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Most mit Prospeed

Infos zu und mit Veranstaltern, aber auch zu anderen Themen,
über die es sich lohnt zu sprechen!

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Beitrag von Heitzer »

Hajo, weiter bitte...


Gruss Heitzer
www.instruktor.bike - gemeinsam für schnelle Rundenzeiten -
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Beitrag von Clemens »

Klasse Hajo, :D

dein Stil geht ja aber richtig flüssig von der Hand. Weiter so...

Clemens
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Most nachgeschoben!

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Beitrag von Assistent »

Es waren die letzten Stunden eines staureichen 14.07., als wir das Ortseingangsschild Chumotov passierten.
Um den abreisenden Aufzündern zum Schichtwechsel gebührend eine gute Heimfahrt zu wünschen, fixierte ich den Grußarm an der Sonnenblende um verkehrssicher in Most einzutreffen.
Die rauchenden Türme der Industriepampa verrieten leise, daß dies ein gutes Wochenende werden sollte.
Durch einen Blick in den Rückspiegel war zu vernehmen, daß die beiden Aufzündgeräte in saftigem blau (geführt von AndiGixer) und einem respekteinflössendem grün ebenfalls aufgeregt waren. Durch längeres Hinsehen konnte man ein Pulsieren der äußeren Atemorgane vernehmen. Ich wußte, sie schauten mich beide an und ließ ihnen ein leises beruhigendes Lächeln zukommen.
Zum zweiten mal in meinem Leben durchquerte ich den Kreisel zum Autodrom und Andi winkte dem Mann im Schrankenhäuschen mit unserem gelben Zettel.
Das markante Geräusch der Boxentore ließ kurz den Traum vom kühlen Mai wieder erwachen. Diesmal jedoch wurde die Box von wärmendem Abendlicht durchflutet.
Der an diesem Wochenende wichtigste Mann mit langen Haaren und seine liebenswerte Mademoiselle Helene trafen wenig später ein. Im nebensächlichem Leben verdient er seinen Aufzündunterhalt als Küchenchef eines angesehenen Restaurants.
In Oschersleben wurde er dazu gezwungen einen ausgewogenen Speiseplan für Most zu erstellen und die notwendigen Dinge auch gleich einzukaufen um sie vor unseren Augen vitaminerhaltend zuzubereiten.
Es sollte sich rausstellen, daß er ein Meister seines Faches ist, was ihm alle Boxenmitglieder in Form von verschmierten Mundwinkeln zu verstehen gaben.
Konnte diese Verwöhnung des Gaumens gut für die nötige Aggressivität dieser Tage sein?
Im kühlen Mai bei wechselnder Witterung konnte ich den mostschen Kringel nur innerhalb von einer Minute und siebenundvierzig Sekunden umqueren.
Nun, das behält man lieber für sich und vergisst die magische Grenze von 1:40 für diese Tage.
Das erste Zeittraining konnte ich mit einer 1:43:5.. verbuchen, was mich bei nicht ganz so vollem Starterfeld unter die ersten 20 brachte.
Die Dunlops in 950 und 902´er Mischung funktionierten fantastisch, nur war ich im Geschlängel nach der langen Links und in der Spitzkehre sowie im nachfolgendem Rechtsknick in der Senke noch viel zu zaghaft.
Im zweiten Zeitraining am folgenden Tag lief es auch nicht besser und kam nur im Hundertstelbereich an die Vortageszeit ran. Ich rutschte also für das Sprintrennen noch drei Plätze zurück und mußte als 19´ter ins Rennen gehen.
Nach den beiden Warmuplaps mußte ein passabler Start her um an dem Mann mit den langen Haaren, welcher ca. 10m rechts vor mir stand, dranzubleiben.
Ich fixierte den mitten auf der Strecke aufgemalten Strich ca. 100m vor der Schikane und wartete auf das Erlöschen der Ampel. Schrilles 600´ter Getöse machte sich breit und meine Kleine versuchte mit leicht steigendem Vorderrad volles Drehmoment auf den mostschen Asphalt zu bringen.
Dies gelang ihr sehr gut, ich schoss ein paar Plätze nach vorn, hab mich jedoch vor der Schikane von einem Aufzünder rechts neben mir einschüchtern lassen. Der Mann mit den langen Haaren mußte einen wenigstens ebenso guten Start hingelegt haben und sein mattgrünes Heck verschwand weit vor mir.
Ich versuchte, die sonstigen Nervositätsfehler der ersten Runden zu vermeiden und konnte von ein paar Stürzen und Verbremsern anderer Aufzünder profitieren. Auf welchem Platz ich lag war mir jedoch völlig unbekannt.
