Lange Nächte, kurze Sonnenstunden, heisse Sonnenwonnen und Regenschauer biblischer Proportionen gehen ins Land. Unsere Helden und Schurken schmieden und hoffen. Gute Zeiten und schlechte Zeiten vergehen. Tango, Flamenco, Tarantella und Fandago ertönen furioser denn je. Vollrasierte Lederhelden und holde Gasamazonen leben und leiden. Und wir lauschen ihrem Treiben wieder zu…
(Abschluss der Verhandlung über Stafel 2 und Sendeplatz mit 9Live) Folge 8
(Titelmusik)
(Cast)
(Irgendwo in Dunkeleuropa)
Mit all seiner rassigen Leidenschaft streichelt er den grossen Schwarzen, ein bisschen Flutschi-Spezial, sehr viel Liebe und voller Zungeneinsatz. Da ständige Auf und Ab, nicht zu schnell, nicht zu langsam. Seine Hände erforschen jeden Winkel, streicheln, zupfen, geben hier und da einen kleinen Klatscher. Sein Po - mit einem Ledertanga bekleidet - schwingt verführerisch in der Luft jede Note des Flamencos treffend. Versunken in seiner Tätigkeit, ein wahrer Meister in seinem Element, lebt Julio auf. Ist im Moment. Frönt seinen innersten Wünschen und tiefsten Geheimnissen. Er lebt für den Augenblick in dem sein Mund diese kleine Öffnung berührt, in dem ein kleiner Luftzug seine Zunge zum perlen bringt, in dem sein Mund leicht pustend oder saugend das macht wofür Julio in diese triste Welt voller Euro3-Tüten und Dosenfahrer gesetzt wurde. Er ist der Moment und der Moment ist Julio.
Im ersten Atemzug nimmt Julio es gar nicht wahr. Doch dann erreicht ihn der tosende Applaus, das Pfeifen, die schiere Freude der Massen. Der Moment verlässt ihn und mit etwas Trauer hebt sich sein Blick auf die Luftdruckanzeige und die behäbig blinkenden 2.300000 Bar. Noch einmal streicht er den zarten Gummi und der unschuldige Junge, der sein Leben dem Blasen gewidmet hatte und sich nur den einfachen Lederfreuden des Lebens hingeben wollte, verlässt den Schurken Julio. Die Trauer weicht einem überlegenen Grinsen. Wie paarungsreifer Flamingogockel erhebt sich der Blasimperator und blickt, seinen Biaggi Bart streicheln, überlegen dem Richterpodium entgegen. Und Alles kapituliert vor dieser Urkraft. Nur perfekte 10 strahlen ihm vom Podium entgegen. Mit dem wildesten Poschwung erlöst sich Julio. Die drückenden Pumps, der schlecht sitzende Tanga, der transparente Pominimizer, der verschmierte Lippenstift – alles ist in diesem Augenblick vergessen: er ist WELTMEISTER!
Er ist es. Der Imperator, der Dominator, der Besten der Besten, der Mann mit dem goldenen Speichel. Und heute, hier in Brünnonia, weiss es auch endlich der Rest der Welt. Jeder Jüngling könnte jetzt seiner sein. Ein Blick reicht damit sie hinschmelzen und sein sind. Doch etwas fehlt dem Schurken. Tief in seinem Inneren surrt ein trauriger White Power Minnesang… Antonio wo bist du?
(Szenenwechsel)
Casia sitzt vor der Eisdiele und geniesst ihren Spaghetti-Becher. Die Duc wird von Bücklingen umschwirrt und trotz ihrer fehlenden Oberweite wird auch sie von eindeutigen Angeboten nicht verschont. Nach der zehnten blöden Anmache („Ich bin Fotograf und suche nach Rennhöckern wie deinen…“) erscheint endlich Domenico und würgt gemäss dem ungeschriebenen Eisdielenkodex seine Gixx auf Derbste vorne bremsend und gabeleintauchend ab. Seine AGV Replica mit Blümchenmustern abstreifend lächelt er müde seiner Schwester entgegen.
