Kinder des Zorns...
Von Angst, Ambitionen und Asphaltmalereien - Ein Resümee
Infos zu und mit Veranstaltern, aber auch zu anderen Themen,
über die es sich lohnt zu sprechen!
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- kadett 1 Offline
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Memento mori.
Vor einiger Zeit hatte sich dieser Leitspruch in meinen Kopf geschlichen. Erinnere, zu sterben. Alles ist dann vorbei. Kann man sich kaum vorstellen, aber die Welt wird sich dennoch weiter drehen. Memento mori. Die schönen Momente, die ich manchmal suchen musste, aber auch alle Sorgen, Ängste, Ärgernisse wären weg. Einfach so. Das Leid wird enden. Und das sind gar nicht so schlechte Aussichten. Nichts bleibt ewig, auch das Schlechte. Zumindest nicht für einen sebst, denn man war ja irgendwann tot. Sehr beruhigend.
Ich erinnerte also mich regelmäßig daran, mich zu erinnern, zu sterben. Es ging um die Perspektive. Wenn man ein Baby bekommt, dann sind die ersten 12 Monate (oder sogar noch länger) eine nichtendenwollende Tortur aus Schlafmangel, Rätselraten, Arztbesuchen und Selbstgesprächen. Bezogen auf die Dauer eines Menschenlebens war das: Nichts. Alles eine Frage der Perspektive.
Es gab im Moment keine Perspektive, die Besserung versprach. Es hatte schon seit ich zum ersten Mal ins Toilettenzimmer geschlurft war, nicht aufgehört, zu tröpfeln. Und der Regen der letzten Nacht hatte Pfützen hinterlassen. Vielleicht wäre es ja trocken. Wahrscheinlich nicht. Mangels Perspektive hielt ich mich an Kaffee und Kleingebäck in der Veranstalterbox. Das half zumindest bedingt, bessere Laune herzustellen. Ich schob Gedanken hin- und her. Es ging um Regenreifen, Fahrzeit und Prinzipien. Ehre und Moral standen immer ganz oben, auch wenn es zu meinem Nachteil war. Ich hatte eben Prinzipien. Und eines davon war, keine hohlen Ankündigungen zu machen. Meinen Worten folgten immer Taten.
Und nun saß ich da, kaute Blätterteig und schlürfte Kaffee. Und fällte eine Entscheidung: Ich würde die uralten Reifen einfach testen. Und dann musste ich entweder das Moped putzen oder reparieren. Regenstürze fielen normalerweise, wegen der rutschigeren Oberfläche, gnädiger aus als Stürze im Trockenen - außer es handelte sich um wirklich schnelle Passagen, und der Hobel schlug mangels Haftreibung ungebremst irgendwo ein. Für Fahrer ging es meinstens glimpflich aus.
Sascha, unser Sascha, hatte etwas sehr Wichtiges gesagt, als wir darüber sprachen, was er fand, das ich in Assen alles können müsse. Er betonte immer wieder "mit dem Fahrgefühl - kein Problem". Fahrgefühl. Ich hatte also Fahrgefühl. Und das, obwohl mir mein Mechaniker immer wieder vorwarf, ich könne kein Feedback geben zum Fahrwerk. Für mich gab es eben nur "fährt komisch" und "fährt gut = unauffällig". Und sicher konnte ich das "komisch" beschreiben, mit wackelt - driftet, taucht schnell/langsam aus/ein. Aber dem Mechaniker reichte das nicht. Er sprach mir jegliches Testfahrerdasein kategorisch ab.
Dem Sascha war in dieser Hinsicht mehr zu trauen. Ich entschied mich. Diese Reifen würde ich schon managen.
Vor einiger Zeit hatte sich dieser Leitspruch in meinen Kopf geschlichen. Erinnere, zu sterben. Alles ist dann vorbei. Kann man sich kaum vorstellen, aber die Welt wird sich dennoch weiter drehen. Memento mori. Die schönen Momente, die ich manchmal suchen musste, aber auch alle Sorgen, Ängste, Ärgernisse wären weg. Einfach so. Das Leid wird enden. Und das sind gar nicht so schlechte Aussichten. Nichts bleibt ewig, auch das Schlechte. Zumindest nicht für einen sebst, denn man war ja irgendwann tot. Sehr beruhigend.
Ich erinnerte also mich regelmäßig daran, mich zu erinnern, zu sterben. Es ging um die Perspektive. Wenn man ein Baby bekommt, dann sind die ersten 12 Monate (oder sogar noch länger) eine nichtendenwollende Tortur aus Schlafmangel, Rätselraten, Arztbesuchen und Selbstgesprächen. Bezogen auf die Dauer eines Menschenlebens war das: Nichts. Alles eine Frage der Perspektive.
Es gab im Moment keine Perspektive, die Besserung versprach. Es hatte schon seit ich zum ersten Mal ins Toilettenzimmer geschlurft war, nicht aufgehört, zu tröpfeln. Und der Regen der letzten Nacht hatte Pfützen hinterlassen. Vielleicht wäre es ja trocken. Wahrscheinlich nicht. Mangels Perspektive hielt ich mich an Kaffee und Kleingebäck in der Veranstalterbox. Das half zumindest bedingt, bessere Laune herzustellen. Ich schob Gedanken hin- und her. Es ging um Regenreifen, Fahrzeit und Prinzipien. Ehre und Moral standen immer ganz oben, auch wenn es zu meinem Nachteil war. Ich hatte eben Prinzipien. Und eines davon war, keine hohlen Ankündigungen zu machen. Meinen Worten folgten immer Taten.