Nach der Auslaufrunde zählte ich kurz durch und blieb bei 11 stehen, was mich lizenzbereinigt auf 9 brachte.
Zeitlich konnte ich mich wieder nicht verbessern, was die Entgegennahme meiner ersten Vase etwas trübte.
Alles in allem jedoch ein glücklicher Tag. Der Mann mit den langen Haaren landete auf Platz 6.
Es wurde Sonntag und ich verspürte im Magendarmbereich ein gutes Gefühl für den Tag. Die 20 Runden konnten kommen. Ich war bereit! Nur mein Reifenreservoir gab keine überragende Strategie zu erkennen.
Der Mann mit den langen Haaren half mir, wie jeden Tag, beim Umziehen eines gerade noch passablen hinteren Dunlops. Ich wußte von Brünn, daß selbst bei schwindener Verschleißmarkierung kein Rutscher zu erwarten war. Nicht die beste Voraussetzung für ein anstehendes Rennen, jedoch sind Testzwecke für die Zukunft manchmal mehr von Bedeutung. Der Vordere bewies seine Langlebigkeit, auf ihn konnte man sich in jedem Fall verlassen. An der Stelle rate ich auch von Haltbarkeitstests ab.
Ich rollte in die Einlaufrunde und meine Kleine atmete in sonniger Moregnluft wie eine 10´er. Sie war ebenfalls bereit alles zu geben.
Die Ampel erlosch und sie fuhr noch besser wie am Vortag am Start weg. Diesmal gab ich dem Aufzünder rechts neben mir nicht nach und zog ansatzweise nach rechts was ihn sichtlich beeindruckte. Zudem hatte ich noch freie Sicht auf die Schikane und konnte selbst in der langen Links noch ein...zwei Plätze gut machen.
Doch die bisher mäßigen Rundenzeiten ließen die Realität zurückkommen und ich mußte in der Spitzkehre wieder passieren lassen.
Irgendwann kam auch der Mann mit den langen Haaren an mir vorbei. Er mußte wohl nach dem Start stecken geblieben sein. Ich heftete mich an sein Akrarohr, welches mich lautstark auf seine Kraft auf Startzeil hinwies.
Ich flog hinter ihm in die Schikane ein und versuchte Vollgas weit innen zu bleiben. Er lief auf zwei Andere auf, mußte vor dem Geschlängel früher bremsen und ich konnte mich mit schlingerndem Hinterrad innen vorbeibremsen. Jetzt klebte mir seine CBR am BOS-rohr und ich spürte, wie er sich grinsend das Schauspiel ansah. Ich bog in die Doppelrechts vor Startziel ein und versuchte so früh wie möglich den Leistungsvorteil seiner CBR auszumerzen. Doch ich vergaß den hinteren Dunlop, welcher für das Rennen nicht mehr die optimalen Voraussetzungen mibrachte und konnte einen nicht vollständig ausgeführten Highsider abfangen.
Der Mann mit den langen Haaren konnte mühelos auf Startziel vorbeiziehen und entfernte sich schnell unerreichbar.
Beeindruckt von dem Rutscher wurde ich übersensibel und bildete mir ein, Vibrationen zu spüren und Gummiteile zu hören, welche gegen Schwinge und Unterverkleidung prasselten.
Es muß Antizünd gewesen sein der meine Gedanken in Ängstlichkeit verwandelte und mich den Gashahn zudrehen ließ, um zu schauen, was sich an meinem Hinterreifen abspielte.
Er drängte mich auf der Gegengeraden immer weiter nach rechts und flüsterte: "...fahr in die Box und geb auf...du Lutscher". Ich hob meinen linken Arm und sah noch zwei Aufzünder an mir vorbeifliegen.
Kurz vor der Boxeneinfahrt ließ er mich gehen und ich sagte mir "...da ist überhaupt nichts...fahr das Ding zu Ende...wenigstens zu Endefahren"
So drehte ich die letzten Runden und kam noch durch einen Verfolger des hinteren Feldes in Bedrängnis. Auf Startziel, bei Anbruch der letzten Runde drehte ich mich um und sah ihn direkt in meinem Windschatten.
Ich checkte kurz ob rechts frei ist und machte einen Schlenker außerhalb der üblichen Linie um ihm den Strömungsvorteil zu entziehen.
Ich nahm in der Schikane nur wenig Gas weg und gab die letzten Reserven frei und bremste spät vor dem Geschlängel.
Ein mal rum wurde ich in Runde 19 als 16´ter abgewunken und teilte die Freude mit meinem Verfolger über ein, insgesamt gesehen, absolut geiles Rennen! Mit einer 1:41:7.. konnte ich für diese Tage schon zufrieden sein.
Der Mann mit den langen Haaren rettete sich auf Platz 9 und freute sich ebenfalls über all die Zweikämpfe.
Most mit alter Streckenführung ist trotz Rübenacker einfach geil.
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Beitrag von Mäddie »