Domenico, Domenico, Domenico… Unser werter Held ist nicht mehr. Aus dem sanften Flüsterer ist ein tiefer männlicher Sopran geworden. Laut klappern seine Kastagnetten, reisserisch ist sein Blick. Der Grund für die Veränderung sitzt auf dem Sozius den Helden umarmend. Der Geheimnisvolle, der ewige Sucher, der Kastagnettenmeister, Normen.
„Wie geht es Dir liebster?“ halt es Domenico entgegen.
Die müden Gesichtszüge vertreibend antwortet er: „Erschöpft und dennoch glücklich bin ich Casia. Gute Nachrichten bringe ich Dir!“
Nach dem etwas umständlichen Absteigen (wenn Normen nicht so klammern würde) fährt unser Sopran fort: „Lange haben wir gesucht. Die barbarischsten und dunkelsten Techniken haben wir erlernt.“
„Oh Domenico…“ antwortet Casia mit böser Vorahnung nach der Bepanthen Eichel- und Aftersalbe greifend „Du hast doch nicht etwa?“
„Doch Casia. Doch! Es hat sich diesmal gelohnt.“ Beim letzten Wort entweicht dem geheimen Kastagnettenmeister ein leichter zufriedener Seufzer.
„Wir haben es endlich gefunden, die Lösung!“
„Nun spann mich nicht auf die Folter!“
„Die Hühner… Die pissen wirklich nicht!“
Ein Raunen geht durch die Menge.
(Szenenwechsel)
Nicola kann es nicht lassen. Ständig spielt sie daran rum. Eines ihrer innersten Wünsche ist in Erfüllung gegangen. Mal streichelt sie es sanft, mal geht sie rau zur Sache das Gammasutra zur Rate ziehend. Ein leichtes Stöhnen ist zu hören. Wie ein neugieriges Kind in der Pubertät entdeck sie es neu, in einem anderen Licht. Ihr Spiel wird vom mückenähnlichen Säuseln gestört. Immer und immer wieder. Irgendwann kann unser Tango-Ninja nicht mehr…
„Valentina, jetzt steig endlich von deinem Scheiss-Yamaha-Roller ab und lege mit Hand an. Und zieh diese schwule Sonnenbrille aus. Ich glaub es hackt hier!“
Und unser lächelnder Schelm krabbelt voller Freunde zu Nicola rüber. Zusammen erforschen sie die verbotenen Früchte. Und endlich, nach viel Gleitcreme, schweissgebadet und dennoch glücklich, verstummt das Stöhnen und Nicolas Wilbers Federbein macht das wofür es geboren wurde.
So grinsen Nicolas alte Dämonen Valentina an: „So! Und jetzt gehen wir Julio klatschen!“
(Szenenwechsel)
Die Ruhe brauchte ihre Zeit, dennoch ist es nun grabesstill. Erstaune Blicke werden ob der neuen Weltentdeckung ausgetauscht. Nur Katzenohren können das hochfrequente Reiben von Casias Händen an Domis Allerwertestem ausmachen. Nur Hundenasen können den feinen Geruch von Bepanthen aufnehmen.
Der schweigende Meister sticht in die Stille hinein: „Domenico, lang und beschwerlich war dein Weg.“
„Tief in dein Innerstes musste ich eindringen um Dir die Wahrheit zu bringen.“
„Doch du hast dich als würdig erwiesen. Du bist nun bereit. Daher…“
„Der Attentäter, der Schurke, der dein Leben will ist…“ Er holt tief Luft.
Just in dem Augenblick erscheint eine Armada von Haushühnern im Himmel über der Eisdiele und pisst den Meister voll.
(Szenenwechsel)
Antonios Po glüht in Regenbogenfarben. Schwer ist sein Atem. Für uns liebe Mitlauscher hört es sich nach letzten Atemzügen an. Ist Antonio bald nicht mehr? Was ist geschehen?
Dies täuscht. Glücklich ist unser Held, nein, Glück ist zu simpel für unseren Altimperator, solche Gefühle erfährt er nicht mehr. Denn er…
hat das Klatschen seiner rechten Pobacke gerade vernommen!
Ist er nun bereit für die Rache?
(Szenenwechsel)
Kurz bevor Normen sein letztes Lebenslicht ertrinkend aushaucht entweicht ihm noch die dunkle Wahrheit:
„Domenico… Der Julio, die Ledersau hat Dich gefickt!“
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Blubb