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Ab wann darf eine Gabel "durchschlagen"

Fahrwerk, Tuning, Reifen, Tips&Tricks,...

Moderatoren: as, Chris

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Beitrag von Wildsau »

Wenn du schlagartig voll durchziehst findet praktisch keine Gewichtsverlagerung nach Vorne statt.
Ergo blockiert das Vorderrad sofort, und das ABS macht einfach auf.
Da ist die ABS Generation völlig egal.

Anders rum muss man bei ABS Systemen mit Überschlagsverhinderern drauf achten nicht zuviel Gewicht nach Vorne zu verlagern.
Sonst hebt das Hinterrad zu schnell ab, und führt wiederum dazu das der Überschlagsverhinderer Bremsdruck rausnimmt.

Und genau deswegen sollte man sich mit dem ABS System von seinem Motorrad intensiv beschäftigen.
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  • Veilseid Offline
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Re: Ab wann darf eine Gabel "durchschlagen"

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Beitrag von Veilseid »

Die Generation ist nicht egal, da die ersten ABS Systeme mit weit weniger Algorithmen gearbeitet haben als jene von heute, die Technik ist weit besser geworden, ich habe z.B. über das RCK ein IDM ABS Setup, das gibt extrem spät wieder frei, ohne Überschlag oder andere theoretische Auswirkungen, dass Hinterrad hebt sogar ein wenig ab bevor das mal was tut.

Klar ich bin ein Nasenbohrer falls jetzt kommt, die GP hat auch kein ABS, und genau das meine ich aber, ein ABS heutzutage ist für mangeld Begabte eine Unterstützung.
  • Wildsau Offline

Beitrag von Wildsau »

Ich hab nie auch nur ein negatives Wort über ABS verlautbaren lassen.
Im Gegenteil, ich hätte gern wieder eines.
Bereits das BMW ABS II fand ich super.

Ich sage nur das man auch mit ABS nicht einfach digital zugreifen darf.
  • werko#2 Offline
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Re: Ab wann darf eine Gabel "durchschlagen"

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Beitrag von werko#2 »

Servus,

zurüch zum Thema

eine Gabel sollte nur bei bei einer außergewöhnlichen Überlastung durchschlagen, also Schlagloch in der Anbremsphase z. B. Auf der Rennstrecke darf die Gabel nie auf den metallischen Anschlag durchfedern, weil dadurch der Reifen überlastet wird und blockieren kann oder das ABS erkennt eine Gefahr und fängt an zu regeln.

Durchlagen tut eine Gabel dann wenn:

-Die Feder generell zu weich gewählt ist.
-die Druckstufendämpfung durch eine zu weiche Auslegung im Mid- und Hihspeedbereich zuwenig Dämpfkraft aufbaut (kann durch mehr Druckstufendämpfung, also weniger Klicks aufdrehen, behoben werden).
-das Luftpolster zu groß ist und nicht genügen Federprogression bereitstellt (lässt sich auch ändern)
-Die Federvorspannung so gering ist, dass der Negativfederweg zu groß, der Positivfederweg zu klein ist.
-Statisch zuviel Gewicht auf der Vorderachse lastet (zu hohe Zuladung)
-Der Hydrostopp, also der hydraulische Anschlag lahmgelegt wurde, ohne die Gabel entsprechend abzustimmen (härtere Federn, kleineres Luftpolster, mehr D-Dämpfung). Der Hydrostopp wird bei Rennstreckenabstimmungen gerne lahmgelegt, verkürzt oder durch einen Gummianschlag ersetzt.

Mit Kabelbinder oder O-Ring lässt sich feststellen wie weit die Gabel eintaucht. Dazu muss der Federweg aber klar definiert sein, also ohne Feder vermessen werden. Denn eine Gabel muss nicht zwingend bis zum Gabelfuß eintauchen.

Wenn man bei einer konventionellen Cartrige Gabel den Negativfederweg für die Rennstrecke mit etwa 25 bis 30 mm ohne und 30 bis 40 mm mit Fahrer einstellt, die Federrate stimmt (zwischen 9 und 10,5 kc/cm) und das Luftpolster zwischen 80 und 120 mm liegt (je nach Federrate) kann eigentlich nix passiern.