Schön dass sich immer mehr dazu treiben lassen, nicht nur Berichte zu lesen, sondern auch selber zu schreiben.

Well done, Assistent!
"Wir wissen zwar nicht, wo es langgeht, aber dafür bewegen wir uns mit Höchstgeschwindigkeit." Dussel Duck, Entenhausen 1983
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Beitrag von AndiGixxer »

Assi, nett zu lesen! Mir fehlt dafür einfach die Geduld....aber das wird schon noch - genau wie die Rundenzeiten 8)
Lieber den Spatz in der Box als die Taube auf dem Dach
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Beitrag von Nofearchris »

@Assistent

Supergenialer Bericht sehr schön zu lesen :D
Gruß Chris "Der Kinderwagenracer"

"Ich rate, lieber mehr zu könne als man macht, als mehr zu machen als man kann."

Bertold Brecht
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  • Hajo Offline
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Beitrag von Hajo »

Part III
Hot Wheels

Die Boxengasse öffnete pünktlich ihre Schleusen für die Powerbikes. Mein Bolide machte sich derweil etwas warm und erhöhte seine Körpertemperatur nach und nach. Ich schlüpfte in aller Ruhe in meine Rüstung, stopfte mir eklige gelbe Gehörschutzpröppel in meine zierlichen Ohren und stülpte mir den Helm über. Ich versuchte, meine Konzentration zu finden, bockte mein Mopped ab, gab der Kleinen einen Klaps auf den Tank und rollte zur Boxenausfahrt. Jetzt oder nie muss die 36er Zeit fallen. Diesen DunlopPneu umgaben sagenhafte Myten. Andy Meklau wäre damit angeblich bis zu 4 Sekunden schneller als mit Pirelli, Oli Struck erzählt nur Gutes über ihn, Mike Denz gewinnt damit Rennen, also sollte er auch mich, Kevin Ammermann, nein Hajo Schwantz, zur honorigen „Hall of 36“ führen. Unter voller Konzentration rollte ich durch die erste Schikane und gab langsam Gas in der schnellen Links. Ich rollte den Reifen sehr bewusst ein, erhöhte langsam die Schräglage und zog erst nach der Kehre das erste Mal das Gas etwas beherzter auf. In der Links in die Senke rührte der Bolide unnormal um die Längsachse, durch die Rechts ebenfalls besorgniserregende Wackeleien, Anbremszone unter dem Matadorbogen wieder alles ok. Ich wedelte durch die Rechts/Links Kombination und beschleinigte auf die Gegengerade. Ernsthafte Zweifel an der Qualität dieser Pelle kamen auf, da dass Mopped extrem nervös lag. Normens Warnung fiel mir wieder ein. Anscheinend harmonieren diese Teile nicht so richtig mit der Gixxer. Egal, jetzt soll er mal zeigen, was unter vollem Einsatz geht. Ich schoß durch die Rechts auf Start/Ziel und flutete die Brennräume mit allem, was ich hatte. Gang um Gang legte ich nach und flog auf die Schikane zu. Irgendwas war anders, normalerweise hätte ich an dem Punkt, wo ich mich zur Zeit befand, schon längst die letzte Ganstufe im Getriebe gewählt, aber der Bolide wirkte zäh. Egal, dann eben länger im 5. und fast voll durch die Schikane. Nicht wissend, dass hinter mir gerade die Hölle ausbrach, legte ich in der Schikane um und düste die schnelle Links entlang.