Und nun saß ich da, kaute Blätterteig und schlürfte Kaffee. Und fällte eine Entscheidung: Ich würde die uralten Reifen einfach testen. Und dann musste ich entweder das Moped putzen oder reparieren. Regenstürze fielen normalerweise, wegen der rutschigeren Oberfläche, gnädiger aus als Stürze im Trockenen - außer es handelte sich um wirklich schnelle Passagen, und der Hobel schlug mangels Haftreibung ungebremst irgendwo ein. Für Fahrer ging es meinstens glimpflich aus.
Sascha, unser Sascha, hatte etwas sehr Wichtiges gesagt, als wir darüber sprachen, was er fand, das ich in Assen alles können müsse. Er betonte immer wieder "mit dem Fahrgefühl - kein Problem". Fahrgefühl. Ich hatte also Fahrgefühl. Und das, obwohl mir mein Mechaniker immer wieder vorwarf, ich könne kein Feedback geben zum Fahrwerk. Für mich gab es eben nur "fährt komisch" und "fährt gut = unauffällig". Und sicher konnte ich das "komisch" beschreiben, mit wackelt - driftet, taucht schnell/langsam aus/ein. Aber dem Mechaniker reichte das nicht. Er sprach mir jegliches Testfahrerdasein kategorisch ab.
Dem Sascha war in dieser Hinsicht mehr zu trauen. Ich entschied mich. Diese Reifen würde ich schon managen.

Öfter mal die Hände waschen!!!
oh man(n)! was für ein Cliffhanger ...und das von mir
Ich brauche Lesenachschub ...der Workshop "Wartungsoffering"
einer konsultierten Beraterfirma steht morgen an!

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- stscit04 Offline
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DAS ist mal ein Cliffhanger!
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Frau Johansson wäre stolz auf mich. Da stand eine gelbe R6 mit blauen Felgen und blauen Kühlerschläuchen. Das perfekte Schwedenmoped. Aber egal, wie oft sie ihre R6 in Spanien im Kies zerbröselt hatte, auf diese Farbkombi war sie noch nicht gekommen.
Da stand mein Motorrad auf Regenreifen. Und zwar auf welchen, die a) viel zu alt waren und b) viel zu alt und angefahren.
Aber es regnete viel weniger. Mittlerweile war es nur noch feucht und nicht mehr nass. Und heller war es auch geworden. Und vielleicht kam ja doch... "um 14 Uhr soll es nochmal richtig schütten", vernahm ich von irgendwo aus der Box. 14 Uhr, da sollte ein Ladies-Boxer-Reste-Rennen stattfinden. Oooooooh. Es half nichts. Heute war ein Regentag. Ich pellte mich in den Regenanzug, beziehungsweise instruierte ich den Henning, was er wo drüberziehen sollte, und wie das am besten ging. Mir war schleierhaft, wie Leute diese Dinger allein an- oder ausziehen konnten. Am meisten Arbeit war es gewesen, das klare Visier in den Helm einzubauen. Ich erinnerte mich daran, wie ich in Jerez 2023 einem Herrn Mario Hohenfellner sein Visier tauschte. Schwupp-Wupp, drin war Pinlock, ratz-fatz drin war das Visier.
Ich hatte mindests zehn Minuten daran herumgefrickelt. Mit immer noch zittrigen Händen sah ich zu, dass ich der Gerät aus der Box schob. Andrea fährt im Regen. Meine Knie waren weich. Zum Glück hatte ich diese Kontaktlinsen, die bei der vorherrschenden Luftfeuchtigkeit ganz wunderbar funktionierten. Nicht einmal mit Brille nicht fahren zu können hätte als Argument gezählt.
Heute war ich nicht die einzige, die sich Rat bei Herrn Bühn gesucht hatte. Tanja und ihr Matz wollten sogar eine Regeninstruktion. Mal sehen, was so ginge mit Schräglage und so. Als ich das hörte, bekam ich große Augen. Was geht? Keine Ahnung. Ich habe Reifen, die aus dem letzten Jahrzehnt sind. Ich bin froh, wenn bei mir Überleben geht. Und obwohl er ein klein wenig sorgenvoll aussah, nur ein ganz klein wenig, grinste der Herr Bühn bei meiner Frage wieder breit und bestätigte, dass ich ja einfach nur fahren müsse wie immer. Also Bremsen, dann in die Kurve mit ein bißchen Bremse reinrollern und zart wieder heraus. Genau genommen sagte er das mit dem rausfahren nicht, aber das hatte er bestimmt gemeint angesichts der Reifen, die vermutlich als gut abgelagert galten.
Und von dem Bunten wegbleiben, das sollten wir alle. Einfach gesagt als getan. Ich verhaute manchmal die Linien so sehr, dass es nicht mehr als Präzision bezeichnet werden konnte. Ob ich wohl noch in der Lage war, immer überall das Bunte zu meiden?!?
Wir würden es herausfinden. Ich klappte das Visier herunter und fuhr los. In der ersten Runde klopfte mir das Herz bis zum Hals, und ich zwang mich, jeglichen Schlenker auf die seitlichen Streckenbegrenzungen zu unterlassen. Runde für Runde bremste ich stärker, und versuchte mit mehr Speed durch die Kurve zu kommen. Mein Herz klopfte immer noch, aber es kam langsam Entspannung auf. Die Reifen gehen noch.
Offensichtlich gingen die Reifen nicht gut genug mit mir, so dass mich hinter dem ewigen Matador-Bogen wegen Langsamumlegens eine Ducati überholte. Der Mensch fuhr eine nette Überhollinie, und während ich mir noch dachte, "oh wie freundlich - das ist aber eine Scheißlinie, um in die lange Links reinzufahren", keilte die Maschine am Kurvenausgang hinten aus und warf den Fahrer ab.
