Da wieder die Hälfte der Probanden schon bei 2 losgespurtet waren, war ich als redlicher und fairer Losrenner als einer der letzten am Mopped, startete aber dank meines flugs von der R1 auf die Superduke umgebauten Multifunktionscockpits brutal schnell und war in der ersten Kurve schon auf Platz 4. Ich besann mich dann aber meines Vorsatzes, die neuen Pneus noch 2 Runden lang einzufahren.
Auf den Geraden schnupften mich die Anderen weg wie einst der Daum den Schnee, und vor der schnellen Rechts drückte sich dann auch die BMW mit Reiter Rucky durch. Mein Plan funktionierte bislang perfekt. Ich erinnerte mich an die lustige Quizfrage, welche ich letztes Jahr ersonnen hatte: „Was ist ein Twix/Raider in einem Auto, das unvermittelt eine Vollbrem-sung hinlegen muss?“ Lösung: „Ein Ruckriegel.“


Ab Runde 3 pushte ich dann und wurde nur noch selten überholt. Stammi überholte mich wild winkend vor der schnellen Rechts und wir hätten beide vor lauter Lachen fast den Bremspunkt verpasst. Die Reifen hatten überraschend geilen Grip und verhielten sich sehr neutral. Die ganze Fuhre fuhr sich einfach genial...

Die Serienbremsanlage hatte zwar keinen konkret definierten Druckpunkt, aber der blieb wenigstens da wo er war. Nach ca. 50 Minuten fuhr ich grinsend raus und übergab mit einem „Alles gut!“ an Thomas. Das Tanken mit BW-Kanister und Trichter dauerte natürlich Stunden, aber es war definitiv cooler als dieses nervöse Tanken mit Schnelltankanlage.
Es stellte sich heraus dass ich die letzten 20 Runden zwischen 1:56 und 1:58 gefahren war. Sehr gut, genauso hatten wir das geplant...

Wir 3 Hübschen spulten bis zum großen Regen, der kurz vor 15 Uhr kam, unsere Runden so präzise ab wie ein schweizer Uhrwerk - keine Runde unter 58, meistens 55er und 56er, manchmal auch 54er. Unsere stets mitstoppenden Mechaniker, die sich tagsüber von Jim Beam-Cola ernährten, waren perplex.
Noch perplexer waren sie aber aufgrund des Zustandes unserer Reifen. Der Hinterreifen hatte nach fast 5 Stunden weder Grip noch Profil verloren, nur der Vordere war auf der rechten Seite etwas angerauht, aber auch er hätte mit Sicherheit noch die restlichen 3 Stunden durchgehalten! Unglaublich, aber wahr, und der Grip war für einen Straßenreifen schlicht sensationell...
Ach ja, zwischendurch hatte ich natürlich wie geplant noch meinen kleinen Freund Lenzer mit seiner BMW eloxiert. Aber ich war freundlich und habe ihm bei der Vorbeifahrt zugewunken.

Dann kam der Regen. Ich jubilierte, weil der nächste Turn meiner war. Olli fuhr hinter dem Pacecar und ich signalisierte ihm, er solle bei der nächsten Durchfahrt reinkommen.
Wir warteten und warteten, alle hinter dem Pacecar herschleichenden Fahrer kamen rein, nur Olli nicht. Was war passiert? Er hatte wohl meine Winkerei so aufgefasst, als solle er noch eine Runde draußenbleiben. Mist - 2 Minuten verloren. Der Reifenwechsel dauerte auch ewig, weil KTM es fertiggebracht hatte, an den Bremssätteln 98 cm lange Gewinde zu verbauen. Es dauerte gefühlte 26 Minuten, bis die Schrauben angezogen waren.

Egal, nun galt es, unsere Trümpfe auszuspielen, und das waren die Conti-Regenreifen und die überragende Wendigkeit der Duke im Regen.

Schon die ersten Runden waren einfach herrlich! Es regnete ziemlich stark, das Wasser stand hoch auf der Strecke, aber hin und wieder kam die Sonne durch die Wolken und zauberte wunderschöne Regenbogen in die Gischt der Vorausfahrenden......