Bei allen Änderungen immer beachten, dass eine "härtere" Gabel auch die dynamische Fahrhöhe, und damit die Lenkgeoemtrie beeinflussen kann.

Gruß Mini
  • chris9 Offline
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Re: Ab wann darf eine Gabel "durchschlagen"

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Beitrag von chris9 »

Schöne Zusammenfassung.
Ergänzend: durch andere Innereien, Innenführung z.B., kann sich das (benötigte) Luftpolster extrem ändern.
  • werko#2 Offline
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Re: Ab wann darf eine Gabel "durchschlagen"

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Beitrag von werko#2 »

noch zum ABS,

ältere Systeme verlangen einen ebenso weichen Druckaufbau wie ohne ABS, damit die dynamische Radlaständerung ohne Blockade für eine maximale Verzögerung genutzt werden kann. Aktuelle ABS erkennen die sogenannte "Bremsstrategie" und lassen einen abrupten (Schreckbremsung) Druckaufbau garnicht zu. Das heißt, der ABS Elektronik erkennt die Schreckbremsung und übernimmt in sekundenbruchteilen den Bremsdruckaufbau nach einem hinterlegten Muster. Speziell beim Kurven-ABS merkt man diesen Vorgang deutlich. Da kannst du in voller Schräglage zupacken- und das Motorrad verzögert relativ sanft, aber immernoch so stark, wie man sich das manuell nicht trauen würde.
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Re: Ab wann darf eine Gabel "durchschlagen"

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Beitrag von Chefschrauber »

@werko#2

...tolle Antworten! :D

Danke sehr!
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Re: Ab wann darf eine Gabel "durchschlagen"

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Beitrag von Chefschrauber »

Ich hatte meine Speedy gerade in der Inspektion....
Habe dem Freundlichen mitgeteilt, dass die Gabel gemacht wurde und er nach der Probefahrt bitte mal seine Meinung zur Gabel ausdrücken soll.
Da er selbst auch gern auf der Renne unterwegs ist und kein Kind von Traurigkeit ist, vertraue ich seiner Meinung durchaus.

Er sagt die Gabel ist gut gemacht, spricht sauber an und schlägt nicht durch. Die Brutalnummer hat er nicht probiert, hat jedoch bis in den ABS Regelbereich gebremst.
Alles gut, Ich soll fahren und Spaß haben.

In diesem Sinne, euch allen ein frohes Weihnachtsfest!
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Re: Ab wann darf eine Gabel "durchschlagen"

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Beitrag von FrontPlayer »

Chefschrauber hat geschrieben:Ich hatte meine Speedy gerade in der Inspektion....
Habe dem Freundlichen mitgeteilt, dass die Gabel gemacht wurde und er nach der Probefahrt bitte mal seine Meinung zur Gabel ausdrücken soll.
Da er selbst auch gern auf der Renne unterwegs ist und kein Kind von Traurigkeit ist, vertraue ich seiner Meinung durchaus.

Er sagt die Gabel ist gut gemacht, spricht sauber an und schlägt nicht durch. Die Brutalnummer hat er nicht probiert, hat jedoch bis in den ABS Regelbereich gebremst.
Alles gut, Ich soll fahren und Spaß haben.

In diesem Sinne, euch allen ein frohes Weihnachtsfest!
Da sieht man mal, was für ein Lulli dein Freundlicher ist! Du bekommst die Gabel permanent metallisch-klingend auf Block und der noch nicht mal, wenn er es drauf anlegt? :mrgreen:
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Re: Ab wann darf eine Gabel "durchschlagen"

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Beitrag von arlecchino »

Blöde Frage - vielleicht hab ich es überlesen:
Was zeigt dein federwegsindikator nach einem flotten turn an?

Dessen Wert zeigt dir doch klipp und klar ob die Gabel zu weich abgestimmt ist oder nicht. Damit erübrigt sich jegliche Diskussion.
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