Wie jetzt, im Regen ausweichen?!? Mir wurde für Millisekunden Angst und Bange. Noch während ich verschiedene Szenarien von "Reparieren" durchging, weil "Putzen" immer unwahrscheinlicher wurde, entschied sich das Schicksal, mir freie Bahn zu geben. Vor mir rollerte ein Zweirad ohne Fahrer gemütlich über die Strecke und bettete sich dann sanft in der Wiese.
Mittlerweile war es sowieso viel zu trocken, und ich wollte die Reifen nicht noch mehr malträtieren. Es gab heute noch Rennen zu fahren...
Da stand mein Motorrad auf Regenreifen. Und zwar auf welchen, die a) viel zu alt waren und b) viel zu alt und angefahren.
Aber es regnete viel weniger. Mittlerweile war es nur noch feucht und nicht mehr nass. Und heller war es auch geworden. Und vielleicht kam ja doch... "um 14 Uhr soll es nochmal richtig schütten", vernahm ich von irgendwo aus der Box. 14 Uhr, da sollte ein Ladies-Boxer-Reste-Rennen stattfinden. Oooooooh. Es half nichts. Heute war ein Regentag. Ich pellte mich in den Regenanzug, beziehungsweise instruierte ich den Henning, was er wo drüberziehen sollte, und wie das am besten ging. Mir war schleierhaft, wie Leute diese Dinger allein an- oder ausziehen konnten. Am meisten Arbeit war es gewesen, das klare Visier in den Helm einzubauen. Ich erinnerte mich daran, wie ich in Jerez 2023 einem Herrn Mario Hohenfellner sein Visier tauschte. Schwupp-Wupp, drin war Pinlock, ratz-fatz drin war das Visier.
Ich hatte mindests zehn Minuten daran herumgefrickelt. Mit immer noch zittrigen Händen sah ich zu, dass ich der Gerät aus der Box schob. Andrea fährt im Regen. Meine Knie waren weich. Zum Glück hatte ich diese Kontaktlinsen, die bei der vorherrschenden Luftfeuchtigkeit ganz wunderbar funktionierten. Nicht einmal mit Brille nicht fahren zu können hätte als Argument gezählt.
Heute war ich nicht die einzige, die sich Rat bei Herrn Bühn gesucht hatte. Tanja und ihr Matz wollten sogar eine Regeninstruktion. Mal sehen, was so ginge mit Schräglage und so. Als ich das hörte, bekam ich große Augen. Was geht? Keine Ahnung. Ich habe Reifen, die aus dem letzten Jahrzehnt sind. Ich bin froh, wenn bei mir Überleben geht. Und obwohl er ein klein wenig sorgenvoll aussah, nur ein ganz klein wenig, grinste der Herr Bühn bei meiner Frage wieder breit und bestätigte, dass ich ja einfach nur fahren müsse wie immer. Also Bremsen, dann in die Kurve mit ein bißchen Bremse reinrollern und zart wieder heraus. Genau genommen sagte er das mit dem rausfahren nicht, aber das hatte er bestimmt gemeint angesichts der Reifen, die vermutlich als gut abgelagert galten.
Und von dem Bunten wegbleiben, das sollten wir alle. Einfach gesagt als getan. Ich verhaute manchmal die Linien so sehr, dass es nicht mehr als Präzision bezeichnet werden konnte. Ob ich wohl noch in der Lage war, immer überall das Bunte zu meiden?!?
Wir würden es herausfinden. Ich klappte das Visier herunter und fuhr los. In der ersten Runde klopfte mir das Herz bis zum Hals, und ich zwang mich, jeglichen Schlenker auf die seitlichen Streckenbegrenzungen zu unterlassen. Runde für Runde bremste ich stärker, und versuchte mit mehr Speed durch die Kurve zu kommen. Mein Herz klopfte immer noch, aber es kam langsam Entspannung auf. Die Reifen gehen noch.
Offensichtlich gingen die Reifen nicht gut genug mit mir, so dass mich hinter dem ewigen Matador-Bogen wegen Langsamumlegens eine Ducati überholte. Der Mensch fuhr eine nette Überhollinie, und während ich mir noch dachte, "oh wie freundlich - das ist aber eine Scheißlinie, um in die lange Links reinzufahren", keilte die Maschine am Kurvenausgang hinten aus und warf den Fahrer ab.

Wie jetzt, im Regen ausweichen?!? Mir wurde für Millisekunden Angst und Bange. Noch während ich verschiedene Szenarien von "Reparieren" durchging, weil "Putzen" immer unwahrscheinlicher wurde, entschied sich das Schicksal, mir freie Bahn zu geben. Vor mir rollerte ein Zweirad ohne Fahrer gemütlich über die Strecke und bettete sich dann sanft in der Wiese.
Mittlerweile war es sowieso viel zu trocken, und ich wollte die Reifen nicht noch mehr malträtieren. Es gab heute noch Rennen zu fahren...

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- campari Online
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Rennen fahren. Das sagte sich so leicht. Seit ich beschlossen hatte, dass alles Renntraining ohne das Rennen irgendwie ziellos war, versuchte ich mich in verschiedenen Konstellationen daran. Und eigentlich immer noch auf den langsamen Plätzen unterwegs, kam es manchmal dazu, dass meine Leistung so gut war, dass ich mit mir mehr als zufrieden sein konnte. Und am liebsten war mir immer noch die Langstrecke. Trotz der üblichen Streuung von Rundenzeiten im Feld, fühlte ich mich mehr als sicher, und ich konnte mich bisher immer erfolgreich um das Starten drücken.