Mit meinem auf höchste Emfindlichkeitsstufe eingestellten Arsch versuchte ich, eins mit dem Hinterrad zu werden. Was soll ich sagen, aus den empfangenen Signalen wurde ich nicht schlau und brach nach der Kehre den 36er Auftrag gedanklich ab. Mein Mopped lag wie Wackelpudding auf Sahne, kein Gefühl für irgendwas. Durch die Senke pendelte ich mich irgendwie in Richtung Matadorbogen, als Normen neben mir auftauchte. Ich rechnete damit, dass er zügig entfleuchen würde. Nett wie Normen ist, blieb er aber neben mir und winkte freundlich. Ich winkte zurück. Netter Mensch, dachte ich, hat sogar im Qualifying Zeit, zu grüßen. Lustigerweise öffnete er sein Visier und bewegte seine Lippen. Aufgrund der ekligen gelben Ohrpröppel in meinen Ohren verstand ich kein Wort und zuckte nur mit den Schultern. Nun winkte Normen mit beiden Armen und zeigte ständig auf mein Mopped. Was hat er denn? Ich weiß, dass die Straßenlage des Boliden derzeit nicht wirklich ruhig war, aber ich würde schon aufpassen. Normen gab alles und brüllte mich an. Mehr als „Gefährlich...keinen Meter... hör auf....liegst....auf Nase....raus“ verstand ich nicht, aber es schien ihm ernst zu sein. Ich schaute an meinem Boliden herab, sah aber nix, kein Öl, kein Rauch, kein nix. Weder links noch rechts noch hinter meiner gelben Rakete. Egal, Normen sah wirklich besorgt unter seinem Helm aus und ich gab ihm Zeichen, dass ich ganz brav in die Box fahren würde. Nebenbei fiel mir auf, dass wir während unserer Unterhaltung mit geschätzten 20 km/h durch die Rechts nach dem Matadorbogen rollten. In einem Qualifiying nicht wirklich lustig. Sowas machen eigentlich nur Typen, vor denen ich immer warne. Zu unserem Glück schwenkten die Streckenposten im nächsten Augenblick die roten Fahnen. Da hatte es wohl jemanden erwischt. Naja, war mir in dem Fall eh egal. Ich wollte ja in die Box. So rollte ich mit Normen in die Boxengasse, Normen gab immer noch Zeichen. Ich war wirklich gespannt, was der Grund seines Treibens war.

Im Eingang der Boxengasse standen Robert und einige Aufzünder rum und diskutierten eifrig. Ich blickte mich nochmals um und warf einen Blick auf meinen Hinterreifen... Ui, in mir stiegen erste Vermutungen über die Ursache des ganzen Treibens in meinen Gehirnwindungen nach oben. Bei Robert angekommen, fragte er mich, ob ich den Typen mit Motorschaden gesehen hätte. Ich erwiderte wahrheitsgemäß, dass mir nix dergleichen aufgefallen sei. Andere meinten „Der“ müsste schon längst drin sein, „so eine Sauerei“, „wie kann man sowas machen“. Ich rutschte tiefer auf meinen Sitz, denn insgeheim reimte ich gerade 1 und 1 zusammen. Da bei Bestätigung meiner Vermutung niemand in Gefahr war, machte ich mich zunächst ganz klein und rollte unauffällig von dannen. Unter unserem Mopped-Pavillon angekommen, warf ich endlich einen genaueren Blick auf das Heck. In dem Augenblick war klar, dass kein geringerer als die Nr.45 für die Rotphase verantwortlich war. Normen kam angerollt und sagte, er hätte mich bei Robert geoutet. Schön, dann konnte er das Training schnell wieder frei geben. Ich nahm erst mal einen großen Schluck Apfelschorle zu mir.

