wolle hat geschrieben:@stoppie
für 2 Bremsschrauben berechne ich dir 2 Kisten Potts Landbier
+ 1 Kiste Zuschlag, da diese im GEC Rennen gewechselt werden mussten, nach Abriss der selbigen Schraube.
Zahlbar in kalt , beim nächsten Treffen.
gruß wolle

geht klar, sag mir nur die durchschnittliche Trinktemperatur in Grad Celsius auf eine Nachkommastelle genau....wird dann schon mal vorgekühlt.
Da dieser Thread "Himmel & Hölle...." heißt und über die Hölle genug geschrieben wurde, hier ein kleiner Beitrag zum Thema "Himmel".
Da mein GEC-Tempartner Harald sich bei o. g. Megacrash leider auch böse abgelegt hatte (Knie und Moped kaputt), suchte ich mit seinem Einverständnis kurzfristig einen Ersatzfahrer für das Langstreckenrennen, den ich unweit von meinem WoMo in einem Freudentempel, einem knallroten Zelt mit schummerigem Licht in dem nur Männer Zutritt haben, in Form eines redlichen Aufzünders Namens Franz/K3 fand. Ich mußte gar nicht lange Bitte Bitte sagen, ein wenig Halswürgen mit anschließendem Armumdrehen und ein 10minütiger Schwitzkasten in Kopflage reichten, um Franz zu einem 3-Stundenrennen zu überreden. Und nicht nur das. Spontan erklärten sich Wolle und sein Aufzündkollege (ohhhh, so ein Mist, mein Namengedächtnis läßt mich im Stich, sorry....Wolle hilf) uns zu unterstützen. Wolle übernahm wegen seiner großen Aufzünderfahrung die gleiche Rolle wie sie Jean Todt bei Ferrari bekleidet, die des Superhirns - die Zentrale aller wichtigen Informationen und Entscheidungen – der Kopf den man braucht, um aus einem erfolglosen Team ein echtes Siegerteam zu machen.
Und diese Hilfe hatten wir bitter nötig.
Franz hatte nach verpaßtem Start, er suchte erst noch den Zündschlüssel in irgendeiner Schublade seiner ZX10, eine Aufholjagd par excellence hingelegt und wir lagen zwischenzeitlich auf dem 19. Platz (von 51 gestarteten). In meinen Turns vernichtete ich immer wieder 2-3 Plätze die Franz aber heroisch wieder zurückeroberte. So fiel von seinem Glanz auch immer ein wenig auf mich.
Als der Antizünd mit seiner Gießkanne den Track bewässerte und ich auf Regenreifen wechseln mußte, stürzten sich Wolle und sein Aufzündkollege (verdammt, wieso fällt mir der Name nicht wieder ein, ich nenne ihn jetzt der Einfachheit halber Wolles Aufzündkollege...sorry dafür) behende wie eine Raubkatze auf die an meiner Kilogixx montierten Pneus, rissen sie förmlich aus den Verankerungen und nach kürzester Zeit lagen sie erlegt am Boden – sie hatten nie den Hauch einer Chance. Die Montage den Regenreifen ging ebenso glatt über die Bühne und ich frohlockte bereits mit breitem Grinsen unter meinem Helm ob des superschnellen Reifenwechsels. Wer Wolle und Wolles Aufzündkollege (sorry dafür) kennt und das gesehen hat, denkt nie mehr über Schnellwechseleinrichtungen von Rädern nach, die würden nur behindern.
Mein breites Grinsen unter dem Helm verflüchtigte sich aber binnen Sekundenbruchteile zu einem nur noch millimeterbreiten, eng gepreßten Lippenschlitz. Tränen der Verzweiflung schossen unter meinem Visier hervor, daß mein humpelnder Teampartner Harald verwirrt sagte "wieso regnet es denn jetzt auch noch in der Box??" Ursache meiner emotionalen ad-hoc-Wandlung war eine a b g e r i s s e n e Schraube des Bremssattels, die trotz Verwendung eines korrekt eingestellten Drehmomentschlüssels just in dem Moment des Festziehens ihr Leben aushauchte – das Restgewinde steckte noch im Bremssattel, der Schraubenkopf in der 12er Nuß. So ein Scheiß!
Hatte der Antizünd nicht schon genug angerichtet an diesem Tag? Was suchte er überhaupt bei uns in der Box? "Wieso ich", "wieso hier", "wieso jetzt" schluchzte ich mit erstickender Stimme und sank zu Boden, wo mich die beiden zuvor demontierten Slicks hämisch angrinsten, wohl weil ich sie ihrer Aufgabe entbunden hatte, auf dem Track genug Grip aufzubauen, die sie auch wirklich nur unzureichend erledigten. Strafe mußte sein! Einsicht hatte sie allerdings nicht und grinsten hämisch weiter als ob sie beleidigt sagen wollte "ätsch".
Ich zweifelte an der Gerechtigkeit auf dieser Welt. Zwei Dinge ließen mich aber langsam wieder meine Fassung wiederfinden:
1. die Antwort auf die Frage "wieso nicht auf der Rennstrecke" und
2. die organisatorische und handwerkliche Überlegenheit von Herrn Wolle Todt.