Starten. Heute sollte stehend gestartet werden. Dieser WSB-Sport-Veranstalter hatte Ambitionen. Im Grunde war ich in einer Rennveranstaltung mit ein bißchen Training drumrum gelandet. Nur, dass das Training sich bisher dürftig gezeigt hatte. Ich nahm mir die zwei Zettel von den Startaufstellungen und versuchte mir, meine Plätze einzuprägen.
"Fahr doch einfach nur los, das machst du doch sonst auch immer." Oschersleben, CR Moto, ein 600er-Rennen gegen unseren Henning. Einfach nur losfahren hatte gut geklappt, nur der Sack vor mir, also unser Henning, fuhr nicht so wirklich los. Es war bisher nie etwas passiert, wenn ich starten sollte, aber das hier war Most und Most hatte eine Kurve 1, in der man nicht in Schwierigkeiten geraten wollte. Zu eng, zu viele Starter, zu viel Potential.
Während ich mir meine Startplätze weiter einprägte, begann es draußen wieder stärker zu tröpfeln. Ich hatte mich wahnwitzigerweise für das Lady-Boxer-Reste-Rennen und das 600er-Rennen angemeldet, welche beide direkt hintereinander stattfinden sollten. Heute kein Problem, wer brauchte da schon Reifenwärmer...
Einfach so fahren wie immer. Das hatte den Charme, dass ich mich im alten Muster sicher bewegen konnte, aber war überhaupt nicht zielführend, denn hier in Most sollte ich endlich das Bremsen lernen wollen. Ein Satz mit X.
Mittlerweile tröpfelte es nicht mehr, es regnete in Strömen. Wenn es zu viel regnete, würde das Rennen sicher abgebrochen. Oder nicht? Wir waren hier in Most, und manchmal passierte hier bezogen auf die Sicherheit sehr Fragwürdiges.
Ich atmete noch einmal tief durch. Selbstgewähltes DNF war immer eine Option. Es war keine Schande, ein Rennen nicht zu beenden, sondern den Zirkus vorzeitig zu verlassen, wenn man sich nicht gut oder sicher fühlte. Und niemand, auch kein Jan, hatte mich beiseite genommen und mir geraten, das alles zu lassen. Ich seufzte leise in mich hinein. Dann mal los. Die Strecke war voller Wasser, und tiefe Pfützen standen in den Senken. Tiefe Pfützen. Auch so eine Dummheit. Mit dem sorglosen Durchfahren einer tiefen Pfütze hatte ich mal eine RSV4 spontan auf die Seite gelegt, war gar nicht so witzig ist, wenn man im 90°C-Winkel auf die Strecke klatscht. Heute war kein Tag für Experimente. Immer wieder drehte ich den Kopf seitwärts, um die Regentropfen durch Fahrtwind vom Visier blasen zu lassen. Was fand ich nochmal so geil am Fahren im Regen, früher? Ach ja, dass niemand anders das wollte.
Ich wollte auch nicht. Aber ich hatte Prinzipien. Es gab keine Ausreden.
Nur noch wenige Minuten, dann sollte ich starten. Von Platz 12 in Reihe acht. Leider hatte ich mir die falsche Position, nämlich "Mitte" gemerkt (vom 600er-Rennen), so dass ich entgeisterte Blicke erntete von jemandem, der gern auf 10 gestanden hätte. Au, Backe, die kleinen Nummerntafeln rechts an der Mauer waren mir bisher gar nicht aufgefallen. Peinllich. Hoffentlich klappt es bei der echten Aufstellung.
Aufwärmrunde. Mir wird Angst und Bange. Eisenhaufen schieben sich durch Kurve 1. Ich sehe, dass ich Abstand halte, muss aber doch manchmal vorbei, so gruselig sind die Linien auf denen die Dampfer unterwegs sind. Das hier ist so ganz anders als die geile 600/750er-Gruppe, in der ich bisher mein Unwesen treiben durfte.
Nach 4,2 Kilometern Gischt und Pfützen finde ich fast den richtigen Startplatz. Ich bin langsam und spät. Man schickt sich schon an, von Flagge auf Ampel umzustellen. Ich höre meinen Atem im Helm so laut, dass das Gepladder aufs Visier in den Hintergrund rückt.
"Überleben", sage ich mir selbst, "heil wieder in die Box, darum geht es hier!" Die Ampel geht aus, und ich fahre einfach nur los. Drehmoment gepaart mit Furchtlosigkeit und Testosteron schiebt sich an mir vorbei und zielt auf Kurve 1. Meine Augen werden immer größer. Ich beneide Tanja, die weiter vorne mit ihrer BMW stand, und somit weniger mit ansehen muss von dem Spektakel. Wheelieangst, ich hatte nach über 15 Jahren immer noch Wheelieangst. Alle, wirklich alle in diesem Feld hatten, mehr zu verlieren als ich. Warum etwas riskieren. Ich entschied mich, das Rennen als Warmfahrübung für das folgende Rennen zu nutzen und schaltete auf den Safe-Mode. A propos "Mode". Die R6 fuhr im Standardmodus ("Rain" ist was für richtige Mimis
), aber mit der Traktionskontrolle auf höchster Stufe. Wenn ich etwas nicht wollte, dann war es, aus Versehen abgeworfen zu werden. Falls es sich ergab, konnte ich die Sensibilität während der Fahrt anpassen. Und irgendwann passiere auch ich mit immer noch klopfendem Herzen endlich Kurve 1.
