einer Aktion alles zu berücksichtigen ist.

Du kannst mir ja mit Deinem CAD mal den Schweißnahtverzug über 20 Schweißnähte (I-Naht) an kalt gebogenen Rohren simulieren. Als "a"-Maß gehe bitte mit Wurzel und Decklagenüberhöhung von 1,25 mm aus. Werkstoff 1.4301, Rohre nahtlos und geglüht. Ich habe es ohne CAD gerade eben noch hinbekommen.

Wir arbeiten schon maximal viel mit CAD. Aber oft genug ist bei uns der Mensch mit 2 Händen und Wissen aus 30 oder mehr Jahren Praxis gefragt und genau der wird Dich und Deinen PC bei komplexer Handarbeit spalten. Es ist eben nicht alles Computer. Auch heute noch nicht.

Wenn Du mein Projekt mal in live gesehen hättest, wüsstest Du auch sofort, wovon ich spreche.
Grüße,
Schlosser-
sauschnell ............... müd´

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Beitrag von moik »

afro-r1 hat geschrieben:Trotzdem eine riesige Erleichterung. Die ganze Entwicklung und Optimierung machst du bequem im Rechner und dem Metalbauer bringst du fertige Loesung die er nur fertigen muss. (es kann z.B. 37 Aenderungen und so 9 von 12m Stahlrohr sparen)

Und eine grobe Huelgemetrie zu konstruieren, geht (mindestens in Catia) relativ schnell. Ein Paar Wuerfel, Zylinder und einfachen Flaechen + Schraeglagebegrenzung, fertig. Der Kampf um letzten Milimeter beim Anpassen vor Schweissen ist dann deutlich kleiner.

: o )

Hehe, bitte - ohne dir was böses zu wollen, lese ich hier aus deinen Worten exakt das Gleiche, was unsere Konstrukteure und Zeichner bei uns im Hause so alles von sich geben.
Digital, schriftlich und verbal :lol:.
Um es kurz zu machen... der Standardspruch, hinterher bei den Montaegarbeiten in der Produktion lautet: "Hmmm, in der Simulation hat es aber doch gepasst." :twisted: :lol: :wink:
Wie gesagt - nicht böse gemeint, aber die Einstellung scheint wohl übergreifend berufsbedingt zu sein :wink:.
So, sorry für OFFTIOPPIC - zurück zu Mr. Schlosser. Gogogogo...weiterschreiben :D.
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Re: Die unendliche Geschichte oder wie bescheuert kann man s

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Beitrag von afro-r1 »

Es war konstruktiv von meinen Erfahrung gemeint - und keinenfalls als eine Kritik.
Mir persoenlich hilft das Computer recht viel beim Untersuchung, was geht, was eventuell geht und was geht gar nicht. (z.B. wichtige Schraube nicht zugaenglich oder kein Platz fuer Rohrbogen)

moik> Es sind, wie ueberall, gute ud schlechte Konstruktere. Den guten ist leider deutlich weniger als den anderen.

Um dieses Beitrag nicht komplett vermuellen werde ich ev. lieber per PN schreiben.
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Beitrag von Schlosser »

Nach der finalen Papphülle habe ich dann mit CAD, ja Afro, wo es Sinn macht, arbeiten wir ja auch damit, den Außenmantel gezeichnet und danach die einzelnen Mantelteile des Dämpfers gekantet. Als Dichtungen würden aus Graphitgewebe hergestellte Schläuche bestens funktionieren. Für die Stirndeckel hatte ich 3 mm Laserzuschnitte anfertigen lassen, dünnwandiges Perforohr selbst gebohrt …. 2,5er Bohrungen, ich glaub´ geschätzte 7032 Stück, Doppelendrohre gebogen und poliert und dann alles gefügt. Das ganze Klump natürlich aus edlem Stahl.
Um den Brotkasten fürs Stopfen auseinander zu bekommen, wurden die Stirnteile genietet. Mit 4,8er VA-Bechernieten, gerne auch von Akra und allen anderen für die Bänder genommen.