Mit seinen Händen, einer Kreuzung aus filigranen Goldschmiedehänden und den Händen der Empfindsamkeit gepaart mit dem notwendigen Nachdruck von Geburtshelferinnen, wie sie eigentlich nur gut ausgebildete Hebammen mit jahrelanger Erfahrung zu eigen sind, sowie einem Schuß Chirurgie, operierte Wolle die Fragmente der M8 aus dem Gewindeloch des Bremssattels. Wolles Aufzündkollege (sorry dafür) zauberte derweil kurz zwei passende Ersatzbolzen in seine Hände und nach unendlich langen 13 Minuten saß Herr Stoppie wieder auf seinem frisch behuften Bike.
13 Minuten! Wißt ihr wie lange 13 Minuten sein können? 13 Minuten der Untätigkeit, 13 Minuten die das Feld der zweiräderigen Renner schamlos ausnutzte, sich von mir abzusetzen! Enttäuscht stellte ich beim Rausrollen aus der Box fest, nicht einer hatte auf mich gewartet. Wir waren mittlerweile etwa zehn Plätze hinter dem Letzten zurückgefallen. Hallo Einsamkeit.
Jetzt kam aber die Stunde der Genugtuung. Was ich am LSR schon erstmals schnuppern durfte bestätigte sich hier in Oschersleben – Regenfahren macht Laune, besonders mit Regenreifen; hö, hö, kleiner Scherz von mir. Nach etwa 2 Runden der Eingewöhnung und des Griptestens fuhr ich das Rennen meines noch so jungen Lebens. Hatte ich bisher doch nur die dunkle Seite der Rennerei erfahren, es überholten mich immer mehr als ich selber überholte, so stieg trotz des schauerlichen Wetters in mir die Sonne des Glücks und der Zufriedenheit auf. Ich überholte Gegner um Gegner, manchmal 5 bis 8 in einer Runde, bremste zunehmend später und heftiger, beschleunigte wie im Trocknen schon früh in der Kurve (nur ein Rutscher Ausgangs der Hasseröder) und die Schräglagen wurden auch im weiteren Rennverlauf schräger, allerdings nicht mit dem Knie am Boden, so weit wollte es mein schützender Instinkt nicht kommen lassen. Das erlaubte mir sogar, in der Tripel-Links außen zu überholen. Im Gegenzug wurde ich wiederum nur hin und wieder hergebrannt – ein absolut neuartiges Gefühl für mich, dieses "ab und zu".
So etwa eine viertel Stunde vor Rennende war er wieder da, der Sausack des Unheils, der Feind aller redlichen Aufzünder....der ANTIZÜND. Hatte er mich doch trotz meiner Schnelligkeit auf dem Track eingeholt und meiner nagelneuen Handbremspumpe einen Defekt eingehaucht. Der Bremspunkt wanderte bei jeder Bremsung einige Millimeter Richtung Gasgriff. Nach zwei Runden war Schluß – Anschlag. 15 Minuten, das heißt ca. 7 Runden, mal einem Zeitverlust von ungefähr 10 Sekunden pro Runde, macht....Moment mal eben, die Start/Ziel kommt gleich, multiplizier, rechne,.........etwas mehr als 1 Minute. Damit lohnt so kurz vor Schluß ein Rausfahren zwecks Reparatur nicht. So nutzte ich die bescheidene Restbremswirkung der Handbremse und die, früher mal gehaßte, jetzt aber erfreut zur Kenntnis genommene, Motorbremse der Kilogixx und fuhr das Rennen als gesamt 31. zu ende. Meine Mundwinkel trafen sich trotz des finalen Maleurs so langsam an meinem Hinterkopf, knapp oberhalb der Halswirbel, wieder, so breit war mein Grinsen.
Deshalb hier noch einmal einen Riesendank an das absolut redliche Aufzündtrio aus dem Freudenzelt:
Franz/ZX10

– Wolle und Wolles Aufzündkollege (sorry dafür, ich werde mich jetzt erst mal selbst geißeln), die mir mit selbstlosem Einsatz, treffsicheren Entscheidungen und handwerklichem Geschick bei dieser Renne geholfen haben.
@Trio: trinkt ihr das Potts eher 8,3 oder lieber 8,4 Grad kalt?
Nicht unerwähnt bleiben sollte, daß mir am Freitag-Abend der Drosselklappensensor meiner Kilogixx kaputt ging. Bei meiner Ersatzteilsuche im Fahrerlager traf ich Normen, der selbst kein solches Ersatzteil hatte mir aber die Tel. Nr. von Hajo gab, selbst eingefleischter Gixxerfahrer und mir bis dato nur aus diesem Forum bekannt ist. Dieser scheute sich nicht, mir trotz eigenem Streß anzubieten, den Sensor der Begierde aus seinem Moped herauszubauen und mir für das Wochenende zur Verfügung zu stellen und hätte auch noch die Abholung während seiner Abwesenheit von zu Hause organisiert.
Sagt selbst, ich finde diese Hilfsbereitschaft schon phänomenal.
Die Übergabe ist dann letztendlich nicht erfolgt, weil aus dem anfänglichen Wohnort von Hajo aus Braunschweig ein Hildesheim wurde, was mehr als 140 km weit weg ist von OSL und ich einen Sensor später in ca. 60 km Entfernung bekam. Aber die Geste ist schon superklasse.
So, das war mal was zum Thema Himmel!