Starten. Heute sollte stehend gestartet werden. Dieser WSB-Sport-Veranstalter hatte Ambitionen. Im Grunde war ich in einer Rennveranstaltung mit ein bißchen Training drumrum gelandet. Nur, dass das Training sich bisher dürftig gezeigt hatte. Ich nahm mir die zwei Zettel von den Startaufstellungen und versuchte mir, meine Plätze einzuprägen.
"Fahr doch einfach nur los, das machst du doch sonst auch immer." Oschersleben, CR Moto, ein 600er-Rennen gegen unseren Henning. Einfach nur losfahren hatte gut geklappt, nur der Sack vor mir, also unser Henning, fuhr nicht so wirklich los. Es war bisher nie etwas passiert, wenn ich starten sollte, aber das hier war Most und Most hatte eine Kurve 1, in der man nicht in Schwierigkeiten geraten wollte. Zu eng, zu viele Starter, zu viel Potential.
Während ich mir meine Startplätze weiter einprägte, begann es draußen wieder stärker zu tröpfeln. Ich hatte mich wahnwitzigerweise für das Lady-Boxer-Reste-Rennen und das 600er-Rennen angemeldet, welche beide direkt hintereinander stattfinden sollten. Heute kein Problem, wer brauchte da schon Reifenwärmer...
Einfach so fahren wie immer. Das hatte den Charme, dass ich mich im alten Muster sicher bewegen konnte, aber war überhaupt nicht zielführend, denn hier in Most sollte ich endlich das Bremsen lernen wollen. Ein Satz mit X.
Mittlerweile tröpfelte es nicht mehr, es regnete in Strömen. Wenn es zu viel regnete, würde das Rennen sicher abgebrochen. Oder nicht? Wir waren hier in Most, und manchmal passierte hier bezogen auf die Sicherheit sehr Fragwürdiges.
Ich atmete noch einmal tief durch. Selbstgewähltes DNF war immer eine Option. Es war keine Schande, ein Rennen nicht zu beenden, sondern den Zirkus vorzeitig zu verlassen, wenn man sich nicht gut oder sicher fühlte. Und niemand, auch kein Jan, hatte mich beiseite genommen und mir geraten, das alles zu lassen. Ich seufzte leise in mich hinein. Dann mal los. Die Strecke war voller Wasser, und tiefe Pfützen standen in den Senken. Tiefe Pfützen. Auch so eine Dummheit. Mit dem sorglosen Durchfahren einer tiefen Pfütze hatte ich mal eine RSV4 spontan auf die Seite gelegt, war gar nicht so witzig ist, wenn man im 90°C-Winkel auf die Strecke klatscht. Heute war kein Tag für Experimente. Immer wieder drehte ich den Kopf seitwärts, um die Regentropfen durch Fahrtwind vom Visier blasen zu lassen. Was fand ich nochmal so geil am Fahren im Regen, früher? Ach ja, dass niemand anders das wollte.
Ich wollte auch nicht. Aber ich hatte Prinzipien. Es gab keine Ausreden.
Nur noch wenige Minuten, dann sollte ich starten. Von Platz 12 in Reihe acht. Leider hatte ich mir die falsche Position, nämlich "Mitte" gemerkt (vom 600er-Rennen), so dass ich entgeisterte Blicke erntete von jemandem, der gern auf 10 gestanden hätte. Au, Backe, die kleinen Nummerntafeln rechts an der Mauer waren mir bisher gar nicht aufgefallen. Peinllich. Hoffentlich klappt es bei der echten Aufstellung.
Aufwärmrunde. Mir wird Angst und Bange. Eisenhaufen schieben sich durch Kurve 1. Ich sehe, dass ich Abstand halte, muss aber doch manchmal vorbei, so gruselig sind die Linien auf denen die Dampfer unterwegs sind. Das hier ist so ganz anders als die geile 600/750er-Gruppe, in der ich bisher mein Unwesen treiben durfte.
Nach 4,2 Kilometern Gischt und Pfützen finde ich fast den richtigen Startplatz. Ich bin langsam und spät. Man schickt sich schon an, von Flagge auf Ampel umzustellen. Ich höre meinen Atem im Helm so laut, dass das Gepladder aufs Visier in den Hintergrund rückt.
"Überleben", sage ich mir selbst, "heil wieder in die Box, darum geht es hier!" Die Ampel geht aus, und ich fahre einfach nur los. Drehmoment gepaart mit Furchtlosigkeit und Testosteron schiebt sich an mir vorbei und zielt auf Kurve 1. Meine Augen werden immer größer. Ich beneide Tanja, die weiter vorne mit ihrer BMW stand, und somit weniger mit ansehen muss von dem Spektakel. Wheelieangst, ich hatte nach über 15 Jahren immer noch Wheelieangst. Alle, wirklich alle in diesem Feld hatten, mehr zu verlieren als ich. Warum etwas riskieren. Ich entschied mich, das Rennen als Warmfahrübung für das folgende Rennen zu nutzen und schaltete auf den Safe-Mode. A propos "Mode". Die R6 fuhr im Standardmodus ("Rain" ist was für richtige Mimis


Öfter mal die Hände waschen!!!
- campari Online
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Und dann arbeitete ich mich durch das Feld. Irgendwann stoße ich auf Nummer 66.
Ich ließ ihm höflich den Vortritt, wo ich nur konnte, obwohl mich der Bremsklotz mächtig annervte. So überholten wir im Parralelflug oder hintereinander, wo es noch ging.