Naja eben für die Bänder. Bänder sind aber nicht Stirndeckel. Ich würde erfahren, warum das nicht das Gleiche war.
15.jpg
Ich befüchtete durch die hohe Hitzeabstrahlung und die schlechte Belüftung der Motorunterseite einen Hitzekollaps des Motors. Ich bin dann auf die Suche nach geeignetem Isoliermaterial gegangen.

Nach ewiger Probiererei habe ich dann ein Alucompound mit unglaublicher Isolationswirkung gefunden. Das Zeug kann Strahlungswärme bis 900° verknausen und reduziert auf der Gegenseite bis auf ca. 120°. Die Rückseite habe ich dann noch mit Cool-Reflect beklebt. Da bleiben jetzt sogar Eiswürfel drauf liegen. ;)

Das Compound war derart formstabil, dass man jetzt ein Hitzeschild draus biegen konnte. Ich hatte zwischen den beiden Klebeflächen vorher VA-Lochblechstreifen mit einlaminiert und hatte jetzt super Befestigungslaschen zum anschrauben.
16.jpg
Fertich? Nee noch lange nicht. Dem Motore wollte Öl und Wasser, meistens in Behältern aufbewahrt. Zumindest bei Trockensumpflern wie ich einer war. Jau die Planung, wo die Behälter angeordnet werden sollten war schon lange in der linken Hirnhälfte in der Mache. Die rechte musste ja parallel Rohre schweißen.

Nachdem ich dann mal eine Vormontage mit Verkleidungen, Schalldämpfer und Ölkühler machte, war ich mir sicher, der Platz reicht niemals nie für 4 Liter Öl. Zwischen Zylinder und Verkleidung waren im oberen Bereich mal gerade 5 cm Platz, unten knapp über dem Dämpfer gab´s ein Stückchen Raum, da passten wahnsinnige 10 cm in der Tiefe rein. Das mir aber der Platz unter dem Kurbelhaus fehlte, klar war ja jetzt der Dämpfer ….. das war echt übel.
Meine überschlägliche Berechnung ergab 3 Liter Fassungsvermögen. Das war ziemlich genau ´ne knappe drittel Gallone zu wenig.

Sollte ich das nun riskieren? Nee da war ich Schisser, das ging nicht. Ich saß dann irgendwann mal wieder, wie so oft übrigens, ´ne Zeit lang vor dem Trümmer und starrte Löcher in den Block. Und wie so oft kam´s mir dann irgendwann. Also ich meine jetzt die Lösung, ne.

Der orig. Öltank, ein Gussteil schwerster Machart, geschätzte 8 mm Wandstärke, für alle Kiesbetten dieser Welt tauglich, hätte wahrscheinlich am Hocken eine Erdung in der Parabolika mit Rutschfase bis in die Spitzkehre anstandslos überstanden.

Der Vorteil war aber, der Tank schmiegte sich so was von an den Motor an, da passte keine Kippe dazwischen. Es lag also auf der Hand, die Rückwand des ollen Behälters im oberen Bereich mit einzubauen.

Für die weitere Detailplanung fand wieder das bewährte System, entschuldige bitte Afro, die Pappschnippelei Anwendung. Mittlerweile hatte ich auch echt Routine damit, brauchte ich jetzt nur noch 3 von den Kisten, bis es passte. Das Ding hatte derart viele Vertiefungen, Ecken und Nischen, dass eine Berechnung des Fassungsvermögens nur durch auslitern ging.

Ja jetzt macht Ihr Euch wohl Kopp, wie der olle Schlosser ´ne Pappkiste mit Wasser auslitert?
Hehe, nix Wasser. Bei der Schalldämpferhülle hatte ich das auch schon so gemacht. Beim Discounter ein paar Pakete Salz abgegriffen. Damit konnte man bequem und sehr genau die Füllmenge berech…….. ähh erfüllen. Pffff.

So zack zack Pappkiste vorsichtig auseinander dividiert, alle Schnipsel nummeriert, Bleche geschnitten, Gewindebuchsen für Befestigung und Anschlüsse gedreht und ab auf den Schweißtisch. Ein Stündchen später war die Büchse fertig.