Ich hatte nach 2 Runden die brenzligen Stellen aussortiert und konnte dann rutschfrei meine Bahnen ziehen. Am allerwichtigsten war, an den neuralgischen Stellen (Ende Zielgerade, Ende Gegengerade und nach der schnellen Rechts beim Anbremsen auf die Links) mittig anzubremsen und nicht außen, weil da der DTM-Gummi lag. Dann gab es noch ein paar diffizile andere Stellen, an denen man die Bremse nochmal kurz lösen musste, so z.B. beim Einlenken in die erste Links vor dem schwarz übertünchten Streifen, beim Einlenken in die schnelle Rechts waren es 2 Stellen, zum einen das dicke Rinnsal, Bremse kürz lösen, dann wieder kurz rein, bis kurz vor dem übertünchten Streifen, wieder lösen, nochmal kurz bremsen, und dann umlegen. Mein Gott, welcher Volltrottel hatte bloß diese Streifen fabriziert - aber es war definitiv eine Herausforderung, jede Runde an diese zusätzlich eingebauten Schikanen zu denken... Dann musste man noch darauf achten, vor der letzten Schikane nicht auf der Abbiegespur der Autos anzubremsen, sondern davor und danach, und beim Raus-beschleunigen auf die Zielgerade gab es auch nur eine Spur, auf der man ohne durchdrehendes Hinterrad durchkam... Tja, LSR im Regen ist nicht einfach, aber schön...


Die Bremspunkte konnte ich später setzen als im Trockenen, da ich ja nicht so schnell aus den Ecken kam, und der Vorderreifen einfach einen unglaublichen Grip hatte. Ich hatte vorne keinen einzigen Rutscher.
Gegen Ende trocknete die Ideallinie dann teilweise auf, und das Signal zum Wechsel kam gerade zum richtigen Zeitpunkt. Ich fuhr raus und befahl den Schergen, schnell Trockenmaterial aufzuziehen, was sie auch machten. Wir lagen auf Rang 12 gesamt, und auf Platz 3 in Klasse 2.
Mindestens 10 Mitzünder kamen herbeigeeilt und fragten „Nass- oder Trockenreifen, was meinste?“ Ich sagte allen, dass es schon fast trocken war, und sie bloß nicht mehr auf Regenreifen raus sollten. Tja, das war der Enduranz-Gedanke - helfe deinem Gegner, auf dass auch dir in der Not geholfen werde.

Thomas fuhr nach 10 Minuten auf einem neuen Satz Trockenpneus wieder raus, und wir blieben bis zum Ende unserer Maxime treu, nicht langsamer zu fahren als 1:58. Am Ende hatte ich noch einen coolen Fight mit einem Schweizer auf einer R1, in dessen Verlauf der blöde Wolle noch innen durchschlüpfte, und ich brachte es mal wieder fertig, meine/unsere schnellste Runde (welche die allerletzte war) mit einem Zielwheelie zu versauen, den ich seinerseits mangels Kraft ebenfalls versaute. Das wäre nämlich eine sehr geschmeidige 1:53 geworden, und keine 1:54,29.


Egal, wir fuhren auf Platz 10 gesamt und auf dem 3. Platz der Klasse 2 durchs Ziel, und das war weit mehr als wir je hätten erwarten können!

Wir feierten das in der Boxengasse wie einen Sieg und schmiedeten schon Pläne für`s nächste Mal............
Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass wir gegenüber den beiden Klasse 2-Teams vor uns fast 20 Minuten in der Boxengasse verloren haben und mit schnelleren Wechseln sogar um den Gesamtsieg hätten mitfahren können....
Hmmmm, vielleicht sollten wir am Pann mit 2 Moppeds in Klasse 4 antreten........

Abends wurde ich dann von Ketchup, Jutta-Susi, Aaron und Wolle gezwungen, einem Saufgelage in der PS-Box beizuwohnen, statt brav nach Hause zu fahren. Eine Farce ohne Gleichen.
Das gibt Rache am Pann!

Bleibt so schön,
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P.S.: Danke an Thomas und Rakete!! Ihr wart gnadenlos geniale Teamkollegen!!!!!!


P.S. 2: Wie gesagt, das ist eh alles erfunden, also glaubt kein Wort!!