Wo ich Nummer 66 gern abgehängt hatte, war mittlerweile durch eine permanente-Gelb-Phase blockiert. In der schnellen Rechts unten vor dem Bogen lag seit einigen Runden ein Motorrad. Nicht ganz auf der Ideallinie, aber ziemlich nah dran. Und weiter rechts davon, am Kurveninneren lag etwas, was ich jede Runde beschwörend ansah, damit es sich nicht als Motordeckel entpuppte.
Allerdings sah es ziemlich so aus wie ein Motordeckel. Rechts eine Deckel, links ein gerutschtes Motorrad, was war wohl dazwischen? Ich hatte jede Runde genug Zeit, darüber zu sinnieren, denn das Gelb und die Linienwahl kostete uns Sekunden. In der nächsten Runde lag etwas weiter oben am Berg die Herrenfahrer-BMW. Mir war von Anfang an schleierhaft, wie man mit solch Gerät gern fahren mochte, aber hinfallen musste doch auch nicht gleich sein.
(Bin froh, dass sonst ein schwarzes Visier davor ist.) Irgendwann ließ der Regen nach, und das Rennen war vorbei. 10 Runden können verdammt lang sein. Aber ich bin froh, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Ich war heil wieder in der Box angekommen.
Tanja und ich waren tatsächlich die einzigen Damen, die sich in diese Wasserschlacht getraut hatten.
Ich ließ ihm höflich den Vortritt, wo ich nur konnte, obwohl mich der Bremsklotz mächtig annervte. So überholten wir im Parralelflug oder hintereinander, wo es noch ging.
Wo ich Nummer 66 gern abgehängt hatte, war mittlerweile durch eine permanente-Gelb-Phase blockiert. In der schnellen Rechts unten vor dem Bogen lag seit einigen Runden ein Motorrad. Nicht ganz auf der Ideallinie, aber ziemlich nah dran. Und weiter rechts davon, am Kurveninneren lag etwas, was ich jede Runde beschwörend ansah, damit es sich nicht als Motordeckel entpuppte.
Allerdings sah es ziemlich so aus wie ein Motordeckel. Rechts eine Deckel, links ein gerutschtes Motorrad, was war wohl dazwischen? Ich hatte jede Runde genug Zeit, darüber zu sinnieren, denn das Gelb und die Linienwahl kostete uns Sekunden. In der nächsten Runde lag etwas weiter oben am Berg die Herrenfahrer-BMW. Mir war von Anfang an schleierhaft, wie man mit solch Gerät gern fahren mochte, aber hinfallen musste doch auch nicht gleich sein.
(Bin froh, dass sonst ein schwarzes Visier davor ist.) Irgendwann ließ der Regen nach, und das Rennen war vorbei. 10 Runden können verdammt lang sein. Aber ich bin froh, dass ich mein Ziel erreicht hatte. Ich war heil wieder in der Box angekommen.
Tanja und ich waren tatsächlich die einzigen Damen, die sich in diese Wasserschlacht getraut hatten.

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- Heli66 Offline
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Der Samstag war wirklich schwierig. Selten eine Rennstrecke so unberechenbar rutschig im Regen erlebt. Die Anzahl der Stürze (inkl. mir) hab ich bei WSB so noch nie erlebt, das sind normalerweise fast unterbrechungsfreie Wochenenden.
Jeder der an dem Tag die Rennen gefahren ist, ganz großes Kino.
Wenn ich aber gewusst hätte dass mir mein lieber Mitstreiter um die Jahreswertung den billigen Henkel Sekt bei der Siegerehrung bis in die Nebenhöhlen spritzt, hätte ich mich nicht so beeilt den Bimmer wieder rennfertig zu stückeln, aber ein Regenrennen kann ich mir einfach nicht entgehen lassen
Jeder der an dem Tag die Rennen gefahren ist, ganz großes Kino.
Wenn ich aber gewusst hätte dass mir mein lieber Mitstreiter um die Jahreswertung den billigen Henkel Sekt bei der Siegerehrung bis in die Nebenhöhlen spritzt, hätte ich mich nicht so beeilt den Bimmer wieder rennfertig zu stückeln, aber ein Regenrennen kann ich mir einfach nicht entgehen lassen

- campari Online
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Es wird kräftig applaudiert. Jede Person, die dieses Rennen überstanden hat, wird beklatscht. Auch ich. Kaum davon Notiz nehmend, konzentriere ich mich darauf, dass ich ja gleich das wirklich wichtige Rennen vorhabe. Ob das wohl besser gutgeht? Zumindest kenne ich die Strecke und nasser wird es hoffentlich nicht werden. Während die R6 einen kleinen Regenservice bekommt, stapfe ich in meinen nassen Stiefeln hin- und her. Die triefnassen Handschuhe und den Helm habe ich schon ausgezogen. Eine Durchsage. Hä? Ist jetzt noch jemand hingefallen?!? Wegen einer Ölspur würde sich das Folgerennen verschieben.
Ölspur?
Es dreht sich ein kleines Rad, dann rastet etwas ein und es rattert, gaaaaaanz langsam. Klack.
Ölspur.
Ernsthaft? Es kam doch nicht jetzt erst jemand auf die Idee, die "Ölspur", über die wir mindestens sieben Runden fahren durften, wegzuputzen? Und wieso überhaupt wegputzen?!? Bei den Sturzbächen war doch alles längst sonstwohin gespült worden. Moaaah, Most, was soll denn das schon wieder? Diese Strecke machte mich fertig. An Professionalität mitunter kaum zu unterbieten. Eigentlich hätte unser Rennen abgebrochen gehört. Wenn nur irgendwer wegen Bremsversagens oder aus Schusseligkeit über die liegende Kuh gefahren wäre, er/sie/es wäre in hohem Bogen bis runter zu Matylda geflogen. Und jetzt machte man einen Aufriss wegen einer Ölspur, die es eigentlich schon viel länger gegeben haben könnte.