Machen wir einen kleinen Zeitsprung in die Vergangenheit. Beamen wir uns zurück in die Rechts auf Start/Ziel. Hier befahl ich meinem Bigblock vollen Schub. Über die Kette kam die Power beim Hinterreifen an. Dieser blähte in typischer Dunlopmanier (wie mir HINTERHER alle sagten) auf und erhöhte seinen Umfang in bedrohlichem Maße. Durch die kurze Übersetzung war der Platz zwischen Gummi und Schwinge schnell aufgebraucht. Es passierte, was passieren musste. Der Reifen rieb sich an der Schwinge auf, wurde warm und begann entsprechend zu qualmen. Da mein Triebwerk weiterhin im FullPull-Modus lief, glühte ich die gesamte Zielgerade mit selbstgebastelter Nebelmaschine entlang und machte einen BurnOut bei über 200. Die Nebelschwaden müssen beindruckend gewesen sein und waberten über die Boxenanlage. Guido Buletta und einige andere nahmen Gas raus und brachen sofort ihren Turn ab, Robert wurde nervös und gab den Befehl zum Abbruch, damit die Streckenposten nach Ölresten suchen konnten. Ich ärgerte mich derweil über dieses sackdoofe Pendeln meines Moppeds, Normen direkt hinter mir, um mich vor Schlimmerem zu bewahren. Na, da war doch mal richtig was los. ;-)

Marco Hahn und Mark Weihe nutzen die wenigen Runden vor meiner Verdunklungsaktion jedoch, um mich auf Platz 5 und damit in die zweite Reihe zu schieben. Gar nicht so schlecht, stand ich damit doch ganz links und würde so beim Start schön von außen in die Schikane reinhalten können. Geheilt von irgendwelchen Geheimwaffen, schlich ich zu Johannes und gönnte mir einen neuen Racetec K2. Vorn besohlte ich meine Kleine zurück auf den 758er Dunlop, der bisher nur das 22Rundenrennen zu Oschersleben gelaufen war. Nachmittags begannen endlich die Rennen. Ich hatte noch eine Rechnung mit der „Hall of 36“ auf und wünschte, ich wäre bald dran. Im Rahmen der Startrotation war an diesem Wochenende die Reihenfolge auf 600er, 750er/Twins, 1000er festgelegt. Mein Start war erst in den frühen Abendstunden (Um 16:30 Uhr glaub ich) So machte ich es mir gemütlich in unserer Homebase und wartete auf den Start der 600er und somit auch auf Heini. Er stand quasi auf Pole, da der Lizenzler aus der Boxengasse startete. Gewohnt perfekt wie immer düste Heini los und setzte sich sogleich an die Spitze. Nach einigen Runden hatte er einen komfortablen Vorsprung und fuhr das Rennen kontrolliert nach Hause. Der Lizenzler wühlte sich derweil durchs Feld und überholte alle. Sein Bremspunkt Ende der Gegengerade war beeindruckend, aber er fuhr auch drei Sekunden schneller als der Rest des Feldes.

Heini war nach dem Rennen entsprechend gut drauf, hatte er doch nunmehr die letzten drei Rennen gewonnen und wichtige Punkte in der Meisterschaft gesammelt. Ich wurde langsam nervöser, beobachtete das 750er Rennen und wartete auf meinen Aufruf. Endlich war es soweit. Das 1000er Rennen würde in 10 Minuten gestartet. Tank war kontrolliert, Reifen und Übersetzung angepasst, Wetter fast zu heiß und ich hoch motiviert.
Ein letzter Besuch der Toilette und ab in den Kombi. Heini entfernte die Reifenwärmer und ich rollte zum Vorstart. Auf meinem Startplatz angekommen erblickte ich die üblichen Verdächtigen um mich herum. Wir grüßten uns und ich freute mich auf ein schönes Rennen. Gespannt war ich auf eine rote R1, pilotiert von Ralf Pietsch, seines Zeichens bester Starter unter der Sonne. Selbst, wenn ich auf Pole stehen würde und Ralf in der letzten Startreihe, er wäre in der ersten Kurve vor mir. Beim Vorstart probierte ich mal was neues und ließ die Kupplung bei nur leicht erhöhtem Standgas kommen. Ging gar nicht so schlecht. Als die Kleine zum Wheelie ansetzte, drückte ich flux die nächste Gangstufe rein, funktionierte ebenfalls gut. Somit war der Startvorgang auch geklärt. Nun wurde es ernst. Die Lampe ging an. Erinnerungen an Oschersleben kamen hoch, wo wir quälend lang auf eine rote Ampel starrten. Diesmal hatte das Ampelmännchen jedoch ein Einsehen und schaltete die Lampe geschwind aus.