Ranhalten, verschrauben, grinsen. Sicherheitshalber wurde das Ding abgedrückt, der olle Rotax drückt zwar nur 2einhalb bar, wenner kalt ist, aber besser ist dat mit dem abdrücken schon. Also machen wir mal 4 bar drauf, ab in den Wasserbottich ………. arrrrgh ………. *augenwisch* ……. wat is denn dat für ´ne Scheiße, sprudelsprudelsprudel. Musste erstmal Luft schnappen gehen.

Kurz gefasst, der Tank wurde 2x nachgeschweißt und es sprudelte immer an neuen Ecken. Das konnte nicht sein. Nee nicht DURFTE NICHT sondern KONNTE NICHT. Fakt.

Cheheff … kann ich hier von den Tafeln 2,0 mm AlMg3 ´ne Halbe haben? Ich muss für den Belinski ein paar Winkel kanten. So die Worte meines 2-Ender-Azubis am nächsten Morgen. Wie …. wat, wie groß isn die Tafel noch, da muss eine schon angeschnitten sein. Nee Cheheff, die sind alle voll neu.

Blödkopp, da hab´ ich gestern von einer Tafel ´ne knappe Hälfte abgeschnitten. Kannste wieder nich richtig kucken was? Geh ma wech, ich mach dat jetzt selbst.

Tja also …. ähh jawoll, da kannste was abschneiden. Der Bengel hatte Recht. Alle Tafeln neu. Verflixte Axt, wovon hatte ich denn gestern die Bleche für die Ölkiste geschnitten? Eine kurze und schmerzliche Recherche brachte es an den Tag, ich hatte trotz beschrifteter Bleche, übrigens eine Anordnung von mir, ein falsches Blech gegriffen und daraus gearbeitet. Grundsätzlich wäre ja mal wurscht gewesen, welches Blech genommen wurde, wenn´s denn schweißbar gewesen wäre.

Ich hatte mal eben eine hochfeste Alu-Kupfer-Legierung gegriffen, die sich weder schweißen noch kanten lies. Mich hatte schon gewundert, dass beim Vorrichten der Bleche 2 Kantungen immer arg zurückfederten. Jetzt wusste ich, warum.

Ich machte dann Feierabend, ich wollte meinen Mitarbeitern nicht den ganzen Tag meine miese Laune zumuten. ;)

Der letzte Akt dieses Tages war aber schon bekannt, Flugbahn vom Öltank -> Schrottcontainer planen, zünden, Treffer.
Zuletzt geändert von Schlosser am Freitag 24. Mai 2013, 07:57, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße,
Schlosser-
sauschnell ............... müd´

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Beitrag von moik »

Zu geil :mrgreen:
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#44 - Super Duke Battle
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Beitrag von StefanH »

@Schlosser, hilft alles nix, da mußt du Frankreich nächste Woche ausfallen lassen - und lieber hier weiterschreiben... ;)
Grüße aus der Oberpfalz
moosi
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Beitrag von tommi »

ich brech ab........ zu geil :-)
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Re: Die unendliche Geschichte oder wie bescheuert kann man s

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Beitrag von Henning #17 »

Ganz großes Kino =D>

Ich seh immer noch den Gesichtsausdruck vom Patrick und Harald vor mir, wie Sie vom finalen Prüfstandlauf berichtet haben :wink:

Gruß aus Lübeck

Henning
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Re: Die unendliche Geschichte oder wie bescheuert kann man s

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Beitrag von *Speeedy* »

Ich bin schon gespannt das Gesicht hinter der Story kennenzulernen.
Bin nämlich auch in Frankreich... (Danke an StefanH für die Bestätigung meiner Vermutung!)
LG
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Beitrag von Schlosser »

Henning #17 hat geschrieben:Ganz großes Kino =D>

Ich seh immer noch den Gesichtsausdruck vom Patrick und Harald vor mir, wie Sie vom finalen Prüfstandlauf berichtet haben :wink:

Gruß aus Lübeck

Henning
Wat, ham die mich verpetzt? Na wartet, dat gibt Beulen. :lol: Die hatten aber den Evo2 aufm Prüfstand. Oben dem ist ja der EVO1. Der war ja völlig anders.
Grüße,
Schlosser-
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