Vielleicht war es ja doch etwas Anderes. Ich wollte mich bestenfalls positiv überraschen lassen. Mit einem leicht flauen Gefühl in der Magengegend.
Ölspur?
Es dreht sich ein kleines Rad, dann rastet etwas ein und es rattert, gaaaaaanz langsam. Klack.
Ölspur.
Ernsthaft? Es kam doch nicht jetzt erst jemand auf die Idee, die "Ölspur", über die wir mindestens sieben Runden fahren durften, wegzuputzen? Und wieso überhaupt wegputzen?!? Bei den Sturzbächen war doch alles längst sonstwohin gespült worden. Moaaah, Most, was soll denn das schon wieder? Diese Strecke machte mich fertig. An Professionalität mitunter kaum zu unterbieten. Eigentlich hätte unser Rennen abgebrochen gehört. Wenn nur irgendwer wegen Bremsversagens oder aus Schusseligkeit über die liegende Kuh gefahren wäre, er/sie/es wäre in hohem Bogen bis runter zu Matylda geflogen. Und jetzt machte man einen Aufriss wegen einer Ölspur, die es eigentlich schon viel länger gegeben haben könnte.
Vielleicht war es ja doch etwas Anderes. Ich wollte mich bestenfalls positiv überraschen lassen. Mit einem leicht flauen Gefühl in der Magengegend.

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Für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob nicht alles Übel nicht nur mit "ich will aber unbedingt" anfängt, sondern vielmehr mit Stolz. Was war denn der Grund, dass ich hier auf- und abstiefelte, mit Patschnassen Füßen. Ehre und Moral, so ein Blödsinn. Wenn wir ehrlich waren, ging es mir darum, dass ich Prinzipien hatte. Ich wieselte mich nicht heraus, ich stand es durch. Und darauf war ich stolz.
Die nette Blondine von der Ausfahrtskontrolle lauschte in ihr Funkgerät und sah mich an. Zeigte dann nach oben, dann nach unten und sagte "Oil and rain, never good." Haha, echt? Und warum durften wir dann alle in dem rumfahren, was jetzt als Ölspur galt (was ja noch zu beweisen war, aber irgendwie festigte sich meine Vermutung immer mehr).
Ich schüttelte den Kopf und entgegnete "never good".
Da, da war sie, die Ansage zum ersten Aufruf. Noch einmal heftig seufzend stülpte ich mir meine Styroporschüssel über und dankte abermals Kuba, der mich zu den Kontaktlinsen bewegt hatte. Was es nicht alles gab. Nein, ein mit einem Brillengestell herausgepopelter Augapfel gehörte nicht zu den Dingen, die ich unbedingt haben wollte.
Zweiter Aufruf. Ach, eigentlich ist es ja auch egal. Moped ist warm, Boden ist nass. Reifen sind kalt, und bleiben das vermutlich auch.
Ich zwinkerte noch einmal die mir alle beide Daumen nach oben zeigende Dame an und fuhr auf die Strecke. Es regnete angenehm wenig, und die Pfützen waren etwas weniger tief geworden. Und da war es: ein gelb-rot blinkendes Panel zeigte sich genau vor unserer Moped-Liege-Kurve. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder mich aufregen sollte. ich entschied mich für lachen. Es wurde ein ganz kleines, eher sarkastisches Lachen. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Es war tatsächlich so, wie ich vermutet hatte. Nur, dass sich jetzt noch Spuren von weiß gefärbtem Wasser durch die Kurve schlängelten.
In der Startaufstellung ist nichts los. Und glücklicherweise finde ich meinen Platz 23 sofort. Eine 1:53x hatte nur für Platz 23 gereicht. Aber im Gegensatz zu den Boxerfahrern, die auch irgendwie Prinzipien zu haben schienen, hatte hier mindestens die Hälfte der Herrschaften gekniffen. Die einzige Frauschaft stand auf Platz 23. Vom sarkastischen Lachen war ein Mundwinkel übriggeblieben, der sich nicht wieder nach unten bewegte.
"Die werden sich alle in die Hose machen, wegen der Ölspur." Ich grinste. Diesmal fuhr ich ein bißchen besser los als beim ersten Rennen, aber Kurve 1 ließ ich genau so unambitioniert liegen. Wir haben 10 Runden, vielleicht wird die Hälfte das Ziel nicht erreichen. Schon oft hatten sich manche Probleme in einem Rennen ganz von allein erledigt. Das gelbe Gerät rollert wieder mal als letztes durch die Kurve. Es machte sowieso viel mehr Spaß, das Feld von hinten aufzuräumen. Ja, aufräumen. Manchmal musste man halt mal Gerümpel wegräumen. Nur heute nicht ganz so schwunghaft, sondern sehr, sehr zärtlich.
Schnell merke ich, dass auf den billigeren Plätzen nur Zweizylinder unterwegs zu sein scheinen. Und das nicht besonders zügig.
Froh, dass ich mich warmgefahren habe, weiß ich, dass meine Regenreifen noch für viele schnelle Runden gut sind, und lege mir Opfer, wie sonst auch, für den Kurvenausgang zurecht.
Irgendwann ist am Ende der langen Links nur noch Nummer 18 übrig. "Nach der Spitzkehre, nach der Spitzkehre", flüstere ich mir zu. Oder vielleicht jetzt? Ich peile, wie viel Platz zwischen seinem Hinterrad und dem rechten Streckenrand übrig ist, und ob ich es eventuell in der Rechtskurve vor der Spitzkehre schaffen kann.