Ich kam gut weg und flog auf die Schikane zu. Neben mir tauchte sie auf, die rote R1. Wie macht dieser Erdling das bloß? Er stand „nur“ auf 11. Egal, es waren nur sieben Runden und ich drängelte mich bei der Schikane an ihm vorbei. Das Feld sortierte sich. Vorn flogen Denz, Schäfer (Normen), Weihe und Hahn davon, dahinter Buletta, Fischer und ich. Herrn Fischer kannte ich schon aus diversen Rennen, ich hab ihn bis auf einmal immer eintüten können, sehr witzig. Ich würde es auch diesmal tun hehe. Nach zwei Runden rollte Mike Denz in der schnellen Links aus, er hatte anscheinend ein technisches Problem. Guido Buletta hatte kurz darauf in der Kehre einen lustigen Verschalter, Michael Fischer kam fast durch, musste aber zurückstecken. Ich folgte zunächst unauffällig. Durch die Aktion war der Kontakt nach vorn abgerissen. Es ging also maximal um Platz 4, den Guido noch innehatte. Dahinter Michael Fischer und ich. Fest stand, dass ich eingangs der schnellen Schikane wesentlich besser unterwegs war. Ich versuchte, direkt danach außen an Michael vorbei zu gehen, aber wir bewegten uns in Geschwindigkeitsregionen, die an meinen Nerven zerrten, so steckte ich zunächst zurück. Ein Blick auf meinen Rundenmessinstrument signalisierte mir eine 1:36,4 ! Genialst, da hatte ich es dieser drecks 36er also endlich besorgt, der Rest des Rennens war nur noch Kür. Michael war exakt jetzt dran. Da es außen in der Links nicht ging, wählte ich die Anbremszone der Gegengeraden. An dieser Ecke hatte ich schon so manches Manöver geritten, und bei weitem nicht immer kam ich danach als Erster aus dieser Ecke. Diesmal musste es klappen, da Guido schon einige Meter entfleucht war. Normalerweise war Michael im Geschlängel vor der Gegengerade besser als ich. Unter Missachtung sämtlicher Warnlampen in meinem Cockpit zog ich das Gas genauso früh auf wie der redliche R1-Treiber vor mir und biss mich an seinem Heck fest. Eingangs der Doppellinks auf die Gegengerade wusste ich, dass er verloren hatte. Keine Chance mehr, mich jetzt noch loszuwerden. Ich blieb ca. 50 cm hinter seinem Heck, wohlwissend, dass er irgendwann nach links geht, um die Rechts anzubremsen. Er tat mir den Gefallen, ich blieb rechts und ließ das Gas voll stehen. Endlich warf er den Anker, ich flutschte neben ihn und bremste ihn klassisch aus. Meine Linienwahl war entsprechend spitz, so dass ich für die Rechts auf Start/Ziel etwas korrigieren musste. Seine letzte Chance war, mich vor der Schikane auszubeschleunigen. Ich lag daher quasi unter meinem Tank und hoffte inständig, dass der Schub meiner Kleinen ausreichen würde. Ausnahmsweise ließ ich noch brutaler stehen als üblich und lupfte erst ganz spät das Gas. Geklappt, keine R1 weit und breit. Es war nur noch eine Runde und Guido schon sehr weit weg. Realistisch betrachtet ging nix mehr. Ich ließ trotzdem in jeder Ecke stehen und nahm das Messer zwischen die Zähne. Leider hatte ich einige Passagen, die mir nur suboptimal gelangen, Guido kam nicht wirklich näher und so wurde ich von Robert als 5. abgewunken. Mein Laptimer zeigte mir eine 1:36,2. So schnell war ich noch nie. Das Leben war süß wie Schokolade.

Bleibt so schön, ihr Irren da draußen.
Straßendreifachpokal
Jeder hat einen anderen Weg zur Party
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Beitrag von Johnny »

=D> =D> =D>
  • Uwe-Celle Offline
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Beitrag von Uwe-Celle »

=D> =D> hajo, wie immer eine schreibe vom allerfeinsten. So macht der Samstag morgen spaß......
the black ball lightning #68
Seit 2009 Rennrente, jetzt wird nur noch zum Spaß gefahren. :roll:
Schauen was da noch kommen mag....
Vorbereitung auf neue/ alte Ziele.....
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  • Fourstroker Offline
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Beitrag von Fourstroker »

Da hast aber Glück gehabt das dir die Pelle nicht um die Ohren geflogen ist :shock: .
"Wo Saufen ein Ehre ist, kann Kotzen keine Schande sein."
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