What? Nicht einmal einen Meter vor mir zeigt sich Drehmoment von seiner fiesesten Seite. Schon wieder sehe ich meine Saison zwangsbeendet und finde mich mit "Reparieren" ab. Irgendwie rettet sich die Ducati zurück in die Vertikale, aber der Typ fährt einen komischen Bogen. Ich fahre auch einen komischen Bogen. Mit dem Überholvorgang ist es Essig. Aber wir sind wohl beide sehr froh, dass es so ausgegangen war. Nummer 18 lasse ich noch vor der Spitzkehre hinter mir. Ein Problem weniger.
Meine Mission ist es ab hier, alles, was nach Zweizylinder aussieht, aus Sicherheitsgründen zu versägen. Und sobald bei einem weitestgehend aufgerichteten Hobel das Drehmoment zuschlägt, wird es schwierig, so dass ich mitunter fast richtig Bremsen muss, um wieder ranzukommen. Also so viel, wie ich meinen dry-aged-Dunlops zutraue.
Entgeistert blinzle ich meine Kontaktlinsen zurecht. Da hinten ist die RJ27 mit dem weißen Heck, die beim Start weit vor mir stand. Das 600er Rennen fing endlich an.
Die nette Blondine von der Ausfahrtskontrolle lauschte in ihr Funkgerät und sah mich an. Zeigte dann nach oben, dann nach unten und sagte "Oil and rain, never good." Haha, echt? Und warum durften wir dann alle in dem rumfahren, was jetzt als Ölspur galt (was ja noch zu beweisen war, aber irgendwie festigte sich meine Vermutung immer mehr).
Ich schüttelte den Kopf und entgegnete "never good".
Da, da war sie, die Ansage zum ersten Aufruf. Noch einmal heftig seufzend stülpte ich mir meine Styroporschüssel über und dankte abermals Kuba, der mich zu den Kontaktlinsen bewegt hatte. Was es nicht alles gab. Nein, ein mit einem Brillengestell herausgepopelter Augapfel gehörte nicht zu den Dingen, die ich unbedingt haben wollte.
Zweiter Aufruf. Ach, eigentlich ist es ja auch egal. Moped ist warm, Boden ist nass. Reifen sind kalt, und bleiben das vermutlich auch.
Ich zwinkerte noch einmal die mir alle beide Daumen nach oben zeigende Dame an und fuhr auf die Strecke. Es regnete angenehm wenig, und die Pfützen waren etwas weniger tief geworden. Und da war es: ein gelb-rot blinkendes Panel zeigte sich genau vor unserer Moped-Liege-Kurve. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder mich aufregen sollte. ich entschied mich für lachen. Es wurde ein ganz kleines, eher sarkastisches Lachen. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Es war tatsächlich so, wie ich vermutet hatte. Nur, dass sich jetzt noch Spuren von weiß gefärbtem Wasser durch die Kurve schlängelten.
In der Startaufstellung ist nichts los. Und glücklicherweise finde ich meinen Platz 23 sofort. Eine 1:53x hatte nur für Platz 23 gereicht. Aber im Gegensatz zu den Boxerfahrern, die auch irgendwie Prinzipien zu haben schienen, hatte hier mindestens die Hälfte der Herrschaften gekniffen. Die einzige Frauschaft stand auf Platz 23. Vom sarkastischen Lachen war ein Mundwinkel übriggeblieben, der sich nicht wieder nach unten bewegte.
"Die werden sich alle in die Hose machen, wegen der Ölspur." Ich grinste. Diesmal fuhr ich ein bißchen besser los als beim ersten Rennen, aber Kurve 1 ließ ich genau so unambitioniert liegen. Wir haben 10 Runden, vielleicht wird die Hälfte das Ziel nicht erreichen. Schon oft hatten sich manche Probleme in einem Rennen ganz von allein erledigt. Das gelbe Gerät rollert wieder mal als letztes durch die Kurve. Es machte sowieso viel mehr Spaß, das Feld von hinten aufzuräumen. Ja, aufräumen. Manchmal musste man halt mal Gerümpel wegräumen. Nur heute nicht ganz so schwunghaft, sondern sehr, sehr zärtlich.
Schnell merke ich, dass auf den billigeren Plätzen nur Zweizylinder unterwegs zu sein scheinen. Und das nicht besonders zügig.
Froh, dass ich mich warmgefahren habe, weiß ich, dass meine Regenreifen noch für viele schnelle Runden gut sind, und lege mir Opfer, wie sonst auch, für den Kurvenausgang zurecht.
Irgendwann ist am Ende der langen Links nur noch Nummer 18 übrig. "Nach der Spitzkehre, nach der Spitzkehre", flüstere ich mir zu. Oder vielleicht jetzt? Ich peile, wie viel Platz zwischen seinem Hinterrad und dem rechten Streckenrand übrig ist, und ob ich es eventuell in der Rechtskurve vor der Spitzkehre schaffen kann.

Meine Mission ist es ab hier, alles, was nach Zweizylinder aussieht, aus Sicherheitsgründen zu versägen. Und sobald bei einem weitestgehend aufgerichteten Hobel das Drehmoment zuschlägt, wird es schwierig, so dass ich mitunter fast richtig Bremsen muss, um wieder ranzukommen. Also so viel, wie ich meinen dry-aged-Dunlops zutraue.
Entgeistert blinzle ich meine Kontaktlinsen zurecht. Da hinten ist die RJ27 mit dem weißen Heck, die beim Start weit vor mir stand. Das 600er Rennen fing endlich an.

Öfter mal die Hände waschen!!!